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Wir und unsere Antagonisten

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Thiod:
Hallo,

ich habe gerade über meinen Antagonisten in Erben des Thrones nachgedacht - vll. habt ihr schon gemerkt, dass ich gerne über Antagonisten - meist sage ich allerdings Bösewichte, obwohl das etwas pauschalisiert - rede - jedenfalls fand ich, dass es interessant ist, welches Verhältnis wir eigentlich zu diesen Figuren haben, die unseren Protas das Leben zur Hölle machen und in einer Vielzahl von Geschichten ein  teils unrühmliches Ende finden.
Mögen wir sie? Oder teilen wir den Hass, den möglicherweise vorhandenen Hass unseres Protagonisten? Sehen wir in ihnen auch Ähnlichkeit zu uns, unserer "dunklen Seite" vielleicht? Haben wir mit ihnen auch innere Zwigespräche?

Ich selbst denke viel über meinen Xelbot nach, da ich immernoch verstehen will, warum er ist, wer er ist. Ich meine, er hatte eine Bilderbuchkindheit und ist total begabt in praktisch allem. Und nur aus Jugendlangeweile versucht man nicht, die Welt zu beherrschen. Mittlerweile verstehe ich ihn immer besser - und er hat tatsächlich ein paar Schwächen, die auch ich selbst besitze - jedoch viel stärker ausgeprägt. So eine Mischung aus Aroganz und Minderwertigkeitskomplexen könnte man es vielleicht nennen. Und ich ertappe mich ständig dabei, dass ich irgendwelche alternativen Geschichten entwerfe, in dem es mit ihm anders läuft - oder wenigstens mit seinen Kindern. Ich finde es einfach selbst so traurig, dass er sich so unrettbar in der Dunkelheit verstrickt hat.
Gleichzeitig habe ich manchmal auch eine ziemlich scherzhafte Weise, mit ihm zu reden. Ich war selbst etwas überrascht, als ich ihm heute mit dem augenzwinkernden Spitznamen "böser Beatle" kam - weil er Sänger war, bevor er die Harfe an den Nagel hängte und Diktator wurde.
Ab und an versuche ich auch ein paar seiner Lieder zu schreiben - und das Interessante dabei ist, dass ich dabei das Gefühl habe, wirklich nicht mehr wie ich, sondern wie er zu denken, solchen Kram würde ich sonst nie schreiben. Ich glaube, ich kann von Glück sagen, dass er mit dem Dichten aufgehört hat, als er richtig böse wurde. Sonst wäre das für mich etwas sehr unheimlich...

Viele Grüße,
Thiod.

Bydysawn:
Hallo Thiod! Ein schönes interresantes Thema nach meinem Geschmack.


--- Zitat von: Thiod am 23. Juni 2014, 21:28:52 ---Mögen wir sie? Oder teilen wir den Hass, den möglicherweise vorhandenen Hass unseres Protagonisten? Sehen wir in ihnen auch Ähnlichkeit zu uns, unserer "dunklen Seite" vielleicht? Haben wir mit ihnen auch innere Zwigespräche?

--- Ende Zitat ---

Ich mag meine Antagonisten etwas. Manchmal ja, manchmal nein. Innere Zwigespräche? Natürlich! Das macht doch einen perfekten Antagonisten doch erst aus! Mit der Ähnlichkeit zu der 'dunklen Seite', würde ich sagen: Ja, da ich sowieso ein Mensch bin, der viele Gesichter haben kann. Manchmal total verrückt. Manchmal der totale Vernuftsmensch. ;)


--- Zitat von: Thiod am 23. Juni 2014, 21:28:52 ---Ab und an versuche ich auch ein paar seiner Lieder zu schreiben - und das Interessante dabei ist, dass ich dabei das Gefühl habe, wirklich nicht mehr wie ich, sondern wie er zu denken, solchen Kram würde ich sonst nie schreiben.

