Das Allgemeine Forum > Buchmensch des Monats

[Januar 2012] Jutta Wilke - Kinder-/Jugendbuchautorin

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Tara:
Hey!
Ich mag auch was fragen, nämlich: Warst du stolz als du dein erstes Buch fertig hattest und es dann noch mal zur Korrektur und so durchgelesen hast, von Anfang bis Ende? Oder hattest du irgendwie das Gefühl, jedenfalls beim Anfang den du ja dann vor längerer Zeit geschrieben hast, oh mein Gott, was hab ich da geschrieben? Hat es, ich meine der Schreibstil und der Stil und so, sich angefühlt wie das, was du jetzt nach zwei Jahren schreibst, oder wie etwas was du vor Jahren angefangen hast?

LG, Tara

Jutta Wilke:
Hm ... darüber musste ich jetzt erstmal eine Weile nachdenken.  ;)

Ja, doch, ich war stolz.
Ich muss aber eins dazu erklären.
Ich hatte so eine Art Coach, der mich während des Schreibens (per Mail) begleitet hat. D.h. ich hatte einen lieben Kollegen kennengelernt, der mir anbot, mich ein bisschen unter seine Fittiche zu nehmen. Letztendlich sah das so aus, dass er mir den nötigen Druck verschafft hat, das Buch überhaupt fertig zu schreiben. Er wollte einfach jeden Freitag ein neues Kapitel haben. Das hat mir schon sehr geholfen, am Ball zu bleiben.
Inhaltlich hat sich dieser Kollege überhaupt nicht eingemischt. Er sagte mir zwar zu, sich zu melden, wenn ich den roten Faden komplett verlieren sollte, aber das war offensichtlich nie der Fall.

Als das Buch dann fertig war, verlangte mein Coach von mir, dass ich es drei Monate lang weglege (!!) - das war die schwerste Zeit überhaupt. Denn ich hätte es gerne sofort in die Welt hinaus geschickt.
Nach den drei Monaten gab er mir verschiedene Tipps an die Hand, wie ich jetzt meinen Roman von vorne bis hinten überarbeiten könnte.
Das habe ich getan.
Insgesamt habe ich den ersten Roman glaube ich 9 mal komplett überarbeitet. Natürlich habe ich dabei auch nochmal sehr an meiner Sprache gefeilt, einiges ausgemerzt, aber insgesamt hatte ich nie das Gefühl, heute würde ich das ganz anders schreiben.
Nach dem letzten Feinschliff war ich also tatsächlich stolz und mir hat mein eigener Text noch gefallen.

Und wenn ich heute daraus vorlese, dann stolpere ich manchmal über Sätze oder Formulierungen und denke: Boah, das hast DU geschrieben? Und das ist natürlich ein sehr tolles Gefühl.

Trotzdem entwickelt man sich weiter.
Mein neuer Roman "Wie ein Flügelschlag" , der jetzt in der nächsten Woche erscheint, ist m.E. sprachlich sehr viel anspruchsvoller.
Allerdings richtet er sich auch an ältere Jugendliche, es ist eine vollkommen andere Geschichte, ich schreibe in einer anderen Perspektive und und und ...

Im Grunde muss also die Sprache zur Geschichte passen. Und da gefällt mir mein erster Roman nach wie vor noch sehr gut. Weil es passt.  :)

Pamina:
Hallo Frau Wilke,
wie lange schreiben Sie schon? War das erste Buch, das Sie veröffentlicht haben, auch das erste Buch, das Sie überhaupt geschrieben haben?
Gab es Zweifler, als Sie beschlossen Autorin zu werden? Was haben Sie gegen die Zweifel getan?
Denken Sie, schreiben ist etwas, das jeder kann oder muss man dafür schon ein gewisses Talent mitbringen?
Haben Sie eine besondere Methode beim Plotten, oder schreiben Sie lieber nach Gefühl drauf los?

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen.
Liebe Grüße
Pamina

Jutta Wilke:
Liebe Pamina,

erstmal: Ja, auch zum Schreiben muss man Talent haben. Aber Talent alleine reicht natürlich nicht aus, man muss auch üben üben üben.
Ich vergleiche das Schreiben immer ganz gerne mit anderen Künsten, z.B. der Musik.
Nimm z.B. das Klavierspielen: Unterricht nehmen kann jeder. Spaß und Erfolg wird nur haben, wer auch Talent hat.
Zum Konzertpianisten werden aber nur die allerwenigsten. Denn dazu gehören nicht nur Talent, sondern auch jahrelanges sehr hartes Üben, Üben, Üben.

So ähnlich ist es beim Schreiben auch. Schreiben kann erstmal jeder. Ob die Geschichten auch spannend werden und "lesbar" , hängt schon auch von einem gewissen Talent ab. Aber es braucht neben Glück und Talent eben noch mehr. Und das heißt Üben, Üben, Üben und Lernen.

Seltsamerweise gehen die meisten Menschen davon aus, dass man für Musik oder Malerei zwar viel üben muss, für das Schreiben aber nicht. Und das ist leider ein Trugschluss.

Holundermond war mein erster Roman und gleichzeitig auch das erste Buch, das ich veröffentlicht habe. Ja. Vorher hatte ich allerdings ein paar Jahre lang Auftragsarbeiten angenommen von Kinderbuchverlagen und mehrere hundert Adventsgeschichten, Gutenachtgeschichten u.ä. für dicke Geschichtensammlungen geschrieben.

Natürlich gab es Zweifler. Es gab jede Menge Menschen, die meinen Wunsch eher belächelt haben oder zumindest davon ausgegangen sind, dass es sich um ein sehr intensives Hobby handelt und nicht um einen Beruf. Ich habe gar nicht viel gemacht, um diese Menschen zu überzeugen. Ich habe einfach weiter geschrieben und an meinem Traum festgehalten.

Allerdings fehlte uns am Anfang in meiner Großfamilie das Geld (ich habe fünf Kinder). Ich hätte also eigentlich einen Job annehmen müssen und hätte dann aber keine Zeit mehr zum Schreiben gehabt.
Deshalb habe ich mir etwas gesucht, das a) ein bisschen Geld in die Familienkasse brachte und mir b) trotzdem die Vormittage zum Schreiben frei hält. Ich habe drei Jahre lang jeden Morgen (auch Samstags) zwischen 4.00 und 6.00 unsere Tageszeitung ausgetragen. Das war recht anstrengend und oft sehr kalt und nass. Aber - nach einem gemeinsamen Frühstück hatte ich die Vormittage dann für mich und konnte meinen Roman schreiben.
Als ich dann mit dem Schreiben in etwa das gleiche verdient habe wie mit den Zeitungen, habe ich meinen Job an den Nagel gehängt.

Liebe Grüße
Jutta

Jutta Wilke:
Da ihr offensichtlich nicht sooo viele Fragen habt,  will ich euch hier mal auf eine Aktion bei Lovelybooks hinweisen.

Noch bis zum 18. Januar könnt ihr euch bewerben und einer von 15 Testlesern für meinen neuen Roman "Wie ein Flügelschlag" werden.
Und natürlich können alle, die sich für dieses Buch interessieren, bei der Leserunde mitmachen. Ich selbst werde diese Leserunde begleiten und täglich für Fragen und Gespräche rund um den Roman oder ums Schreiben ganz allgemein zur Verfügung stehen.

Hier geht es zur Anmeldung: http://www.lovelybooks.de/leserunde/Wie-ein-Fl%C3%BCgelschlag-von-Jutta-Wilke-842819165/?ov=aHR0cDovL3d3dy5sb3ZlbHlib29rcy5kZS8%3D&liste=modern

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