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Das Allgemeine Forum => Buchmensch des Monats => Thema gestartet von: Ann-Kathrin am 22. März 2013, 13:38:39

Titel: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Ann-Kathrin am 22. März 2013, 13:38:39
Dieser Thread ist für Fragen an Bernd Robker, der euch ab dem ersten April dafür zur Verfügung steht. Wir haben diesmal das Interview vorweg weggelassen, damit euch mehr Fragen bleiben.

Also, viel Spaß mit Bernd Robker.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 22. März 2013, 14:08:29
Juhu, die Buchmenschen sind zurück, danke! :)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 24. März 2013, 15:33:40
Ich freu mich schon ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Seelenworte am 24. März 2013, 17:11:16
Ich bin auch schon gespannt :)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 24. März 2013, 18:17:52
Jaa!
Dann kann auch ich mal meine Fragen los werden :D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schattenfeuer am 24. März 2013, 21:10:34
Wird bestimmt lustig! ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 01. April 2013, 07:39:45
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, diesen Monat bei Euch zu Gast zu sein.
Ich bin vierzig Jahre alt und lebe in Köln. In der Schule hatte ich Deutsch und Geschichte als Leistungsfächer, aber dann habe ich etwas ganz anderes studiert, nämlich Wirtschaftsinformatik. Mit meinem Diplom in der Tasche wurde ich erst Unternehmensberater, später Projektleiter. Zum 31. Dezember 2012 habe ich einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, sodass ich derzeit keinen anderen Beruf ausübe als die Schriftstellerei. Ich habe noch nicht entschieden, ob das so bleiben soll, oder ob ich lieber wieder nebenberuflich schreiben möchte.
In der Schule waren Aufsätze meine Lieblings-Hausaufgabe. Die erste Geschichte, die ich hauptsächlich deswegen verfasst habe, damit andere sie lesen, entstand, als ich sechzehn Jahre alt war. Meine Texte veröffentlichte ich anfangs im nichtkommerziellen Bereich, später kamen Beiträge in Anthologien dazu. Seit 2005 schreibe ich primär Romane, inzwischen haben es zwölf Stück auf den Buchmarkt geschafft. Geschrieben habe ich aber noch mehr, auf meiner Festplatte schlummern also noch einige Manuskripte, dazu Exposés und Ideen. Nicht alle davon gehören zu den Bereichen Fantasy und Science Fiction - ich lese so ziemlich alles, was ich in die Finger bekomme, und probiere auch beim Schreiben gern Neues aus. Allerdings wird auch bei mir mehr abgelehnt als angenommen. Dafür schreibe ich allerdings recht flott, im Schnitt 25 Seiten pro Tag, wenn ich mitten in einer Schreibphase bin. Ich habe einen halben Regalmeter mit Schreibratgebern gefüllt. Aus jedem habe ich etwas gelernt, auch wenn ich mit keinem vollkommen einverstanden bin.
Meine Romane sind bei vier Verlagen erschienen und ich durfte dabei mit sechs Lektoren zusammenarbeiten. Für die sechsteilige Romanreihe Die Türme von Taladur war ich Fachlektor. Einer meiner Romanzyklen wurde in einer Hörbuchversion umgesetzt. Ich gestalte meine eigenen Homepages, habe einen Literaturagenten, mache gern Lesungen und besuche ohnehin gern Veranstaltungen, die etwas mit Literatur, Fantasy oder Science Fiction zu tun haben. Ich war in einigen Schreibgruppen, aber nie lange. Gemeinsam mit meinem Agenten habe ich einige Verlage besucht und bin noch immer überrascht, wie klein diese Branche ist - im Bereich Fantasy, noch mehr bei der Science Fiction, kennt in Deutschland jeder jeden.
Ich hoffe, aus diesem Elaborat könnt Ihr ersehen, zu welchen Themen ich eventuell kluge Sachen beitragen kann. Jetzt bin ich gespannt auf Eure Fragen!

Bernd
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54
Hallo Herr Robker! 
Vorab vielen dank, dass sich zeit für "Buchmensch des Monats" nehmen.
Ich habe natürlich aber auch eine Menge an sie Fragen los zu werden:

Im Phantastik bereich sind sie nun ja schon ziemlich erfolgreich, können sie sich auch eines Tages vorstellen etwas nicht Phantastisches zu schreiben?
 
25 Seiten pro Tag, das ja ziemlich viel, bleibt denn da noch Zeit für andere Hobbys und Freizeitaktivitäten?

Gibt es Zeiten, in denen sie das Gefühl haben, dass es beim Schreiben nicht gut läuft? Was machen Sie dann, um sich zu überwinden und zu motivieren?

Hören Sie beim Schreiben Musik oder brauchen Sie absolute Ruhe?

Haben sie eine bestimmte Tageszeit in der sie besonders Kreativ sind?

Gibt es etwas, dass sie jungen, aufstrebenden Autoren mit auf den weg geben möchten?

Was macht ihnen an ihrem Beruf am meisten spaß?

Nun ich will sie nicht mit noch mehr fragen überhäufen.
Ich denke von mir ist das erst einmal genug für den anfang. ;)
Ihr Roman "Feind" hat mir übrigens sehr gut gefallen.
Ich freue mich auf Antworten!  :)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 01. April 2013, 12:14:40
Im Phantastik bereich sind sie nun ja schon ziemlich erfolgreich, können sie sich auch eines Tages vorstellen etwas nicht Phantastisches zu schreiben?
Das habe ich bereits.
Ich habe eineinhalb Sachbücher veröffentlicht, nämlich gemeinsam mit einem Kommilitonen, der inzwischen Professor ist, Betriebswirtschaftliche Formeln, Schemata und Tabellen (eine Formelsammlung, die er ab der zweiten Auflage allein weiterentwickelt) und Bei Regen und bei Sonnenschein, einen Bericht über eine Weltreise, die ich 2004 unternommen habe.
Mit Raubtiere habe ich einen kurzen Roman auf der Festplatte, der keine fantastischen Elemente hat.
Einige meine Kurzgeschichten sind ebenfalls nicht fantastisch, und es gibt einige Exposés oder Romanideen ohne fanastische Elemente, zum Beispiel für historische Romane (ich bin in Zentralemerika auf gut zwei Dutzend Maya-Pyramiden herumgeklettert, diese Kultur lässt mich seitdem nicht mehr los).
Also: Mein Schwerpunkt sind sicher Science Fiction und Fantasy, aber letztlich kommt es immer darauf an, ob mich eine Geschichte fasziniert. Wenn diese Geschichte dann einen Troll, einen Vampir oder einen Schattenherrn braucht, dann bekommt sie einen. Wenn nicht - dann nicht.
 
25 Seiten pro Tag, das ja ziemlich viel, bleibt denn da noch Zeit für andere Hobbys und Freizeitaktivitäten?
Nein, wenn ich in einer Schreibphase bin, hängt an meiner Tür ein Schild mit der Aufschrift: "Vorübergehend verstorben".
Wenn ich allerdings nicht gerade in einer Schreibphase bin, gehe ich gern tanzen (Standard, Latein und Tango Argentino) und ins Kino.
Ich lebe generell "in Schüben", das heißt: Ich mache Sachen über längere oder kürzere Perioden hinweg sehr intensiv und dann wieder gar nicht. Das ist bei der Schriftstellerei auch recht gut möglich, weil es etwas völlig anderes ist, wenn man eine Rohfassung schreibt, ein Manuskript überarbeitet oder sich auf eine Buchmesse vorbereitet.

Gibt es Zeiten, in denen sie das Gefühl haben, dass es beim Schreiben nicht gut läuft? Was machen Sie dann, um sich zu überwinden und zu motivieren?
Es klingt wahrscheinlich etwas ulkig, aber die Wahrheit ist: Ich werde sauer auf mich. Wenn ich finde, ich hätte schreiben sollen und habe es nicht getan, schimpfe ich mich in Gedanken aus. Irgendwann kann ich das Gemecker nicht mehr hören, setze mich hin und schreibe. Wenn ich einmal angefangen bin, habe ich das Problem nicht mehr. An einem schlechten Tag habe ich dann mal nur 5 Seiten geschafft, aber auch so kommt man vorwärts, und an einem normalen Tag werden es die genannten 25 Seiten.

Hören Sie beim Schreiben Musik oder brauchen Sie absolute Ruhe?
Am liebsten schreibe ich mit aufgesetztem Kopfhörer. Meistens gibt es eine Handvoll Musikstücke, die in mir die Stimmung erzeugen, die ich bei einem bestimmten Roman haben möchte. Die höre ich dann in Endlosschleife. Je besser es läuft, desto lauter ist in der Regel die Musik. Ich habe da einen Lautstärkeregler, der von 0 bis 100 geht. Den Schreibtag beginne ich in der Regel bei 25. Bei den Tagen, bei denen ich die 100 erreiche, übersteige ich in der Regel auch die 30-Seiten-Marke.
Übrigens schreibe ich auch umso besser, je schneller ich schreibe. Die Passagen, die ich am flottesten schreibe, sind zugleich diejenigen, bei denen das Lektorat am wenigsten Korrekturwünsche hat.

Haben sie eine bestimmte Tageszeit in der sie besonders Kreativ sind?
Ich habe zwei "Höhepunkte". Den ersten direkt nach dem Aufstehen (zwischen 7 und 8 Uhr) und mittags, den zweiten von 16:00 - 21:00 Uhr.

Gibt es etwas, dass sie jungen, aufstrebenden Autoren mit auf den weg geben möchten?
Das kann ich so allgemein nicht beantworten, weil es darauf ankommt, wohin dieser Weg führen soll, also welches (Zwischen-)Ziel der junge, aufstrebende Autor erreichen möchte.
Ein paar Sachen, die vermutlich auf viele Lebenssituationen passen, sind aber in jedem Fall richtig:
"Sei ehrlich zu dir selbst." - Wenn Sie reich und berühmt werden wollen, dann stehen Sie dazu und reden Sie sich nicht ein, dass Sie "nur für sich schreiben wollen". Genauso umgekehrt - wenn Ihnen die Vorstellung unangenehm ist, dass fremde Leute Ihre Texte lesen, dann lassen Sie sich nicht von Ihren Freunden überreden, sie irgendwo einzuschicken. Seien Sie auch ehrlich mit Ihren Texten. Wenn sie Schrott sind, dann sind sie Schrott - auch, wenn Sie selbst den Fehler vielleicht (noch) nicht finden. Aber reden Sie nicht Ihre eigenen Texte schlecht, nur weil Sie glauben, sich dadurch in einer Schreibgruppe Sympathiepunkte zu erwerben.
"Beharrlichkeit und Disziplin zahlen sich aus." - Es gibt unheimlich viele Leute, die gern Tennisprofi wären und in Wimbledon auf dem Rasen stünden. Aber es gibt unheimlich wenige Leute, die das Trainingspensum absolvieren können, das notwendig ist, um dorthin zu kommen. Bei Schriftstellern ist das ähnlich.
 
Was macht ihnen an ihrem Beruf am meisten spaß?
Das Schreiben an sich mag ich nicht besonders. Nur sehr selten habe ich Freude daran, vermutlich deswegen möchte ich die Schreibphasen auch schnell hinter mich bringen. Letztlich ist es eine öde Tätigkeit: Man sitzt allein irgendwo herum und niemanden interessiert's.
Was diesen Ärger wieder aufwiegt, ist der erste Korrekturgang. Die Rohfassung der Geschichte ist fertig, ich habe sie für mich ganz allein, kann sie in einem Zug durchlesen und damit machen, was immer ich will. Das ist der Lohn der Mühen.
Mit weitem Abstand auf Platz Zwei folgt das Auspacken von Belegexemplaren.

Ihr Roman "Feind" hat mir übrigens sehr gut gefallen.
Das freut mich.  :D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 01. April 2013, 13:55:52
Hallo herr Robker :)
es freut mich wirklich sehr, endlich mal selbst einen "Buchmensch des Monats" kennenzulernen.
Ich möchte natürlich auch ein paar Fragen loswerden:

 Lesen auch im gleichen Genre, wie sie schreiben?

 Gibt es Phasen, indenen sie die halbfertige Geschichte einfach nicht mehr interessiert und sie das ganze Buch einfach langweilig finden? Wenn ja, was machen sie dann?

 Diese Frage bezieht sich jetzt eher, auf den Teil, nachem ein Buch angenommen wurde. Was passiert dann? Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Bekommt man einen Lektorat zugeteilt? Wie steht es mit der Kommunikation mit dem Verlag? Mit wem arbeitet man alles?

 Tut mir leid... einen schritt zurück :) Wie genau war das Gefühl, als sie die Zusage zu ihrem ersten Roman bekommen haben?

Ich hoffe, dasss wird jetzt nicht zu viel Schreibarbeit :D Ich freue mich schon auf die Antworten :)
Grüße, Rose

Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 01. April 2013, 15:51:14
Lesen auch im gleichen Genre, wie sie schreiben?
Stellen Sie sich mich als einen Menschen vor, der Geschichten mag, und zwar beinahe unabhängig von der Form, in der sie erzählt werden. Ich habe viele Bücher, aber auch viele DVDs und gehe gern ins Kino. Ich lasse mir viel mehr Geschichten erzählen (also lese Bücher und schaue Filme), als ich selbst schreibe. Aus diesem "Kontinuum" kommen dann auch meine eigenen Geschichten. Von daher ist naheliegend, wenn auch nicht zwingend, dass ich häufig im gleichen Genre lese, in dem ich auch oft schreibe. Der Akzent ist allerdings verschoben. Ich habe 8 Fantasyromane und 3 Science-Fictionromane veröffentlicht (eventuell 4, je nachdem, wo man meinen Vampirthriller einordnen möchte), lese aber etwa gleich viel Science Fiction und Fantasy.

Gibt es Phasen, indenen sie die halbfertige Geschichte einfach nicht mehr interessiert und sie das ganze Buch einfach langweilig finden? Wenn ja, was machen sie dann?
In dieser extremen Form hatte ich das noch nie. Was mir einige Male passiert ist, war, dass ich zu langsam vorwärts kam. Ich war ja - mit Ausnahme der letzten drei Monate - immer nebenberuflicher Autor, und der Hauptberuf ging natürlich vor, sodass ich manchmal nicht immer so zum Schreiben kam, wie es notwendig gewesen wäre, um mit der Geschichte Schritt zu halten. Denn die Geschichte schreibt sich im Kopf immer weiter, ohne Rücksicht darauf, was der "Tipp-Diener" zu Stande bringt. Dann war im im Kopf schon zwei oder drei Kapitel weiter als in meiner Datei. Infolgedessen war das, was ich gerade tippte, für mich schon "kalter Kaffee" und wenig aufregend.
Meine Lösung war dann immer: Schneller schreiben, um wieder zum (in meinem Kopf) aktuellen Geschehen vorzudringen.
Auf einer anderen Ebene stellt sich die Frage bei der Konzeption der Geschichte, wenn man den Szenenplan anschaut und meint: "Irgendwie ist das langweilig." Das ist aber die normale Konzeptionsarbeit: umstellen, raffen, Spannungsbögen straffen, dramatische Wendungen einbauen.