--- Ende Zitat ---

Kenne ich. Ab und zu denke ich nach, wie man einen Chara am besten umbringen kann, aber eigentlich bin ich der totale 'wieso muss er jetzt sterben und nicht an Altersschwäche'- Typ.

LG
Byd

Writing_Chrissi:
Hey Thiod :)

Tatsächlich geht es mir genauso wie dir. Ich habe momentan so eine Phase, in der ich sehr viel über Leon nachdenke und mich frage, ob es nicht anders hätte laufen können. Ich bin mittlerweile schon so weit, dass ich es fast schon nicht mehr ertrage, dass er am Ende sterben soll, wo er doch eigentlich gar nichts dafür kann, dass er so geworden ist. Es mag dumm klingen, aber ich werde mein Ende womöglich nochmal überdenken...

Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich Leon nicht leiden kann und als die Idee für das Buch in meinem Kopf entstand, war er wirklich meine Hassfigur. Aber mit der Zeit habe ich ihn besser kennengelernt und nun ist er fast schon meine Lieblingsfigur, obwohl er für einige Tode verantwortlich ist.


--- Zitat ---Sehen wir in ihnen auch Ähnlichkeit zu uns, unserer "dunklen Seite" vielleicht?
--- Ende Zitat ---
Ganz einfach gesagt: Ja. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, hat Leon tatsächlich viele Eigenschaften von mir. Wahrscheinlich verstehe ich ihn deswegen so gut? Keine Ahnung...

Lg Chrissi

Thiod:
Chrissi, diese Entwicklung von der Hassfigur zu jemandem, den man kaum sterben lassen möchte, erlebt mein Xelbot/Kelboth auch. Wobei er ziemlich böse wäre, dass ich den Namen hinter dem Schrägstrich hier hingeschrieben habe... er würde darauf bestehen, dass das nicht mehr sein Name ist, und dass das eine naive Schwäche von mir ist, dass ich noch immer den Mann in ihm sehen will, der er einmal war und dass er sich nun zu seiner wahren Größe aufgeschwungen habe, blabla - argh, ich weiß das doch, Xelbot!
Jedenfalls war er am Anfang nur ein dunkler Schatten irgendwo im Süden in einem verödeten Land und dunkel und unnahbar wie die Hölle selbst. Dann dachte ich mir, dass ich doch seine Geschichte kennen muss - und dann habe ich den kennengelernt, der er einmal war - und jetzt kann ich kaum mehr glauben, dass dieser jemand wirklich für immer verschwunden sein soll und nur dieses Biest von einem Mann zurückgelassen haben soll, dass er nun ist. Die Geschichte spricht dafür, dass es für ihn keine Rettung mehr gibt. Aber, was wenn doch...? Dann ist mein Prota am Ende daran schuld, dass einer der außergewöhnlichsten Männer aller Zeiten für die Ewigkeit in die Schatten verbannt wird... naja, Xelbot hat es natürlich schon sich selbst zuzuschreiben, aber trotzdem.
Ich glaube, dass ich in so eine Richtung denke, meint wirklich, dass ich mittlerweile meinen Anta wirklich ziemlich gerne mag. Zumindest, was er einmal war.

Viele Grüße,
Thiod.

Writing_Chrissi:

--- Zitat ---und jetzt kann ich kaum mehr glauben, dass dieser jemand wirklich für immer verschwunden sein soll und nur dieses Biest von einem Mann zurückgelassen haben soll, dass er nun ist.
--- Ende Zitat ---

*seufzt* Seitdem ich vor ein paar Wochen Leons Geschichte bis ins kleinste Detail ausgearbeitet habe, kann ich ihn nur noch als den vierjährigen Jungen sehen, dem zu viel Unrecht widerfahren ist und der zu schwach war, um sich dem Machthunger seiner Tierseele zu entziehen. Er tut mir ganz offen gesagt einfach leid :(

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