Hi P.A.B.,
ich stelle bei mir fest, dass wenn ich die Idee "beiseite lege", nachdem ich schon mehr als ein paar hundert Worte geschrieben habe, ich da ganz schnell in eine regelrechte Abblockung rutsche. Das kann bei dir aber natürlich ganz anders sein.
Schreibst du einfach drauflos oder plottest du? Wenn ersteres der Fall ist, könntest du ja mal versuchen, dir grobe Wegpunkte zu überlegen: Da fängst du an, da willst du hin (so soll es enden), zwischendurch soll auf jeden Fall der Protagonist dies und das machen, mit dem und diesem kämpfen, so etwas. Wenn du dann grobe Wegpunkte hast, fallen dir eventuell auch einzelne Szenen ein, die du dann stichpunktartig dazwischen notierst.
Wenn du alles aufschreiben willst, nimm dir am besten ein din A3 Blatt und lege es quer, dann kannst du alles schön aufschreiben: Ganz nach links deine Idee für den Anfang, ganz nach rechts das Ende, die Zwischenereignisse und Szenen dort, wo du sie ungefähr im Buch vermutest, z.B. bei der Hälfte oder im letzten Drittel. Wo du noch keine EInfälle hast, lässt du einfach etwas Platz.
Diese Variante kannst du sowohl nutzen, wenn du nicht gerne planst/das nicht so gut hinbekommst, dann machst du wirklich nur die Grobpunkte. Wenn du plötzlich total viel Lust darauf kriegst, alles bis ins kleinste Detail auszuarbeiten, kannst du den Strahl aber nach Belieben weiter füllen, notfalls weitere Blätter anbauen, .... du weißt schon.
Abends, wenn ich ins Bett gehe, lasse ich Szenen auch vor meinem inneren Auge als "Kopfkino" ablaufen. Wenn ich bei einer aktuellen Romanstelle nicht weiterkomme, lasse ich die letzten ein oder zwei Szenen abspulen bis dorthin, wo ich gerade bin, und spiele dann einfach mit den verrücktesten Ideen. Oft zeigen meine ProtagonistInnen mir dann irgendwann von selbst den Vogel und bringen einen sinnvollen Vorschlag. Je nachdem, wie intensiv die Idee gerade ist, schalte ich dann manchmal auch das Licht wieder an und notiere kurz Stichpunkte, in meiner oberen Nachttischschublade liegt extra ein großes Paket Notizzettelchen. Wenn die Idee aber schon beginnt, sich von selbst mit unheimlicher Geschwindigkeit zu vergrößern und Blüten zu treiben, dann weiß ich, dass ich nichts bis zum nächsten Tag vergessen werde, dann schaue ich einfach weiter zu, was passiert.
Vielleicht bringt dir eine dieser beiden Varianten ja etwas, oder gar beide? Versuch es einfach mal, schaden kann es ja nicht!
Grundsätzlich muss ich mich meinen VorrednerInnen anschließen: Nur, wenn du viel schreibst, wird sich dein Stil auch verbessern. Die Textpassagen, die in deinen Augen nicht gut genug sind, kannst du später korrigieren, umbauen oder neu schreiben. Wenn du aber erst einmal einige hundert Seiten geschrieben hast, ist dein Stil aber auch bedeutend besser als zu Anfang, das sehe ich bei mir selbst immer wieder. Dann werden dir auch flüssigere Formulierungen einfallen!
Zu deinen beiden Beispielen: Den Widerspruch im ersten Beispiel finde ich gar nicht mal so schlecht. Du solltest vielleicht schauen, dass du nicht zweimal hintereinander das Wort "Beine" verwendest, aber - wie gesagt, das ist Korrektur, das hat Zeit. Wemn du viel schreibst, kann es passieren, dass du dir automatisch angewöhnst, seltener Sachen zu "doppeln", aber selbst wenn nicht, ist das nichts, was man nicht zurechtmachen könnte in der Korrektur, keine Sorge.
Der zweite Satz ist wirklich etwas seltsam, er(?) läuft ja nicht weiter, damit er sich nicht umsehen muss, oder? Wenn er stehenbliebe, würde ihn auch keiner zum Umdrehen zwingen.
Ich gebe dir mal ein Beispiel, wie ich es vielleicht formulieren würde:
"Ein gehässiges, dreckiges Lachen ertönte, doch ich dachte nicht daran, mich umzudrehen. Ich rannte weiter, stolperte über Stock und Stein. Meine Beine schmerzten und gaben mir das dringende Signal, anzuhalten, doch stehen bleiben wollte ich auf keinen Fall, aus welchen Gründen auch immer. Die Zähne zusammenbeißend, ertrug ich den Schmerz und hetzte weiter."
Ich kenne aber natürlich die Hintergründe und Geschehnisse nicht, weiß nicht, was genau passiert ist - und es ist halt mein Stil, nicht deiner. Ich will dir keine Sätze aufzwingen, um Gottes WIllen. Das soll dir nur zeigen, dass auch solche vertrackten Sätze zu lösen sind, mit der Zeit und Schreiberfahrung lernst du das, keine Angst!
Also, nur Mut!
Gruß
Janika