Lynn Ravens "Kuss des Kjer" fiel mir in die Hände, als eine Buchahndlung in meiner Stadt schloss (meine Lieblingsbuchhandlung, ich heule immer noch) und Bücher teilweise zu echten Spottpreisen rauswarf. Lynn Raven kenne ich zum einen aus dem Tintenzirkel, zum anderen gefielen mir ihre beiden Romane "Werwolf" und "Der Kuss des Dämons" auch sehr gut, also wollte ich dann auch mal wissen, was es mit dem mysteriösen Kjer-Kuss auf sich hat. Das Cover fand ich eher nichtssagend - ein romantisch aussehendes Mädchenprofil, das aber mit dem Aussehen der Protagonistin nichts zu tun hatte. Egal, man soll ja ein Buch nicht nur nach dem Cover beurteilen - und ich wurde nicht enttäuscht. Zwischen den doch recht kitschigen Buchdeckeln steckt die sauspannende, actionreiche Geschichte um die Heilerin Lijanas, die von den Kker, den Erzfeinden ihres Volkes, entführt wird - angeblich, um deren kranken König zu heilen, zumindest ist es das, was sich der Leser zu Beginn zusammenfriemeln kann.
Lijanis und Mordan, der Kjer, sind ein fürchterliches Paar - sie hassen sich wie die Pest, Lijanas will eigentlich eigentlich nur weg von ihm - und doch wünscht man sich die ganze Zeit, dass sie doch nun bitte endlich zusammenkommen. Als sie auf ihrer reise in einer Wüstenstadt festsitzen, weil in der Stadt eine Seuche ausbrcht und niemand mehr rein oder raus darf, kommen Lijanas und Mordan sich tatsächlich näher, auch wenn sie es zuerst gar nicht so prall findet, dass er sie als seine Ehefrau ausgibt. Überraschende Wendungen und eine wunderbar ausgearbeitete, starke weibliche Hauptrolle machen das Buch zu einem echten Lesespaß, ich konnte gar nicht mehr aufhören. Die Geschichte ist düster und romantisch zugleich, aber Lijanas bleibt bei aller Romantik und bei aller heimlichen Schwärmerei für Mordan eine starke Persönlichkeit, weiblich, aber kein "Weibchen".
Wer Fantasy mag, in der auch mal Blut fließen darf und wer keine Lust mehr auf weibliche Caraktere hat, die nur da sind, damit der Held sie beschützen kann, findet hier sicher einen leckeren Lesehappen.
Empfehlen würde ich die Geschichte ab 14 für den schon etwas abgebrühteren, ab 16 für den etwas zartbesaiteteren Leser.
Lynn ist nämlich nicht nett zu Mordan und lässt ihn ordentlich leiden.