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Autor Thema: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik  (Gelesen 95226 mal)

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #45 am: 18. April 2013, 17:51:52 »
Kannst du deine Fehler selber gut erkennen? Oder brauchst du dazu Testleser?
Man erkennt nie alle Fehler (es sei denn, man ist Literaturnobelpreisträger - dann hat man keine Fehler mehr, sondern nur noch stilistische Eigenheiten  ;)). Ich erkenne aber genügend Fehler, damit die Lektorate und auch ich selbst mit meinen Texten zufrieden sind. In der Regel verzichte ich auf Testleser.

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #46 am: 19. April 2013, 21:33:48 »
Ich hatte neulich empfohlen, sich einmal die ersten Sätze einiger Bücher anzuschauen und zu überlegen, was einem daran gefällt und was man für die eigenen Texte übernehmen kann. Spaßeshalber stelle ich Euch mal die ersten Sätze der von mir veröffentlichen Bücher ein:

1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

2) Der Schmerz zog an jeder Faser seines Körpers.

3) Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

4) Die klagenden Geräusche zerrten an Neerjans Nerven.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.

6) Nicht denken!, ermahnte sich Fiana.

7) Mucki lief oft weg, obwohl sein Vorderlauf nicht gut verheilt war.

8 ) Verehrter Hochprophet!

9) Xaira versuchte, ihre Erinnerungen an Wehrheim mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was sie in der Abenddämmerung vor sich sah.

10) »Für einen Binsböckel kann eine Heirat kein Problem sein.«

11) Manche behaupteten, die Wolkenquallen hätten ein besonders sensibles Gehör.

12) »Mögen die Götter ihre Brüste verschrumpeln und die Früchte ihres Schoßes verfaulen lassen«, murmelte Pao Tell, Herzog von Sax, pustete über den heißen Tee und schlürfte das bittere Getränk aus der Porzellantasse, die er mit Zeigefinger und Daumen an dem filigranen Henkel balancierte.

13) Das also war Endorns Haus.

Ich finde selbst nicht mehr alle gelungen, andere gefallen mir nach wie vor.
Was meint Ihr? Könnt Ihr erkennen, welche eher zu einem Fantasy-Stoff passen und welche eher zur Science Fiction oder zum Horror? Sind welche darunter, die Euch ansprechen? Falls ja - was wird in denen vermittelt? Was zieht Euch in die Geschichte?

Ihr könnt das gern für Euch selbst überlegen, wenn Ihr Lust habt, oder ein bisschen mit mir darüber diskutieren. Ganz wie Ihr mögt.

Selbstverständlich könnt Ihr gern auch weiterhin Eure eigenen Fragen stellen.

Offline Jayda-Rose

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #47 am: 19. April 2013, 21:48:52 »
13) Das also war Endorns Haus.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.

Diese beiden gefallen mir sehr gut. Ich kann nicht genau sagen wieso...
Aufjeden Fall wecken diese beiden am ehesten meine Neugierde und den Willen, mehr lesen zu wollen ;)
Ich kann aber im ersten Moment keine Gemeinsamkeiten finden. Oder etwas, was die anderen nicht haben...
Ich schau es mir später vielleicht noch genauer an.
Ich tippe darauf, dass beide Fantasy sind.

Grüße ♥ Rose
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt - Albert Einstein

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #48 am: 19. April 2013, 21:54:06 »
Ich tippe darauf, dass beide Fantasy sind.
Das stimmt.
Die offensichtlichste Übereinstimmung scheint mir zu sein, dass in beiden Sätzen ein Gebäude eine wesentliche Rolle spielt.
Lässt Du Deine eigenen Geschichten gern an ungewöhnlichen Orten spielen? Sind Dir vielleicht einige Schauplätze aus Deinen Lieblingsbüchern besonders lebhaft in Erinnerung? Was für ein Schauplatz ist für Deinen aktuellen Text maßgeblich? Könnte diese Geschichte vielleicht auch woanders spielen? Wenn ja - würde sie das besser machen? Wenn nein - was macht Deinen jetzigen Schauplatz so herausragend, so wichtig für die Geschichte - und zeigst Du das dem Leser auch deutlich?
 ;)

