Dieser Thread wird in Fortsetzungen entstehen, weil wir hier mehrere Bibliothekarinnen haben, die ganz unterschiedliche Sachen machen. Ich mache den Anfang, denn erstens bin ich gerade noch auf, und zweitens habe ich gerade Lust dazu.
Ich wusste eigentlich schon sehr, sehr früh, dass ich einmal etwas mit Büchern machen wollte. Ich war eine Leseratte, habe jede mögliche Pause in der Schülerbücherei verbracht (die damals nur zweimal in der Woche aufhatte) und war nachmittags auch so oft ich konnte in der Stadtbücherei, wo ich mich quer durch die Kinder- und Jugendbuchabteilung gelesen habe. Als ich zwölf war, habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und die beiden großen Mädchen, die in der Schülerbücherei arbeiteten, gefragt, ob ich mithelfen dürfte, und sie haben es mir erlaubt. Ich musste erstmal ganz viele Bücher ins Regal räumen, immer an die richtige Stelle, damit man sie auch wiederfindet, und später durfte ich sogar die Stempel in die Bücher machen, wann die zurück sein mussten.
Das war ja noch 1987, als die meisten Büchereien ohne Computer arbeiteten und Schülerbüchereien erst recht nicht. Ich habe mich da dann hochgearbeitet, die großen Mädchen waren irgendwann fertig mit der Schule, und dann war ich die Hauptverantwortliche. Natürlich, offiziell war ein Lehrer für die Bücherei zuständig, er hat uns immer aufgeschlossen (ich habe die Öffnungszeiten erweitert, dass die Bücherei in jeder Pause aufhatte, und war froh, nicht mehr nach draußen zu müssen), aber sonst war er nicht da. Ich habe also auch selbständig für Ordnung gesorgt und Schüler, die sich danebenbenommen haben, vor die Tür gesetzt - die Bücherei sollte ein Hort und ein Unterschlupf für all die gehänselten und geplagten Leseratten werden, und das war sie dann auch. Ich durfte auch Vorschläge machen, welche neuen Bücher angeschafft werden sollten, und wenn die neuen Bücher dann da waren, zweimal im Jahr, haben wir immer einen ganzen Nachmittag in der Schule gesessen und die Bücher in Klebefolie eingeschlagen, damit sie mehr aushalten. Und alle fünfzig Seiten kam ein Stempel von der Schule rein, damit die Bücher nicht geklaut wurden.
Mit sechzehn habe ich dann angefangen, in unserer Stadtbücherei als Schülerhilfskraft zu arbeiten. Das war ein sehr begehrter Job mit einer langen Warteliste, und meine Eltern hatten mich da schon eintragen lassen, als ich vierzehn war, so lange hatte ich schon davon geträumt. Es gab richtiges Geld, sechs Mark in der Stunde (heute wären das etwas über drei Euro, aber man konnte damals noch mehr dafür kaufen. Für ein Taschenbuch musste ich ungefähr zwei Stunden arbeiten). Wieder musste ich zurückgekommene Bücher in Regel einsortieren, kontrollieren, dass jedes Buch auf seinem Platz stand - irgendwann konnte ich meine Abteilung so gut auswendig, dass ich genau wusste, welche Bücher gerade verliehen waren.
Später habe ich dann verschiedene Aufgaben übernommen, die heute komplett über den Computer laufen, zum Beispiel die Leihkarten der zurückgekommen Bücher raussuchen, Vormerkungen raussuchen (eine Vormerkung konnte eine halbe Stunde dauern, weil ich unter jedem möglichen Tag nachschauen musste, ob die Karte von dem Buch vielleicht da steckte!) und Mahungen schreiben, das waren handschriftliche Postkarten. Wieder hat mir mein gutes Gedächtnis geholfen, denn manche Leute bekamen jede Woche eine Mahnung, und bei denen musste ich dann nicht mehr das Kärtchen mit der Adresse raussuchen, sondern konnte die auswendig. Diese Arbeiten habe ich unglaublich gern gemacht, und wenn man zwei Jahre lang in der Bücherei gearbeitet hatte, ging das Gehalt sogar bis auf sieben Mark hoch!
