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Autor Thema: Mein innerer Kafka  (Gelesen 13929 mal)

Flemming

  • Gast
Mein innerer Kafka
« am: 22. Dezember 2012, 11:49:30 »
Kafka, einer der wichtigsten Schriftsteller in der deutschen Geschichte.
Dennoch bin ich nicht stolz, auf die Eigenschaft, die wir teilen.

Denn ebenso wie Kafka, leide auch ich an unter einem gnadenlosen und zerstörerischen Perfektionismus. Vernichtete Kafka bereits mehrere Seiten mit Schreibarbeit, so fand auch ich mich schon in Situationen wieder, in denen ich Dokumente mit mehreren tausend Wörtern ohne zu Zögern löschte, einfach weil ich es abgrundtief schlecht fand.
Dabei läuft der Prozess ungefähr folgendermaßen ab:

Ich ringe mich dazu durch zu schreiben (denn ich weiß von meiner vernichtenden Selbstkritik).
Mir gefällt mein Geschriebenes in dem Moment des Schreibens.
Ich lese mir alles noch einmal durch.
Der Ausdruck genügt meinen Standarts nicht mehr.
Ich verwerfe alles.

Aus diesem Grund habe ich auch mein eigentliches Projekt noch nicht begonnen - ich fürchte, ich würde alles vernichten, was ich schreibe.
Mir kann dabei nicht wirklich geholfen werden, das haben schon einige versucht (Yo Bro, Yo Kazu) und so sehr ich es auch gerne ablegen würde, es ist hart.
Die einzigen Werke, die ich zu meiner Zufriedenheit schreiben kann, sind Kurzgeschichten, mehr nicht.

Ich bin mir beinah sicher, dass ich nicht der einzige bin, der ein solch kafkaeskes Verhalten zeigt, also frage ich hier nicht nach Ratschlägen, sondern mehr nach Erfahrungsberichten.

Enjoy your Erdnuss,
Flemming

Offline Janika

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Re: Mein innerer Kafka
« Antwort #1 am: 23. Dezember 2012, 00:41:59 »
Flemming, tu mir, Kazu und vor allem dir einen Gefallen - lösch keine Textpassagen oder neue Texte, die vierstellige oder größere Zahlenwerte aufweisen! :( Verschieb sie doch stattdessen in ein Dokument oder einen Ordner namens "Archiv", dann kannst du sie später wieder hervorkramen, solltest du sie brauchen, oder aufbereiten!
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Offline SkullCollector

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Re: Mein innerer Kafka
« Antwort #2 am: 24. Dezember 2012, 13:03:47 »
Bro, Bro, du kennst das. Wir sind wir, nicht?

Bei mir ist es ähnlich, wenn es auch nicht gänzlich in dieser Extreme des Löschens gipfelt; ich verwerfe Konzepte lediglich und lasse sie in einem Sack, der meine Festplatte ist, verrotten.
Ein Schritt in die vorerst richtige Richtung wäre dich auf mein Niveau hinabzubegeben und Dinge einfach ruhen zu lassen, ehe du mit allem den Aktenvernichter fütterst. Aber du willst ja keine Ratschläge, also never mind.

Erst vor einigen Tagen fand ich eine alte Geschichte (relativ sehr alt, sprich: dreieinhalb Jahre) und schrieb einige Zeilen dazu. Hätte ich sie damals in meinem Wahn des Perfektionismus gelöscht, hätte ich nicht in Nostalgie schwelgen können. War cool.

Cheers.
"Blase dich nicht auf, sonst bringet dich zum Platzen schon ein kleiner Stich."
~ Friedrich Nietzsche

Offline Schattenfeuer

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Re: Mein innerer Kafka
« Antwort #3 am: 25. Dezember 2012, 10:37:52 »
Hallo Flemming!
Nun, das Problem habe ich auch, an mein aktuelles Projekt habe ich auch neun oder zehn Anläufe gemacht habe aber wirklich zu frieden ist man mit seinen Texten nie.
Jedenfalls ich nicht.
Vielleicht ist es sinnvoller einfach die Zähne zusammen zu beißen und weiter zu schreiben.
Wenn ich die Ergebnisse meines Tages Pensumes durch lese, frage ich mich auch oft ob es nicht nur die albernen literarischen geh versuche eines Dreizehn jährigen sind, die ich da vor mir sehe.
Und oft juckt es mir in den Fingern einfach meine täglichen zwei Normseiten zu Markieren und die Löschtaste zu drücken.
Das habe ich nun nicht mehr seit ungefähr einem knappen Jahr getan und siehe da:
Mein erster fertiger Roman.
Verkneife dir die Angewohnheit einmal.
Das Kafka Syndrom kann man sich abgewöhnen.  ;)
Hoffe ich konnte helfen.

Grüße, Schattenfeuer 
Dreierlei fürchtet der Weise: Die See bei Sturm, die Mondlose Nacht und den Zorn eines sanftmütigen Mannes.

(Patrick Rothfuss)

Wir haben kein Wort für dass Gegenteil von Einsamkeit aber wenn wir eins hätten, wäre es dass was ich am meisten will.

(Marina Keegan )