Offline Jayda-Rose

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #49 am: 19. April 2013, 22:04:57 »
Hmmm ja... der Ort ist bei mir tatsächlich sehr wichtig und ich kann mir nicht vorstellen ihn zu verlegen!
(Unterirdische riesige Labore... so gewöhnlich ist das ja nicht)
Außerdem habe ich viel darüber nach gedacht, auf welchen Kontinent meine Geschichte spielen wird.
Mir ist das noch gar nicht so aufgefallen, dass mir "Orte" wichtig sind und ich mir viele Gedanken darüber mache.

Aber ich hab noch mal darüber nachgedacht warum ich die Änfänge so mag.
13) Das also war Endorns Haus.

Ich habe letztens ein Horror-Buch gelesen, indem ein brutaler Geist jeden umbrint, der sein Haus betritt. Es hat mir sehr gut gefallen und ich hatte sofort wieder das Gefühl, dass eine spannende Szene folgen wird.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.
Ich hatte das Gefühl sofort in einer träumerischen wunderschönen elbenhaften Stadt zu sein, die einfach malerisch gelegen und verzaubert ist.
Diese Athomstphäre gefällt mir sehr gut (ich kann mich natürlich total irren :D)

Grüße ♥ Rose




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Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #50 am: 19. April 2013, 22:14:35 »
Ich hatte das Gefühl sofort in einer träumerischen wunderschönen elbenhaften Stadt zu sein, die einfach malerisch gelegen und verzaubert ist.
Diese Athomstphäre gefällt mir sehr gut (ich kann mich natürlich total irren :D)
Bei Nummer 5) liegst Du damit richtig. Dort beginnt die Geschichte tatsächlich an einem idyllischen Ort. Ich nehme an, dass die Wortwahl (also wie es gesagt wird, nicht so sehr, was geschildert wird) diesen Eindruck unterstützt: Die Sonne hauchte (das impliziert etwas Sanftes, Zärtliches - anders als "strahlte" und noch sanfter als "schien"), es gibt einen Schimmer (auch eher sanft im Vergleich zu "Gleißen" oder "Blitzen"), die genannten Farben sind Rosa und Weiß (ebenfalls eher sanft), es geht um einen Palast (keine Burg, keine Festung) und dazu kommt der Sonnenuntergang.

Bei Nummer 13) ist es allerdings ein düsterer Ort, an dem die Geschichte beginnt. Man erfährt im ersten Satz aber auch nicht viel mehr, als dass es ein Haus ist - hier wird mit dem ersten Satz allerdings auch schon Einiges ausgesagt, nur nicht über den Ort. Ich glaube, es ist nicht so einfach, zu erkennen, welche Aussagen und Andeutungen schon in diesen fünf Wörtern stecken, obwohl der Leser es hoffentlich intuitiv aufnehmen wird. Könnt Ihr es "enträtseln"?
Nachträgliche Ergänzung: Upps: Ich habe jetzt erst gesehen, dass Du von dem Horror-Buch geschrieben hast. Das habe ich anfangs direkt überlesen.  :-[ Damit liegst Du auch bei Nummer 13) stimmungsmäßig richtig, was die Eingangssequenz angeht.

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #51 am: 19. April 2013, 22:17:26 »
1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

3) Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

7) Mucki lief oft weg, obwohl sein Vorderlauf nicht gut verheilt war.