Das einzige, was ich nicht so häufig machen durfte, war Buchpflege. Dabei wurden die Bücher, die beschädigt zurückgekommen waren, repariert (was ich sehr gut konnte) und alle normalen Bücher alle fünf Ausleihen mit warmer Seifenlauge abgewaschen. Da ich Probleme mit der Haut habe, ist das mit der Seifenlauge voll nach hinten losgegangen, und meine Hände waren komplett kaputt. Also keine Buchpflege mehr, wenn nicht jemand zweites für die Reinigung dabeiwar - und bei der war ich dann natürlich unbeliebt, weil sie die blöden Arbeiten machen musste und ich die Spaßigen. Unsere Büchereileiterin wusste jedenfalls von meiner Begeisterung und dass ich mir vorstellen konnte, auch beruflich als Bibliothekarin zu arbeiten, und hat mir darum viel gezeigt, was die anderen Schülerhilfskräfte nicht zu sehen bekamen. Ich muss aber dabeisagen, dass unsere Kleinstadtbücherei wirklich sehr engagiert war und eigentlich in den neunziger Jahren jedes Jahr einer der Schülerhilfskräfte wirklich angefangen hat, Bibliothekswesen zu studieren - das ist ein sehr hoher Anteil für so einen kleinen unbekannten Studiengang!
Im zwölften Schuljahr hatte ich dann einen Termin bei der Berufsberatung. "Wissen Sie denn schon, was Sie machen wollen?" fragte der Mann, und ich strahlte ihn an und sagte: "Toxikologin!" Das war mein großer Traum. Ich hatte Chemieleistungskurs und jeden Krimi gelesen, den die Bücherei hatte, und Gifte waren mein besonderes Hobby - und der Mann vom Arbeitsamt sagte: "Das gibt es in Deutschland nicht". Stimmte natürlich nicht, er hatte nur keine Ahnung. "Haben Sie sonst noch Vorstellungen?" - "Dann Bibliothekarin!", sagte ich, und oh Wunder, davon hatte er tatsächlich schon mal gehört. Er sagte mir, dass es in Köln die Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen gäbe, und dass man das da studieren konnte. Also gut, ich hatte ein Ziel. Er hätte mir auch sagen können, dass nicht alle Bibliothekarinnen studierten, dass es auch den Ausbildungsberuf Bibliotheksassistentin gab, und dass ich mit meinen Lieblingsaufgaben, Bücher einsortieren und Mahnungen schreiben, da toll reingepasst hätte. Aber ich wollte ja in jedem Fall studieren, und so fragte ich nicht weiter.
Bis zum Abi habe ich dann weiterhin in der Bücherei gearbeitet, und als die in ein neues Gebäude umzog, habe ich jede Freistunde mit Packen und Einräumen verbracht. Wer einmal mit Büchern umgezogen ist, kann sich vorstellen, wie das mit 160.000 Büchern geht! Leider habe ich von dem Neubau nicht mehr viel gehabt - das alte Bibliotheksgebäude war mal ein Wohnhaus gewesen, und in einem der obenen Büros stand noch eine mit Platten abgedeckte Badewanne - denn ich hatte dann mein Abi, zog nach Köln, und fing an zu studieren.
Die Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen (FHBD) war sehr klein und hatte genau drei Studiengänge: "Öffentliches Bibliothekswesen" (ÖB), "Gehobener Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken" (GWBD) und "Höherer Dienst" (HD). Für HD hätte ich ein abgeschlossenes Unistudium als Voraussetzung gebraucht, und wissenschaftliche Bibliotheken klangen schön und gut, hatten aber keine Romane, und öffentliche Bibliotheken waren das, was ich liebte, also war der Studiengang schnell gewählt. Was wir erst später erfahren haben war, dass die GWBD-Studenten alle schon eine Stelle in Aussicht hatten und während des Studiums als Vor-Beamte zählten und sogar ein Gehalt bekamen - wir armen ÖB'ler dagegen wurden in der ersten Woche begrüßt mit den Worten "Liebe Erstsemester, schön, dass sie sich für dieses Studium entschieden haben, glauben Sie bloß nicht, dass Sie da einen Job finden werden!" Kein Wunder, dass die ÖB'ler und die WB'ler einander spinnefeind waren, obwohl wir verschiedene Vorlesungen zusammen hatten.
