Damit es nicht plötzlich in ein anderes Genre gehört... sch-- auf das Genre, würde ich salopp sagen. Wenn du eine gute Geschichte hast und die Idee ihren Ausgang dabei genommen hat, dass du eine Dystopie schreiben wolltest, ist es doch nicht wichtig, ob andere darin am Ende auch eine erkennen. Du hast ja keinen Vertrag oder so, der dich an ein Genre bindet.
Und generell ist das, was du gesagt hast nur das, was häufig in Dystopien vorkommt, es ist nicht Pflicht. Eine Dystopie ist in erster Linie das Gegenteil einer Utopie. Und eine Utopie meint den Entwurf einer idealen Welt. Wurde erstmals im 16. Jahrhundert von einem Engländer (?) verwendet, der machte eine Umfrage, wie sich Leute den idealen Staat vorstellen und hat daraus eine Geschichte gemacht - eigentlich, um Gesetzesentwürfe danach zu entwerfen.
Dystopie ist demnach etwas, wo entscheidende Dinge in der Gesellschaft schief laufen. Möglichst sollten es Probleme sein, die tatsächlich existieren, nur eben überspitzt/ im Extremen in die Zukunft weitergesponnen. Das typische Muster mit dem Arm/Reich und unterdrücktes Volk ist beliebt, ja, das stimmt. Aber ich wage böse zu behaupten, dass das auch daran liegt, dass sich das gut schreiben lässt. Es ist so Zweipolig, dass sich gut ein Konflikt daran aufbauen lässt.
Aber - zumindest nach der Auffassung von Dystopie, die ich habe - kann eine Dystopie auch davon handeln, dass alle aufhören, ein richtiges Leben zu leben, sondern nur noch auf elektronischen Medien angewiesen sind. Man kann sich natürlich auch an politisch heikleres wagen, Szenarien, die verschiedene, heute andauernd auftretende Situationen im negativen weiterspinnen, aber das bedürfte glaube ich schon ziemlichen Könnens (ich würde es mich jedenfalls nicht trauen).
Aber wenn dir irgendein Missstand besonders auffällt, nimm ihn, überlege genau, woher er kommt, wie er sich weiter auswirken könnte - und spinn eine Geschichte darum, die diese Warums oder das Wie deutlich macht.
Viele Grüße,
Thiod.