Yo Dream.
Deine Frage hängt von sehr vielen Faktoren ab, was es - wie du schon richtig gesagt hast - extrem schwer macht, eine pauschale Antwort zu geben.
Faktor Nummer eins wäre dein Schreibstil: Man kann alles so schreiben, dass es für den Leser spannend ist. Egal, ob es sich um Actionszenen handelt oder um die Beschreibung der Protagonistin, die über einen stillen Gang wandert.
Faktur Nummer zwei ist der Grad der Spannung, die die Vorhandlung mitbringt: In meinem Projekt ist es so, dass bis zum zweiten Drittel des Manuskripts nur Fragen über die wahren Begebenheiten aufgeworfen werden. Sprich: Man weiß nicht, was eigentlich genau los ist und warum diese verstörenden Dinge passieren. Das klingt ähnlich wie bei dir. Aber dadurch, dass es viel Charakterinteraktion gibt, viele neue Fragen, viele Entdeckungen und Andeutungen, ist es sehr gut möglich, dass du den Leser nur noch begieriger darauf machst, weiter zu lesen. Man darf dabei einfach nicht den roten Faden verlieren und muss dem Leser zeigen, dass trotz der fehlenden Haupthandlung alles auf etwas bestimmtes hinausläuft.
Das ist, denke ich, die Quintessenz bei deinem Problem: Der Leser muss bei jeder Seite und jeder Szene ganz genau spüren, dass das, was passiert, einen Grund hat und dass jede neue Begegnung und jedes neue Problem darauf hin arbeitet, die Haupthandlung endlich explodieren zu lassen. Das Schwierige ist, diese unterschwellige Nachricht übertragen zu können. Alltagsszenen sind sehr schwer zu schreiben, ohne in diesen Film-flam-tittle-tattle-Ton zu verfallen. So einem richtungslosen Wischiwaschi. Verstehst du, was ich meine?
Was ich damit sagen will ... nun, so ganz vom Gefühl her würde ich sagen, dass es nicht schlecht ist, mit der Haupthandlung bis zur 180. Seite zu sparen. Aber dann muss man es halt richtig, richtig gut machen. So, dass der Leser eben nicht die Lust verliert.
Liebe Grüße,
Kazu