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Dystopien....

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Leseratte:
Hallo Phantas,

Ich hab da mal ne Frage zu Dystopien im Allgemeinen:
ich habe gegoogelt und gelesen, wie es meistens in den Geschichten so abläuft. (Am Anfang gab es Aufstände, Naturkatastrophen,... die Regierung ist sehr reich, die Unterschicht arm und bescheiden,... und und und)

Jedenfalls frage ich mich jetzt: Wie kann man denn eine Dystopie noch so richtig originell schreiben, ich persönlich habe das Problem mir einen Maßstab zu setzen und ich denke ständig an die Tribute von Panem!
 
Was meint ihr denn? Ich würde gerne und ich hätte Spaß, eine Dystopie zu schreiben, aber irgendwie frage ich mich: Wie muss ich es schreiben, damit es nicht plötzlich in ein anderes Genre gehört und damit es nicht an ein schon bestehendes Buch erinnert?

Leseratte

Thiod:
Damit es nicht plötzlich in ein anderes Genre gehört... sch-- auf das Genre, würde ich salopp sagen. Wenn du eine gute Geschichte hast und die Idee ihren Ausgang dabei genommen hat, dass du eine Dystopie schreiben wolltest, ist es doch nicht wichtig, ob andere darin am Ende auch eine erkennen. Du hast ja keinen Vertrag oder so, der dich an ein Genre bindet.
Und generell ist das, was du gesagt hast nur das, was häufig in Dystopien vorkommt, es ist nicht Pflicht. Eine Dystopie ist in erster Linie das Gegenteil einer Utopie. Und eine Utopie meint den Entwurf einer idealen Welt. Wurde erstmals im 16. Jahrhundert von einem Engländer (?) verwendet, der machte eine Umfrage, wie sich Leute den idealen Staat vorstellen und hat daraus eine Geschichte gemacht - eigentlich, um Gesetzesentwürfe danach zu entwerfen.
Dystopie ist demnach etwas, wo entscheidende Dinge in der Gesellschaft schief laufen. Möglichst sollten es Probleme sein, die tatsächlich existieren, nur eben überspitzt/ im Extremen in die Zukunft weitergesponnen. Das typische Muster mit dem Arm/Reich und unterdrücktes Volk ist beliebt, ja, das stimmt. Aber ich wage böse zu behaupten, dass das auch daran liegt, dass sich das gut schreiben lässt. Es ist so Zweipolig, dass sich gut ein Konflikt daran aufbauen lässt.
Aber - zumindest nach der Auffassung von Dystopie, die ich habe - kann eine Dystopie auch davon handeln, dass alle aufhören, ein richtiges Leben zu leben, sondern nur noch auf elektronischen Medien angewiesen sind. Man kann sich natürlich auch an politisch heikleres wagen, Szenarien, die verschiedene, heute andauernd auftretende Situationen im negativen weiterspinnen, aber das bedürfte glaube ich schon ziemlichen Könnens (ich würde es mich jedenfalls nicht trauen).
Aber wenn dir irgendein Missstand besonders auffällt, nimm ihn, überlege genau, woher er kommt, wie er sich weiter auswirken könnte - und spinn eine Geschichte darum, die diese Warums oder das Wie deutlich macht.

Viele Grüße,
Thiod.

Leseratte:
Danke für die ausführliche Antwort, Thiod,

also erstmal: ich glaub, ich sollte wirklich nicht zu stark auf das Genre achten, obwohl ich dass immer schlecht schaffe. :D
Und jetzt werde ich mir erstmal drüber Gedanken machen, ob ich ein Problem kenne, dass ich persönlich ziemlich schlimm finde. Alles in allem werde ich mich jetzt erstmal nicht beirren lassen (warum klinge ich so komisch?) und versuch, dass beste draus zu machen!
Aber weitere Antworten von den anderen wären natürlich auch nützlich... ;D

Liebe Grüße
Leseratte

JohnGreenFan:
Hallo Leseratte!

Ich gebe Thiod recht, du musst dich weder an das Genre noch an dieses Konzept so streng halten!
Ansonsten fände ich  es ist gar nicht so schlimm, wenn du etwas schreibst, das es so oder so ähnlich schon gibt. Du musst halt versuchen, der Geschichte deinen eigenen Stil zu geben. Klar, das ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn man die ganze Zeit an ein anderes Buch oder so denken muss. ;) Ich kenn das, ich muss bei einer meiner Figuren immer an Dumbledore denken. Das nervt! Und ich kann dir leider gar keine Tipps dagegen geben.  :(
Aber du musst ja auch gar nichts Ähnliches schreiben, ich denke, aus diesem Konzept lässt sich noch vieles machen. Allerdings fällt mir grade kein Beispiel ein, weil ich jetzt auch an Tribute von Panem denken muss. Na danke!

LG
JohnGreenFan

ImaginaryFriend:
Hi Leseratte,

Ich finde Dystopien großartig! (sage ich immer wieder ;D Die meisten meiner Projekte/Ideen sind zur Zeit in diesem Genre angesiedelt) Kann deine Faszination also gut verstehen. ;D
Zu dem Hunger Games Problem: Es gab schon viele Dystopien vor den TvP. Kennst du z.B. 1984 oder Brave New World um mal die Klassiker zu nennen? Und wie in jedem anderen Genre gibt es unglaublich viele Bücher, die negative Zukunftsvisionen bedienen. Wenn du dir also ein Bild machen willst, lies doch mal ein paar. Das bietet sich immer an, wenn man ein neues Genre angehen will und sich unsicher damit ist.

Ansonsten kann ich meinen Vorrednern nur Recht geben. Das Genre ist doch in erster Linie nur ein Label, damit man die Bücher später besser ins Regal einsortieren kann. Konventionen engen nur ein, also erstmal vergessen. ;) Und wenn du originell sein willst, ist Schema F ja eh nichts für dich.

Nun zu dem Ideen-Problem: Ideen kann man nicht erzwingen. Ich finde es immer schwierig unbedingt eine bestimmte Art von Geschichte schreiben zu wollen und dann quasi auf die perfekte Idee zu warten. Ich glaube ehrlich gesagt, dass dabei nicht viel herauskommen kann. Natürlich kann man sich zu einem Thema Gedanken machen und ein bisschen brainstormen, aber eigentlich macht es doch am meisten Spaß die Geschichte zu schreiben, die einem schon seit Wochen im Kopf herumspukt, unabhängig von irgendwelchen Genres oder Trends.
Allerdings kann ich dir empfehlen (ganz banal) Zeitung zu lesen, wenn du dich zu einer Dystopie inspirieren lassen willst. Probleme hat unsere Welt schließlich genug. Meine letzte dystopische Idee hatte ich beim Lesen der Time.

Und denk dran: Was eine Geschichte originell macht ist nicht die Grundidee. Man liest bei einem Buch schließlich nicht nur den Klappentext, um es dann, beeindruckt von der tollen und originellen Idee, wieder hinzulegen. Auch die Idee zu den Tributen von Panem gab es schon mehrfach (um bei dem Beispiel zu bleiben), aber die Charaktere und die Handlung machen das Buch einzigartig. Man muss nur dranbleiben und der Idee Zeit geben, zu wachsen. :)

Was ich mit dem ganzen Geschwafel sagen will: Schreib das was du im Kopf hast und was dir zugeflogen kommt. Das sind Geschichten, die man mit Herzblut schreibt und das sind immer die Besten!

LG
Toni

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