Diese Frage bezieht sich jetzt eher, auf den Teil, nachem ein Buch angenommen wurde. Was passiert dann? Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Bekommt man einen Lektorat zugeteilt? Wie steht es mit der Kommunikation mit dem Verlag? Mit wem arbeitet man alles?
Den Lektor hat man bereits vorher, das ist nämlich derjenige, der das vorgeschlagene Projekt prüft. Dazu hat er das Exposé und die Leseprobe. Wenn ihm das gefällt, ruft er Sie an und fragt Sie, ob Sie mit einigen Änderungen einverstanden wären, die seiner Meinung nach den Stoff verbessern würden oder notwendig wären, um das Buch im Verlagsprogramm zu platzieren. Sie nicken zustimmend (Lektoren können das durch die Telefonleitung hindurch sehen) und versichern, dass Sie ähnliche Änderungen ohnehin im Sinn hatten und selbstverständlich dankbar für die Vorschläge sind und das geänderte Exposé binnen Wochenfrist schicken werden. Das wiederholt sich so lange, bis der Lektor zufrieden ist.
Ab diesem Zeitpunkt ist der Lektor Ihr Verbündeter im Verlag. Er geht zunächst, bewaffnet mit ihrem überarbeiteten Exposé und einem Dutzend Argumenten, warum Sie die Autorin der Zukunft sind, in die Abteilungssitzung (in einem Großverlag gibt es eine Abteilung für fantastische Romane, eine für Romantik, eine für Erotik, etc.). In dieser Abteilungssitzung preist er Ihr Werk an und setzt es gegen die anderen Werke durch, die auch einen Programmplatz haben wollen. Wenn er das nicht schafft, wird er sie mit Tränen in den Augen anrufen (diese Tränen kann wiederum ein Autor durch die Telefonleitung hindurch glitzern sehen) und teilt Ihnen mit, dass es leider nichts wird mit dem Buch.
Im positiven Fall klappt es aber, dann kommt es zu den Vertragsverhandlungen. Vielleicht gibt es noch letzte Änderungswünsche am Exposé, primär geht es nun aber um Abgabetermin und Konditionen. Hier schlägt auch noch einmal die Stunde des Literaturagenten, falls Sie einen haben. War er vorher "Mr. Nice Guy", der den Lektoren die Drinks bezahlt und von der Sanftmut seiner Autorin geschwärmt hat, ähnelt er nun einem üblen Typen aus einem Chicago-Gangster-Thriller, erklärt dem Verlag, dass es ein purer Gnadenakt ist, dass Sie sich mit diesem Haus einlassen und dass die Konditionen besser üppig ausfallen, damit man Sie nicht sogleich wieder an eine der zahlreichen Alternativen verliert, die sich Ihnen selbstverständlich bieten.
Sie unterschreiben.
Das Exposé wird final von Ihnen und dem Lektor abgesegnet. Virtuell schneiden Sie sich gegenseitig die Pulsadern auf und unterschreiben mit Ihrem Blut.
Ihnen wird ein Redakteur zugewiesen. Dieser ist manchmal fest im Verlag angestellt, manchmal auch ein Selbständiger, der pro Buch beauftragt und bezahlt wird. Der Redakteur ist so etwas wie ein Seelenklempner für Autorinnen und Autoren. Sie rufen ihn an, wenn Sie schlecht geschlafen haben, der Kaffee nicht schmeckt oder - und insbesondere - wenn Sie eine Schreibblockade haben oder feststellen, dass irgend etwas an der Geschichte nicht klappen will. Eigentlich bezahlt wird er allerdings dafür, dass er mit Ihnen gemeinsam am Text arbeitet. Das heißt: Wenn Sie ihn nicht mehr besser hinkriegen, schicken Sie ihn an den Redakteur. Oft schicken Sie eine inhaltlich fertige Fassung zu einem "Vorlektorat". Dann weiß der Redakteur, dass sich an der Sprache noch einiges ändern kann, und prüft nur auf Spannungsbogen etc. Seine Anmerkungen arbeiten Sie ein, lassen den Text etwas liegen (beim Vertragsabschluss haben Sie selbstverständlich darauf geachtet, einen Termin zu vereinbaren, der soweit in der Zukunft liegt, dass Sie dafür Luft haben) und machen die sprachliche Überarbeitung, bis Sie den Text nicht mehr besser hinbekommen. Dann geben Sie ihn dem Redakteur zum eigentlichen Lektorat (wird manchmal auch "Redaktion" genannt). Eine Woche später bekommen Sie den Text zurück. Er ist blutrot, weil er voller Anmerkungen ist. Sie "verbinden die Wunden", verbessern also die angemerkten Stellen. Bei einigen, wenigen, handverlesenen Stellen halten Sie sich für schlauer als den Rest der Welt und die Leute, die schon seit Jahrzehnten Bücher machen, lassen Ihre ursprüngliche Formulierung stehen und notieren am Rand, warum es genau so bleiben muss und Sie auf der Stelle sterben werden, wenn es geändert werden sollte.
Dann schicken Sie den Text zurück an den Redakteur.
Der sieht sich an, was Sie damit gemacht haben, und kommentiert erneut. Da Sie gewissenhaft gearbeitet haben, findet er diesmal deutlich weniger als beim vorigen Durchgang. In dieser Version findet sich nun also deutlich weniger Rot als zuvor.
So geht der Text hin und her, bis Sie und der Redakteur vor der Aufgabe kapitulieren, ihn noch besser zu machen.
Der Lektor ist derweil nach wie vor Ihr Mann im Verlag. Er hat inzwischen die Künstleragentur angehauen und einen Vorschlag für ein Titelbild organisiert, den er mit Ihnen durchspricht. Außerdem hat er mit Ihnen gemeinsam die Werbetexte besprochen und dann mitgenommen zur Marketingabteilung. Da etwa die Hälfte der vorgeschlagenen Formulierungen übernommen wurde, gönnen Sie sich beide ein Gläschen Sekt. Leicht beschwipst geht der Lektor dann in die Vertreterkonferenz und preist Ihr Werk (das inzwischen sicherlich schon halb geschrieben sein wird) in den höchsten Tönen. Entsprechend aufmunitioniert strömen die Verlagsvertreter in den Buchhandel, die Buchhändler bestellen fleißig anhand des Verlagskatalogs, in dem Ihr Buch inzwischen mit Bild und Werbetexten angekündigt ist. Entsprechend dieser Vorbestellzahlen wird auch die Auflagenhöhe festgelegt und der Druckauftrag erteilt.
In dem Druckauftrag steht: "soundsoviel Bücher mit jeweils soundsoviel Seiten an dem und dem Termin drucken."
Aus diesem Grunde sollten Sie unbedingt mit dem Redakteur so gut zusammenarbeiten, dass Sie zum Termin und im geplanten Umfang abgeben. Wenn das nämlich nicht klappt, wird der Verlag gegenüber der Druckerei vertragsbrüchig und das wird teuer für den Verlag. Mit anderen Worten: Es passiert nicht. Wenn es doch einmal passieren sollte, müssen Sie das Lektor und Redakteur so früh wie möglich mitteilen. Aber das ist ein Horror-Szenario. Besser, im Vertrag den Abgabetermin entsprechend spät festlegen, auch wenn dann das Buch natürlich auch spät erscheint.
Also: Sie und der Redakteur sind fertig mit Nerven und Text, der Buchhandel wartet eifrig, die Druckerei auch. Sprich: Sie geben den Text ab. Er geht zum Setzer. Sie bekommen die Umbruchfahne, das ist eine PDF-Datei, die schon beinahe so aussieht wie das fertige Buch. Diese Umbruchfahne sehen Sie durch. Glücklicherweise fällt Ihnen gerade noch der Tippfehler auf Seite 1 ins Auge. Außerdem achten Sie besonders auf die Worttrennungen, da Sie vorher natürlich mit Normseiten gearbeitet haben, da gab es noch keine Trennungen. Gerade in der Fantasy gibt es Fachbegriffe, an denen die automatische Silbentrennung scheitert. Sie markieren auf der Umbruchfahne alle Änderungswünsche. Auch minimale Änderungen wie die Eliminierung von Wortwiederholungen sind statthaft.
Gleichzeitig mit Ihnen schaut auch der Korrektor durch die Umbruchfahne. Der Korrektor sprach schon als Säugling in grammatikalisch korrekten Sätzen mit tadellos akzentuierter Interpunktion und ist in solchen Internet-Foren aktiv, die Titel tragen wie "Deutsch - die Zukunft einer Sprache" oder "Perlen für Apostroph-Freunde". Logikfehler sind ihm Wumpe, er jagt Tippfehler. Da er auch nur ein Mensch ist, findet er allerdings auch nicht 100%. Ich selbst finde übrigens mittlerweile etwa 75%, das heißt: Wenn ich in einem meiner eigenen Korrekturdurchgänge 300 Fehler finde, habe ich noch 100 übersehen, von denen ich beim nächsten Mal 75 finde, sodass noch 25 drin sind und beim nächsten Durchgang finde ich davon vielleicht 18 etc. Der Korrektor findet also 95%, aber nicht 100%. Deswegen achten Sie beim Durchsehen der Umbruchfahne auch auf Tippfehler und finden hoffentlich den einen, den der Korrektor übesehen wird.
Ihre Änderungswünsche schicken Sie an den Verlag, dort werden sie mit denen des Korrektors zusammengeführt und eingearbeitet.
Das Werk geht in Druck.
Bei den Onlinehändlern ist es schon lange gelistet. Mehr oder minder gleichzeitig mit dem Eintreffen Ihrer Belegexemplare springt es auf "lieferbar".
Die Marketingabteilung des Verlags ruft Sie an. Haben Sie Lust, ein kurzes Video zu drehen und etwas über Ihr Buch zu erzählen? Wollen Sie ein Interview geben? Lesungen machen? An einer Internet-Leserunde teilnehmen?
Ihnen schwirrt der Kopf. Die letzten Monate waren von der Arbeit am Text beherrscht, jetzt fallen Sie in ein Loch. Hat Ihr Leben noch einen Sinn? Ihr Lektor meint: Ja, klar. Und fragt Sie, was für weitere Ideen Sie auf der Pfanne haben. Außerdem bespricht er mit Ihnen, wie Sie mit den Anfragen der Marketingabteilung umgehen wollen. Denn, ob Sie es glauben oder nicht: Der Lektor ist in den vergangenen Monaten zu einem echten Verbündeten geworden.
Irgendwann kommen die ersten Online-Kritiken zu Ihrem Buch. Schade, nur ein Stern. Sie gehen in den Keller und weinen. Als Sie wieder vor dem Computer sitzen, sehen Sie, dass ein anderer Leser Ihnen die volle Punktzahl gegeben hat. Der Tag ist gerettet, Sie gehen mit Krawatte ins Bett.

Tut mir leid... einen schritt zurück :) Wie genau war das Gefühl, als sie die Zusage zu ihrem ersten Roman bekommen haben?
Die Umstände waren sehr speziell. Ich kannte den Verleger, er kam aus dem literarischen Underground in Köln, in dem ich damals auch aktiv war. Er war angetan von dieser Szene, in der es viele Lesungen in Hinterzimmern von Cafés gab, und der Meinung, die Leute sollten auch veröffentlicht werden. Deswegen gründete er seinen eigenen Mikro-Verlag, den van-Aaken-Verlag, und brachte Anthologien heraus. Ich reichte für die erste Anthologie eine Kurzgeschichte ein, ging auf meine Weltreise (2004) und bekam bei meiner Rückkehr die Anthologie in die Hand gedrückt mit der Anfrage, ob ich nicht einen Roman hätte, der dann der erste in dem kleinen Verlag werden sollte. Ich war, wie man sich denken kann, geehrt und ein bisschen gerührt.
Inzwischen hat der van-Aaken-Verlag seine Pforten wieder geschlossen, aber mein Erstling wird wohl immer einen besonderen Platz bei mir haben.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 01. April 2013, 18:37:38
Ihr merkt/ Sie merken, dass ich zur Geschwätzigkeit neige. Bitte lassen Sie sich davon nicht abschrecken und stellen Sie die Fragen, die Sie interessieren. Insistieren Sie bitte, falls ich in meinen Antworten nicht alles abdecken sollte, was Sie mit Ihrer Frage adressieren wollten.

Sie dürfen mich auch gern duzen. Ich werde die Anrede spiegeln: Wer mich duzt, den duze ich auch, und wer mich siezt, wird gesiezt.  ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 01. April 2013, 19:06:41
Hallo Bernd :)
das mit dem sizen, hab ich mir jetzt anders überlegt... ich will doch nicht mit 14 gesizt werden :D
Hinter einem Buch steckt ja eine ganze menge Arbeit auch NACH der Annahme. Ich hatte es mit irgendwie mehr so vorgestellt, dass man gar nichts mehr machen kann und dann irgendwann die nachricht bekommt: "So sieht das fertige Buch dann aus". Sie haben geschrieben, dass man den lektorat schon vorher hat. Ist es also ratsam, eine lektorenbür (oder wie man das nennt) zu kontaktieren, bevor man einen Verlag anzuschreiben?
(mich interessiert der Teil mit der Veröffentlichung sehr. Ich bin zwar noch sehr weit davon entfernt, gehöre aber zu denjenigen, die zwar schreiben, weil es Spaß macht, aber davon träume es irgendwann mal in den Händen zu halten. Dazu habe ich von der ganzen Sache mit der Veröffentlichung überhaupt keine Ahnung :D)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 01. April 2013, 19:20:18
Ist es also ratsam, eine lektorenbür (oder wie man das nennt) zu kontaktieren, bevor man einen Verlag anzuschreiben?
Nein, der Lektor ist ein Angestellter in dem Verlag (im Gegensatz zu dem Redakteur, der oft Freiberufler ist). Wenn Sie an den Verlag schreiben, ohne anzugeben, an wen Ihr Manuskriptangebot gehen soll, dann wird es vom Posteingang in Empfang genommen und an das Lektorat weitergeleitet. Der Lektor ist also der erste Kontaktpunkt im Verlag; Er führt auch die Verhandlungen für den Verlag, bis es dann zum Vertragsabschluss kommt.
Das liegt daran, dass im Lektorat entschieden wird, welches Programm der Verlag machen möchte - und zwar etwa 1,5 Jahre im Voraus. In einem Fantasylektorat sieht das dann so aus, dass man sagt: "Wir wollen 30 Titel bringen - 15 mal High Fantasy, 5 mal Dystopie (ist zwar eigentlich Science Fiction, schreibt man aber heutzutage Fantasy drauf), 4 mal Military Fantasy, 4 mal Dark Fantasy, 1 erotische Fantasy und 1 total abgedrehte Sache, die noch nie da war." Dann suchen die Lektoren, wie sie diese Programmplätze voll bekommen, sprich, welche Manuskriptangebote passen oder passend gemacht werden können. Die werden dann unter Vertrag genommen.
Es ist also nicht sinnvoll, vor der Kontaktaufnahme mit dem Verlag einen Lektor einzubinden - aus Sicht der Autorin ist der Lektor gleichbedeutend mit dem Verlag.
Was allerdings sehr sinnvoll sein kann, ist das Einschalten einer Literaturagentur. Einige davon arbeiten auch bereits gemeinsam mit den Autoren an den Stoffen, bevor sie angeboten werden. Bei Literaturagenturen ist es auch sehr leicht, herauszufinden, ob sie seriös sind oder nicht - das kann bei Verlagen schwierig sein. Eine seriöse Agentur will kein Geld von Ihnen. Sie verdient erst, wenn der Verlagsvertrag unterschrieben ist - dann bekommt sie 10 - 20 % von allem, was der Autor vom Verlag bekommt.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 01. April 2013, 20:25:54
Ah! okay eine Literaturargentur habe ich auch eigentlich gemeint. Dankeschön, jetzt blicke ich da schon viel mehr durch und habe eine ungefähre Vorstellung, was Verlage betrifft.
Für jemanden wie mich, der erst einen halben Roman auf dem PC hat, ist es sehr schwer, sich alles bildlich vorzustellen.
Danke!
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 02. April 2013, 01:39:32
Hallo Bernd,

da ich zwar gerne gesiezt werde, aber auf Teufel-komm-raus nicht unter (Branchen-)Kollegen, würde ich gerne das Du wählen, danke! ;)

Vielen Dank auch, dass wir Dich diesen Monat mit Fragen löchern dürfen, ich habe das echt vermisst!

Als nebenberuflicher Autor ein Standbein zu haben, ist das eine, aber momentan sogar hauptberuflich, da kommt sofort eine Frage in mir auf, die mich schon länger beschäftigt. Wenn das Schreiben nicht länger Hobby ist, sondern zum Beruf wird, da verändert sich doch sicher etwas, mental gesehen. Der Druck, möglichst jeden Tag etwas zu schreiben (und das in ordentlichen Mengen, alle Achtung!), die Abgabefristen, die wie ein Damoklesschwert über dem Arbeitsplatz schweben ... wie verändert sich die Einstellung zum Schreiben dabei?
Ich bin Autorin geworden, weil ich es liebe, die Geschichten in meinem kopf zu erforschen und dann zu Papier zu bringen, den Figuren Leben einzuhauchen. Ich könnte mir vorstellen, dass da als Berufsautor eine gewisse Routine bzw. Gewöhnung eintritt, dass es nicht mehr so besonders ist wie zu Hobbyzeiten. Wie siehst Du das?

Und da Du ja offenbar Publikums- wie auch Kleinverlage "hautnah erleben durftest": Gibt es Dinge, die Du an einer der beiden Varianten besonders schätzt oder die Dir widerstreben?

Ich hatte noch eine dritte Frage, aber irgendwie ist die gerade verloren gegangen. Herrje, das passiert mir so oft, vielleicht sollte ich meine Fragen in Zukunft ebenfalls aufschreiben, bevor ich sie ausformuliere! ::) Ist vermutlich einfach zu spät in der Nacht - oder besser: zu früh am Morgen.

Ich freue mich auf Deine Antworten! Bis dahin gehe ich erst einmal selbst weiterschreiben - wenn auch keine fünfundzwanzig Seiten, schön wär's! ;D

Gruß
Janika
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 02. April 2013, 07:34:50
Wenn das Schreiben nicht länger Hobby ist, sondern zum Beruf wird, da verändert sich doch sicher etwas, mental gesehen. Der Druck, möglichst jeden Tag etwas zu schreiben (und das in ordentlichen Mengen, alle Achtung!), die Abgabefristen, die wie ein Damoklesschwert über dem Arbeitsplatz schweben ... wie verändert sich die Einstellung zum Schreiben dabei?
Derzeit habe ich noch keinen finanziellen Druck, weil ich während meines bisherigen Berufslebens etwas gespart habe, sodass ich erst einmal über die Runden käme, auch, wenn ich aus der Schriftstellerei keine Einkünfte erzielen könnte.
Für einen Romanautor hat der Erfolgsdruck, glaube ich, auch eine andere Geschmacksrichtung, als es in Deinen Ausführungen anklingt. Es geht nicht so sehr darum, jeden Tag etwas/ eine bestimmte Menge zu schreiben - das ist vermutlich eher bei Journalisten der Fall oder bei Autoren von Heftromanserien, bei denen in kurzen Zyklen etwas geliefert werden muss. Bei uns ist der Druck, eine bestimmte Auflage zu bringen. Wir werden ja letztlich pro verkauftem Exemplar bezahlt, über die Tantiemen. Wenn unsere Stoffe so exotisch oder unsere Qualität so grenzwertig sind, dass nur wenige Leute unsere Bücher kaufen möchten, dann bekommt unser Lektor (der Verbündete im Verlag) irgendwann ein Problem, zu erklären, warum er schon wieder ein Buch mit uns machen möchte. Da die Branche - was die in den Publiukumsverlagen involvierten Menschen angeht - sehr klein ist, sprechen sich solche Probleme auch sehr schnell herum und ein Autor ist dann überall "verbrannt".
Worauf ich hinauswill: Es geht nicht darum, dass man möglichst viel von "irgendwas" schreiben muss, sondern Sachen schreibt, die "die Auflage halten oder steigern", also im Vergleich zu den vorigen Büchern nicht abfallen. Dabei ist es sogar besser, wenn man mit einem Titel 30.000 Exemplare verkauft anstatt mit zwei Titeln jeweils 15.000 Exemplare. Sowohl für einen selbst, weil in den meisten Verträgen eine Staffel vereinbart ist, sodass man bei höheren Verkaufsauflagen mehr Prozente bekommt, als auch für den Verlag, weil er weniger Fixkosten hat. Und noch aus anderen Gründen.
Im Kern geht es in Deiner Frage aber, glaube ich, darum, ob der Druck, professionell erfolgreich zu sein, sich auf das Schreiben auswirkt. Ich kann das bei mir persönlich nicht feststellen - ich hatte schon immer den Wunsch, meine Geschichten so gut zu schreiben wie möglich. Ich hielt die Sprache als solche auch schon immer für wertvoll und achtete in Briefen, Mails, Forenbeiträgen auf meine Rechtschreibung, aus einem ästhetischen Bedürfnis heraus, nicht aus Notwendigkeit. Ich habe Romane geschrieben, von denen ich zu wissen glaubte (und mich übrigens dabei irrte), dass ich sie nie würde veröffentlichen können - und war dabei nicht mit weniger Eifer bei der Sache als bei denen, für die ich schon einen Vertrag unterschrieben hatte. Sobald man ernsthaft an einem Roman arbeitet, ist alles drumherum einfach weg, auch der Druck.
Was allerdings anders ist, ist die Auswahl des Stoffs. Die meisten Autoren haben viel mehr Ideen, als sie jemals werden umsetzen können. Alle sind interessant, manche mehr, andere weniger, und auch in der Spitzengruppe gibt es immer ein halbes Dutzend heiße Kandidaten, die geschrieben werden wollen. Da treffe ich heute die Wahl durchaus danach, welcher der Stoffe die beste Möglichkeit der Veröffentlichung hat - ganz konkret dieses Jahr vor der Buchmesse in Leipzig: Da habe ich die Ideen zu Exposés weiterentwickelt, von denen ich gehofft habe, Verlage für sie interessieren zu können, und andere erst einmal ruhen lassen.
Und man bekommt eine gewisse Seniorität, Gelassenheit, was Änderungen an Exposé und Text angeht. Das bedeutet nicht, dass einem die eigene Geschichte unwichtiger wird, aber man erkennt, dass es Myriaden interessanter Geschichten gibt, und viele davon sind gleichwertig. Man muss sich nicht um jeden Absatz streiten und kann in den meisten Fällen dem fachkundigen Blick eines Lektors vertrauen - um dann an den entscheidenden Stellen mit dem gebotenen Altersstarrsinn zu insistieren!  ;D

Ich bin Autorin geworden, weil ich es liebe, die Geschichten in meinem kopf zu erforschen und dann zu Papier zu bringen, den Figuren Leben einzuhauchen. Ich könnte mir vorstellen, dass da als Berufsautor eine gewisse Routine bzw. Gewöhnung eintritt, dass es nicht mehr so besonders ist wie zu Hobbyzeiten. Wie siehst Du das?
Ich kann Dich beruhigen. Jede neue Geschichte ist ein Abenteuer, jede neue Figur eine Überraschung. Ich plane meine Geschichten inzwischen gründlicher als vor einigen Jahren, schon allein, um die gewünschte Länge zu treffen. Trotzdem gibt es in den meisten Romanen Nebenfiguren, die mit dem Fuß aufstampfen und eine Hauptrolle auf der großen Bühne anmahnen - und diese dann auch bekommen.

