Hallo, Phanta-Menschen.
Ich habe eine kleine Aufgabe für euch: Beschreibt das Unbeschreibbare. Aber was genau ist unbeschreibbar? Nun, meiner Meinung nach dürfte eigentlich niemand davon schreiben, zu sterben, man hat es ja nicht erlebt und dürfte daher kaum wissen, wie es sich anfühlt, den letzten Atemzug zu tun. Oder, um es von der anderen Seite anzugehen, vom Tod zurückgeholt zu werden bzw. eine Nahtoderfahrung zu machen: Wer hat so etwas denn schon erlebt?
Nun, ob erlebt oder nicht - genügend Autoren packen ihre Sprachkoffer aus und schustern Absätze über den Tod, das zum-Leben-Erwachen, Krankheiten (die sie nie hatten) und Reisen in die Psyche, die sonst nur erfahrenen Psychologen gelingen. Seid ihr auch solche Meister der Fantasie über Dinge, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann? Wie beschreibt ihr ähnliche Dinge in euren Projekten?
Ich werde einmal den Anfang mit zwei Beispielen machen, die in meinen Schreibereien vorkommen:
Das SterbenSie hatte nicht erwartet, wirklich auf einem Grund aufzukommen. Eher, dass das Spiel einfach aufhören würde, ihren Tod akzeptieren würde. Stattdessen spürte sie, wie ihre Schulterblätter mit einem Knirschen auf den Stein trafen. Wie ihr Hals noch während des Aufschießens von Schmerzen splitterte. Wie ihr ganzer Körper zerbrach und Blut sie von innen füllte. Während eines winzigen Augenblicks, der angefüllt war von gar unnatürlichen Qualen – unnatürlich, weil es nicht sein durfte, dass ein Lebewesen die Schmerzen seines Todes in voller Gänze erfassen konnte – war Kaylee klar: Sie war gerade
gestorben.
Dann ging alles ganz schnell: So laut, dass es in ihren Ohren schmerzte, hörte sie sich selbst halb erstickt nach Luft schnappen. Lichter, Bilder rasten auf sie ein und Geräusche prasselten nieder, während die Spielliege unter ihr im Takt mit den Krämpfen ihres Körpers bebte. Ihr Hals war noch immer gebrochen! Sie konnte fühlen, wie literweise Blut aus ihrer Kehle sprudelte und sich selbst kreischen hören, als wäre es nicht sie, sondern die Schmerzen selbst, die ihre Grausamkeit in die Welt schickten! – Plötzlich war es dunkel.
Eine Seele beginnt, auf einem Planeten zu existierenEs fühlte sich an, als packe das Leben selbst zu, mit kühler, kräftiger Hand. Keine Erinnerung an ein Davor, keine Kenntnis von Diesseits und Jenseits, von Licht und Schatten, von jeder möglichen Ordnung oder Chaos, ein scheinbar grundloses Erwachen aus … woraus? Die ersten Fragen entfachten als erste Gedanken und zwischen dem Wirrwarr an Worten, die es erst als Worte zu erkennen und verstehen galt, gab es doch etwas, eine einzige Sicherheit: Plötzlich und ohne weiteres
existierte ich. – Ich? Etwas wuchs in mir, ein Selbstbewusstsein, das sich noch an meine inneren Wände klammern musste, um nicht wieder zu zerfallen. Es ermöglichte mehr und mehr, mein Selbst zu begreifen, während die Schwärze, die sich mittlerweile als solche benennen ließ, allmählich zurückzog. Und hinter der Schwärze, indessen meine Gedanken um Grund, Zweck und Art meiner Existenz kreisten, erwachte das tiefdunkle Grün eines Waldes bei Nacht.
Ich bin gespannt, welche Unmöglichkeits-Schöpfungen ihr hervorgebracht habt.