Das Studium hat mir großen Spaß gemacht, obwohl ich nur wenig von dem, was ich in meiner Zeit als Schülerhilfskraft gelernt hatte, wirklich brauchen konnte. Diplombibliothekarinnen räumen keine Regale ein, schreiben keine Mahnungen und machen keine Stempel in Bücher. Auch heute sind die die meisten Leute, die an den Verbuchungstheken sitzen, Bibliotheksassistenten (heute heißen sie FaMi, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste). Die Dipl-Bibls (ist das nicht eine süße Abkürzung?) sitzen eher hinter den Kulissen, wo man sie nicht so häufig sieht, und machen Büroarbeit: Bücher für das eigene Sachgebiet auswählen, Bestandpflegen, Katalogisieren... Nur zum Auskunftsdienst kommen sie jeden Tag für zwei Stunden ins Freie und beraten Benutzer (so werden die Bibliothekskunden von den Bibliothekaren genannt) die Fragen haben.
Manchmal kann man dabei sogar einen Roman empfehlen - aber genau das, wofür ich so gern Bibliothekarin werden wollte, kam eigentlich gar nicht so häuftig dran. Das meiste sind dann Fragen zu "Wo steht was" und "Ich muss ein Referat halten über" und so, spannende Fragen, deren Antworten zu finden eigentlich mehr Spaß machte als Romane empfehlen. Aber sehr viel von dem, was man im Praktikum machte und im Studium lernte, waren Verwaltungsaufgaben. Als Dipl-Bibl ist man theoretisch in der Lage, eine Bibliothek zu leiten, und das hat dann sehr wenig mit Lesen zu tun und viel damit, sich mit dem Stadtrat und dem Kulturausschuss herumzuschlagen und zu versuchen, den Etat durchzuboxen, damit die Bibliothek überhaupt neue Bücher anschaffen kann. "Ja habt ihr denn noch nicht genug?" war da eine beliebte Politikerfrage. Oft wird der Etat im Februar beschlossene Etat erst im August freigegeben, dann innerhalb von zwei Wochen auf den Kopf gehauen, bevor er wieder gesperrt wird, weil die Stadt ein Haushaltsstop hat.
Das Studium war toll und ich habe viel gelernt, aber was mir wirklich für den Beruf nutzen konnte, habe ich mir in den Praktika abgeschaut. Ich hatte drei Stück: Sechs Wochen in einer Kleinstadtbücherei, sechs in einer Großstadt, und vier in einer Unibibliothek. Lustig ist, dass mir das Unipraktikum eigentlich von allen dreien am besten gefallen hat - da fing ich langsam an zu ahnen, dass ich vielleicht doch im falschen Studiengang war. Aber wir waren ja mit den WB'lern verfeindet, und zum anderen Lager überzulaufen wäre für mich nie in Frage gekommen, ich liebte doch mein Öffentliches Bibliothekswesen!
Es war eine spannende Zeit, Mitte der neunziger Jahre, als sich unheimlich viel im Bibliothekswesen veränderte. Während wir studierten, verwandelte sich die ganze Landschaft. Bibliotheken führten nach und nach Computer ein, die Zettelkataloge verschwanden und auch die ganz alten auf Mikrofiche. Die ersten CD-ROMS kamen auf. Normale Menschen schafften sich Computer an. Die Unibibliotheken wurden ans Internet angeschlossen, und und und... Das alles nahm ich hin, mit einem Stirnrunzeln, denn ich hatte Angst, das gute alte Buch könnte verdrängt werden. Was mich aber wütend machte, waren Benutzergebühren. Meine Vorstellnug von einer Stadtbücherei war immer: Sie kostet nichts, zumindest nicht für den Leser. Unsere Stadtbücherei war ein Auffangbecken für Kinder aus sozial schwachen Familien, die da lesen konnten und Brettspiele machen, es war immer eine Pädagogin da, um sich um diese Kinder zu kümmern. Natürlich, ich wusste, dass eine Bibliothek Geld kostet - sogar ziemlich genau, denn ich hatte die Kulturausschuss-Sitzungen besucht und kannte die Höhe des Anschaffungsetats, der Miete, der laufenden Kosten.
