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Schreiben in der Schule

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Maja:
Als ich noch zur Schule ging, was das mein bevorzugter Ort zum Schreiben. Nicht während der Pause, da war ich ja gezwungen, den Klassenraum zu verlassen, aber während des Unterrichts. Die Gründe waren naheliegend: Rumsitzen musste ich da sowieso, Schreibzeug war vorhanden, und wenn es nur darum geht, dem Lehrer zuzuhören - die Ohren brauchte ich zum Schreiben ja nicht. In der Unter- und Mittelstufe habe ich auf den hinteren Seiten meiner Hefte geschrieben und gehofft, dass der Lehrer die nie zur Kontrolle einsammelt, in der Oberstufe war es noch einfacher, da hatte ich einen Collegeblock und konnte mich bei jeder Seite neu entscheiden: Schule oder Roman? Und da die Lehrer ohnehin damit rechnen, dass der Schüler fleißig mitschreibt, habe ich dann sogar viele wohlwollende Blicke eingeheimst.

Natürlich, das war nicht immer so einfach: Mein Mathelehrer im achten Schuljahr war kategorisch dagegen, dass ich in seinem Unterricht an meinen Krimis schrieb, und ging sogar so weit, mir acht Seiten Text einfach so zu zerreißen - dabei konnte ich gleichzeitig noch mitarbeiten, mit einer Hand aufzeigen, währen die andere den Füller führte. Und meine Noten haben auch nicht drunter gelitten.

Ich darf das hier ja eigentlich gar nicht laut sagen - Tut daher jetzt bitte so, als hätte ich gesagt: "Macht das bloß nicht zuhause nach, Kinder! Schule ist zum Lernen da, und nur zum Lernen! Ruiniert euch nicht eure Karriere als Anwalt oder Arzt, indem ihr heimlich unter der Bank ein großartiges Buch schreibt!" Und jetzt leise hinterher die Frage: Wer von euch schreibt denn auch gern in der Schule? Und habt ihr damit schon mal solche Probleme bekommen wie ich mit meinem Mathelehrer? Und verstehen eure Mitschüler, was ihr da so direkt unter ihren Augen treibt?

Angela:
Psst - ich schreibe so oft ich kann im Unterricht. Meistens auf einen Collegeblock, oder auf lose Blätter die in meiner Tasche herum geistern und keinen Sinn oder Zweck erfüllen. Dadurch sind schon viele Gedichte, Kurzgeschichten und Texte entstanden. Gelitten haben meine Noten bis jetzt noch nie darunter. Ich weiß immerhin nun bei welchem Lehrer ich es mir erlauben darf und bei welchem nicht. Unsere Politik Lehrerin zum Beispiel tolleriert kein Schreiben während des Unterrichtes, wenn sie nicht den Auftrag dazu gegeben hat. Dabei melde ich mich ja fleißig und schreibe in den Tests lauter guter Noten. Es soll ja auch strenge Lehrer geben... ganz anders ist da mein Deutschlehrer. Ich glaube er würde sich sogar freuen, wenn ich im Unterricht schreiben würde. Momentan bin ich was Deutsch angeht schon auf dem Stand der 9. Klasse. Jetzt nehmen wir das Thema Grammatik durch 'stöhn', ein langweiliges Thema, welches mir auch noch einfach fällt! Habt Erbarmen.... naja ich sollte lernen nicht zu sehr abzuschweifen. Wieder zum Thema zurück.

Ein paar Zeilen habe ich gerade in meiner Tasche, zerknüllt unter meinen Heften gefunden. Diese Zeilen sind vorheriges Jahr im Winter im, ich glaube, Englischunterricht entstanden. Alte, schöne Erinnerungen. Ich erinnere mich dass es damals so kalt war, dass man es kaum ertragen konnte. Mann, habe ich gefroren. Der Text enthält keinen Sinn, soweit ich das beurteilen kann. Ich habe bloß darauf los geschrieben.

Eiszeit
Eisige Kälte, die mich umgibt. Weder den Schmerz, noch die Angst fühle ich. Ich nehme nur noch das Pochen meines eigenen Herzens wahr. Noch schlägt es gleichmäßig, gerät beim fünften Schlag aber immer mehr aus dem Takt. Ich fürchte mein Freund wird nicht kommen. Aber mein Körper will mir nicht gehorchen. Ich schließe die Augen und warte ergebens auf mein Ende. Langsam streckt der Tod die Klauen nach mir aus. Ich kann sie fühlen. Das Blut schmerzt mir in den Adern wie siedenes Wasser. Ich schnappe nach Luft. "Rebecca? Rebecca?", höre ich ihn leise rufen. Ich öffne langsam die Augen. War dass die Stimme von Meik, die ich da gerade vernommen hatte oder spielen mir meine Sinne einen Streich? Er war es tatsächlich. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, ehe die Starre einsetzte. Das Pochen wurde schwächer. Eine Hand griff nach mir. Meiks Stimme klang verzweifelt. Seine Arme heben meinen regungslosen Leib in die Höhe. Doch mein Lächeln ist eingefroren, der Puls schlägt nicht mehr. Und alles was ich höre, ist das Rufen meines Namens, ehe ich die Grenze von Leben und Tod überschreite.