Und da Du ja offenbar Publikums- wie auch Kleinverlage "hautnah erleben durftest": Gibt es Dinge, die Du an einer der beiden Varianten besonders schätzt oder die Dir widerstreben?
Meine Sicht auf die Buchbranche ist davon geprägt, dass ich fünfzehn Jahre als Unternehmensberater und Projektleiter gearbeitet habe. Dabei hatte ich mit Managern in vielen Industriebereichen zu tun - der Automobilindustrie, dem Textilhandel, im Bankensektor, etc. Im Vergleich mit diesen Bereichen ist das Verlagswesen von einer solch herzerweichenden Irrationalität geprägt, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll, wenn ich darüber nachdenke. Das gilt vom kleinen Ein-Personen-Verlag bis zu den größten deutschen Buchverlagen (soweit ich dort Einblick habe). Jedes dieser Häuser hat etwas von einem Familienunternehmen, und wenn man sich die Angestelltenzahlen anschaut, verwundert das auch nicht weiter. Im Piper-Fantasylektorat zum Beispiel arbeiten vier Leute. Dazu kommen dann noch die Redakteure/ Außenlektoren und Übersetzer, die "pro Buch" angeheuert werden - aber die arbeiten mehr oder minder für alle Verlage. Meine Lektorin/ Redakteurin für Karma und Todesstille (die bei Fanpro erschienen) arbeitet auch oft für Heyne, Piper und andere Großverlage.
Aus dieser Distanz betrachtet sind sich also alle Buchverlage, die ich bislang kennenlernen durfte, ähnlich.
Trotzdem gibt es Unterschiede. Bei den Kleinverlagen bist Du sehr schnell am Ziel - im Guten wie im Schlechten. Der Lektor ist oft identisch mit dem Redakteur und dem Verleger und dem Marketingchef und dem Vertriebsleiter - Du sprichst also mit einer einzigen Person, und wenn diese Person "ja" sagt, kann direkt der Vertrag unterschrieben werden. Wenn sie allerdings "nein" sagt, kannst Du mit Deiner Idee zum nächsten Verlag gehen. Auch beim Titelbild, Werbetexten oder sonstigen Elementen geht es eben sehr schnell.
In einem Großverlag sprichst Du über die meisten im weiteren Sinne organisatorischen Sachen mit Deinem Lektor und der vertritt dann Deine Sache im Verlag. Meistens setzt er Euer Anliegen durch, aber manchmal prallt er auch ab und dann seid Ihr gemeinsam traurig. Andererseits hat ein Großverlag für viele Fragestellungen Experten an der Hand und einfach mehr "Rüssel im Feld". Wenn eine Fantasyabteilung 80 Titel im Jahr auf den Markt bringt, dann hat sie mehr statistisches Material, um abzuschätzen, was läuft und was nicht, als wenn es nur 6 Titel sind. Die Buchhändler sprechen auch öfter und intensiver mit so einem "Großlieferanten". Es gibt bei Piper Leute, bei denen ein Großteil des Jobs darin besteht, Lesereisen zu unterstützen - bei einem Kleinverlag dagegen freuen sich alle tierisch, wenn es eine Lesung gibt, und gehen erst mal mit Dir feiern. Sie schicken dann auch alles mögliche an Material an den Veranstalter, aber es ist eben keine Routineaufgabe. So etwas wird dann mit sehr, sehr viel Herzblut gemacht, aber logischerweise auch mit sehr wenig Erfahrung.
In einem Großverlag bist Du in bestimmten Abläufen drin. Dein Programmplatz steht lange im Voraus fest, Du stehst in einem schicken Katalog und bereits vor dem Erscheinungsdatum ist mehr oder minder gewiss, wie gut sich Dein Buch verkaufen wird, einfach weil die Vorbestellzahlen eintrudeln. Dein Buch erscheint zum Termin, und zwar exakt zum Termin.
Bei einem Kleinverlag wird vielleicht der Setzer (sie haben nur einen) krank, dann verschiebt sich der Erscheinungstermin Deines Buchs um ein paar Wochen. Oder ein anderer Autor gibt nicht pünktlich ab, Du bist aber schon frühzeitig fertig und Dein Buch kommt deswegen ein paar Monate früher (das ist übrigens bei fast allen meiner Fanpro-Bücher passiert).
Generell sind alle Buchmenschen (den Begriff habe ich hier gelernt) mit viel Herz bei der Sache, egal, wie groß der Verlag ist, bei dem sie arbeiten. In einem Großverlag haben sie einen enger umgrenzten Aufgabenbereich, in einem Kleinverlag sind sie eher Generalisten. Die Begeisterung für Bücher teilen sie alle.
Der schlagende Punkt zuletzt: Wenn Du in einem Großverlag veröffentlichst, wirst Du mehr Leser haben. Dein Buch steht in mehr Buchhandlungen und in den Buchhandlungen, in denen es steht, wird es auffälliger platziert. Du bekommst eventuell mehr Werbung, in jedem Fall mehr Rezensionen. Da ich möchte, dass meine Bücher und meine Leser zueinander finden, ist der Großverlag meine erste Wahl.

Bis dahin gehe ich erst einmal selbst weiterschreiben - wenn auch keine fünfundzwanzig Seiten, schön wär's! ;D
Hau in die Tasten - viel Erfolg dabei!
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schattenfeuer am 02. April 2013, 16:19:54
Hallo Bernd!
Nun, ich glaube, ich werde sie auch lieber dutzen. ;)
ich dachte nur sie zu sietzen wäre vielleicht erst einmal höflicher, die anderen haben wohl ähnlich gedacht.  :D
Deine beschreibung über den weg eines Buches von der Idee bis zum Druck hat mir sehr weiter geholfen, so genau wusste ich das überhaupt nicht, danke! 

Mich würde es einmal interessieren, ob du ein Mitspsrache Recht an den Covern deiner Bücher hast? 

Wie würdest du die Entwicklung deiner Fähigkeiten als Autor beschreiben, seit du vor vielen Jahren mit der Arbeit an "Angriffskrieg" begonnen hast?

Beobachtest du den Buch-/Fantasymarkt oder sind die Trends und Hypes für dich nicht wichtig?

Grüße,
Schattenfeuer
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 02. April 2013, 16:55:51
Mich würde es einmal interessieren, ob du ein Mitspsrache Recht an den Covern deiner Bücher hast?
Nein, aber ich werde gefragt, obwohl ich dieses Recht eigentlich nicht habe. Bislang war jeder Verlagsvertrag, den ich hatte, so gestaltet, dass der Verlag das Titelbild ohne Rücksprache mit mir hätte festlegen können. Ich hatte aber jedes Mal die Möglichkeit, einen Vorschlag einzubringen, und habe auch immer das fertige Titelbild gesehen und konnte etwas dazu sagen.
Meistens mache ich Skizzen dazu, wie ich mir ein Titelbild vorstelle. Auf www.bernardcraw.net könnt Ihr Euch durchklicken, dort gibt es zu meinen Bernard-Craw-Büchern eigene Seiten und dort dann auch fast immer einen Link auf meine Skizzen, dann habt Ihr eine Vorstellung, wie die aussehen. Dazu kommt immer noch eine verbale Beschreibung, damit der Zeichner weiß, dass das Tier auf dem Cover von Erz ein Pferd werden soll und kein Hund - das ist bei meinen Zeichenkünsten nicht eindeutig zu erkennen.
Oft ist das fertige Cover sehr nah an meinem Vorschlag, manchmal komme ich in Dialog mit dem Zeichner und manchmal sieht es am Ende auch ganz anders aus, aber gefragt wurde ich bislang immer.
Das ist übrigens auch mit dem Buchtitel so. Da geht es dann manchmal wie beim Ping Pong zwischen dem Lektor und mir hin und her, bis wir etwas Fetziges haben, das noch nicht vergeben ist.
 
Wie würdest du die Entwicklung deiner Fähigkeiten als Autor beschreiben, seit du vor vielen Jahren mit der Arbeit an "Angriffskrieg" begonnen hast?
Ich weiß sehr viel besser, was ich tue.  :D
Ein Beispiel:
Vor 24 Jahren, als ich meine ersten Kurzgeschichten schrieb, hätte ich sagen können: "Diese Geschichte ist irgendwie langweilig", aber ich hätte vermutlich nicht gewusst, wieso.
Später hätte ich dann erkannt: "Die Handlung schreitet nicht schnell genug voran."
Noch später: "Es passiert zu wenig pro Seite."
Heute wüsste ich, dass ich zuerst nach Adjektiven und Adverbien suchen müsste. Diese sind oft unnötig, bringen keine oder kaum eine Zusatzinformation. In beinahe jedem Fall ist einem ausdrucksstarken Verb der Vorzug vor der Kombination "Adverb + schlappes Verb" zu geben. Ein konkretes Beispiel: "Er sagte leise" ist Schrott, "Er flüsterte" hat die gleiche Aussage und dabei ein Wort weniger, netto eine Silbe Gewinn. Wenn man das konsequent beachtet, wird der Text kürzer, ohne dass die Information abnimmt. Für den Leser entsteht der Eindruck, dass pro Seite "mehr passiert", dass die Handlung flotter vorankommt.
Insgesamt habe ich mehr theoretischen und praktischen Hintergrund zum Handwerk des Schreibens.

Beobachtest du den Buch-/Fantasymarkt oder sind die Trends und Hypes für dich nicht wichtig?

Trends sind ein Thema für sich.
Nach den "Herr der Ringe"-Filmen gab es den Trend zur "Völker-Fantasy", es gab den Trend um Zauberlehrlinge an Internaten und um Vampire mit romantischer Interpretation.
Danach ist meines Wissens alles gefloppt, was als Trend gesehen wurde: Zombies, Engel, SteamPunk, Dystopien. Mit den Hobbit-Filmen hofft man nun auf einen High-Fantasy-Trend.
Hinzu kommt, dass man als "Normalsterblicher" eigentlich keine Chance hat, einen Trend zu erkennen, bevor er vorbei ist. Die Verlagsprogramme werden mit 1,5 Jahren Vorlauf festgelegt, das heißt: Was heute breit in den Regalen steht, wird oftmals schon gar nicht mehr angekauft. Erst seit ich sozusagen "zur Familie gehöre", also seit ich den Vertrag mit Piper geschlossen habe, kann ich überhaupt mitbekommen, was man sich in den Lektoraten so vorstellt, woran man aktuell arbeitet, was man sucht, weil man glaubt, dass es in 1,5 Jahren gefragt sein wird. Das ist dann in der Tat sehr wichtig für mich. Wenn ich so etwas mitbekomme, überlege ich, ob einer meiner Stoffe in diese Richtung "interpretiert werden kann". Das geht natürlich nicht immer, beim SteamPunk etwa habe ich mich nicht beteiligt.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 03. April 2013, 11:27:43
Hallo Bernd,

Ich hatte eigentlich vor schon am 1. April mit dem Fragen anzufangen, aber irgendwie wurde da nichts draus.
Naja jetzt sind die meißten Fragen schon gestellt, ich sollte mir angewöhnen schneller zu sein :D.
Eine habe ich aber auf jeden Fall noch:

Gibt es irgendein Genre, was Sie überhaupt nicht lesen oder sogar "hassen"?

Ich persönlich kann Bücher, in denen es NUR um Liebe und Gefühle (Etc...) geht gar nicht leiden. Bei Twilight ist das was anderes, weil ja noch Vampire und Wölfe drin vorkommen.

Juhu, mir fällt noch eine Frage ein :D:

Welches von Ihnen gelesene Buch hat Ihnen gar nicht gefallen?

Grüße,
Writing_Chrissi ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 03. April 2013, 11:42:49
Gibt es irgendein Genre, was Sie überhaupt nicht lesen oder sogar "hassen"?
Nein, ich lese wirklich alles und habe Freude an Abwechslung. Deswegen darf es durchaus mal ein Liebesroman sein, wenn ich einen Packen Dark Fantasy hinter mir habe, oder ein Thriller nach einem historischen Roman.

Welches von Ihnen gelesene Buch hat Ihnen gar nicht gefallen?
Es kommt ausgesprochen selten vor, dass mir ein Buch überhaupt nicht gefällt. Vermutlich deswegen ist das Lesen mein Lieblingshobby.
Im Ganzen gibt es vielleicht fünf Romane, die absolut nichts Positives für mich hatten. Auch diese habe ich zuende gelesen (wenn ich erst mal angefangen habe ...). Ich möchte die Titel aber nicht nennen, erst recht nicht in einem Internetforum - schließlich sind das Werke von Kollegen, da finde ich es unpassend, sie schlecht zu machen.
Wenn Sie auch ein Buch haben, das Ihres Erachtens grottenschlecht ist, platzieren Sie es so im Regal, dass Sie es beim Schreiben im Blick haben. Wenn Sie dann mit sich selbst nicht recht zufrieden sind, können Sie es anschauen und denken: Wenn dieses Machwerk es zu einer Veröffentlichung geschafft hat - dann schaffe ich das auch!  ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Thiod am 07. April 2013, 23:19:55
Hallo Bernd,

erstmal muss ich sagen, dass auch ich die anschaulichen Beschreibungen, des Ablaufs beim Buch an den Mann bringen, sehr interessant finde.

Die Frage, die mir gerade einfällt ist: Wie stark ist bei dir die Durchplanung der Handlung - und in welchem Stadium der Entwicklung der Idee wird sie fest geplant?

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 07. April 2013, 23:41:38
Die Frage, die mir gerade einfällt ist: Wie stark ist bei dir die Durchplanung der Handlung
Das variiert etwas von Buch zu Buch und hängt auch davon ab, ob ich das Projekt bereits verkauft habe oder erst einmal nur für mich schreibe. Von diesen individuellen Schwankungen abgesehen gibt es eine sehr deutliche Entwicklung, immer mehr "vorzuplanen". Sanguis B. habe ich vollkommen ohne Konzept geschrieben, nur mit einer Startszene, einer Grundidee und der Stimmung für das Buch ausgestattet. Das war 2001. Das Buch, an dem ich gerade schreibe, habe ich sehr genau durchgeplant, mit Beschreibungen zu jeder Person, zum Handlungsschauplatz und einem Szenenplan mit Stichworten zu jeder Szene. Letzteres mache ich in dem Tool "yWriter", das ist eine Freeware, man kann es also kostenlos herunterladen und benutzen. Nachdem ich das erste Projekt verkauft hatte, das ich damit konzipiert habe, habe ich einen Betrag an den Entwickler gespendet, das ist dann Ehrensache.
Ein gewisser Grad an Planung ist notwendig, wenn man auf die Weise im Buchbetrieb integriert ist, wie das bei mir der Fall ist. Das liegt daran, dass ich ein Exposé abgeben muss, um einen Verlag für mein Projekt zu gewinnen. Darin muss stehen, was in dem Buch passieren soll, also muss ich mir vorher darüber Gedanken machen - logisch. Außerdem muss ich eine Aussage zur voraussichtlichen Länge des Manuskripts machen, und zwar auf 5% genau. Wenn ich also sage: "Das werden etwa 400 Seiten", dann dürfen es am Schluss zwischen 380 und 420 sein. Bei mir entspricht eine Szene etwa 10 Seiten, deswegen würde ich in einem solchen Fall auf etwa 40 Szenen planen.

und in welchem Stadium der Entwicklung der Idee wird sie fest geplant?
Noch vor dem Exposé, weil ich das Exposé anhand des Szenenplans schreibe. Da habe ich dann also schon eine Geschichte, die funktionieren würde, in groben Zügen. Das dauert eine knappe Woche.
Wenn das Exposé auf Interesse stößt, beginnt der Dialog mit dem Lektorat. Da kann dann noch alles verändert werden. Wenn dann Lektorat und ich zufrieden sind, steht das Gerüst. Vor dem Schreiben wird es dann noch angereichert, ich mache mir also Gedanken zu Nebenfiguren und erweitere die Notizen zu den einzelnen Szenen. Das ist dann also eine Geschichte, die auch im Detail funktioniert oder funktionieren würde.
Während des Schreibens können dann weitere Ideen einfließen. Wenn sie die Geschichte verbessern, überarbeite ich den jeweiligen Bereich. Das sind dann in der Regel einzelne Szenen, manchmal werden auch welche aufgespalten oder zusammengelegt. Generell nimmt aber mit Fortschreiten der Arbeit die "Schwere" der Änderungen ab. Man nähert sich also immer mehr dem fertigen Roman an.
Die Frage lässt sich also so, wie Du sie gestellt hast, bei mir nicht eindeutig beantworten. "Komplett durchgeplant" ist die Geschichte vor dem Exposé. "Fest geplant" im Sinne von "unverrückbar" ist sie eigentlich nie. Das Bessere ist der Todfeind des Guten, soll heißen: Wenn es die Geschichte verbessert, dann ändere ich auch den Plan. Wenn eine solche Änderung mich aus dem im Exposé vereinbarten Rahmen herausträgt, halte ich natürlich Rücksprache mit dem Lektorat.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 08. April 2013, 11:27:28
Das variiert etwas von Buch zu Buch und hängt auch davon ab, ob ich das Projekt bereits verkauft habe oder erst einmal nur für mich schreibe.

