Im Zeichen des Mondes
Er kam sich verloren vor in Mitten der Felsen. Von unten hatten die Berge immer großartig und erhaben gewirkt, doch in mitten der zerklüfteten Landschaft in mitten der hereinbrechenden Nacht fühlte er sich winzig. Und angesichts der Erwartungen, die auf ihm ruhten steigerte sich dieses Gefühl bis ins unerträgliche. Das violette Gewand erschien ihm viel zu groß und der Stab, an dessen Ende die stilisierte Mondsichel prankte, viel zu schwer. Es waren die Zeichen eines Amtes, dem er sich nicht gewachsen fühlte. Aber sie waren zu ihm gekommen. Sie hatten ihn ausgewählt, ihn, den Hirtenjungen. Er vereine alle Merkmale auf sich, die den wahren Anführer der Gilde ausmachten. Die Mondscheinbewahrer, hatten sie feierlich erklärt, legten nun all ihre Hoffnungen in ihn. Und damit hatten sie ihm Stab und Kutte überreicht und ihn zur "geistigen Reinigung" in die Berge geschickt. Auf seinem einsamen Weg hatte er mehrfach mit dem Gedanken gespielt, einfach davon zu laufen. Doch wohin hätte er gehen sollen, keiner würde jemanden bei sich aufnehmen, der vor seiner Verpflichtung gegenüber den Mondscheinhütern davon lief. Ganz abgesehen davon wagte er nicht, sich auszumalen, was geschehen würde, wenn er tatsächlich der Auserwählte war, aber sein Amt nicht antrat. Es konnte das Ende von... Nein. Ihm wurde schwindelig bei diesen Gedanken. Wer war er denn?
Zwischen den Gipfeln ging der echte Mond auf und in seinem Licht loderte das Zeichen am Stab hell auf. Eine Kraft und eine Gewissheit strömte in den angehenden Gildenführer und er wusste, er würde bleiben. Er würde den vorgezeichneten Weg gehen, wenn es sein musste, bis an ein bitteres Ende.
Das war's von mir dazu,
Thiod.