Für das Weiterkommen würde ich sagen, dass du ja einfach im Präsenz weiterschreiben kannst, damit du vorankommst. Das dann später aneinander anzupassen, ist zwar mühsam, aber zumindest nicht kompliziert. Und ehe man hängen bleibt.
Was die endgültige Entscheidung angeht, solltest du es so machen, wie du wirklich denkst, dass es zu der Geschichte passt. Da ich selbst gegen das Präsenz voreingenommen bin, kann ich dir vll. keinen so guten Rat geben. Aber ich würde mich an deiner Stelle fragen, ob es auch etwas abseits eines wagen Gefühls gibt, das für die eine oder andere Zeitform spricht. In Geschichten zum Beispiel, wo der Ich-Erzähler stirbt, ist Präsenz angemessen, da er nicht im Nachhinein erzählen kann (normalerweise, es gibt ausnahmen). Wenn man einen so eindeutigen Grund nicht hat, sollte man sich trotzdem über den Erzähler Gedanken machen. Aus welcher Situation heraus erzählt er oder umgekehrt über den Leser, wie soll es auf den Leser wirken.
Ich persönlich würde immer sagen, dass das Präteritum die normale Form für einen Roman ist, und daher andere Formen eher einer Begründung bedürfen, aber das ist eben nur meine Meinung. Als Leser habe ich (vor allem bei Ich-Erzählern) im Präsenz meist das Problem, dass ich ständig sowas denken muss "Verflucht, sie ist gerade dabei, sich mit drei Leuten zu prügeln, wie kann sie da gleichzeitig aufschreiben, was passiert". Präsenz hat eine andere Intensität, und meinem Gefühl nach kann diese leicht unangemessen wirken, wenn man sie über viele hundert Seiten zieht.
Das "Andererseits", das für das Präsenz plädiert, sollte vll. jemand anderes schreiben, da ich selbst keine guten Argumente habe, obwohl ich weiß, dass es welche gibt.
Jedenfalls wollte ich sagen, dass du versuchen könntest "rationaler" über den "Sinn" der Zeitform zu reflekiteren - es sei denn natürlich, das würde dich ganz rausbringen.
Viele Grüße,
Thiod.