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Unmögliches beschreiben

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Thiod:
Wie bei allem gilt natürlich Fingerspitzengefühl. Ich würde eher sagen, dass Nicht-Beschreiben nicht den Autor entlasten, sondern die Mysteriosität erhöhen sollte. Obwohl es im Idealfall natürlich beides tut. Die alte Weisheit ist ja: In einem guten Horror-Film wird das Monster nicht gezeigt. Dann wächst die Angst, weil jeder sich ein namenloses Grauen vorstellt. So ähnlich ist es mit anderen Sachen auch, besonders mit magischen. Du kannst dir ein exaktes Magie-System für alles (inklusive Portale) erdenken und beschreiben und das wird vielen Lesern große Freude bereiten - aber es macht die Magie greifbar, beinahe wissenschaftlich. Oder du kannst die Magie passieren lassen, andauernd Hinweise streuen, wie sie passiert - aber das wirklich WIE wird nie gezeigt. Man kann sich auch anderen Erklärungen entziehen. Ich denke da an die Adams-Family. Diese Familie scheint ja mit keinem Mittel tot zu kriegen zu sein - aber als Zuschauer weiß man nie wirklich, WIE Adamses alles überleben - denn man sieht nie, wie sie von einer Axt/Explosion etc. getroffen werden (oder ihr ausweichen). Man sieht immer nur die drohende Attacke und die unbeeindruckten Adamses - und gewinnt den Eindruck, dass sie wohl unverwundbar sind.
Natürlich ist sowas im Buch etwas schwieriger als im Film, da man nicht ganz so dezent mit Schnitt und Kamera nicht-zeigen kann.

Viele Grüße,
Thiod.

Yona:
 Natürlich, ein Kunstgriff ist es allemal. Eine fehlende Beschreibung kann es auch einfach machen. Also ich sage einfach "da war das Monster nun, es sah anderst aus, als er es sich vorgestellt hat". Der Leser kann sich den Rest einfach vorstellen. Das kann aber mich jedenfallst total irritieren und, bei den bekannten Büchen störte ds mich bei der Verfilmung, die bei den Szenen meist in die Hose gingen.

Viele Grüße,
Yona

Thiod:
Was genau hat dich gestört? Dass es gezeigt wurde, oder dass es nicht gezeigt wurde?

lg,
Thiod.

Yona:
Was gezeigt wurde. Die Sachen werden ja oft ganz anderst gezeigt, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Viele Grüße,
Yona

Thiod:
Naja, das ist ja ein normales Problem bei Verfilmungen, irgendwas ist immer anders, als man es sich vorgestellt hat.
Aber ich finde es doch immer am Ärgerlichsten, wenn die Verfilmung dann etwas direkt zeigt. Das ist zum Beispiel einer der wenigen Kritikpunkte, die ich an der Herr-der-Ringe-Verfilmung habe: Sauron, groß und bedrohlich, ist irgendwie auf dieses alberne Auge reduziert - einen Typen, der ein Auge ist, KANN man doch nicht ernst nehmen. Im Buch ist das Auge zwar ein zentrales Thema, wenn es um Sauron geht, aber es wird nie behauptet, das sei alles, was er hat (wirds im Film auch nicht explizit, aber es kommt so rüber) - aber eigentlich bleibt er eine völlige Schattenfigur, der du kein Gesicht und keinen Charakter zuordnen kannst, er wird von anderen charakterisiert, aber niemals durch sich selbst - das ist einer der Gründe, weshalb er so bedrohlich wirkt, denke ich.

Viele Grüße,
Thiod.

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