Huch, das gibt der Frage, die mir heute Nacht noch kam, fast schon eine Antwort, fürchte ich. Wenn ich darf, stelle ich sie aber trotzdem noch! ;D

Wie ist das, wenn Du eine Idee hast, die Dich selbst total umhaut und an der sofort Dein Herz hängt, das Exposé dazu kommt aber nicht gut an und Du kriegst das Projekt nicht verkauft? Darf ich aus dem oberen Satz schließen, dass Du es dann trotzdem schreibst, oder schreibst Du auch für dich nur Sachen, von denen Du denkst, dass sie auf dem Markt eine Chance haben, nichts für die eigene Schublade quasi? Wenn Du so ein projekt tatsächlich "verdrängen" würdest, wie machst Du das, also wie kriegst Du es aus dem Kopf?

Hau in die Tasten - viel Erfolg dabei!
Danke nachträglich dafür, ca. 1,5k sind bei der Schreibsession rumgekommen, bevor ich das Laptop leider ausschalten musste! ::) 25 Seiten habe ich gerade mal in diesem Monat geschafft ... na ja, 24! ;)

Oh, da fällt mir direkt noch eine Frage ein, die glaube ich noch nicht gestellt wurde.
Gibt es Orte, an denen Du besonders gerne schreibst? Ganz für Dich allein, hinter verschlossener Tür, oder doch lieber im Zug, im Café, ...?

Danke schon einmal für die Antworten! :)

Gruß
Janika
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 08. April 2013, 11:53:44
Wie ist das, wenn Du eine Idee hast, die Dich selbst total umhaut und an der sofort Dein Herz hängt, das Exposé dazu kommt aber nicht gut an und Du kriegst das Projekt nicht verkauft? Darf ich aus dem oberen Satz schließen, dass Du es dann trotzdem schreibst,
Ja.
Am Anfang = in den ersten zwanzig Jahren meiner Schriftstellerei habe ich ja praktisch gar nichts verkauft, aber dennoch immer geschrieben. Die meisten Kollegen, die ich kenne, werden rein statistisch gesehen ihr Leben lang kein Buch verkaufen, erst recht nicht an einen Verlag, der mehr als ein Anerkennungshonorar zahlt. Es ist also der absolute Regelfall, dass ein Schriftsteller Dinge schreibt, die unveröffentlicht bleiben, und bei mir ist das nicht anders.
Seit 2007 ändert sich das in meinem Fall nach und nach, aber ich schreibe immer noch viel mehr, als ich verkaufen kann. Michael Stackpole schreibt in seinem Blog, ein fleißiger Autor habe kein Problem, sechs Romane im Jahr zu schreiben, aber kein Verlagshaus wird sechs Romane von einem einzigen Autor in einem Jahr veröffentlichen (es sei denn, er ist mega-gefragt). Nun sind die meisten Autoren nebenberuflich Schriftsteller und schreiben außerdem langsamer als Michael Stackpole, aber die Grundproblematik hat er meines Erachtens dennoch korrekt beschrieben.
Ein weiterer Grund dafür, dass ich unverkäufliche oder, euphemistisch ausgedrückt, noch nicht verkaufte Romane schreibe, liegt darin, dass ich derzeit als Fantasy-Autor gefragt bin, aber gern unterschiedliche Sachen mache. Ich liebe Fantasy, aber zwischendurch brauchen meine kreativen Batterien in diesem Bereich Zeit zum Aufladen, und dann schreibe ich eben eine romantische Komödie.

Wenn Du so ein projekt tatsächlich "verdrängen" würdest, wie machst Du das, also wie kriegst Du es aus dem Kopf?
Dieses Problem habe ich trotzdem, weil man als Schriftsteller nicht nur mehr schreibt, als man veröffentlicht, sondern auch noch mehr Ideen hat, als man in Romane umsetzen kann. In solchen Fällen hilft es mir oft, die Idee schriftlich zu fixieren. Das ist meistens nur eine halbe Seite, aber damit ist sie dann erst einmal "gebannt". Ich kann sie zur Seite legen in dem Wissen, sie irgendwann wieder hervorholen zu können - was längst nicht immer geschieht, denn einen Monat später sind mir ja wieder einige weitere Ideen gekommen.

Danke nachträglich dafür, ca. 1,5k sind bei der Schreibsession rumgekommen, bevor ich das Laptop leider ausschalten musste! ::) 25 Seiten habe ich gerade mal in diesem Monat geschafft ... na ja, 24! ;)
Ich habe am Freitag meinen neuen Roman begonnen, schreibe jetzt also dreieinhalb Tage daran und bin aktuell auf Seite 100. Ich halte es für sehr wichtig, dass man als Schriftsteller begreift, dass das völlig unwichtig ist. Zuallererst musst Du mit dem, was Du tust, zufrieden sein. Wenn Du einen Vertrag für das Projekt unterschrieben hast, musst Du ihn einhalten. Alles andere ist irrelevant. Du wirst die Zufriedenheit in Dir finden und in dem, was Du schreibst, nicht im Vergleich mit anderen Autoren. Es wird immer jemanden geben, der schneller schreibt, der mehr verkauft, der in der Kritik höher gelobt wird, den Du liest und bei dem Du Dich fragst: "Wow, wie kann man so etwas mit Sprache machen?" Aber es wird niemals jemanden geben, der Deine Geschichte erzählen kann.

Gibt es Orte, an denen Du besonders gerne schreibst? Ganz für Dich allein, hinter verschlossener Tür, oder doch lieber im Zug, im Café, ...?
Grundsätzlich kann ich überall schreiben, aber am liebsten tue ich es zu Hause an meinem stationären PC, weil ich dort alle Recherchematerialien griffbereit habe, vor allem aber, weil ich da einen flauschig gepolsterten Kopfhörer habe und die Lautsärke voll aufdrehen kann, ohne dass jemand peinlich berührt wäre, wenn ich Air Drums spiele.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 08. April 2013, 14:26:08
Wow. Ich muss sagen, dass mir immer noch die Luft wegbleibt, wenn ich lese, dass man in nur drei Tagen 100 Seiten schreiben kann.Einmal zum Vergleich: Nach 5 Monaten war ich auf Seite 150... irgendwas mach ich anders ^^
Mir ist spontan noch eine Frage eingefallen. Etwas hat mich beim durchlesen dieser Antworten nämlich ziemlich verwirrst.

Sie haben geschrieben, dass sie nicht gerne schreiben und diesen Teil der Arbeit mühsam finden. Wie sind sie dann überhaupt zum Schreiben gekommen?

Grüße ♥ Rose
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 08. April 2013, 14:43:19
Sie haben geschrieben, dass sie nicht gerne schreiben und diesen Teil der Arbeit mühsam finden. Wie sind sie dann überhaupt zum Schreiben gekommen?
Über das Lesen. Ich bin fasziniert von Geschichten. Die Geschichten, die ich schreibe, sind die Geschichten, die ich lesen möchte, aber noch nicht gefunden habe. Es geht mir nicht primär darum, dass andere Leute meine Geschichten lesen, obwohl das auch sehr, sehr schön ist. Wirklich motiviert es mich aber, wenn ich selbst meine Geschichten lese, vor allem beim ersten Korrekturgang, wenn sie noch ganz allein mir gehören und in einem ganz besonderen Zustand zwischen "alles ist möglich" und "alles ist so gut, wie ich es vermag" schweben.
Ich habe mir selbst schon in sehr jungen Jahren die ersten Geschichten erzählt, vermutlich, bevor ich richtig schreiben konnte, auf jeden Fall im Grundschulalter. An eine erinnere ich mich noch, weil ich sie mit dem Kassettenrekorder meiner Schwester aufgenommen habe. Ich war ein Fan von Tierfilmen, vor allem Raubkatzen hatten es mir angetan. Der Protagonist war konsequenter Weise ein Panther, der im Dschungel auf die Jagd ging. Menschen tauchten nicht auf, auf Dialoge wurde verzichtet und auch die Dramaturgie war sehr einfach gehalten (der Panther erspähte diverse Beutetiere, die er dann auch prompt zur Strecke brachte). Diese Kassette hat in unserer Familie noch lange für Amüsement gesorgt. Inzwischen ist sie leider nicht mehr aufzufinden.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 08. April 2013, 14:53:35
Um ehrlich zu sein, war es bei mir ähnlich. Bevor ich angefangen habe zu schreiben, habe ich riesen Spaß daran gehabt, mir Geschichten auszudenken und hatte sie dann immer in meinem Kopf. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Allerdings hatte ich schon immer den Hintergedanken, dass ich es irgendwann mal im Buchladen sehen will. Früher wollte ich immer dieses "Wunderkind" sein, dass es als Grundschülerin schafft einen Bestseller zu schreiben ^^
Mitlerweile glaube ich da zwar nicht mehr dran, aber ich hoffe immer noch, irgendwann mal ein Buch veröffentlichen zu können. Ich hoffe es einfach.
Mir macht aber auch das Schreiben großen Spaß :)

Grüße ♥ Rose
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schattenfeuer am 08. April 2013, 15:16:01
Oh ja, bei mir war es ähnlich, ich hatte als Kind immer Ideen im Kopf, die ich dann entweder mit selbst Gekritzelten Comics oder mit eigenen Hörspiel Cds in die Tat umsetzte. ;)
Bei mir ging es aber vor allem darum, meine Geschichten irgendwie, irgendwo unter zu bringen.
Ich habe vieles Ausprobiert, selbst gedrehte Stop-Motion Animations Filme, Comics nach Amerikanischen Stil, Mangas, Hörspiele und dann kam das Schreiben, Inspiriert durch mein erstes Fantasy Buch welches mich total umgehauen hat.
Und ich denke, zu schreiben war wirklich die beste lösung. :D 
Bei mir ist es jedoch genau umgekehrt als bei dir Bernd, ich liebe es zu Schreiben, ob mit Stift und Zettel oder an der Tastatur.
Ich tue beides gerne. :)
Und nun ja, selbst wenn kein Verlag mein Manuskript annehmen wird,
(mir würde ein kleinst Verlag bereits reichen), selbst dann würde ich meinen Zyklus zu Papier bringen, einfach weil ich die Geschichte mag, von ihr überzeugt bin und sie haben möchte.

Hast du eigentlich einen Lieblings Autoren, oder sogar Vorbilder, Bernd?
(Ich hoffe dich mit Vornamen anzuschreiben ist ok. :D) 
Grüße,
Schattenfeuer
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 08. April 2013, 16:05:07
Hast du eigentlich einen Lieblings Autoren, oder sogar Vorbilder, Bernd?
Ich habe kein Vorbild in dem Sinne, dass es einen Autor gäbe, bei dem ich sagte: "Ich möchte genauso schreiben wie er." Ich habe meine eigenen Geschichten und meine eigene Art, zu erzählen. Beides möchte ich weiterentwickeln, auf meinem eigenen Weg.
Es gibt aber Autoren, bei denen ich überzeugt bin, dass sie in ihrem Bereich echte Meisterschaft erreicht haben. Einige werdet Ihr vielleicht aus der Schullektüre kennen: Franz Kafka hat den Gebrauch der deutschen Sprache gemeistert, ihren Satzbau, ihre Semantik. Friedrich Schiller ist mein Lieblings-Lyriker und seine Lebensgeschichte berührt mich seltsam. Ich war mehrmals in Weimar, und an seinem Schreibtisch zu stehen (heute ist sein Wohnhaus ein Museum) war für mich jedesmal der Höhepunkt. David Brin ist für mich der Meister in der glaubhaften Schilderung von Nicht-Menschen, die bei ihm fremd und doch nachvollziehbar sind. In der Fantasy ist derzeit George R. R. Martin der Goldstandard, niemand kann Figuren so plastisch zeichnen wie er und eine magische Welt so beiläufig "unterschieben", dass man blinzeln muss, um zu bemerken, dass dort Heroen und Drachen und Zauberer durch die Landschaft laufen. Michael Crichton ist der König der wissenschaftlichen SF, James Clavell lässt vergangene Epochen und Kulturen erspüren.
Alle diese Autoren haben aber auch ihre Schwächen - Crichton versemmelt schon mal einen Spannungsbogen, und Clavell ist dermaßen frei mit historischen Fakten umgesprungen, dass man besser nichts glauben sollte, was in seinen Büchern steht ...
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Seelenworte am 08. April 2013, 22:19:33
Guten Abend Bernd :)
Ich habe endlich auch meinen Weg hierher gefunden und mal sehen ob mir irgendwelche Fragen einfallen...ähm:

1. Warum hast du dich dazu entschieden deine Bücher unter Pseudonym zu veröffentlichen und wie bist du auf die Pseudonyme gekommen ich finde sie haben ja doch Gemeinsamkeiten miteinander.
2. Was inspiriert dich zu deinen Projekten?
3. Wie lange und genau recherchierst du für Dinge die du brauchst und wie gehst du dabei vor?

Wenn mir noch irgendwelche Fragen ins Gesicht springen wollen werden es hier sicherlich noch ein paar mehr werden aber das war es jetzt erst einmal von meiner Seite.
Liebe Grüße
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 08. April 2013, 23:47:35
1. Warum hast du dich dazu entschieden deine Bücher unter Pseudonym zu veröffentlichen und wie bist du auf die Pseudonyme gekommen ich finde sie haben ja doch Gemeinsamkeiten miteinander.
Als ich meine ersten "richtigen" Geschichten schrieb, war ich etwa 16 Jahre alt. Ich war schon ein Fan von Science Fiction und Fantasy, und beinahe alle Romane, die ich las, stammten von Autoren aus dem englischsprachigen Raum. Irgendwie verband ich das damals mit dieser Art von Geschichten, und ich fand Englisch als Sprache interessant. Es hatte damals noch einen gewissen "Coolness-Faktor" - die Generation meiner Eltern ist nicht besonders gut in Englisch, es war so eine Umbruch-Geschichte - junge Leute waren fit in Englisch, spielten Computerspiele auf Englisch, besorgten sich Fantasy-Rollenspiele (mangels Übersetzung) im englischen Original. Ich wollte cool sein, und dazu gehörte ein englisch klingendes Pseudonym.
Ich hatte gerade "The Crow" gesehen, einen Film, der mich beeindruckt hatte. Ich wandelte "Crow" lautmalerisch zu "Craw" ab, und Bernard ist natürlich eine englische Form meines ersten Vornamens "Bernd".
Es wurde dann schnell zu einer Gewohnheit, "Bernard Craw" unter meine Geschichten zu setzen, also blieb ich dabei. Auf dem Buchmarkt hat das Pseudonym aber einige Nachteile, insbesondere den, dass es oft falsch geschrieben wird. In den "Bernard" verirrt sich oft ein "h", und "Craw" schreiben viele Leute mit "o". Wenn der Buchhändler auf diese Weise nach meinen Büchern sucht, findet er sie nicht.
Die Veröffentlichung in einem Publikumsverlag (in meinem Fall Piper) war eine "natürliche Schwelle", bei deren Überschreiten ich das korrigieren konnte. Mein bürgerlicher Name, "Robker", ist aber auch sehr selten, eher ungewöhnlich und wird ebenfalls oft falsch buchstabiert - mit u, mit p, mit g, mit a statt er ... Der hätte also das Problem nicht gelöst. Also ein neues Pseudonym. "Robert" ist immerhin ein bisschen ähnlich zu "Robker" - Leute, die mich siezen, wenn sie mich kennenlernen, und dann irgendwann zum Du übergehen, nennen mich manchmal versehentlich "Robert" statt "Bernd", weil sie das durcheinanderbringen, also bin ich diese Anrede gewohnt.  ;) "Corvus" lässt sich leicht buchstabieren und ist zudem das lateinische Wort für "Rabe", womit sich gut spielen lässt, was die Zeichnungen auf meiner neuen Homepage und solche Dinge angeht.

2. Was inspiriert dich zu deinen Projekten?
Grundsätzlich kann mich alles inspirieren: Gute Geschichten, die eine Wendung nehmen, die mir nicht gefällt, oder die Nebenfiguren haben, deren Geschichte ich gern lesen würde. Monotone Tätigkeiten. Nachrichten im Fernsehen. Sachbücher mit interessanten Themen. Artikel über historische Ereignisse.
Am besten funktioniert bei mir aber laute Musik. Hier in Köln gibt es eine Heavy-Metal-Kneipe, die ich ab und zu besuche. Dennoch kenne ich kaum einen der anderen Gäste dort, weil ich regelmäßig ungesellig neben den Boxen stehe und die Fetzen von inneren Filmen gucke, die dann zu Ideen für meine Romane werden.