Nummer 1) gefällt mir sehr, ich finde die Art des Satzes, der Formulierung sehr ausdrucksstark! :)

3) würde ich zur Science Fiction ordnen. Ich finde, der Name, der so nachRoboter/Maschine klingt, suggeriert das. Alternativ erinnert es mich aber auch an eine Dystopie. Da das aber nicht zur Auswahl steht ... ;)

Nummer 7) suggeriert mir ein kleines, scheues Häschen. Aber - entschuldige! - Mucki/Mucky ist bei uns an der Schule eine Art Kosename, der auf einige Leute verwendet wird, und das ... das passt in meinem Kopf einfach nicht kit diesem Satz zusammen! *grins*
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Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #52 am: 19. April 2013, 22:25:33 »
Nummer 1) gefällt mir sehr, ich finde die Art des Satzes, der Formulierung sehr ausdrucksstark! :)
Es freut mich, dass er Dir gefällt. Ich persönlich finde ihn inzwischen nämlich ziemlich schrottig.  :D Insbesondere finde ich ihn schwülstig. Als ich ihn schrieb (und überarbeitete), habe ich das aber anders gesehen.

3) würde ich zur Science Fiction ordnen. Ich finde, der Name, der so nachRoboter/Maschine klingt, suggeriert das.
Du liegst richtig, nur dass Niomede-4 ein Planet ist (der Planet auf der vierten Umlaufbahn um eine Sonne, die Niomede heißt).

Nummer 7) suggeriert mir ein kleines, scheues Häschen.
Es ist ein Hase, aber er ist nicht scheu, sondern im Gegenteil abenteuerlustig. Ich hatte auch gehofft, das bereits mit diesem Satz auszudrücken, weil wir dort erfahren, dass er oft wegläuft.

Kannst Du anhand dieser Sätze bereits erkennen, aus welcher Perspektive sie geschrieben sind? Also "wer spricht zum Leser"?

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #53 am: 19. April 2013, 22:47:41 »
Zu 3): Ah, den Planeten hätte ich nicht erwartet. Ein Planet mit Kriegerherz? ???

Ohje, jetzt liege ich bestimmt grandios daneben ... also besagten Satz 3) ist ja aus der Ich-Perspektive beschrieben, ich würde entweder auf einen Bewohner des Planeten tippen oder auf einen Heer-/Rebellenführer, der diesen angreift. In jedem Fall scheint es jemand zu sein, der etwas/jemanden auf dem Planeten ganz stark unterschätzt, eventuell sogar die Einstellung des bewohnenden Volkes selbst.

Bei den anderen beiden Sätzen kann ich es noch nicht wirklich heraussehen. Es könnte ein allwissender/nicht anwesender Erzähler sein, der eben nicht selbst anwesend ist. Einen Erzähler, der rückblickend erzählt, schließe ich aus, dann käme vermutlich vorher eine kurze Szene, wie z.B. neugierige Kinder ihren Opa um eine Geschichte anbetteln.
Es könnte sich aber auch um eine/n Perspektivträger/in handeln, der/die sich quasi erst im Laufe der nächsten Sätze oder Absätze zu erkennen gibt.
Ich bin echt überfragt! ;D
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Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #54 am: 19. April 2013, 23:03:55 »
Schon sehr gut, Janika!

Zu 3): Ah, den Planeten hätte ich nicht erwartet. Ein Planet mit Kriegerherz? ???

Ohje, jetzt liege ich bestimmt grandios daneben ... also besagten Satz 3) ist ja aus der Ich-Perspektive beschrieben, ich würde entweder auf einen Bewohner des Planeten tippen oder auf einen Heer-/Rebellenführer, der diesen angreift. In jedem Fall scheint es jemand zu sein, der etwas/jemanden auf dem Planeten ganz stark unterschätzt, eventuell sogar die Einstellung des bewohnenden Volkes selbst.