Aber meiner Ansicht nach soll Kultur frei sein, so steht es auch im Grundgesetzt. Leider hat Frei mehrere Bedeutungen, ich interpretierte es wie Freibier, die Politiker wie Freie Rede, und sahen keinen Widerspruch dahin, Geld von den Benutzern zu nehmen. Heute bin ich an Gebühren wie 20 Euro im Jahr gewöhnt, freue mich, wenn es Rabatt für Arbeitslose und Studenten gibt, und rege mich immer noch auf über die Hamburger Bücherhallen, die so bei 120 Euro im Jahr liegen.
Dann war mein Studium fertig, ich war Diplom-Bibliothekarin, und Arbeitslos. Da half mir auch nichts, dass ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr immer irgendwas bibliotheksmäßiges gemacht hatte - das zählte nicht als Berufserfahrung. Ich war die Jüngste in meinem Jahrgang, die den Abschluss geschafft hatte, zweiundzwanzig Jahre, Nordrhein-Westfalens jüngste Diplombibliothekarin - und konnte mir nichts dafür kaufen. Es waren kaum Stellen ausgeschrieben: Schwangerschaftsvertretung in Mecklenburg-Vorpommern? Eine Assistentenstelle in Bayern, für die ich überqualifiziert war? Heute macht das Internet die Stellensuche deutlich einfacher, aber damals kam ich an nicht mehr als zwei oder drei Ausschreibungen pro Monat, neben mir bewarben sich noch Dutzende anderer... Einmal wurde ich zu einem Vorstellnugsgespräch eingeladen, und das war's dann auch schon an Erfolgen. Nach einem halben Jahr gab ich dem Drängen meiner Eltern nach und machte eine Ausbildung zur Buchhändlerin hinterher, und es dauerte viele Jahre, bis ich endlich im Bibliothekswesen Fuß fassen konnte.
2008 war ich arbeitslos und das seit zwei Jahren. Ich wusste inzwischen, dass ich als Buchhändlerin eine Fehlbesetzung war, denn ich kann nicht verkaufen - da hilft mir auch kein Talent für Mathe, auf den Verkauf kommt es an, und ich hätte ja am liebsten weiterhin alles an die Leser verschenkt. "Hier haben Sie eine Literaturliste für Ihr Referat, erschrecken Sie nicht, dass die so lang ist, schauen Sie doch erstmal, was die Unibibliothek davon vielleicht hat..." - Für mich war das ein Mittel zur Kundenbindung, ergänzende Dienstleistung, aber nicht jeder Chef sah das so. Ich war arbeitslos, mein Studium lag elf Jahre zurück und ich hatte nie in dem Beruf gearbeitet, der inzwischen durch Computer und Internet ein völlig anderes Gesicht hatte als der, den ich im Studium gelernt hatte. Trotzdem, ich wollte weg von Harzt IV, ich wollte raus aus dem Buchhandeln, und bewarb mich auf jede Bibliothekstelle in ganz NRW. In der Zwischenzeit hatte ich einen Ein-Euro-Job bei der Stadtverwaltubng und durfte Friedhofsdaten in den PC eintippen, eine tolle Arbeit, wäre sie nur bezahlt gewesen - und dann geschah das Wunder.
Die Bibliothek der RWTH Aachen, das ist eine technische Hochschule und ausgerechnet die, an der zu dem Zeitpunkt noch mein Freund Elektrotechnik studierte, hatte eine halbe Stelle ausgeschrieben. Wie gesagt, ich habe mich auf alles beworben und immer versucht, mir die geforderten Kenntnisse schnell aus dem Internet zu ziehen, denn ich war ja auf keinem aktuellen Stand mehr. Diese Stelle erforderte regelmäßige Recherchen in einer Datenbank, deren Name mir nichts sagte - aber als ich mir die Seite dann ansah, begriff ich, dass diese Online-Datenbank aus einem ganz bestimmten, sehr komplizierten Nachschlagewerk hervorgegangen war, das außer mir kein Mensch kannte - aber ich hatte 1996 ein Referat darüber gehalten. Und mein Gedächtnis war immer noch gut. Also habe ich etwas dick aufgetragen und betont, wie gut ich in der Materie war, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen, und weil ich da auch die Leute überzeugen konnte, haben sie mich eingestellt.