3. Wie lange und genau recherchierst du für Dinge die du brauchst und wie gehst du dabei vor?
Ich schreibe beinahe nur über Themen, deren Umfeld mich ohnehin schon interessiert. Ich habe mich deswegen noch nie "von Null" in einen Bereich eingearbeitet, weil ich dort einen Roman schreiben wollte. Ich hatte also immer ein generelles Wissen über das Gebiet, um das es ging.
Wenn ich dann beschließe, ein Projekt ernsthafter zu verfolgen, steige ich tiefer ein. Bei Das schwarze Auge ist das am leichtesten zu beschreiben. Ich finde eine Region, die optimal zu meiner Geschichte passt. Zu jeder dieser Regionen gibt es für das Rollenspiel, das sich mit der Romanreihe die Hintergrundwelt teilt, eine "Regionalspielhilfe". Die lese ich komplett durch. Dabei finde ich dann Elemente, die gut zu meiner Geschichte passen, die schreibe ich raus. Manchmal gibt es auch andere dominierende Elemente, etwa den Kult einer bestimmten Gottheit. Auch dazu gibt es Quellenbücher, die ich lese, und wieder schreibe ich Motive heraus, die ich verwenden möchte. Es gibt auch die "Wiki Aventurica" im Netz, dort suche ich nach den wichtigsten Elementen, die ich in meiner Geschichte verwenden möchte, und schaue nach, in welchen Publikationen, zum Beispiel anderen Romanen oder Abenteuerspielbüchern, diese auftauchen. Ich besorge mir dieses Material, ergänze meine Liste von Motiven.
Dabei bastele ich auch schon an meinem Szenenplan. Durch die Recherche können Szenen dazukommen (vielleicht ergibt sich ein spezielles Hindernis für meine Protagonisten, das die Dramatik steigern könnte), und durch das Basteln an der Handlung können neue Fragen auftauchen, zu denen ich mich im Quellenmaterial kundig mache.
Manchmal kenne ich auch jemanden, der sich besonders gut auskennt, dann befrage ich den. Ich habe allerdings ein sehr gutes Gedächtnis für Quellenmaterial, deswegen bin ich schnell sattelfest, wenn ich solches Material einmal gelesen habe.
Wie lange das dauert? Bei der Isenborn-Tetralogie war es vielleicht ein Monat, eher weniger. Bei meinen anderen Romanen noch kürzer.
Natürlich schlage ich auch während des Schreibens Details nach, sobald sie wichtig werden. Da ich vorher aber alles komplett gelesen habe, ist das nur noch ein Auffrischen.
Für einen historischen Roman, den ich schreiben wollte, zu dem ich aber nie gekommen bin, habe ich einen Professor angeschrieben, der einen Lehrstuhl für die Ausgrabungsstätte hat, deren Vergangenheit die zentrale Rolle spielen sollte. Er hat mir gegen Erstattung der Kopie- und Portokosten umfangreiches Material geschickt.
Bei einer Reise in eine andere Stadt hatte ich die Idee, dort einen historischen Roman spielen zu lassen. Ich machte Fotos von den wichtigsten potenziellen Schauplätzen und nahm eine Menge Prospekte von den historischen Sehenswürdigkeiten mit.
Für alles, was mit unserer realen Welt zu tun hat, kommt man an Wikipedia nicht vorbei, zumindest als Startpunkt.
Bei Sanguis B. gab es einige medizinische Fragestellungen, weil ich den Vampirismus dort als Krankheit, als sich rasend ausbreitende Seuche beschreibe. Bei diesen Fragen half mir ein befreundeter Arzt.
Im Vergleich zu Kollegen recherchiere ich eher wenig. Allerdings sagt man mir eine sehr umfangreiche Allgemeinbildung nach, und ich bin sowohl beruflich als auch privat einigermaßen rumgekommen, sodass ich viel aus dem schöpfen kann, was ich ohnehin habe - in meiner Buchsammlung, meinen Reiseaufzeichnungen oder in meinem persönlichen Erfahrungsschatz.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 09. April 2013, 18:39:41
Dieses Problem habe ich trotzdem, weil man als Schriftsteller nicht nur mehr schreibt, als man veröffentlicht, sondern auch noch mehr Ideen hat, als man in Romane umsetzen kann. In solchen Fällen hilft es mir oft, die Idee schriftlich zu fixieren. Das ist meistens nur eine halbe Seite, aber damit ist sie dann erst einmal "gebannt". Ich kann sie zur Seite legen in dem Wissen, sie irgendwann wieder hervorholen zu können
Das versuche ich auch immer - funktionieren tut es leider nur in ca 20% der Fälle! ::)

Ich habe am Freitag meinen neuen Roman begonnen, schreibe jetzt also dreieinhalb Tage daran und bin aktuell auf Seite 100. Ich halte es für sehr wichtig, dass man als Schriftsteller begreift, dass das völlig unwichtig ist. Zuallererst musst Du mit dem, was Du tust, zufrieden sein. Wenn Du einen Vertrag für das Projekt unterschrieben hast, musst Du ihn einhalten. Alles andere ist irrelevant. Du wirst die Zufriedenheit in Dir finden und in dem, was Du schreibst, nicht im Vergleich mit anderen Autoren. Es wird immer jemanden geben, der schneller schreibt, der mehr verkauft, der in der Kritik höher gelobt wird, den Du liest und bei dem Du Dich fragst: "Wow, wie kann man so etwas mit Sprache machen?" Aber es wird niemals jemanden geben, der Deine Geschichte erzählen kann.
Wow, das ist echt eine Menge! [Rose, zu deinem Kommentar: Seit diesem Jahr versuche ich, nicht nur regelmäßig, sondern wirklich täglich zu schreiben, so tausend Wörter mindestens. Ich merke selbst schon, dass ich dadurch viel flüssiger ins Schreiben reinkomme und mein "Pensum" mir viel schneller aus den Fingern getippt kommt. Um so richtig viel zu schreiben, braucht man also vieeeeel Übung, würde ich vermuten! ;) ]
Ja, dass die Seitenzahl eigentlich unbedeutend ist, ist mir auch klar. Dennoch ertappe ich mich dabei, dass ich unzufrieden bin, wenn ich mal weniger als zumindest 500-1000 Wörter in einem Rutsch tippe, schon, weil ich merke, dass ich unter dieser Zahl nicht in die Szene reinkomme. Und eine Szene in fünf Anläufen zu schreiben, das schadet dem Lesefluss, zumindest bei mir ...

Was mir etwas Sorge bereitet: Ich habe momentan zwei Projekte im Schreiben. Aktuell schreibe ich hauptsächlich an einem Einzelband, mit dem ich noch "völlig frei" bin. Ich merke, dass mir der zunehmend die Gedanken vereinnahmt und nicht mehr viel Raum für meinen zweiten Trilogie-Band lässt. Letzterer ist aber bereits unter Vertrag. Ich habe zwar (noch) keine Abgabefrist, würde die Rohfassung allerdings gerne bald durchhaben, um noch ausführlich korrigieren zu können, ohne gleich ein oder zwei ahre verstreichen zu lassen - Lektorat, Covererstellung, Redaktion, Satz etc. dauern ja auch nochmal ihre Zeit!
Ich versuche mich immer damit zu ermuntern, dass, je eher ich fertig bin, desto eher die Coverkünstlerin auch die ersten Skizzen anfertigen wird, aber irgendwie hat das Projekt mich aus der Handlung geworfen. Ich versuche daher aktuell, mein anderes Projekt möglichst weit voranzutreiben, um es aus dem Kopf kriegen zu können, aber ich habe Angst, dass die Qualität darunter leidet und ich die Szenen nur so aneinanderklatsche, ins "Quatschen" verfalle etc. ... :-\

Kennst Du das Gefühl zufällig und kannst mir einen Tipp geben? Das Einzelprojekt zurückzustellen, mag mir irgendwie nicht gelingen, es ist mit seinen aktuell ca 95k aber erst zu ca. 2/3 fertig von der Handlung her, würde ich schätzen. Bei meinem Schreibtempo von um und bei 20k im Monat würde es mich da noch eine schicke Weile in Anspruch nehmen ...
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 09. April 2013, 19:40:42
Das versuche ich auch immer - funktionieren tut es leider nur in ca 20% der Fälle! ::)
Bei mir klappt es auch nicht immer.  :)

Um so richtig viel zu schreiben, braucht man also vieeeeel Übung, würde ich vermuten!
So ist es.
Um richtig gut zu schreiben, übrigens auch.
Schreiben ist die wichtigste Übung, um schreiben zu lernen. Interessanterweise verbessert man sich nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Ab und zu macht es "klick" und man merkt, dass man auf einer neuen Ebene angekommen ist. Allerdings nur, wenn man ab und zu innehält und überlegt, was man da eigentlich macht - unreflektiert die Hände auf die Tasten zu patschen bringt wenig.

Ja, dass die Seitenzahl eigentlich unbedeutend ist, ist mir auch klar. Dennoch ertappe ich mich dabei, dass ich unzufrieden bin, wenn ich mal weniger als zumindest 500-1000 Wörter in einem Rutsch tippe, schon, weil ich merke, dass ich unter dieser Zahl nicht in die Szene reinkomme. Und eine Szene in fünf Anläufen zu schreiben, das schadet dem Lesefluss, zumindest bei mir ...
Bei mir auch. Ich stelle fest: Wir sind uns ähnlich, was das Schreiben angeht, Frau Kollegin.  ;)

Was mir etwas Sorge bereitet: Ich habe momentan zwei Projekte im Schreiben. Aktuell schreibe ich hauptsächlich an einem Einzelband, mit dem ich noch "völlig frei" bin. Ich merke, dass mir der zunehmend die Gedanken vereinnahmt und nicht mehr viel Raum für meinen zweiten Trilogie-Band lässt. Letzterer ist aber bereits unter Vertrag. Ich habe zwar (noch) keine Abgabefrist, würde die Rohfassung allerdings gerne bald durchhaben,
...
Ich versuche daher aktuell, mein anderes Projekt möglichst weit voranzutreiben, um es aus dem Kopf kriegen zu können, aber ich habe Angst, dass die Qualität darunter leidet und ich die Szenen nur so aneinanderklatsche, ins "Quatschen" verfalle etc. ... :-\
Kennst Du das Gefühl zufällig und kannst mir einen Tipp geben? Das Einzelprojekt zurückzustellen, mag mir irgendwie nicht gelingen, es ist mit seinen aktuell ca 95k aber erst zu ca. 2/3 fertig von der Handlung her, würde ich schätzen. Bei meinem Schreibtempo von um und bei 20k im Monat würde es mich da noch eine schicke Weile in Anspruch nehmen ...
Ich kenne Deine Situation nur aus diesem Diskussionsbeitrag, und das ist eine sehr dünne Basis für eine Analyse und für Ratschläge. Es ist also sehr gut möglich, dass ich völlig danebenliege. Daher meine Bitte: Denk über das Folgende nach, aber entscheide selbst, ob es Dir hilft oder nicht. Wenn nicht - ignoriere es. Dieses Vorgehen empfehle ich auch für alle Schreibratgeber und -ratschläge.
Autoren sind im Allgemeinen Meister der Prokrastination. Das bedeutet: Sie schieben gern auf, finden viele Ausreden, um nicht schreiben zu müssen. Wenn sie an einem Manuskript arbeiten, wird plötzlich alles andere (scheinbar) wichtig: Frühjahrsputz, die seit Jahren nicht mehr angeschaute CD-Sammlung muss nach einem neuen System sortiert werden, Freundin Annelie sollte besucht werden, im Kino war man schon viel zu lange nicht mehr und was läuft eigentlich grade im Fernsehen oder was tut sich auf Facebook? Resultat: Das Manuskript kommt nicht weiter. Dieser "siechende Tod" ist nach meiner Überzeugung die Haupttodesursache für Romane, die etwas Großartiges hätten werden können.
Dein Problem ist nicht der Einzelband. Vergiss den Einzelband. Der Einzelband ist eine Ablenkung. In Wirklichkeit geht es um den zweiten Band Deiner Trilogie. Bei dem hast Du das Problem. Er ist nämlich nicht interessant genug.
Zumindest für Dich ist er nicht interessant genug. Er packt Dich einfach nicht, und deswegen schweifen Deine Gedanken zu dem Einzelprojekt ab. Es ist natürlich ein Spezialfall, dass es ein anderes Manuskript ist, das Dich ablenkt, aber im Prinzip könnte es genauso gut ein Kinofilm, ein Diskothekenbesuch oder sonst etwas sein.
Da (meiner Vermutung nach) das Problem beim zweiten Band der Trilogie liegt, musst Du es auch dort lösen. Irgendwas stimmt da nicht. Figuren zu blass? Zu lieb? Zu sehr Klischee? Handlungsbogen zu locker? Schauplätze zu ausgelutscht?
Nein? Alles okay?
Gut, dann probier mal das: Nimm Dein Konzept, schau an die Stelle, an der Du gerade bei Deinem Manuskript/ der Rohfassung angekommen bist, und mach etwas ganz Verrücktes mit dem Konzept. Am besten etwas, das Dir weh tut. Bring die Hauptfigur um und überlege, wie die Geschichte dann weitergehen würde. Oder lass sie eine ganz andere Entscheidung treffen. Oder sie einen Menschen verlieren, den sie liebt. Oder sich in einen anderen Menschen verlieben als den, mit dem sie gerade zusammen ist. Denk das durch.
Aber nicht zu lange. Es dient nur dazu, Dir klar zu machen, dass die Geschichte nicht unbedingt so verlaufen muss, wie Du sie geplant hast. Es gibt tausend Alternativen.
Jetzt, wo Dir das bewusst ist, kannst Du maßvoller "an den Schrauben drehen". Vielleicht ein kleiner Streit zwischen eigentlich befreundeten Protagonisten, in dem ihre unterschiedlichen Ansichten deutlich werden? Ein Zwischensieg für den Schurken?
Irgendwann wird etwas dabei sein, das Dich interessiert.
Mehr interessiert als der Einzelroman.
Dann bist Du wieder drin.
Das war jetzt die harte Methode. Die softe Variante: Da Du noch keinen Termin für den zweiten Band der Trilogie hast, kannst Du natürlich auch zunächst den Einzelroman schreiben und darauf hoffen, dass sich Dein "Kreativspeicher" für den zweiten Band der Trilogie währenddessen wieder auflädt.
Es ist Deine Entscheidung.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 09. April 2013, 20:30:05
Bei mir auch. Ich stelle fest: Wir sind uns ähnlich, was das Schreiben angeht, Frau Kollegin.  ;)
Hupps, diese Bemerkung freut mich gerade total, da werde ich glatt rot! ;)

Deine lange Annahme zitiere ich hier mal nicht ein, sondern gehe einfach so darauf ein, ich hoffe, das ist dir recht.
Ich fühle mich ... ertappt! :-[
Meinen Erstling, den ersten Trilogie-Band, habe ich einfach drauflos geschrieben. Ich wusste damals noch nicht einmal, was "Plot" eigentlich ist. Den zweiten Band habe ich dann genauso gestartet, nur im Kopf ein klein wenig geplant. Erst zu der Zeit begann ich dann, mich allmählich in Autorenforen umzusehen, schlauzulesen - überhaupt erstmal die Reife zu kriegen, so etwas zu verstehen und zu verinnerlichen, denke ich.
Auch danach bin ich am Plotten immer sehr schnell gescheitert, ich versuche noch immer, da für mich die richtige Methode, das richtige Zwischending zu finden - einen lockeren Plan haben, nicht zu viel, um die Spannung und die Möglichkeiten beim Schreiben zu nehmen, nicht zu wenig, sodass ich steckenbleiben könnte.
Ich denke, was ich bislang so geschrieben habe, funktioniert gut so, wie es ist - nur, was nach der "aktuellen" (ähem, also, letztbegonnenen) Szene passieren soll, da ist ein dunkler, nebliger Abgrund, an dessen fernem Ende eine Schlüsselszene winkt. Und das Geheimnis darf auch noch nicht gelüftet werden, sondern erst eine Weile nach der Schlüsselszene, damit Person x das nicht mehr mitbekommt und davon später überrascht wird.
Was im zweiten Handlungsstrang das genaue Ziel ist, weiß ich auch noch nicht. Ich weiß, warum und wohin die Perspektivträgerin muss - aber was genau soll sie denn da finden, um ihren Freunden zu helfen, wie wird das aussehen?
Im Prokastinieren hätte ich Chance auf einen Meistertitel. Wenn selbst Aufräumen interessantr würde, würde ich als das Chaos in Person glaube ich einen Strick nehmen und mich da erschießen, wo das Wasser am tiefsten ist (ich liebe diese Formulierung!), aber es ist schon sehr immens.
Ich habe sogar noch ein paar alte, handgeschriebene Seiten, in der die Szene fortgeführt wird. Ich denke immer, wenn ich das erstmal so roh abtippen würde, würde ich vielleicht wieder in einen Flow kommen, aber ... hach! :-X Da ist sie wieder, die Prokastination!

Und dann ist da halt noch der Einzelroman, der seit dem NaNo tagtäglich nach mir ruft und mich lockt mit Versprechungen, bald Folterszenen schreiben zu dürfen ... :-[
Ich könnte ihn zu Ende schreiben, wie ich es eigentlich wollte, aber wenn das zu lange dauert? Ich habe Angst, dann völlig aus Band II rauszukommen, und außerdem - letzten Monat ist Band 1 erschienen. Ich finde es immer schrecklich, wenn ich mehr als ein Jahr auf einen Folgeband von etwas warten muss, will ich das meinen Lesern denn wirklich antun? und auf die Aufladung des "Kreativspeichers" warte ich jetzt schon mehrere Monate ...

Maja (unsere Administratorin hier und drüben im TiZi, ja, die Maja! ;) ) hat mir, als ich sie letztens traf, den Rat gegeben, mir vom Verlag einfach eine Frist für das Rohmanuskript geben zu lassen. Aber mehr als den Druck des selbstgesetzten Monatspensums halte ich glaube ich nicht qualitativ angemessen durch ... ich habe Angst, dass ich dadurch in eine völlige Blockade rutschen könnte, sobald ich nur an das Schreiben denke! :(

Auch, wenn ich in Wirklichkeit schon genug handlungsrelevante Figuren über's Messer springen lasse, werde ich Deinen Vorschlag gerne mal ausprobieren, danke!
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 09. April 2013, 21:04:55
Ich fühle mich ... ertappt!
Hehehe. Da klopfe ich mir erst mal selbst auf die Schulter.

Meinen Erstling, den ersten Trilogie-Band, habe ich einfach drauflos geschrieben. Ich wusste damals noch nicht einmal, was "Plot" eigentlich ist. Den zweiten Band habe ich dann genauso gestartet, nur im Kopf ein klein wenig geplant. Erst zu der Zeit begann ich dann, mich allmählich in Autorenforen umzusehen, schlauzulesen ...
Und das ist ganz genau richtig so! Hervorragend gemacht, Janika!
Man glaubt gar nicht, wie viele Leute alles wissen, was es über das Schreiben zu wissen gibt - theoretisch. Die halten einem dann auch gern lange Vorträge über ihr wissen. Manche schreiben sogar Schreibratgeber oder halten Volkshochschulkurse. Kein Witz: Schaut Euch mal die Kurspläne von Volkshochschulen im Bereich "Kreatives Schreiben" an und dann surft mal auf die Autorenseiten der Dozenten dort. Viele haben nur einige Kurzgeschichten in Anthologien untergebracht, wollen Euch aber erzählen, worauf es beim Romanschreiben ankommt ...
Wer schreiben lernen möchte, muss schreiben. Basta. Nur dann kann man überhaupt einordnen, was in Ratgebern steht.

Auch danach bin ich am Plotten immer sehr schnell gescheitert, ich versuche noch immer, da für mich die richtige Methode, das richtige Zwischending zu finden - einen lockeren Plan haben, nicht zu viel, um die Spannung und die Möglichkeiten beim Schreiben zu nehmen, nicht zu wenig, sodass ich steckenbleiben könnte.
Bis jetzt habe ich es in diesem Forum geschafft, den Leuten nicht mit den Weisheiten auf den Keks zu gehen, die ich in einem Lebensabschnitt gesammelt habe, der mich bis heute prägt. Jetzt muss ich aber doch mal davon erzählen.
Ich war einmal Karatelehrer. Einer der ganz wichtigen Grundsätze dort: Du darfst keine Angst vor dem Tod haben, wenn Du kämpfst. Auch nicht davor, dass Dir jemand im Training eine Rippe bricht. Wenn Du auf den Boden schlägst, schlägst Du auf den Boden, spuckst ein bisschen Blut, stehst auf und machst weiter. Wenn Du Angst davor hast, geh nicht in den Dojo. Das ist okay. Nicht jeder ist ein Kämpfer, und Kämpfer sind keine besseren Menschen. Aber wenn Du ein Kämpfer sein willst - dann kämpfe.
Wenn Du eine Autorin sein willst, darfst Du keine Angst davor haben, Schrott zu schreiben. Wenn Du Schrott schreibst, schmeiß ihn weg und fang neu an. Wenn Du Dich in der Planung verzettelst, hör auf mit dem Planen. Aber nur, weil Du merkst, dass Du Dich verzettelst, nicht, weil Du Angst davor hast, dass Du Dich verzetteln könntest. Wenn Du in Deinem Manuskript merkst, dass Du Dich verirrt hast, dann geh einen Schritt zurück und hämmere Deinen Plan zurecht. Aber Du darfst nicht hinter dem sicheren Ofen hocken bleiben, nur weil Du fürchtest, dass Du Dich verirren könntest.
Die Angst ist Dein Feind. Nicht das Überplanen oder das Verirren - mit beidem wirst Du fertig werden, wenn Du erst mal an den Punkt kommst.