Schauen wir uns den Satz noch einmal an:
Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

Jemand macht sich Gedanken um Niomede-4, einen Planeten. Er beschäftigt sich also mit diesem Planeten. Er versteht etwas von diesem Planeten, und dieses Etwas versteht er jetzt. Er hat es also vorher nicht verstanden, er hat es erst gelernt. Seine Erkenntnis bezieht sich auf das "Herz des Planeten", das das "Herz eines Kriegers" ist. Das spricht Bände darüber, in welcher Gedankenwelt der Sprecher lebt, welches Koordinatensystem seinen inneren Kosmos aufspannt. Er personalisiert einen Planeten. Er denkt in martialischen Begriffen wie "Krieger". An dem Planeten interessiert ihn nicht die Tektonik, nicht die Gravitation, überhaupt kein physischer Parameter, sondern ein "innerer Wert", etwas "Seelisches", das er auf diesen Planeten projiziert. Das ist an sich unangemessen, aber in seiner Vorstellungswelt scheint das möglich zu sein. Noch ein Detail: Der Satz steht im Präsens. Das ist ungewöhnlich. Wird die gesamte Geschichte im Präsens erzählt sein? Oder haben wir es hier mit einer besonderen Passage zu tun? Einer wörtlichen Rede vielleicht?
Ich könnte jetzt die Auflösung bringen, aber vielleicht möchte ja noch jemand von Euch eine Beobachtung oder einen Eindruck ergänzen oder einfach weiterknobeln?

Bei den anderen beiden Sätzen kann ich es noch nicht wirklich heraussehen.
...
Ich bin echt überfragt!
Hat jemand Lust, Janika zu helfen? Gemeinsam könnt Ihr da bestimmt eine Menge herauslesen.  Es ist auch gar nicht so wichtig, ob Ihr richtig liegt - viel entscheidender ist, dass Ihr Euch bewusst macht, wie diese ersten Sätze auf Euch wirken (das kann bei jedem etwas unterschiedlich sein) und herauszufinden versucht, warum das jeweils so ist. ;)

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #55 am: 19. April 2013, 23:06:18 »
Oder haben wir es hier mit einer besonderen Passage zu tun? Einer wörtlichen Rede vielleicht?
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein Tagebucheintrag oder eine Nachricht/ein Brief ist.

Und ja, bitte knobelt mit mir, Leute! ;)
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #56 am: 19. April 2013, 23:31:05 »
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein Tagebucheintrag ... ist.
Bingo!  ;)

Offline Thiod

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #57 am: 20. April 2013, 09:46:10 »
Erst Mal muss ich mich Janika, betreffend den Dschungel-Satz anschließen. Ich mag ihn, auch wenn ich jetzt nicht weiß, ob darauf Horror. Fantasy oder Sci-Fi folgt. Kann ja alles im Dschungel passieren. Wobei mir aber die Andeutung, nur weniges habe dort länger als einen Tag Bestand, durchaus etwas bedrohlich klingt. Ich selbst war noch nie im Dschungel, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der tatsächlich so etwas altes, mächtiges an sich hat, wie es in diesem ersten Satz anklingt.
Und zum Rätselraten:
Satz 8 denke ich, ist ein Briefkopf, vll. auch noch der Anfang einer Rede. Ich könnte mir Fantasy vorstellen, weil man Propheten nur da braucht, wo man auch was von Prophezeihungen hält. Aber ein sicheres Indiz würde ich es nicht nennen.
Zitat
9) Xaira versuchte, ihre Erinnerungen an Wehrheim mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was sie in der Abenddämmerung vor sich sah.
und
Zitat
12) »Mögen die Götter ihre Brüste verschrumpeln und die Früchte ihres Schoßes verfaulen lassen«, murmelte Pao Tell, Herzog von Sax, pustete über den heißen Tee und schlürfte das bittere Getränk aus der Porzellantasse, die er mit Zeigefinger und Daumen an dem filigranen Henkel balancierte.
halte ich beide für Fantasy. Ersteren hauptsächlich, weil "Wehrheim" eher traditionell als futuristisch klingt. Ich stelle mir dabei eine sehr solide Burg oder etwas der artiges vor (wegen des Wortbestandteils "Wehr"). Die Erzählperspektive könnte ein personaler Erzähler sein, natürlich auch ein auktorialer, aber ich gehe einfach nach Wahrscheinlichkeit und tippe ersteres. Ferner nehme ich an, dass sich Wehrheim stark verändert hat, seit Xaira das letzte Mal da war - sonst hätte sie ja keine Probleme, das jetzt gesehene damit zu vereinbaren. Das weckt Neugierde, weil man sich fragt, was passiert ist: Gab es einen Umbau, wurden Teile zerstört oder hat sich irgendwie die Atmosphäre des Ortes verändert?
Den Satz 12 halte ich für Fantasy, weil ein Herzog vorkommt, der aus einer Porzellantasse Tee trinkt, was mir beides nicht so zukunfsttyosich vorkommt und Grund zum Gruseln gibt der Satz auch nicht. Für den Erzähler gilt ähnliches wie für den in 9, wenn auch dieser uns keine Gedanken vom Herzog offenbart sondern nur das äußerlich sichtbare. Könnte also auch sein, dass er die Gefühle nicht kennt. Im übrigen macht der Herzog einen unsympathischen Eindruck.
Das war's, was mir zu diesen beiden Sätzen einfällt.

