Da es mir bei mehrere von euch hier im Forum aufgefallen ist, mache ich das jetzt nicht per PN, sondern eröffne direkt ein neues Thema dazu - denn sonst passiert das in der Zukunft bestimmt auch immer wieder. Und weil ich nicht weiß, ob ihr das auch in euren Manuskripten so haltet, ist es ein durchaus wichtiges Autorenthema. Es geht um die leidige Frage: Was ist ein Satz? Und was ist ein Absatz?
Eigentlich ist es ganz einfach. Wenn ein Satz zu Ende ist, macht man einen Punkt, dahinter ein Leerzeichen, und dann fängt ein neuer Satz an. Der Punkt sagt dem Leser: Achtung, dieser Satz ist jetzt vorbei, es kommt ein neuer Satz. Aber hier im Forum sind viele, die denken vielleicht, so ein einfacher kleiner Punkt reicht nicht aus - und setzen darum nach jedem Satz einen Absatz und fangen den nächsten in einer neuen Zeile an. Aber das macht es für den Leser nicht einfacher - es macht es schwerer.
Normalerweise sind Absätze dazu da, zusammenhängende Sätze zusammenzufassen. Ein neuer Aspekt oder ein neuer Redner in einem Dialog fangen in einer neuen Zeile an. Das ist für den Leser sehr wichtig, denn wenn die ganze Seite von oben links bis unten rechts mit Wörtern gefüllt wäre, ohne irgend eine Unterbrechung, wäre das Lesen sehr anstrengend, schon weil man dauernd suchen müsste, wo man gerade ist. Solche Textwüsten wirken abschreckend. Deswegen setzen wir Absätze. Bei Texten im Internet, die ohnehin schon schwerer zu lesen sind als gedruckte Texte, kann man zusätzlich noch eine Leerzeile zwischen die Absätze machen, damit sie leichter auseinanderzuhalten sind.
Also, je mehr Absätze, desto besser? Leider nicht. Wenn man nach jedem einzelnen Satz ein neue Zeile anfängt, passiert genau das Gegenteil von dem, was beabsichtigt ist: Die Übersichtlichkeit geht verloren. Der Leser sieht nicht mehr, welche Sätze zusammengehören - statt dessen sieht es aus, als ob kein Satz mit seinem Vorgänger oder Nachfolger in irgend einem Zusammenhang steht. Man kann auch nicht mehr sagen »Wo war ich stehengeblieben? Aha, im dritten Absatz!« - sondern muss mit den Fingern die Zeilen abzählen.
Ganz und gar anstrengend wird es aber, wenn man den Text dann nicht auf einem großen Monitor liest, sondern auf einem Smartphone oder vergleichbarem Kleingerät. Absätze sind immer da, wo sie gesetzt werden; Zeilenumbrüche dagegen hängen von den Seiteneinrichtungen oder der Bildschirmauflösung ab. Und wenn der Absatz nicht mehr in eine Zeile passt, wird er eben in die nächste Zeile umgebrochen - wo dann vielleicht ein Wort steht oder zwei, dann kommen die nächsten zwei Zeilen mit dem nächsten Satz, und am Ende sieht das dann so aus:
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Und das kann man dann leider wirklich nicht mehr lesen. Deswegen, ob ihr hier im Forum schreibt oder an euren Büchern: Fasst zusammen, was zusammengehört. Der Punkt reicht völlig aus, um einen Satz zu beenden - die Leser sind schlauer, als man meinen sollte, und man muss nicht immer mit dem Holzhammer kommen. Nur wenn ihr das Thema wechselt, ein neues Argument bringt etc., sollt und dürft ihr einen neuen Absatz anfangen. Ob ihr die dann mit Leerzeilen trennt, ist euch selbst überlassen - das letzte gilt nur hier im Forum, im Manuskript zeigen Leerzeilen an, dass ein Unterkapitel beendet ist und ein neues anfängt, es ist also die Steigerung des normalen Absatzes und sollte entsprechend sparsam benuzt werden.
Es ist auch keine Frage von Alt oder Jung. Früher, als man noch an mechanischen Schreibmaschinen gearbeitet hat, musste man für jede neue Zeile einen Hebel umlegen und die Seite wieder zum Zeilenanfang fahren, und wenn das noch nicht laut genug war, machte dabei auch noch immer ein kleines Glöckchen "Pling". Die Umstellung auf Computer war für viele ältere Leute verwirrend - meine Mutter hat zum Beispiel jedes Mal, wenn sie am Zeilenende angekommen ist, die Returntaste gedrückt, um in die nächste Zeile zu kommen. Das war 1995. Aber selbst heute noch begegnen mir im Internet - zum Beispiel im Tintenzirkelforum - Leute, die am Ende eines Textfelds Return drücken, egal ob ein Satz oder gar ein Absatz zuende ist: Ihr könnt euch vorstellen - das kann man dann gar nicht mehr lesen.
Deswegen denkt dran: Sätze sind gesellig und fühlen sich in der Gruppe am wohlsten. Sätze in Einzelhaltung leiden. Also: Sätze immer nur im Absatz halten!