... würde ich ... einen Strick nehmen und mich da erschießen, wo das Wasser am tiefsten ist (ich liebe diese Formulierung!)
Ich schmeiß mich weg! Den Spruch kannte ich noch nicht!  :D

Ich könnte ihn zu Ende schreiben, wie ich es eigentlich wollte, aber wenn das zu lange dauert? Ich habe Angst, dann völlig aus Band II rauszukommen,
Da kann ich Dich beruhigen: Wenn ich das so lese, kannst Du nicht mehr aus Band II rauskommen. Du bist bereits aus Band II raus. Du musst wieder rein.

und außerdem - letzten Monat ist Band 1 erschienen. Ich finde es immer schrecklich, wenn ich mehr als ein Jahr auf einen Folgeband von etwas warten muss, will ich das meinen Lesern denn wirklich antun? und auf die Aufladung des "Kreativspeichers" warte ich jetzt schon mehrere Monate ...
Mumpitz. In der Fantasy ist im Moment die große Erfolgsserie "Das Lied von Eis und Feuer". Da warten die Fans zwischen den Büchern Jahre auf den nächsten Band.

Maja (unsere Administratorin hier und drüben im TiZi, ja, die Maja! ;) ) hat mir, als ich sie letztens traf, den Rat gegeben, mir vom Verlag einfach eine Frist für das Rohmanuskript geben zu lassen.
Wer bin ich, dass ich Maja widersprechen dürfte? :)
Allerdings wird Dich Dein Verlag vermutlich fragen, welcher Termin denn realistisch wäre, und dann bist Du auch nicht weiter.
Noch eine der harten Wahrheiten aus meiner Karatezeit: Wenn es wirklich ernst wird, bist Du immer allein. Immer. Kein Räuber/ Vergewaltiger/ Schläger ist so dämlich, Dich anzugreifen, wenn Du mit Deinen Freunden unterwegs bist. Also bist Du völlig auf Dich allein gestellt, wenn es hart auf hart kommt.
Und Schriftsteller sind am Ende des Tages auch immer allein. Du kannst entscheiden, aber Du musst auch mit den Konsequenzen Deiner Entscheidung leben.
Einzelroman schreiben oder den zweiten Teil der Trilogie? -> Deine Entscheidung. Der andere Roman wird sich nicht von allein schreiben.
Überhaupt schreiben oder sich mit Freunden treffen? -> Deine Entscheidung. Du wirst als Schriftstellerin stagnieren oder Freunde verlieren. (Anekdote: Der Schreiblehrer James N. Frey wurde von einer Studentin gefragt, was sie tun könne, da ihr Ehemann kein Verständnis dafür habe, dass sie sich so oft zum Schreiben zurückziehe. Sein Ratschlag: Lassen Sie sich scheiden.)
Konzept überarbeiten oder einfach weiter? -> Deine Entscheidung.
Viel planen oder wenig? -> Deine Entscheidung.
Das bisher Geschriebene wegschmeißen und neu beginnen oder auf die Überarbeitung vertrauen? -> Deine Entscheidung.
Auf Onkel Bernd/ Bernard/ Robert hören oder den alten Zausel reden lassen? -> Deine Entscheidung.  ;)

André Wiesler hat mich einmal eingeladen, bei einem Workshop mit ihm gemeinsam (angehenden) Autorinnen und Autoren Rede und Antwort zu stehen. Meine Antworten fielen recht martialisch aus, die Leute sackten immer weiter in die Stühle. André war für die aufbauenden Statements zuständig, damit die Leute am Ende nicht völlig fertig aus dem Saal krochen.
André Wiesler hat mich nie wieder zu einem solchen Workshop eingeladen.  :D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 09. April 2013, 21:11:43
Ich glaube, ich lasse mir das alles erst einmal ein paar Tage Nächte durch den Kopf gehen, ja? Vielen Dank, ich glaube, du hast mir mental sehr geholfen!

Ach, und Leute? Ich wollte euch hier nicht mit diesem speziellen Thema verschrecken, ihr dürft ruhig weiter Fragen stellen! ;D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 10. April 2013, 15:25:11
Wenn es Euch interessiert, könnt Ihr mir beim Schreiben meines aktuellen Romans über die Schulter schauen. Mindestens einmal täglich gebe ich auf meiner Robert-Corvus-Facebookseite (http://www.facebook.com/pages/Robert-Corvus/240774419331826) einen Status. Ich bin mir nicht sicher, aber ich vermute, man kann die Seite auch anschauen, wenn man keinen Facebook-Account hat.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Thiod am 15. April 2013, 19:07:18
Hallo Bernd,

mir sind doch noch Fragen eingefallen:
Kennst du einen Tipp, was man machen kann, wenn man Hemmungen hat, Szenen zu schreiben, bei denen man weiß, dass man es im ersten Anlauf vielleicht nicht so gut hinkriegt?
Und noch eine ganz andere Frage:
Wie begegnest du der weitverbreiteten Meinung, das Fantasy als Genre nicht ganz "voll" zu nehmen ist oder begegnest du ihr gar nicht?

Viele Grüße
Thiod.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 15. April 2013, 22:42:56
Kennst du einen Tipp, was man machen kann, wenn man Hemmungen hat, Szenen zu schreiben, bei denen man weiß, dass man es im ersten Anlauf vielleicht nicht so gut hinkriegt?
Das hängt davon ab, worauf diese Hemmungen zurückzuführen sind.
Die erste Frage wäre, ob die jeweilige Szene optimal konzipiert ist. Vielleicht sagt ja das Bauchgefühl, dass irgend etwas noch nicht stimmt. Kann das Geschehen durch eine andere Perspektivfigur besser vermittelt werden? Oder ist die Handlung an den Haaren herbeigezogen? Die Kardinalfrage natürlich: Hat die Szene in dem Buch überhaupt eine Berechtigung?
Wenn das Konzept gut, aber die Hemmung noch immer vorhanden ist, zieht mein Credo "Schizophrenie ist ein Qualifikationsmerkmal für Autoren". Jeder Autor vereint in sich mehrere Rollen, die in einem normalen Betrieb von unterschiedlichen Personen ausgefüllt werden. Er ist Marketingleiter, Finanzvorstand, bis zur Abgabe des Manuskripts der eigene Lektor und Redakteur, er ist auch ein Leser, ein Marktforscher und so weiter. In jeder dieser Rollen ist eine etwas andere Einstellung zum Werk zielführend. In dem von Dir angesprochenen Fall brauchen wir zwei Rollen: den Schreiber, also den Typen, der an der Tastatur sitzt und tippt, und den Chef, also den Boss mit der Zigarre, dem miesen Lächeln und den beiden Typen mit den Vorschlaghämmern hinter sich, die er mit einem Fingerschnippen herbeizitieren und auf den Schreiber hetzen kann, damit sie ihn ordentlich vermöbeln. Je fieser Du als Chef bist, desto besser. Für Dich als Chef bist Du als Schreiber eine unwürdige Bazille, die Du ordentlich rund machst, wenn sie nicht richtig spurt. Um Deine Hemmung zu überwinden, musst Du nun gleichzeitig der Chef sein, der den Schreiber antreibt und ihn am Schreibtisch festkettet, und der Schreiber, der schlicht und ergreifend keine Wahl hat und einfach schreiben muss. Der Schreiber in Dir wird um Gnade winseln. Den Chef in Dir wird das nicht interessieren. Der Schreiber wird anführen, dass er unter Druck nichts Vernünftiges zu Papier bringen wird, dass er das Meer sehen muss, um zu schreiben, dass es zu warm  ist, heute Abend ein Film im Kino anläuft, ihn eine andere Geschichte viel mehr interessiert ... Der Chef wird sagen: "Ich will es nicht gut - ich will es heute Abend!" Damit ist für den Chef die Diskussion beendet. Er geht dazu über, sich Strafmaßnahmen für den Fall auszudenken, dass die Szene heute Abend nicht fertig sein sollte: Der Kinobesuch fällt aus, es gibt keinen Nachtisch, der Teddybär darf heute Nacht nicht mit ins Bett. Der Schreiber wird schreiben. Vielleicht, sogar meistens, wird die Szene sehr viel besser sein, als er befürchtet hat. Selbst wenn sie grottenschlecht ist, ist die gute Nachricht, dass er seine Pflicht getan hat und erlöst ist. Für Dich selbst ist diese Nachricht allerdings nur begrenzt gut, denn Dein nächstes Ich, der Lektor/ Redakteur, wird bereits vom Chef am Ohr gepackt und an den Schreibtisch gezerrt. Der kann jetzt aber arbeiten, denn im Gegensatz zu einer leeren Seite kann er mit einer schlechten Seite etwas anfangen.
Ansonsten kannst Du Dir einige generelle Weisheiten ins Gedächtnis rufen. Wenn Du keine gute Erotik-Szene schreiben kannst, dann schreibe einhundert schlechte. Die schmeißt Du natürlich weg. Die einhunderterste wird zumindest besser sein als die allererste. Und wenn Du auf diese Weise etwas Erfahrung mit Erotik-Szenen hast, dann kaufst Du Dir mal einen Erotik-Roman, den Du dann ganz bewusst liest und schaust, was in diesem Text anders ist als in Deiner Szene.

Wie begegnest du der weitverbreiteten Meinung, das Fantasy als Genre nicht ganz "voll" zu nehmen ist oder begegnest du ihr gar nicht?
Hierbei handelt es sich nach meiner Erfahrung eher um einen Minderwertigkeitskomplex als um eine weitverbreitete Meinung. Sprich: Diese Befürchtung wird primär von Leuten empfunden, die selbst als Konsumenten oder Macher mit der Fantasy verbunden sind. Außerhalb ist die Haltung, der ich begegnet bin, entweder "kenne ich nicht" oder "interessiert mich nicht".
Diejenigen, für die Fantasy tatsächlich minderwertig ist, dehnen diese Wertung in der Regel auf die Unterhaltungsliteratur im Ganzen aus. Mit Ausnahme der Hochliteratur ist für sie also jeder Roman minderwertig. Das ist eine verschwindend geringe, meist literaturwissenschaftlich gebildete Minderheit. Angeblich gibt es sie in Verlagen überproportional häufig (sie machen dort also vielleicht 5% der Belegschaft aus). Ich hatte keinen persönlichen Kontakt, weiß aber von einer Fantasylektorin, dass sie das ultimative Argument auf den Tisch gelegt hat, das in jedem Verlag sofort zieht: die Verkaufszahlen.
Ich selbst würde eher mit der psychologischen Kraft der in der Fantasy gepflegten Archetypen argumentieren, die letztlich Seelenbilder sind und damit universell aussagekräftig und jenseits des Tagesgeschehens aktuell. Aber wie erwähnt bin ich eigentlich noch nie jemandem begegnet, der die These der Minderwertigkeit der Fantasy ernsthaft vertreten hätte (hey, mal im Ernst: Goethes Faust wäre heute ein Drehbuch für einen Horror-Film), sodass ich meine niederschmetternde Argumentation noch nicht anbringen konnte.
Eine letzte Bemerkung noch: Kollegen aus dem Historischen Roman und dem Krimi haben sich bei mir auch schon darüber beklagt, dass ihr Genre in der öffentlichen Wahrnehmung als minderwertig dargestellt würde ...
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Seelenworte am 17. April 2013, 21:54:14
Uhh hatte gerade noch ein paar Ideen... hoffe sie sind noch nicht gestellt worden. Habe sie jedenfalls  nicht gesehen.

1. Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben.

2. Wie sicherst du deine Dateien? Hast du Sicherheitskopien, eine extra Festplatte, druckst du es einfach aus oder machst du nichts der Gleichen?

Liebe Grüße
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 17. April 2013, 22:33:31
1. Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben.
Es gibt nichts, was ich unbedingt brauche, ohne das ich also überhaupt nicht schreiben kann. Es gibt aber Elemente, die es mir erleichtern.
1) Einen Computer. Ich kann prinzipiell auch mit der Hand schreiben und später abtippen, aber das empfinde ich als mühselig.
2) Genug Schlaf. Ich bin besonders kreativ, wenn ich ausgeschlafen und gerade aufgewacht bin. In einer intensiven Schreibphase fange ich direkt nach dem Aufstehen mit dem Schreiben an, mache nach dem Essen einen Mittagsschlaf und lege danach direkt wieder los.
3) Frische Luft. Ich lüfte oft und lange durch. Wenn es warm genug ist, schreibe ich gern bei offenem Fenster.
4) Laute Musik. Ich höre beim Schreiben gern einige wenige Stücke in Endlosschleife. Welche Stücke das genau sind, wechselt von Buch zu Buch. Ich habe mir einen guten Kopfhörer zugelegt, damit ich hemmungslos aufdrehen kann.
5) Schokolade.
6) Duschen. Das mache ich gern vor einer neuen Szene. Während des Duschens lenkt mich nichts davon ab, die Szene zu durchdenken. In einer intensiven Schreibphase dusche ich deswegen oft mehrmals täglich.

2. Wie sicherst du deine Dateien? Hast du Sicherheitskopien, eine extra Festplatte, druckst du es einfach aus oder machst du nichts der Gleichen?
Erst mal versioniere ich. Immer, wenn ein signifikantes Stück geschafft ist, mache ich "Speichern unter ..." und vergebe eine neue Versionsnummer im Dateinamen, oben am Anfang der Datei und in der Fußzeile der Datei, damit ich Ausdrucke sofort zuordnen kann (wobei ich selten ausdrucke, das ist eher relevant, wenn ein Manuskript von anderen gelesen wird und wir sichergehen wollen, dass wir vom gleichen Entwicklungsstand sprechen). Außerdem mache ich immer eine neue Version, wenn ich den Computer wechsle, in der Regel vom stationären PC auf mein NetBook oder zurück. Dadurch haben die frühen Versionen alle einen unterschiedlichen Umfang. Version 1 hat vielleicht 50 Seiten, Version 2 hat 65 Seiten,  bei Version 3 sind es 100 Seiten und so weiter. Diese Versionierungen mache ich primär, weil eine Textverarbeitung zwar selten, aber doch ab und zu die Sachen durcheinanderhaut (vermutlich, weil der Benutzer eine originelle Tastenkombination verwendet hat). Dann kann ich immer auf einen "sauberen" Stand zurück.
Irgendwann ist das Manuskript fertig, dann versioniere ich jede Überarbeitung. Jede dieser Versionen hat also in etwa die gleiche Seitenzahl, denn jede enthält die komplette Geschichte, aber eben etwas anders, hoffentlich besser. Wenn ich mit einer Änderung im Nachhinein unglücklich bin, kann ich aus einer älteren Version die vorige Variante herauskopieren. Das kommt zwar selten vor, ist aber ein Trick, der ganz gut funktioniert, um sich zu überwinden, wirklich heftige Überarbeitungen zu machen (eine komplette Szene aus einer anderen Perspektive zu schreiben, zum Beispiel).
Echte Sicherungskopien ziehe ich auf einen Stick und schiebe sie von dort auf meinen anderen Computer. Das mache ich auch ab und zu mit meinem kompletten Manuskripte-Ordner, sodass mein stationärer PC und mein NetBook dann auf dem gleichen Stand sind.
Wenn ich meine fertige Rohfassung abgebe, läuft das immer über eMail an das Lektorat. Dabei nehme ich meinen Agenten in Kopie. Falls dann der Super-Gau eintreten sollte (das Haus, in dem ich wohne, brennt ab und beide Computer sind drin) hat mein Agent immer noch eine Fassung. Das Material zu meinen noch nicht verkauften, aber halbwegs marktfähigen Projekten hat er natürlich auch, damit geht er ja hausieren.
Generell gilt natürlich, dass häufige Sicherungskopien zu empfehlen sind. Ich halte mich allerdings selbst nur unzureichend an diese Empfehlung, wie ich zu meiner Schande gestehe.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 18. April 2013, 16:49:43
Hallo :)

Schreiben ist die wichtigste Übung, um schreiben zu lernen. Interessanterweise verbessert man sich nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Ab und zu macht es "klick" und man merkt, dass man auf einer neuen Ebene angekommen ist. Allerdings nur, wenn man ab und zu innehält und überlegt, was man da eigentlich macht - unreflektiert die Hände auf die Tasten zu patschen bringt wenig.
Bei mir auch.

