Dies ist ein Bericht für alle, die es interessiert, wie das laufen kann: Der Weg zum Schriftsteller sein. Es sind meine persönlichen Erfahrungen, und natürlich kann es auch ganz anders gehen. Aber vielleicht ist es für manche von euch ja trotzdem spannend.
Viel Spaß beim Lesen - und wenn ihr Fragen habt, löchert mich ruhig!
Liebe Grüße,
AnikaSchriftsteller sein kann man auf vielen Wegen. Es gibt Autoren, die schreiben nur für sich, oder vielleicht noch für ihre Freunde und Familie, als Hobby, zum Spaß, zur Entspannung. Dann gibt es Autoren, denen reicht ein so kleiner Leserkreis nicht, die möchten gern veröffentlicht sein und ihre Geschichten einem größeren Publikum zeigen. Viele sagen dann auch, es wäre doch schön, wenn man mit dem liebsten Hobby auch noch ein bisschen Geld neben dem normalen Job verdienen könnte.
Ja, und dann gibt es noch die, die sagen: "Ich möchte überhaupt nichts anderes machen! Ich will und muss Schriftsteller sein - hauptberuflich! Ich möchte vom Schreiben leben!"
Ich glaube, von dieser Sorte gibt es unter den Autoren sogar ziemlich viele - ich selbst war auch immer eine von denen. Natürlich ist das gar nicht so einfach, sogar alles andere als das. Man muss hart an sich arbeiten, viel Geduld, Sitzfleisch und Perfektionismus haben - und trotzdem: Selbst die richtig guten Autoren brauchen manchmal Jahre oder Jahrzehnte, bis sie eine offene Tür finden, durch die sie hineinschlüpfen können in das Geschäft der großen Verlage.
Aber manchmal ... manchmal klappt es eben auch.
Ich muss etwa zwölf gewesen sein, als ich zum ersten Mal bewusst gesagt habe, dass ich Schriftstellerin werden will. Geschrieben hatte ich schon vorher, aber mit zwölf habe ich meinen ersten Roman versucht. Er ist über zwanzig Seiten nie hinausgekommen, aber ich habe immerhin schonmal vorformuliert, was hinten auf der Klappe stehen soll: "Die jüngste je veröffentlichte Autorin der Welt!" Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, wie ich mir das ausgemalt habe - es ist über die Jahre, die mich mein Traum vom Ruhm begleitet hat, immer dasselbe geblieben.
Als ich 16 wurde, bekam ich allmählich Torschlusspanik, was diese Sache mit dem "jüngste je veröffentlichte Autorin" angeht. Dabei war das noch Jahre vor Paolini mit seinem "Eragon". Mit knapp 20 Jahren musste ich mich dann endgültig von diesem Teil meines Traums verabschieden. Am Rest davon - mit meinen Büchern ganz groß rauszukommen nämlich - habe ich aber eisern festgehalten, auch wenn mir klar war, dass ich nicht direkt nach der Schule ins Autorenleben einsteigen würde. Ich war damals einfach noch nicht so weit. Also studierte ich erstmal "Was Anderes", um die Zeit bis zu meinem großen Ruhm zu überbrücken. Konkret war das in meinem Fall die Biologie, was ich bis heute nicht bereut habe. Ohne Frage ist es absolut sinnvoll, neben der Schreiberei noch einen anderen Beruf zu lernen, oder etwas zu studieren, das einen interessiert! Ganz abgesehen von der beruflichen Ausweichmöglichkeit, die man sich damit schafft, wenn es mit dem Schreiben doch so bald nicht klappt: Die Erfahrungen, die man dort macht, sind Gold wert - auch für die schriftstellerische Entwicklung!
Mein Studium dauerte drei Jahre, und ich habe danach noch zwei Jahre an der Uni gearbeitet. Nebenher habe ich natürlich weiter geschrieben und mit Hilfe des Tintenzirkels (dem großen Bruder der Phantastatur) hart daran gearbeitet, meinen Schreibstil endlich veröffentlichungsreif zu machen.
2008 schrieb ich dann meinen insgesamt sechsten Roman - einen Vampirroman - und zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass dies ein Text war, mit dem ich möglicherweise auch in einigen Jahren noch zufrieden sein könnte. Ermutigt durch den liebevoll-energischen Zuspruch meiner Freunde und Kollegen aus dem Tintenzirkel bewarb ich mich schließlich mit dem Buch bei einer Literaturagentur. Literaturagenten (für die, die davon noch nichts gehört haben) sind sozusagen eine Vorstufe zum Verlag. Wenn sich ein Agent bereit erklärt, einen Autor zu vertreten, übernimmt er damit die Aufgabe, die Bücher des Autoren an die passenden Verlage zu vermitteln, die bestmöglichen Honorare auszuhandeln und generell den Kontakt zwischen Autor und Verlag herzustellen. Dafür bekommt er einen Anteil vom Honorar.