Viele Grüße,
Thiod.
Wissen ist Macht - Phantasie ist Freiheit

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #58 am: 20. April 2013, 10:14:27 »
Viel besser geht's nicht, Thiod!

Erst Mal muss ich mich Janika, betreffend den Dschungel-Satz anschließen. Ich mag ihn, auch wenn ich jetzt nicht weiß, ob darauf Horror. Fantasy oder Sci-Fi folgt. Kann ja alles im Dschungel passieren. Wobei mir aber die Andeutung, nur weniges habe dort länger als einen Tag Bestand, durchaus etwas bedrohlich klingt. Ich selbst war noch nie im Dschungel, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der tatsächlich so etwas altes, mächtiges an sich hat, wie es in diesem ersten Satz anklingt.
Ich war mehrfach im Dschungel. Der Regenwald ist primär unwegsam, man kommt schlecht vorwärts und kann wenig sehen, weil alles zugewuchert ist. Man kommt sich zwischen den riesigen Bäumen auch leicht verloren vor. Aber das ist natürlich nur mein realer Eindruck von meinen Reisen, er hat mit dem Text nichts zu tun, auch wenn der Eingangssatz ähnliche Eindrücke in Dir weckt.
Auch hier schlage ich vor, dass wir uns den Satz noch einmal gemeinsam anschauen:

1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

Was ich persönlich inzwischen schwülstig finde, ist vor allem das fehlende "war" hinter "gewesen". Das wird hier weggelassen, was grundsätzlich möglich ist, weil es schon vorher ein "war" gibt ("..., war so, ..."), aber es ist schon hart an der Grenze zur Lyrik, die Grammatik löst sich auf zugunsten einer Sprachästhetik. Zweitens ist der Satz lang (wie auch bei 12). Lange Sätze sind langsame Sätze. Bei Verfolgungsjagden zum Beispiel hat man daher viele kurze Sätze, das erzeugt den Eindruck eines hohen Tempos. Die nächste Schwäche in dem Satz ist meines Erachtens das letzte "nur". Erstens ist es eine Wortwiederholung (vor "Weniges" steht auch schon eine "nur"), zweitens ist es eine Wertung. Eine Wertung setzt voraus, dass der Erzähler nicht gänzlich über dem Geschehen schwebt, sondern emotional involviert ist. Das passt aber nicht zu dem Pathos von Größe und Ewigkeit - einer gott-ähnlichen Perspektive.
Wir haben also einen getragenen Einstieg, eine altertümelnde, beinahe lyrische Sprache, eine tendenziell epische Perspektive.
Passt das eher auf Fantasy, SF oder Horror?
Beim Handlungsschauplatz gebe ich Dir recht - einen Dschungel kann man in jeder Art Geschichte haben. Der Schauplatz hilf uns also bei dieser speziellen Frage nicht weiter.