Dazu hätte ich auch noch eine Frage an dich. Wie meinen sie, dass man innehalten soll? Was soll man sich da fragen? Kannst du mir das vielleicht erklären?
Ich habe mir noch nie richtig Gedanken darüber gemacht, aber trotzdem merke ich, dass ich besser werde, habe aber nicht das Gefühl, dass es sprunghaft ist.
Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, was ich besser machen könnte und was ich vielleicht noch nicht so gut kann.
Deswegen hat es mich auch etwas erschrocken, zu lesen, dass man nur besser wird, wenn man innehält :o
Wie meinten sie das denn? Ich bin jetzt nämlich etwas verwirrt.
Vielleicht mache ich das, was sie meinen, ja auch unbewusst, ohne zu wissen, dass es wichtig ist und dass sie es meinten :D

Grüße ♥ Rose
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 18. April 2013, 17:17:04
Dazu hätte ich auch noch eine Frage an dich. Wie meinen sie, dass man innehalten soll? Was soll man sich da fragen? Kannst du mir das vielleicht erklären?
Ich meine damit nichts Dramatisches.
Für das Wichtigste halte ich nach wie vor das Schreiben. Wenn man sich verbessen möchte, muss man schreiben, schreiben, schreiben.
Wenn jemand Marathon laufen möchte, muss er laufen, laufen, laufen.  ;) Dadurch bekommt er Kondition, der Körper stellt sich auf das Laufen ein und die Bewegungsabläufe werden immer mehr zu Routine, bis er einen eigenen Rhythmus hat und die Bewegungen leicht und rund werden.
Unser Marathonläufer läuft also und läuft und läuft.
Irgendwann schlägt er eine Sportzeitschrift auf und liest einen Artikel über einen neuen Sportschuh mit besonderer Sohle. Der Artikel ist sehr positiv, der Schuh führe dazu, dass man als Marathonläufer später ermüde. Er geht in eine Sportgeschäft und probiert den Schuh an. Vielleicht nimmt er ihn, vielleicht auch nicht. In jedem Fall trifft er eine bewusste Entscheidung. Er hat die Erfahrung von vielen Läufen, er kann nach einer kurzen Testphase beurteilen, ob ihm der Schuh etwas bringt oder nicht.
Diesem Lesen in einer Sportzeitschrift und dem Anprobieren des Schuhs entspricht bei einem Schriftsteller die Lektüre eines Schreibratgebers und das Absolvieren der darin vorgeschlagenen Übungen. Einige davon werden dem Schreiber etwas bringen, andere Sachen wird er für sich verwerfen. Er kann diese Sachen aber erst beurteilen, wenn er selbst mal etwas geschrieben hat.
Du hast Dich in einem Schreibforum registriert. Das ist auch so ein "Innehalten". Du schreibst ja keinen literarischen Text, wenn Du hier am Forengeschehen teilnimmst, sondern Du diskutierst über das Schreiben. Du hältst inne, trittst einen Schritt zurück und denkst über das Schreiben nach. Einige Sachen, von denen Du hier erfährst, werden Dir plausibel erscheinen, andere passen nicht auf Deine Situation.
Auch das bewusste Lesen von Büchern ist ein solches Innehalten. Bestimmt hast Du ein Buch, dass Dir sehr gut gefällt. Wenn Du Dir die Frage stellst: "Warum gefällt mir das eigentlich?", dann hältst Du inne. Wenn Du eine Vermutung hast, warum das Buch so gut ist, dann kannst Du direkt prüfen, ob Du dieses Element in Deinen eigenen Texten auch verwendest. Ein Tipp: Wenn Du auf diese zweite Frage mit "ja" antwortest, hast Du wahrscheinlich gemogelt.  ;) Vermutlich wird Deinen Texten etwas fehlen, damit sie so gut werden wie Dein Lieblingsbuch. Irgend etwas ist da, und wenn Du herausfindest, was das ist, dann kannst Du Deinen eigenen Text umschreiben oder es beim nächsten berücksichtigen.
Das ist am Anfang sehr schwierig, weil man sich in einem Roman leicht verliert. Ein guter Einstieg, der auch recht flott zu machen ist, ist das Lesen von ersten Sätzen. Nimm ein paar gute Bücher aus dem Regal und schreib jeweils den ersten Satz ab. Wenn sie alle untereinander stehen, überlege dir, welcher der packendste ist. Sind sie vielleicht unterschiedlich, weil die Bücher so unterschiedlich sind? Ein Thriller muss anders beginnen als eine Romanze. Welcher hätte die beste Wirkung für eine Geschichte, wie Du sie gerade schreibst? Ist Dein eigener Eröffnungssatz so ähnlich? Wenn nicht, warum nicht? Wäre er besser, wenn Du ihn so ähnlich aufbauen würdest wie den aus dem guten Buch?
Das Schwierigste in dieser Richtung ist die kritische Lektüre eines eigenen Textes, den man gerade beendet hat. Da man wenig Abstand hat, kann man die Fehler und Schwächen kaum erkennen. Aber da muss man hinkommen, wenn man veröffentlichen will. Man muss den eigenen Text verbessern können, damit er so gut wird, dass ein Verlag ihn nimmt. Erst mal nur die Leseprobe, später das ganze Manuskript. Verbessern kann man aber nur das, bei dem man die Schwächen sieht. Weil das so schwierig ist, haben viele Autoren Testleser, die einen frischen Blick auf einen Text werfen können.

Summa summarum:
Schreiben, schreiben, schreiben. Und ab und zu nachdenken, was man da eigentlich macht.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 18. April 2013, 17:35:05
Jetzt verstehe ich das, danke!
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass zum "innehalten" auch da Forum gehören kann.
Aber, da musst du wohl recht haben. Seit ich im Forum bin, schreibe ich kontinuierlich.
Vorher kam mir mein Text immer zu schlecht vor. Da wird wohl was dran sein...

Meine eigenen Fehler zu erkennen, fällt mir schwer. Von einigen Testlesern habe ich auch schon das ein oder andere gute Feedback bekommen, dass mich auf Schwächen hingewiesen hat.
Kannst du deine Fehler selber gut erkennen? Oder brauchst du dazu Testleser?

Grüße ♥ Rose
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 18. April 2013, 17:51:52
Kannst du deine Fehler selber gut erkennen? Oder brauchst du dazu Testleser?
Man erkennt nie alle Fehler (es sei denn, man ist Literaturnobelpreisträger - dann hat man keine Fehler mehr, sondern nur noch stilistische Eigenheiten  ;)). Ich erkenne aber genügend Fehler, damit die Lektorate und auch ich selbst mit meinen Texten zufrieden sind. In der Regel verzichte ich auf Testleser.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 21:33:48
Ich hatte neulich empfohlen, sich einmal die ersten Sätze einiger Bücher anzuschauen und zu überlegen, was einem daran gefällt und was man für die eigenen Texte übernehmen kann. Spaßeshalber stelle ich Euch mal die ersten Sätze der von mir veröffentlichen Bücher ein:

1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

2) Der Schmerz zog an jeder Faser seines Körpers.

3) Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

4) Die klagenden Geräusche zerrten an Neerjans Nerven.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.

6) Nicht denken!, ermahnte sich Fiana.

7) Mucki lief oft weg, obwohl sein Vorderlauf nicht gut verheilt war.

8 ) Verehrter Hochprophet!

9) Xaira versuchte, ihre Erinnerungen an Wehrheim mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was sie in der Abenddämmerung vor sich sah.

10) »Für einen Binsböckel kann eine Heirat kein Problem sein.«

11) Manche behaupteten, die Wolkenquallen hätten ein besonders sensibles Gehör.

12) »Mögen die Götter ihre Brüste verschrumpeln und die Früchte ihres Schoßes verfaulen lassen«, murmelte Pao Tell, Herzog von Sax, pustete über den heißen Tee und schlürfte das bittere Getränk aus der Porzellantasse, die er mit Zeigefinger und Daumen an dem filigranen Henkel balancierte.

13) Das also war Endorns Haus.

Ich finde selbst nicht mehr alle gelungen, andere gefallen mir nach wie vor.
Was meint Ihr? Könnt Ihr erkennen, welche eher zu einem Fantasy-Stoff passen und welche eher zur Science Fiction oder zum Horror? Sind welche darunter, die Euch ansprechen? Falls ja - was wird in denen vermittelt? Was zieht Euch in die Geschichte?

Ihr könnt das gern für Euch selbst überlegen, wenn Ihr Lust habt, oder ein bisschen mit mir darüber diskutieren. Ganz wie Ihr mögt.

Selbstverständlich könnt Ihr gern auch weiterhin Eure eigenen Fragen stellen.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 19. April 2013, 21:48:52
13) Das also war Endorns Haus.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.

Diese beiden gefallen mir sehr gut. Ich kann nicht genau sagen wieso...
Aufjeden Fall wecken diese beiden am ehesten meine Neugierde und den Willen, mehr lesen zu wollen ;)
Ich kann aber im ersten Moment keine Gemeinsamkeiten finden. Oder etwas, was die anderen nicht haben...
Ich schau es mir später vielleicht noch genauer an.
Ich tippe darauf, dass beide Fantasy sind.

Grüße ♥ Rose
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 21:54:06
Ich tippe darauf, dass beide Fantasy sind.
Das stimmt.
Die offensichtlichste Übereinstimmung scheint mir zu sein, dass in beiden Sätzen ein Gebäude eine wesentliche Rolle spielt.
Lässt Du Deine eigenen Geschichten gern an ungewöhnlichen Orten spielen? Sind Dir vielleicht einige Schauplätze aus Deinen Lieblingsbüchern besonders lebhaft in Erinnerung? Was für ein Schauplatz ist für Deinen aktuellen Text maßgeblich? Könnte diese Geschichte vielleicht auch woanders spielen? Wenn ja - würde sie das besser machen? Wenn nein - was macht Deinen jetzigen Schauplatz so herausragend, so wichtig für die Geschichte - und zeigst Du das dem Leser auch deutlich?
 ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 19. April 2013, 22:04:57
Hmmm ja... der Ort ist bei mir tatsächlich sehr wichtig und ich kann mir nicht vorstellen ihn zu verlegen!
(Unterirdische riesige Labore... so gewöhnlich ist das ja nicht)
Außerdem habe ich viel darüber nach gedacht, auf welchen Kontinent meine Geschichte spielen wird.
Mir ist das noch gar nicht so aufgefallen, dass mir "Orte" wichtig sind und ich mir viele Gedanken darüber mache.

Aber ich hab noch mal darüber nachgedacht warum ich die Änfänge so mag.
13) Das also war Endorns Haus.

Ich habe letztens ein Horror-Buch gelesen, indem ein brutaler Geist jeden umbrint, der sein Haus betritt. Es hat mir sehr gut gefallen und ich hatte sofort wieder das Gefühl, dass eine spannende Szene folgen wird.

5) Die untergehende Sonne hauchte einen Schimmer von Rosa auf den weißen Marmor des Palastes.
Ich hatte das Gefühl sofort in einer träumerischen wunderschönen elbenhaften Stadt zu sein, die einfach malerisch gelegen und verzaubert ist.
Diese Athomstphäre gefällt mir sehr gut (ich kann mich natürlich total irren :D)

Grüße ♥ Rose




Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 22:14:35
Ich hatte das Gefühl sofort in einer träumerischen wunderschönen elbenhaften Stadt zu sein, die einfach malerisch gelegen und verzaubert ist.
Diese Athomstphäre gefällt mir sehr gut (ich kann mich natürlich total irren :D)
Bei Nummer 5) liegst Du damit richtig. Dort beginnt die Geschichte tatsächlich an einem idyllischen Ort. Ich nehme an, dass die Wortwahl (also wie es gesagt wird, nicht so sehr, was geschildert wird) diesen Eindruck unterstützt: Die Sonne hauchte (das impliziert etwas Sanftes, Zärtliches - anders als "strahlte" und noch sanfter als "schien"), es gibt einen Schimmer (auch eher sanft im Vergleich zu "Gleißen" oder "Blitzen"), die genannten Farben sind Rosa und Weiß (ebenfalls eher sanft), es geht um einen Palast (keine Burg, keine Festung) und dazu kommt der Sonnenuntergang.

Bei Nummer 13) ist es allerdings ein düsterer Ort, an dem die Geschichte beginnt. Man erfährt im ersten Satz aber auch nicht viel mehr, als dass es ein Haus ist - hier wird mit dem ersten Satz allerdings auch schon Einiges ausgesagt, nur nicht über den Ort. Ich glaube, es ist nicht so einfach, zu erkennen, welche Aussagen und Andeutungen schon in diesen fünf Wörtern stecken, obwohl der Leser es hoffentlich intuitiv aufnehmen wird. Könnt Ihr es "enträtseln"?
Nachträgliche Ergänzung: Upps: Ich habe jetzt erst gesehen, dass Du von dem Horror-Buch geschrieben hast. Das habe ich anfangs direkt überlesen.  :-[ Damit liegst Du auch bei Nummer 13) stimmungsmäßig richtig, was die Eingangssequenz angeht.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 19. April 2013, 22:17:26
1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

3) Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

7) Mucki lief oft weg, obwohl sein Vorderlauf nicht gut verheilt war.

Nummer 1) gefällt mir sehr, ich finde die Art des Satzes, der Formulierung sehr ausdrucksstark! :)

3) würde ich zur Science Fiction ordnen. Ich finde, der Name, der so nachRoboter/Maschine klingt, suggeriert das. Alternativ erinnert es mich aber auch an eine Dystopie. Da das aber nicht zur Auswahl steht ... ;)

Nummer 7) suggeriert mir ein kleines, scheues Häschen. Aber - entschuldige! - Mucki/Mucky ist bei uns an der Schule eine Art Kosename, der auf einige Leute verwendet wird, und das ... das passt in meinem Kopf einfach nicht kit diesem Satz zusammen! *grins*
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 22:25:33
Nummer 1) gefällt mir sehr, ich finde die Art des Satzes, der Formulierung sehr ausdrucksstark! :)
Es freut mich, dass er Dir gefällt. Ich persönlich finde ihn inzwischen nämlich ziemlich schrottig.  :D Insbesondere finde ich ihn schwülstig. Als ich ihn schrieb (und überarbeitete), habe ich das aber anders gesehen.

3) würde ich zur Science Fiction ordnen. Ich finde, der Name, der so nachRoboter/Maschine klingt, suggeriert das.
Du liegst richtig, nur dass Niomede-4 ein Planet ist (der Planet auf der vierten Umlaufbahn um eine Sonne, die Niomede heißt).

Nummer 7) suggeriert mir ein kleines, scheues Häschen.
Es ist ein Hase, aber er ist nicht scheu, sondern im Gegenteil abenteuerlustig. Ich hatte auch gehofft, das bereits mit diesem Satz auszudrücken, weil wir dort erfahren, dass er oft wegläuft.

Kannst Du anhand dieser Sätze bereits erkennen, aus welcher Perspektive sie geschrieben sind? Also "wer spricht zum Leser"?
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 19. April 2013, 22:47:41
Zu 3): Ah, den Planeten hätte ich nicht erwartet. Ein Planet mit Kriegerherz? ???

Ohje, jetzt liege ich bestimmt grandios daneben ... also besagten Satz 3) ist ja aus der Ich-Perspektive beschrieben, ich würde entweder auf einen Bewohner des Planeten tippen oder auf einen Heer-/Rebellenführer, der diesen angreift. In jedem Fall scheint es jemand zu sein, der etwas/jemanden auf dem Planeten ganz stark unterschätzt, eventuell sogar die Einstellung des bewohnenden Volkes selbst.

Bei den anderen beiden Sätzen kann ich es noch nicht wirklich heraussehen. Es könnte ein allwissender/nicht anwesender Erzähler sein, der eben nicht selbst anwesend ist. Einen Erzähler, der rückblickend erzählt, schließe ich aus, dann käme vermutlich vorher eine kurze Szene, wie z.B. neugierige Kinder ihren Opa um eine Geschichte anbetteln.
Es könnte sich aber auch um eine/n Perspektivträger/in handeln, der/die sich quasi erst im Laufe der nächsten Sätze oder Absätze zu erkennen gibt.
Ich bin echt überfragt! ;D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 23:03:55
Schon sehr gut, Janika!

Zu 3): Ah, den Planeten hätte ich nicht erwartet. Ein Planet mit Kriegerherz? ???

Ohje, jetzt liege ich bestimmt grandios daneben ... also besagten Satz 3) ist ja aus der Ich-Perspektive beschrieben, ich würde entweder auf einen Bewohner des Planeten tippen oder auf einen Heer-/Rebellenführer, der diesen angreift. In jedem Fall scheint es jemand zu sein, der etwas/jemanden auf dem Planeten ganz stark unterschätzt, eventuell sogar die Einstellung des bewohnenden Volkes selbst.

Schauen wir uns den Satz noch einmal an:
Niomede-4 hat das Herz eines Kriegers, das verstehe ich jetzt.

Jemand macht sich Gedanken um Niomede-4, einen Planeten. Er beschäftigt sich also mit diesem Planeten. Er versteht etwas von diesem Planeten, und dieses Etwas versteht er jetzt. Er hat es also vorher nicht verstanden, er hat es erst gelernt. Seine Erkenntnis bezieht sich auf das "Herz des Planeten", das das "Herz eines Kriegers" ist. Das spricht Bände darüber, in welcher Gedankenwelt der Sprecher lebt, welches Koordinatensystem seinen inneren Kosmos aufspannt. Er personalisiert einen Planeten. Er denkt in martialischen Begriffen wie "Krieger". An dem Planeten interessiert ihn nicht die Tektonik, nicht die Gravitation, überhaupt kein physischer Parameter, sondern ein "innerer Wert", etwas "Seelisches", das er auf diesen Planeten projiziert. Das ist an sich unangemessen, aber in seiner Vorstellungswelt scheint das möglich zu sein. Noch ein Detail: Der Satz steht im Präsens. Das ist ungewöhnlich. Wird die gesamte Geschichte im Präsens erzählt sein? Oder haben wir es hier mit einer besonderen Passage zu tun? Einer wörtlichen Rede vielleicht?
Ich könnte jetzt die Auflösung bringen, aber vielleicht möchte ja noch jemand von Euch eine Beobachtung oder einen Eindruck ergänzen oder einfach weiterknobeln?

Bei den anderen beiden Sätzen kann ich es noch nicht wirklich heraussehen.
...
Ich bin echt überfragt!
Hat jemand Lust, Janika zu helfen? Gemeinsam könnt Ihr da bestimmt eine Menge herauslesen.  Es ist auch gar nicht so wichtig, ob Ihr richtig liegt - viel entscheidender ist, dass Ihr Euch bewusst macht, wie diese ersten Sätze auf Euch wirken (das kann bei jedem etwas unterschiedlich sein) und herauszufinden versucht, warum das jeweils so ist. ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 19. April 2013, 23:06:18
Oder haben wir es hier mit einer besonderen Passage zu tun? Einer wörtlichen Rede vielleicht?
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein Tagebucheintrag oder eine Nachricht/ein Brief ist.

Und ja, bitte knobelt mit mir, Leute! ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 19. April 2013, 23:31:05
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es ein Tagebucheintrag ... ist.
Bingo!  ;)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Thiod am 20. April 2013, 09:46:10
Erst Mal muss ich mich Janika, betreffend den Dschungel-Satz anschließen. Ich mag ihn, auch wenn ich jetzt nicht weiß, ob darauf Horror. Fantasy oder Sci-Fi folgt. Kann ja alles im Dschungel passieren. Wobei mir aber die Andeutung, nur weniges habe dort länger als einen Tag Bestand, durchaus etwas bedrohlich klingt. Ich selbst war noch nie im Dschungel, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der tatsächlich so etwas altes, mächtiges an sich hat, wie es in diesem ersten Satz anklingt.
Und zum Rätselraten:
Satz 8 denke ich, ist ein Briefkopf, vll. auch noch der Anfang einer Rede. Ich könnte mir Fantasy vorstellen, weil man Propheten nur da braucht, wo man auch was von Prophezeihungen hält. Aber ein sicheres Indiz würde ich es nicht nennen.
Zitat
9) Xaira versuchte, ihre Erinnerungen an Wehrheim mit dem in Übereinstimmung zu bringen, was sie in der Abenddämmerung vor sich sah.
und
Zitat
12) »Mögen die Götter ihre Brüste verschrumpeln und die Früchte ihres Schoßes verfaulen lassen«, murmelte Pao Tell, Herzog von Sax, pustete über den heißen Tee und schlürfte das bittere Getränk aus der Porzellantasse, die er mit Zeigefinger und Daumen an dem filigranen Henkel balancierte.
halte ich beide für Fantasy. Ersteren hauptsächlich, weil "Wehrheim" eher traditionell als futuristisch klingt. Ich stelle mir dabei eine sehr solide Burg oder etwas der artiges vor (wegen des Wortbestandteils "Wehr"). Die Erzählperspektive könnte ein personaler Erzähler sein, natürlich auch ein auktorialer, aber ich gehe einfach nach Wahrscheinlichkeit und tippe ersteres. Ferner nehme ich an, dass sich Wehrheim stark verändert hat, seit Xaira das letzte Mal da war - sonst hätte sie ja keine Probleme, das jetzt gesehene damit zu vereinbaren. Das weckt Neugierde, weil man sich fragt, was passiert ist: Gab es einen Umbau, wurden Teile zerstört oder hat sich irgendwie die Atmosphäre des Ortes verändert?
Den Satz 12 halte ich für Fantasy, weil ein Herzog vorkommt, der aus einer Porzellantasse Tee trinkt, was mir beides nicht so zukunfsttyosich vorkommt und Grund zum Gruseln gibt der Satz auch nicht. Für den Erzähler gilt ähnliches wie für den in 9, wenn auch dieser uns keine Gedanken vom Herzog offenbart sondern nur das äußerlich sichtbare. Könnte also auch sein, dass er die Gefühle nicht kennt. Im übrigen macht der Herzog einen unsympathischen Eindruck.
Das war's, was mir zu diesen beiden Sätzen einfällt.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 20. April 2013, 10:14:27
Viel besser geht's nicht, Thiod!

