Wenn man anfängt, Geschichten und Bücher zu schreiben, macht man sich über das „Wie“ meistens keine Gedanken - man schreibt drauflos, und so, wie man die Geschichte im Kopf hat, schreibt man sie auch auf, einen Satz nach dem nächsten, bis alles erzählt ist. Aber je länger ihr dabei seid, je mehr ihr schon geschrieben hat, desto mehr fangt ihr an, beim Schreiben zu spielen und zu experimentieren. Es geht nicht mehr nur irgendwie von A wie Anfang nach E wie Ende, sondern es tauchen Fragen auf, nach der Form und nach Methoden, auf die ihr früher nie gekommen wärt. Das ist völlig normal, wenn man es sich weiterentwickelt, auch wenn es bedeuten kann, dass ihr plötzlich für eine Szene viel länger braucht als früher, weil ihr euch viel mehr Gedanken macht. Überhaupt, eine „Szene“ - welcher Anfänger, der seine ersten schriftstellerischen Gehversuche macht, würde dieses Wort verwenden? Und was ist das überhaupt, eine Szene?
Zum Teil kann man Wissen aus dem Deutschunterricht nutzen - wenn man Texte analysiert, lernt, die Persektive, Spannungskurve und den Höhepunkt zu bestimmen, kann man dieses Wissen auch umkehren und für den Aufbau der eigenen Texte benutzen. Aber muss man eine Szene erst analysieren, ehe man sie schreibt? Sicher nicht! Für den Aufbau eines Textes gibt es eigene Regeln, Tricks und Kniffe, und wenn man die einmal beherrscht, geht es gleich viel leichter von der Hand. Worauf muss man achten, wenn man einen Dialog schreibt? Wie baut man Spannung auf? Was hat es mit Perspektive auf sich? Und wie baut man einen Plot auf, so dass die Geschichte nicht nur eine Idee hat und einen Hintergrund, sondern auch richtige Handlung?
Anders als die „Schreibschule“, die sich an Anfänger richtet, wendet sich dieses Board an Autoren, die schon etwas fortgeschritten sind. Und weil sich jeder, der gerne liest und schreibt, dabei seine eigenen Gedanken macht und seine eigenen Kniffe entwickelt, wird euch hier nicht vorgekaut, wie ihr was zu machen habt, und es gibt auch keine Übungsaufgaben - hier könnt ihr im Dialog sehen, wie es denn die anderen machen, eure eigene Herangehensweise erklären und euch Ideen und Denkanstöße holen, wie man die Dinge vielleicht anders oder besser machen könnte. Wenn es nämlich nur eine Art gäbe, wie man ein Buch schreiben kann, wäre das doch ziemlich langweilig, nicht nur für die Autoren, sondern auch für die Leser.
Man muss sich mit seiner Geschichte lange beschäftigen können, im Kopf und auf dem Papier - natürlich macht es Spaß, einfach drauflos zu schreiben und immer genau die nächste Seite im Kopf zu haben, aber es geht auch anders. Und wenn man sich als Autor sein Handwerkszeug selbst erarbeiten muss, um sich hinterher von anderen zu unterscheiden, ohne dabei aber schlechter sein zu müssen, ist dieser Prozess etwas, der niemals aufhört. Und das ist eine der Sachen, die das Schreiben so spannend macht. Seid ruhig freigiebig mit euren Tipps und Tricks. Niemand wird euch etwas klauen, weil jeder seine eigene Sache daraus macht. Und wenn jeder sein Wissen in den großen Topf wirft, kommen am Ende alle ein Stück besser daraus hervor.