Satz 8 denke ich, ist ein Briefkopf, vll. auch noch der Anfang einer Rede. Ich könnte mir Fantasy vorstellen, weil man Propheten nur da braucht, wo man auch was von Prophezeihungen hält. Aber ein sicheres Indiz würde ich es nicht nennen.
Hier nochmal der Satz:
8 ) Verehrter Hochprophet!
Und ja, Du liegst komplett richtig. Es ist eine Anrede, in diesem Fall in einem Brief.


... halte ich beide für Fantasy. Ersteren hauptsächlich, weil "Wehrheim" eher traditionell als futuristisch klingt. Ich stelle mir dabei eine sehr solide Burg oder etwas der artiges vor (wegen des Wortbestandteils "Wehr"). ...  Ferner nehme ich an, dass sich Wehrheim stark verändert hat, seit Xaira das letzte Mal da war - sonst hätte sie ja keine Probleme, das jetzt gesehene damit zu vereinbaren. Das weckt Neugierde, weil man sich fragt, was passiert ist: Gab es einen Umbau, wurden Teile zerstört oder hat sich irgendwie die Atmosphäre des Ortes verändert?
Perfekt. An Deinen Ausführungen sehen wir auch eine wichtige Eigenschaft, die ein Eröffnungssatz haben kann. Er etabliert nicht nur Stimmung und Erzähler und liefert erste Informationen, er wirft auch Fragen auf. Fragen sind Ungewissheit, Ungewissheit ist ein wesentliches Element der Spannung. Kennt Ihr das zweite wesentliche Element, das zu der Ungewissheit dazukommen muss, damit Spannung entsteht?

Den Satz 12 halte ich für Fantasy, weil ein Herzog vorkommt, der aus einer Porzellantasse Tee trinkt, was mir beides nicht so zukunfsttyosich vorkommt und Grund zum Gruseln gibt der Satz auch nicht. Für den Erzähler gilt ähnliches wie für den in 9, wenn auch dieser uns keine Gedanken vom Herzog offenbart sondern nur das äußerlich sichtbare. Könnte also auch sein, dass er die Gefühle nicht kennt. Im übrigen macht der Herzog einen unsympathischen Eindruck.
Deine Argumentation ist stichhaltig, auch wenn Du in diesem speziellen Fall danebenliegst. Es handelt sich um Science Fiction, aber nach diesem ersten Satz hätte es auch Fantasy sein können. Eine Form von Feudalismus ist übrigens in der Space Opera sehr häufig, wenn nicht dominant. Das liegt an der Überlegung, dass Sternensysteme sehr weit auseinanderliegen und einen hohen Grad an Autarkie benötigen - die Raumfahrt wird hier schnell äquivalent zur Seefahrt gesehen, mit weit verstreuten Kolonien, die jeweils von Gouverneuren verwaltet werden.
Woraus erwächst der unsympathische Eindruck, den der Herzog erweckt?

Offline Writing_Chrissi

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #59 am: 23. April 2013, 18:54:49 »
Tag ;) Ich misch mich dann auch mal ein

2) Der Schmerz zog an jeder Faser seines Körpers.

Zitat
4) Die klagenden Geräusche zerrten an Neerjans Nerven.

Ich bin gerade an den Beiden hier hängen geblieben, weil ich finde, dass man sofort Lust auf´s weiterlesen bekommt. Es wird noch nicht viel verraten und man denkt sich erstmal : "Huch was ist denn hier passiert?"
Naja ich könnte sie mir gut im Bereich Horror vorstellen (besonders den 2. Satz). Ich bin nur gerade am überlegen, dass sie natürlich auch in den Bereich Fantasy passen könnten (hierbei meine ich dann besonders den 1.). Häufig fangen Prologe von Fantasy-Büchern ja in Kämpfen an. Naja ich tippe bei 1. jetzt einfach mal gerade heraus auf Fantasy :D und bei 2. auf Horror :D

Wette ich liege eh daneben :D Naja, fröhliche Ratespiele :P
Lg
Nimm dir Zeit für deine Träume, bevor die Zeit dir deine Träume nimmt!