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"Fremdgehen"

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Cayra:
Hallo an alle
ich erlaube mir mal diesen thread zu eröffnen, um mich mit euch mit etwas auszutauschen, was mich schon lange beschäftigt.
Fremdgehen - ja oder nein?
Ihr kennt das bestimmt: Man sitzt schon monatelang (vielleicht auch schon jahrelang) an einer Geschichte. Und dann - eine neue Idee ist da.
Die ihr sofort aufschreiben müsst. Und ihr schreibt weiter, und weiter und weiter.
Ich persönlich bekomme dann sofort ein schlechtes Gewissen - schließlich hab ich ja noch eine andere Geschichte, an der weitergeschrieben
werden müsste !
Also, fremdgehen bei euch erlaubt?

Cayra

Markus:
Hallo Cayra.
 
Komisch, dieses Thema beschäftigt mich momentan auch ein wenig. Richtig ist, dass man auch mal etwas fertig schreiben sollte. Allerdings bin ich ein absoluter Fan des "Fremdgehens". Ich kann dir auch genau sagen, warum. Du schränkst dich selber ein und behinderst dich an deinem eigenen Vorankommen im Sinne des schriftstellerischen Lernprozesses. Hört sich jetzt hochwichtig an, heißt aber nichts anderes als, was raus muss, muss raus. Wer weiß, wozu du die Idee, die dir gerade jetzt in den Sinn kommst später noch brauchst. Die meisten Schreibblockaden beginnen damit, dass ein einzelnes Projekt gerade nicht läuft. Ja und, dann funktioniert es halt bei einem anderen. Schreiben ist zu einem großen Teil Handwerk, und Handwerk lernt man nur, wenn man es ausübt.
 
Man darf natürlich nicht das Ziel, welches ich am Anfang erwähnt habe, aus den Augen verlieren. Auch mal was fertig schreiben. ;)

Janika:
Ich bin eigentlich keine Freundin des "Fremdgehens", weil ich dann Probleme habe, zum "alten" Projekt zurück zu finden. Für den NaNo werde ich allerdings genau das tun. Drachenkralle wird für einen Monat pausiert, in dem ich die Greifen schreiben werde. Da ich die gesamte Drachenkralle-Trilogie bereits unter Vertrag habe, habe ich gar keine Wahl, als danach zum zweiten Band zurückzukehren. Auf diese Weise will ich mich daran gewöhnen, nicht nur neue Projekte zuzulassen, sondern auch alte wieder aufnehmen zu können.

KaZuko:
Genau wie Janika kann ich das Fremdgehen persönlich überhaupt nicht leiden. Viele Schreibkollegen hatten schon immer Probleme, selbst nach Jahren des Schreibens kein einziges Projekt fertigbekommen zu haben, weil sie an tausenden Dingen gleichzeitig geschrieben haben. Persönlich würde ich es nie wagen, ein Großprojekt (kurzzeitig) gegen ein anderes auszutauschen, aus Angst, das ältere würde dann niemals fertig werden. Kurzgeschichten - in meinem Fall auch mal eine 64-Kapitel-FF - sind in Ordnung, für sie ist nicht gleich ein ganzes Jahr Bearbeitungszeit nötig, aber ein umfangreiches Projekt: auf gar keinen Fall.

Mit diesem Problem hatte ich schon einmal zu kämpfen: Vor etwas mehr als einem Jahr stand ich kurz vor der Vollendung eines Bandes, der sich aber kurz vor dem Schluss komplett quer stellte (oder ich ihm gegenüber, ganz hab ich's nie verstanden) - zeitgleich kam mir damals die Idee zu einem neuen. Ich war hin und her gerissen zwischen beiden, hab sogar einmal Tränen vergossen, aber schließlich siegte die Angst vor dem Nicht-zu-Ende-Schreiben und ich brachte den angefangenen Band zu einem Ende. Heute habe ich die damalige Idee umgesetzt und es hätte nichts besseres dabei herauskommen können. Von meiner Seite aus war die Vermeidung des Fremdgehens also mehr eine tolle Entscheidung als ein Fehler.

Liebe Grüße,
Servi
Kazu

Thiod:
Ich persönlich glaube, dass ich Bücher nur ohne Fremdgehen fertig schreiben kann, da ich aber erst eine Geschichte beendet habe (bei der ich sehr streng mit mir war) ist das statistisch nutzlos. Neben meinem derzeitigen Projekt schreibe ich vieles kleines nebenher (vorallem im Fanfiction-Bereich, den ich erst dieses Jahr für mich entdeckt habe und mich dabei immernoch wie ein Dieb fühle). Aber ich glaube, es geht nur, wenn die "Nebenprojekte" nicht gleichwertig mit dem Hauptprojekt sind. Also entweder einfach kürzer oder eher Parodiehaft oder ein Gedicht anstatt eines Romans, etwas anderes etwas weniger Aufwändiges eben.

Viele Grüße,
Thiod.

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