Jedenfalls erhielt ich von meiner jetzigen Agentin dann tatsächlich nur wenige Wochen später eine Zusage - sie war begeistert von meinem Buch! Ich schwebte auf Wolke sieben und bekam dieses Unbesiegbarkeitsgefühl: Jetzt kann mich nichts mehr stoppen! Ich sah mich schon in meinem eigenen kleinen Schlösschen am Pool sitzen und den ganzen Tag bunte Cocktails trinken ...
Die Wirklichkeit sah natürlich ein bisschen anders aus. Zwar schaffte es meine Agentin, recht viele Verlage zu überreden, sich das Manuskript mal anzusehen - trotzdem kamen erst einmal nur Absagen zurück. Die Monate verstrichen, und schließlich musste ich mich der Einsicht stellen, dass es recht unwahrscheinlich war, noch eine Zusage für meine Vampire zu erhalten. Zu allem Überfluss verließ dann auch noch mein Chef die Uni Bielefeld, um nach Berlin zu gehen - und meine Arbeitsstelle war Geschichte. Was für mich blieb, waren also enttäuschte Hoffnungen und ein Antrag auf Arbeitslosengeld. Keine schönen Aussichten, und von bunten Cocktails viel zu weit entfernt.
Zum Glück konnte meine Agentin mich in dieser blöden Situation etwas trösten. Sie machte mir klar, dass es nicht ungewöhnlich ist, beim ersten Versuch nicht vermittelt zu werden, und dass das ganz und gar kein Grund zum Aufgeben ist. Mit ihr gemeinsam entwickelte ich dann einen Jugendroman, mit dem wir einen frischen Versuch starten wollten, mich bei einem Verlag unterzubringen. Dank meiner Arbeitslosigkeit hatte ich nun ja auch viel Zeit zum Schreiben. Ein paar Monate verstrichen, dann waren meine "Schwarzen Feen" fertig. Meine Agentin war sehr zuversichtlich und schätzte die Vermittlungschancen für das Buch sehr hoch ein. Wir schickten das Manuskript also an etliche Verlage, von denen meine Agentin glaubte, dass sie sich dafür interessieren könnten.
Und dann geschah das Wunder.
Denn die nächste Rückmeldung, die ich von einem Verlag erhielt, war nicht etwa eine Zusage für das Jugendbuch - sondern für die Vampire, die ich eigentlich schon abgeschrieben hatte. Ich hätte den ganzen Tag tanzen und springen können!
Und als kurz darauf dann auch noch die erhoffte Zusage für das Jugendbuch kam und ich somit gleich zwei Bücher unter Dach und Fach hatte, war das Glück perfekt. Meine Entscheidung stand sofort fest: Meine Bemühungen, wieder einen Job in der Biologie zu bekommen, würde ich vorerst einstellen. Der Moment für meinen großen Traum war gekommen - ich wollte Schriftstellerin sein, und nichts anderes mehr. Also meldete ich mich beim Finanzamt als freiberufliche Autorin an.
Seit Juli 2010 bin ich jetzt Berufsautorin. Inzwischen ist jener Vampirroman, mit dem ich 2008 diese aufregende Reise begann, in den Buchhandlungen erhältlich. Die Feen stehen für das Frühjahr 2012 in den Startlöchern, ebenso wie die Fortsetzung für die Vampire. Ein zweiter Jugendroman erscheint im Frühjahr 2013, eine Kurzgeschichte zu Weihnachten diesen Jahres.
Natürlich ist die Zukunft ungewiss. Wer kann sagen, ob ich auch weiterhin Verträge unterschreiben werde, ob sich Verlage finden, die meine Geschichten kaufen wollen? Niemand. Auch das Honorar, obwohl gar nicht übel, reicht zwar für einen durchschnittlich angenehmen Lebensstil und ab und an ein paar bunte Cocktails als Bonus - für ein Schloss allerdings noch lange, lange, lange nicht. Fest steht aber, ich werde weiter schreiben und meinen Optimismus aufrecht halten. Und so lange ich kann diesen Traum leben, der nach so vielen Jahren endlich wahr geworden ist.