Erst Mal muss ich mich Janika, betreffend den Dschungel-Satz anschließen. Ich mag ihn, auch wenn ich jetzt nicht weiß, ob darauf Horror. Fantasy oder Sci-Fi folgt. Kann ja alles im Dschungel passieren. Wobei mir aber die Andeutung, nur weniges habe dort länger als einen Tag Bestand, durchaus etwas bedrohlich klingt. Ich selbst war noch nie im Dschungel, aber ich kann mir gut vorstellen, dass der tatsächlich so etwas altes, mächtiges an sich hat, wie es in diesem ersten Satz anklingt.
Ich war mehrfach im Dschungel. Der Regenwald ist primär unwegsam, man kommt schlecht vorwärts und kann wenig sehen, weil alles zugewuchert ist. Man kommt sich zwischen den riesigen Bäumen auch leicht verloren vor. Aber das ist natürlich nur mein realer Eindruck von meinen Reisen, er hat mit dem Text nichts zu tun, auch wenn der Eingangssatz ähnliche Eindrücke in Dir weckt.
Auch hier schlage ich vor, dass wir uns den Satz noch einmal gemeinsam anschauen:

1) Der Dschungel war Ewigkeit in der Gestalt der Wandlung, war so, wie er vor Jahrhunderten gewesen, und doch hatte nur Weniges in ihm länger Bestand als nur einen Tag.

Was ich persönlich inzwischen schwülstig finde, ist vor allem das fehlende "war" hinter "gewesen". Das wird hier weggelassen, was grundsätzlich möglich ist, weil es schon vorher ein "war" gibt ("..., war so, ..."), aber es ist schon hart an der Grenze zur Lyrik, die Grammatik löst sich auf zugunsten einer Sprachästhetik. Zweitens ist der Satz lang (wie auch bei 12). Lange Sätze sind langsame Sätze. Bei Verfolgungsjagden zum Beispiel hat man daher viele kurze Sätze, das erzeugt den Eindruck eines hohen Tempos. Die nächste Schwäche in dem Satz ist meines Erachtens das letzte "nur". Erstens ist es eine Wortwiederholung (vor "Weniges" steht auch schon eine "nur"), zweitens ist es eine Wertung. Eine Wertung setzt voraus, dass der Erzähler nicht gänzlich über dem Geschehen schwebt, sondern emotional involviert ist. Das passt aber nicht zu dem Pathos von Größe und Ewigkeit - einer gott-ähnlichen Perspektive.
Wir haben also einen getragenen Einstieg, eine altertümelnde, beinahe lyrische Sprache, eine tendenziell epische Perspektive.
Passt das eher auf Fantasy, SF oder Horror?
Beim Handlungsschauplatz gebe ich Dir recht - einen Dschungel kann man in jeder Art Geschichte haben. Der Schauplatz hilf uns also bei dieser speziellen Frage nicht weiter.

Satz 8 denke ich, ist ein Briefkopf, vll. auch noch der Anfang einer Rede. Ich könnte mir Fantasy vorstellen, weil man Propheten nur da braucht, wo man auch was von Prophezeihungen hält. Aber ein sicheres Indiz würde ich es nicht nennen.
Hier nochmal der Satz:
8 ) Verehrter Hochprophet!
Und ja, Du liegst komplett richtig. Es ist eine Anrede, in diesem Fall in einem Brief.


... halte ich beide für Fantasy. Ersteren hauptsächlich, weil "Wehrheim" eher traditionell als futuristisch klingt. Ich stelle mir dabei eine sehr solide Burg oder etwas der artiges vor (wegen des Wortbestandteils "Wehr"). ...  Ferner nehme ich an, dass sich Wehrheim stark verändert hat, seit Xaira das letzte Mal da war - sonst hätte sie ja keine Probleme, das jetzt gesehene damit zu vereinbaren. Das weckt Neugierde, weil man sich fragt, was passiert ist: Gab es einen Umbau, wurden Teile zerstört oder hat sich irgendwie die Atmosphäre des Ortes verändert?
Perfekt. An Deinen Ausführungen sehen wir auch eine wichtige Eigenschaft, die ein Eröffnungssatz haben kann. Er etabliert nicht nur Stimmung und Erzähler und liefert erste Informationen, er wirft auch Fragen auf. Fragen sind Ungewissheit, Ungewissheit ist ein wesentliches Element der Spannung. Kennt Ihr das zweite wesentliche Element, das zu der Ungewissheit dazukommen muss, damit Spannung entsteht?

Den Satz 12 halte ich für Fantasy, weil ein Herzog vorkommt, der aus einer Porzellantasse Tee trinkt, was mir beides nicht so zukunfsttyosich vorkommt und Grund zum Gruseln gibt der Satz auch nicht. Für den Erzähler gilt ähnliches wie für den in 9, wenn auch dieser uns keine Gedanken vom Herzog offenbart sondern nur das äußerlich sichtbare. Könnte also auch sein, dass er die Gefühle nicht kennt. Im übrigen macht der Herzog einen unsympathischen Eindruck.
Deine Argumentation ist stichhaltig, auch wenn Du in diesem speziellen Fall danebenliegst. Es handelt sich um Science Fiction, aber nach diesem ersten Satz hätte es auch Fantasy sein können. Eine Form von Feudalismus ist übrigens in der Space Opera sehr häufig, wenn nicht dominant. Das liegt an der Überlegung, dass Sternensysteme sehr weit auseinanderliegen und einen hohen Grad an Autarkie benötigen - die Raumfahrt wird hier schnell äquivalent zur Seefahrt gesehen, mit weit verstreuten Kolonien, die jeweils von Gouverneuren verwaltet werden.
Woraus erwächst der unsympathische Eindruck, den der Herzog erweckt?
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 23. April 2013, 18:54:49
Tag ;) Ich misch mich dann auch mal ein

2) Der Schmerz zog an jeder Faser seines Körpers.

Zitat
4) Die klagenden Geräusche zerrten an Neerjans Nerven.

Ich bin gerade an den Beiden hier hängen geblieben, weil ich finde, dass man sofort Lust auf´s weiterlesen bekommt. Es wird noch nicht viel verraten und man denkt sich erstmal : "Huch was ist denn hier passiert?"
Naja ich könnte sie mir gut im Bereich Horror vorstellen (besonders den 2. Satz). Ich bin nur gerade am überlegen, dass sie natürlich auch in den Bereich Fantasy passen könnten (hierbei meine ich dann besonders den 1.). Häufig fangen Prologe von Fantasy-Büchern ja in Kämpfen an. Naja ich tippe bei 1. jetzt einfach mal gerade heraus auf Fantasy :D und bei 2. auf Horror :D

Wette ich liege eh daneben :D Naja, fröhliche Ratespiele :P
Lg
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 23. April 2013, 20:23:38
Ich bin gerade an den Beiden hier hängen geblieben, weil ich finde, dass man sofort Lust auf´s weiterlesen bekommt. Es wird noch nicht viel verraten und man denkt sich erstmal : "Huch was ist denn hier passiert?"
Das ist auch der Sinn einer solchen Eröffnung. Diese Sätze sind "nach vorn und hinten offen":
Woher kommt der Schmerz, der an jeder Faser des Körpers zieht? - Woher kommen die klagenden Geräusche? (Frage: Wie entstand die Situation?)
Und: Ist er durch den Schmerz in Gefahr/ wird er ernsthaft Schaden nehmen? - Wie wird Neerjan auf die belastende Situation reagieren? (Frage: Wie entwickelt sich die Situation?)

Ich denke, man merkt bereits in dieser kurzen Diskussion, dass es nicht der gleiche Satz ist, der jeden von Euch anspricht. Verschiedene Geschichten sprechen unterschiedliche Zielgruppen an.
Das ist auch eine wesentliche Schwierigkeit bei Testlesern. Selbst, wenn sie objektiv ihre Meinung äußern: Ist diese Meinung wirklich relevant? Repräsentieren sie die Zielgruppe gut?
Ich höre gern Heavy Metal, das ist für viele Leute einfach Krach. Wenn einer dieser vielen Leute Testhörer für meine Lieblings-Bands gewesen wäre, wären meine Lieblings-CDs nie aus dem Presswerk gekommen.

Naja ich könnte sie mir gut im Bereich Horror vorstellen (besonders den 2. Satz). Ich bin nur gerade am überlegen, dass sie natürlich auch in den Bereich Fantasy passen könnten ...
Nummer 2) stammt aus einem Vampirthriller, recht modern geschrieben, also eher Horror als Fantasy.
Nummer 4) kommt aus einem Fantasybuch, aber mir düsterer Atmosphäre, einem abgeschiedenen Handlungsschauplatz und mit Protagonisten, die dem Gott des Todes dienen - also durchaus an der Schwelle zum Horror.

Ergo: Gut geraten, Writing_Chrissi!  ;)

Davon abgesehen würde ich "klagende Geräusche" heute wohl nicht mehr schreiben. Was sind das für Geräusche? Hier könnte man konkreter werden: Heulen? Schreien? Seufzen? Einfach nur "das Klagen"?
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 24. April 2013, 18:41:35
Oh dann waren meine Überlegungen ja doch nicht so falsch, wie ich dachte :D
Jaja so kann man sich irren :D

Lg
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schachprinzessinn am 25. April 2013, 12:57:18
Wie lange brauchen Sie für ein Buch?

Was schreiben sie eigentlich? (Fantasie, Kurzgeschichten, Krimis)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 25. April 2013, 14:05:14
Wie lange brauchen Sie für ein Buch?
Mein aktuelles Manuskript habe ich am 5. April begonnen und gestern abgeschlossen. Das waren also 20 Tage reine Schreibarbeit an der Rohfassung für einen Roman von etwa 400 Normseiten Länge = etwa 600.000 Anschlägen inklusive Leerzeichen. Diese Tage sind dann oft komplett durch das Schreiben dominiert - kein Kino, keine Tanzparty, keine Freunde treffen.
Bevor ich diese Rohfassung schreibe, mache ich inzwischen immer ein Konzept. Das ist bei mir ein Szenenplan und dann ein Exposé, dazu Ausarbeitungen zu den Hauptfiguren und Schauplätzen. In diesem Fall hat das 10 - 15 Tage in Anspruch genommen. So genau wie beim Schreiben der Rohfassung lässt sich das nicht sagen, weil die Zeit nicht am Stück gearbeitet wird, sondern ein paar Stunden hier, ein paar Stunden da.
Jetzt stehen die Überarbeitungen an. Jede Überarbeitung dauert 2 - 3 intensive Arbeitstage. Ich rechne mit 7 bis 10 Überarbeitungen, bevor das Buch in Druck geht.

Was schreiben sie eigentlich? (Fantasie, Kurzgeschichten, Krimis)
Ich schreibe hauptsächlich Romane. Da ich im Bereich Fantasy die besten Veröffentlichungsmöglichkeiten habe und außerdem auch gern Fantasy lese, ist Fantasy auch der Schwerpunkt meines Schreibens. Auf Platz Zwei folgt die Science Fiction. Ich habe auch Thriller geschrieben und einen Entwicklungsroman, habe Exposés für fantastische Jugendbücher und Historische Romane erstellt, aber das sind alles Dinge, die unveröffentlicht geblieben sind (zumindest bislang).
Ich habe auch eineinhalb Sachbücher veröffentlicht - eine Formelsammlung, die ich gemeinsam mit einem Kommilitonen zusammengestellt habe, und einen Bericht über eine Weltreise, die ich 2004 unternommen habe.
Kurzgeschichten und Erzählungen schreibe ich nur selten, inzwischen beinahe nur noch, wenn ich Ehrengast einer Veranstaltung bin und gebeten werde, zum Begleitheft dieser Veranstaltung etwas beizutragen.
Gedichte schreibe ich so gut wie nie.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schachprinzessinn am 25. April 2013, 14:36:00
 :-[, ich brauche für ein Buch Jahre (glaube ich)!

Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 25. April 2013, 15:26:35
jap ich auch :D
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 25. April 2013, 16:17:32
Das braucht Euch nicht zu betrüben.  ;)
Erstens ist die Schreibgeschwindigkeit kein Qualitätsmerkmal. Es gibt Schnellschreiber, die extrem gut sind (Franz Kafka), andere sind miserabel. Ebenso gibt es Langsamschreiber von herausragender Qualität (J.R.R.Tolkien) und andere, bei denen noch nicht einmal die Lieblingstante mehr als das erste Kapitel liest.
Zweitens: Wenn Ihr Spaß am Schreiben habt, ist es doch gar nicht schlecht, wenn Ihr "lange etwas von einem Buch habt" - dann dauert der Spaß auch länger an.
Drittens: Alles hat seinen Preis. Ja, ich kann einen Roman in einem Monat schreiben. Der Schlüssel dazu ist ein Phänomen, das man im englischsprachigen Raum "Flow" nennt. Es ist aus der Arbeitspsychologie bekannt. Falls Ihr den Film "The Social Network" kennt - dort wird es gezeigt, wenn die Programmierer mit Kopfhörer vor ihrem Rechner sitzen und um sich herum nichts mehr wahrnehmen, weil sie "im Tunnel" sind. Man ist dann vollkommen fokussiert auf eine bestimmte Tätigkeit und blendet praktisch das komplette restliche Leben aus. In anderen Zeiten hätte man dazu nicht "Flow" oder "Tunnel" gesagt, sondern "Besessenheit" - und man hätte es keinesfalls als wünschenswert empfunden.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schachprinzessinn am 25. April 2013, 20:19:26
Ich habe Sie ja nur bewundert.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Thiod am 25. April 2013, 22:00:34
Ich finde es trotzdem beeindruckend. Sowas wie einen Flow habe ich wirklich nur ganz, ganz, ganz selten. Aber wenn, dann ist das was tolles, finde ich. Egal ob es nun besesseb ist oder nicht.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 30. April 2013, 00:28:14
So, der letzte Tag im April und damit mein letzter Tag als "Buchmensch des Monats" hat begonnen. Falls Ihr noch Fragen habt, stehe ich gern noch zur Verfügung.

Ansonsten bedanke ich mich für Eure Gastfreundschaft und wünsche Euch viel Freude mit den künftigen Buchmenschen. Vielleicht landet ja mal jemand von Euch einen Bestseller, das würde mich freuen - gute Bücher gibt es nie genug!
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Writing_Chrissi am 30. April 2013, 09:29:32
Da mir leider keine Fragen mehr einfallen, kann ich nur sagen: Schön, dass sie sich die Zeit genommen haben, um von unseren Fragen gelöchert zu werden und uns ein bisschen was über das Autorendasein zu erzählen :)

Es war echt spannend :) Danke
Lg
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Thiod am 30. April 2013, 15:26:37
Ich kann mich Chrissi wirklich nur anschließen, es war ein sehr interessanter Monat mit dir!

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Schachprinzessinn am 30. April 2013, 19:24:04
Mir fallen auch keine Fragen mehr ein, vielleicht... was war Ihr Erstling.
 
Schachprinzessinn
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Janika am 30. April 2013, 20:21:48
Ich sage ebenfalls danke, ich habe das Gefühl, aus der Diskussion hier unheimlich viel für mich selbst mitgenommen zu haben, seien es Tipps, Ratschläge oder Denkweisen. Vielen Dank dafür! :)
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Bernd Robker am 30. April 2013, 20:29:39
was war Ihr Erstling.
 
Der erste Roman, den ich zuende geschrieben habe, trägt den Titel Angriffskrieg. Er spielt in der Fantasywelt "Magira". Diese Fantasywelt gehört einem Club, in dem ich damals Mitglied war. Dieser Club gibt viermal jährlich ein nichtkommerzielles Büchlein mit den Beiträgen der Mitglieder heraus. Angriffskrieg erschien dort in sechs Teilen als Fortsetzungsroman. Die Buchreihe/ das Vereinsmagazin ist nur im Abonnement erhältlich, die Verbreitung beschränkt sich deswegen auf die Vereinsmitglieder.
Mein erster Roman auf dem freien Buchmarkt war Sanguis B. Vampire erobern Köln, ein Horror-Thriller. Er ist im van-Aaken-Verlag erschienen, der aus dem literarischen Untergrund Kölns heraus gegründet worden war. Ich war damals oft auf Lesungen in Cafés unterwegs und lernte den (späteren) Verlagsgründer dort kennen. Der van-Aaken-Verlag hat vorwiegend Anthologien und Lyrik-Bände verlegt, Sanguis B. war der erste Roman. Der Verleger und ich haben uns die Arbeit geteilt, hier in Köln die Buchläden abzuklappern und sie zu bitten, meinen Roman ins Programm zu nehmen. Dabei wurde ich von den großen Ketten Thalia und Mayersche sehr freundlich behandelt, von den kleinen Buchhandlungen dagegen leider oft nicht. Inzwischen gibt es den van-Aaken-Verlag nicht mehr, deswegen bekommt man Sanguis B. nur noch gebraucht oder direkt von mir.
Titel: Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
Beitrag von: Jayda-Rose am 02. Mai 2013, 16:27:51
Hoffentlich ist es nicht zu spät :o
ich hatte in den letzten Tagen wenig Freizeit.
Ich möchte mich auch herzlich bedanken, du konntest mir viele Fragen beantworten und mir weiterhelfen.
Danke!