Hallo Rosentinte,
Ein Buch zu schreiben ist hart. Haben Sie einen speziellen Trick, um besser durchzuhalten?
Naja, zu Beginn habe ich mich regelmäßig mit einem Freund zu Schreibsamstagen getroffen. Wir haben geschwätzt, dann unsere Laptops genommen und jeder an seinem Projekt getippt. Zwischendurch gab es Pizza. Und am Abend wurde verglichen, wie viele Zeichen jeder geschafft hatte.
Das klappte ganz gut. Wenn man professionell, also beruflich, schreibt, dann hilft nur die Routine. Ich habe einen mehrmonatigen Schreibplan, den ich einhalten muss, damit der Roman zu der vom Verlag festgelegten Deadline fertig ist. Ich kann ja nicht einfach schreiben und gebe ab, wenn ich irgendwann fertig bin. Schon bevor die erste Zeile getippt ist, wird im Verlagsvertrag festgelegt, wann das Buch abgegeben werden muss. Und dieses Datum muss man auch einhalten, denn dafür hat man ja bereits einen Vorschuss bekommen. In diesem Moment ersetzen Disziplin, Routine und Zwang jeden Trick.
Gibt es einen Tipp, den Sie gerade jungen Autoren geben können?
Überlegt euch, ob ihr wirklich vom Schreiben leben können wollt. Viele Menschen gehen einem Brotberuf nach und schreiben in ihrer Freizeit. Die schaffen dann halt vielleicht 1 Buch pro Jahr. Aber man geht damit kein Risiko ein. Wenn ihr wirklich vom Schreiben leben können wollt, müsst ihr viel und hart arbeiten. Und ihr müsst auch Texte schreiben (mal einen Artikel hier, mal einen Heftroman da), die euch vielleicht nicht so gefallen, damit das Gehalt am Monatsende stimmt. In diesem Fall kann es nie schaden, viele Freunde in der Verlagswelt zu haben (Autoren, Verleger, Chefredakteure von Magazinen), denn die braucht ihr als freischaffende Autoren alle. Außerdem ist für einen jungen Autor ein Literaturagent eigentlich Pflicht. Ohne einen Agenten wird man von großen Verlagen zu Beginn kaum wahrgenommen. Man sendet sein Manuskript ein und es landet auf irgendeinem Stapel, wo es lange liegt. Mit einem Agenten wirkt alles gleich viel professioneller. Ein Agent verschafft euch Gehör bei Verlagen. Ein Agent kostet euch zwar was (im Schnitt 15% eurer Verdienste), aber auch nur (!), wenn er für euch Verträge abgeschlossen hat. Im Vorfeld muss man nichts zahlen - wenn die Agentur seriös arbeitet. Natürlich nehmen Agenturen nicht jeden, sondern nur Schreiber, von denen sie sich auch etwas erhoffen. Aber wenn ihr nicht mal diese erste Hürde mit eure Schreibe zu nehmen vermögt, wenn euch kein einziger Agent haben will, solltet ihr vielleicht doch lieber die Brotberuf/Hobbyschreiber-Variante wählen. Oder es in ein paar Jahren, wenn ihr eure Schreibe weiter geübt habt, noch einmal versuchen.
Wie lange brauchen Sie ungefähr für einen Roman? Also vom Plotten übers Schreiben bis zur Überarbeitung?
Das ist unterschiedlich. Ein Kinderbuch schaffe ich - zusammen mit meinem Autorenkollegen - schon mal in sechs Wochen. Einen "ausgewachsenen" Roman schreibe ich in etwa 3-4 Monaten. Mein Ziel ist es, ca. 2 größere Veröffentlichungen pro Jahr zu haben (eine zur Buchmesse in Leipzig, eine zur Buchmesse in Frankfurt). Dazu kommen noch ein paar kleinere Projekte, wie Kinderbücher und Heftromane.
Denken Sie, dass Schreibratgeber einem helfen können? Können Sie uns einen empfehlen?
Ich gestehe, das einzige Buch, das ich in der Hinsicht gelesen habe, ist "Das Handbuch zum Drehbuch" von Syd Field. Ich finde es insofern gut, weil es einen sehr gut lehrt, einer Geschichte eine "runde" Struktur zu geben. Das ist reines Handwerk, das kann man lernen. Und eine runde Struktur ist wichtiger als man denkt für eine gute Geschichte. Ein Freund von mir schwört auch auf Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben", denn Mr. King hat sehr viele Weisheiten zum Thema Schreiben zu vermitteln. Sicher können Bücher von Profis interessante Einblicke gewähren (ebenso wie Gespräche mit Profis). Letzten Endes ist meines Erachtens aber immer die beste Übung, regelmäßig zu schreiben und auch die Kritik von Leuten zu suchen, die nicht direkt dem engsten Freundeskreis angehören.
Und noch eine Frage in eigener Sache: Wie überarbeiten Sie? Haben Sie dafür spezielle Techniken? Wann ist ein Text bei Ihnen "fertig"?
Eigentlich ist ein Text nie fertig. Aber irgendwann kommt die Deadline und ich muss abgeben. Dann bin ich im Grunde nicht 100% zufrieden, aber das wird man nie sein. Man muss mit 90% leben, es sei denn, man will das Buch bis in alle Ewigkeit überarbeiten. Eine spezielle Technik habe ich nicht. Ich nehme meinen fertigen Text und lese noch einmal drüber. Meist direkt am PC, weil ich da Korrekturen unmittelbar durchführen kann. Dabei achte ich v.a. auf möglicherweise noch offene Fragen, auf unlogisches Handeln der Figuren, auf allerlei Kleinigkeiten. Gerne mache ich mir auch Notizen zu Dingen, die vorne passieren und hinten noch einmal wichtig sein sollten, damit ich sie dann hinten auch bedenke. Aber was das Überarbeiten angeht, sind wir Berufsautoren auch verwöhnt, denn nach unserem Korrekturlesen geht der Text ja ohnehin noch ans Lektorat, das sich sehr genau anschaut, was wir da eigentlich "verbrochen" haben.
In dieser Phase, also wenn der Lektor oder die Lektorin vom Verlag den Text bearbeitet hat, geht die eigentliche Korrekturrunde los.
Beste Grüße
Bernd