Da arbeite ich jetzt also seit drei Jahren. Ich, die öffentliches Bibliothekswesen studiert hatte, weil ich Bücher so liebte und gern Romane empfehlen wollte, arbeite in einer Unibibliothek (das hätte ich auch einfacher haben können, gell? Einfach den anderen Studiengang gewählt...). Ich sitze mit meiner Kollegin im Büro und arbeite am Computer. Dabei bekomme ich den ganzen Tag lang kein Buch zu Gesicht und auch keinen Benutzer. Ich recherchiere im Internet in verschiedenen Datenbanken und ganz viel in Google. Die Wissenschaftler der Uni, allen voran die Professoren, müssen regelmäßig ihre Forschungsergebisse veröffentlichen, und das am besten in renommierten Fachzeitschriften. Diese Veröffentlichungslisten werden dann gebraucht, um Gelder für die Uni ranzuholen. So ist unsere Uni vor einigen Jahren eine Eliteuni geworden, und damit dieser Titel auch verlängert wird, er gilt nämlich nicht für ewig, müssen diese hochwertigen Veröffentlichungen nachgewiesen werden.
Da komme ich ins Spiel. Ich bearbeite eine Datenbank, in der alle diese Veröffentlichungen gesammelt werden - nicht die Artikel selbst, nur die Titel und Quellenangaben, dass man alles im Zweifelsfall finden kann - und überprüfe, ob es diesen Artikel überhaupt gibt, ob er überhaupt veröffentlicht ist, und ob genau die Autoren beteiligt waren, die man mir gemeldet hat. Ihr glaubt nicht, wie gerne Wissenschaftler da schummeln! An der Uni Göttingen zum Beispiel haben sie vor ein paar Jahren versucht, Gelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu bekommen für Artikel, die sich zwar bei den Zeitschriften eingereicht hatten, die aber noch längst nicht zur Veröffentlichung angenommen waren. Mit mir wär das nicht passiert, ich bin da sehr streng. Ich schaue auch, wie hochwertig genau diese Zeitschriften sind - glaubt mir, es gibt Zahlen für alles! - und erstelle Statistiken, welcher Prof und welches Institut in welchem Zeitraum was wo wieviel...
Mit Zahlen habe ich ungefähr hundertmal mehr zu tun als mit Büchern, und das erstaunliche ist, sie fehlen mir eigentlich gar nicht. Dass ich ein Händchen für Computer habe, wusste ich zum Zeitpunkt meines Abis noch nicht. Heutzutage würde ich vermutlich Informatik studieren, aber wenn man keinen Computer hat, kann man auch nicht wissen, wie gut man darin ist. Ab und an bekomme ich aber doch noch Bücher zu sehen, und Benutzer: Alle sechs Wochen habe ich nämlich Abenddienst. Da sitze ich dann zweieinhalb Stunden an der Ausleihtheke und gebe Bücher aus. Fast wie 1994.
Wenn ihr Fragen habt zum Wissenschaftlichen Bibliothekswesen, bin ich eure Ansprechpartnerin. Wir haben ungefähr fünfzig Kolleginnen (und ein paar Kollegen), von denen jeder einen kleinen, relativ eng abgesteckten Aufgabenbereich betreut. Die Aufgaben sind sehr vielseitig, aber da niemand alles macht, kann die eigentliche Arbeit mit der Zeit doch etwas eintönig werden. Im Öffentlichen Bibliothekswesen, dadurch, dass die Bücherei kleiner ist und viel weniger Mitarbeiter hat, macht eine einzelne Bibliothekarin viel mehr verschiedene Sachen. Aber dazu wird euch Nadine auf die Dauer etwas erzählen.