Eines der kurzen Kurzgeschichten, die ich im Unterricht anfertige. Es entstehen auch Texte über 'Normalere Sachen als den Tod, denn man im Eis findet, nur damals war es wie gesagt ziemlich kalt und mir war langweilig. Und so enstand "Eiszeit".

Meine Mitschüler würden das gar nicht verstehen. Sie wissen zwar dass ich Schreibe, aber ich zeige ihnen nie meine Texte. Ich habe Angst auf Ablehnung zu treffen. Ich schreibe im Unterricht lieber im Stillen und wenn jemand fragt sage ich, keine Ahnung. Das genügt den Meisten. Unsere Klasse ist da zum Glück sehr einfach gestrickt, bis auf paar Ausnahmefälle, aber mit denen habe ich so gut wie nichts zu tun.

Liebe Grüße

Lemonie:
Ich schreibe auch dauernd im Unterricht :)

Das liegt vor allem daran, dass mir in ziemlich vielen Fächern einfach langweilig sind, weil der Unterricht teilweise einfach niveau- oder anspruchslos ist und manchmal einfach weil der Lehrer ihn so langweilig gestaltet. Deshalb mache ich oft irgendwas anderes, meistens schreiben.

Bei mir ist das allerdings so, dass ich meine gesamte Konzentration zum Schreiben verwende. Ob ich das bräuchte und nicht nebenbei doch aufpassen könnte, ist mir egal, ich konzentriere mich dann wirklich nur noch auf den Text.
Ab und zu mach ich dann Pause, guck kurz wo wir sind und mach dann wieder weiter.

Nur ganz selten werd ich dabei erwischt nicht aufgepasst zu haben, ansonsten schaff ichs immer, mich mit einer Gegenfrage rauszuwinden ("Aufgabe a oder b?" "wieso ist das soundso - ich finde das unlogisch" usw. xD) Meistens klingen meine einwände dann sogar noch so, als hätte ich mir stundenlang drüber Gedanken gemacht, was ziemlich praktisch ist...
Manchmal fang ich dann auch einfach ne Grundsatzdiskussion über des Thema an, von wegen warum macht man das überhaupt, wozu braucht man das oder sowas xD

Und wenn ich dann die Antwort hab fang ich wieder an zu schreiben :)

Hanna:
Das ist ja sehr gewitzt, Lemonie  ;)

Ich gestehe, dass ich früher auch immer in der Schule geschrieben habe. Bevorzugt im Physik- und Mathematikunterricht. Leider war ich nicht so clever wie meine Vorredner. Meine Zensuren haben durchaus darunter gelitten. Trotzdem will ich die Zeit nicht missen. Ich war sehr produktiv und in den Pausen habe ich meinen Freundinnen immer vorgelesen, was ich produziert hatte.

Heute schreibe ich nicht mehr in der Schule. Höchstens mal in der Pause. Der Stoff an der Berufsschule ist zu interessant und ich muss mich sehr konzentrieren, weil ich so lange schon nicht mehr zur Schule gegangen bin und das Lernen erst wieder lernen muss.

Yanosch W.:
Hallo.

Da ich im Grunde genommen nur am Computer schreibe, passe ich in der Schule immer anständig auf. Aber früher in der Mittelstufe wurde ich oft erwischt, weil ich mir während der Schulstunden Notizen für meine Bücher machte oder Bilder dazu malte. Wenn ich mir meine Hefte von damals ansehe, wirken sie zumindest viel künstlerischer als die heutigen.
Nur in Mathe kommt es häufiger vor, dass ich noch plotte. Das mache ich aber nicht besonders unauffällig. Mein Lehrer weiß, das bei mir Hopfen und Malz verloren sind, und ich selber kann dem Unterricht ohnehin nicht mehr folgen. Dann doch lieber die Zeit sinnvoll nutzen.


--- Zitat von: Lemonie am 10. Juni 2011, 23:45:59 ---Bei mir ist das allerdings so, dass ich meine gesamte Konzentration zum Schreiben verwende. Ob ich das bräuchte und nicht nebenbei doch aufpassen könnte, ist mir egal, ich konzentriere mich dann wirklich nur noch auf den Text.
Ab und zu mach ich dann Pause, guck kurz wo wir sind und mach dann wieder weiter.

--- Ende Zitat ---

So geht es mir auch, selbst, wenn ich mir das lange Zeit nicht eingestehen wollte. Aber ich habe mich auch nicht informiert, was wir stattdessen gemacht haben. Vielleicht war ich deswegen auch immer deutlich schlechter in den meisten Fächern, als ich es heute bin. ;)

Das skurrilste, was mir beim Schreiben in der Schule passiert ist war, dass mein Sitznachbar meine Notizen gelesen hat und darauf unbedingt wollte, das zwei meiner Figuren ein Liebespaar wurden. Ich habe Liebesgeschichten damals wie heute nicht besonders gemocht, und deswegen habe ich seinen Wunsch auch nicht erfüllt. Aber lustig fand ich es trotzdem. Immerhin hat er damit ja Interesse an meiner Geschichte gezeigt. Das hätte ich so nicht von ihm erwartet. ;)

Mit freundlichen Grüßen, Yanosch

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