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Sprachliche Mittel, Intention und der ganze Rest ...

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Iphigenie:
Hallo alle miteinander! :)

Vorne weg: Ich habe keine Ahnung, ob das hier passt. So richtig hat es für mich in keine Kategorie gepasst, deshalb ist es jetzt in dieser hier gelandet ^^ (und natürlich hoffe ich, dass es das noch nicht gibt ...)

Jetzt zum eigentlichen Thema: Im Moment arbeiten wir im Deutschunterricht viel mit Texten und deren Analyse. Immer wieder kommt die Frage auf: "Was will der Autor des Textes uns damit sagen?" oder aber "Wieso hat er an dieser Stelle genau eine Personifikation gewählt?" Doch ich sitze immer nur da und überlege, ob ich das vielleicht bei mir unterschwellig auch so mache. Ich komme jedes Mal wieder zu Nein. Wenn setze ich ein sprachliches Mittel einsetze, dann eher plötzlich und instinktiv, als gezielt. Oder auch die Aussage des Buches, die meinen Lehrer immer am meisten zu faszinieren scheint ... Ganz ehrlich? Ich kann damit nichts anfangen. Ich schreibe Bücher, weil es mir selbst unglaublich viel Spaß macht und ich andere Leute damit unterhalten möchte, nicht um unterschwellig eine Botschaft zu vermitteln ...

Wie ist das bei euch? Gebt ihr eher meinem Lehrer oder mir recht? Ich denke darüber nämlich schon was länger nach und mich würde es Mal interessieren! :)

LG, Iffi

Kralle:
Gutes Thema, Iffi (über deinen Namensvetter habe ich übrigens eine Klausur geschrieben ...).

Ich habe darüber auch schon viel nachgedacht, vor allem, als wir mit dieser Analysesache in der Schule begonnen haben. Ich bin ebenfalls anfangs zu dem Schluss gekommen, dass diese Mittel bei mir einfach mit eingeflossen sind. Wenn ich mir ältere Texte durchlese, fallen die mir mittlerweile natürlich schon auf. Jetzt kommt das große ABER: Inzwischen - und das wird für dich auch noch kommen - hat sich das so bei mir eingebürgert, über die ganzen Jahre, die man sich in der Schule damit beschäftigt, dass es im Kopf festsitzt. Ich kann kein Buch mehr wie früher lesen, ohne auf sprachlich-stilistische oder formale Mittel, ja, nicht zu "achten", sie kommen von ganz alleine, während ich lese. Das ist so fest verankert und so oft durchgekaut, dass mich diese Dinge anspringen und für mich (mit) ein gutes Buch ausmachen. Gymnasiastenkrankheit.
Genau wie das beim Lesen ist, ist es auch beim Schreiben. Früher unbewusst - aber immerhin - eingesetzt, springen mich diese Mittel auch beim Schreiben an. Das wird sich bei dir sicher auch noch einstellen (da kannst du einfach nicht drumherumkommen!), dass du an einer Szene schreibst und plötzlich, ohne darauf abgezielt zu haben, kommt dir irgendein passendes Stilmittel in den Kopf.
Vielleicht haben wir das früher aber auch zumindest unterschwellig bewusst eingesetzt, weil uns die Wirkung klar war, es ist uns nur nicht aufgefallen, weil wir nichts benennen konnten. ;)

LG
Kralle

PS: Eine Anekdote muss ich jetzt noch hinterherschicken: Wir Schüler fragen uns ja oft, ob der Autor eines zu analysierenden Textes tatsächlich all das beabsichtigt hatte, was wir reininterpretieren und ihm an Intention andichten. Ein Lehrer hat das dann tatsächlich in Worte gefasst (ich glaube, ihm hat das Werk auch nicht gefallen): "Irgendein Kerl in dieser Epoche war sturzbetrunken, denkt sich, er rotzt noch ein paar Zeilen hin und wir müssen uns jetzt damit rumschlagen!"

Iphigenie:
Hi, Kralle :) (finde ich das jetzt gut oder schlecht? :)) Ich hoffe Mal, dass sie einigermaßen gut ausgefallen ist? ^^)

Mmh ... So wie du das beschreibst ... Also es stimmt schon - besonders Personifikationen stechen mir oft ins Auge, so schön sie auch sein mögen ... - und ich verwende sie auch in meinen Büchern! So ist es nicht, aber das ich mich bewusst dahin setze und überlege "Mit welchem sprachlichen Mittel kann man das am besten ausdrücken ...?" gibt es bei mir nicht ... Aber wenn es nach meinem Deutschlehrer geht, dann macht das jeder gute Autor. Inwiefern er damit Erfahrung haben soll, ist kritisch und lasse ich jetzt einfach Mal so dahin gestellt, aber bei mir ist es definitiv nicht so ... So meinte ich das eher :)

LG, Iffi

PS: Nein! Das hat er nicht gesagt! Wie klasse! Ich will den auch als Lehrer haben! :D

Kralle:
Hey, Iffi (hab sie noch nicht wieder. Lief aber.)

Hm. Das mache ich auch nicht unbedingt. Wie gesagt, das fließt einfach. Wenn ich mir Stellen nochmal durchlese und sie mir fad vorkommen, denke ich natürlich schon speziell drüber nach, was ich da reinbringen kann.
Bei Kurzgeschichten, das geb ich zu, bin ich aber schon sehr drauf fixiert, den Text ordentlich auszugestalten. Ich habe da allerdings auch die Kurzgeschichten aus den Schulbüchern der Mittelstufe als Vorbild im Kopf (ich glaube, die haben bei mir für einen bleibenden Schaden gesorgt xD). Mir fallen keine Autoren mehr ein, aber die Geschichten waren alle in ähnlichem Stil verfasst, sehr poetisch, sehr offen und mit viel Interpretationsspielraum. Und voll gestopft mit Stilmitteln. Für diese Sachen versuch ich bei meinen eigenen dann auch zu sorgen, die werden überarbeitet und überarbeitet und es geht doch immer noch was. :D
Zu der Aussage von deinem Lehrer noch, hm ... Ich glaube nicht, dass alles ganz bewusst gesetzt ist. Vielleicht fällt dem Autor später noch auf, was er tolles reingemixt hat, ohne es zu bemerken, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass schon ein oder zwei Dinge, die wir in die Werke im Unterricht interpretieren, den Verfasser selbst überraschen würden. Sicher ist ein Buch ein Kunstwerk und ein Maler setzt ja auch jeden Pinselstrich bewusst, aber Intentionen kann man viele andichten und irgendwie fundieren. Ich denke, das ist mit den Stilmitteln nicht anders. Man kann in allem ein Stilmittel sehen und irgendwie dessen Vorhandensein begründen, es kann uns ja keiner mehr widersprechen. ;)

LG
Kralle

Thiod:
Mir geht es sehr ähnlich wie Kralle. Am Anfang habe ich es für puren Schwachsinn gehalten - aber doch irgendwie interessant gefunden und mittlerweile denke ich sehr viel darüber nach und oft auch völlig automatisch. Dass ich Germanistik studiere intensiviert das nur noch mehr.
Ich würde mal sagen, dass man Mittel oft semi-bewusst einsetzt. Man hat das Gefühl, dass dies oder jenes gerade gut klingt oder gut in der Szene wirkt - und wenn man dann noch Mal drüber ließt, findet man heraus, dass es an den verwendeten sprachlichen Mitteln liegt, dass es genau diese Wirkung hat. Man kreiert also absichtlich die entsprechende Stimmung und analytisch sichtbarmachen lässt sich das anhand der Stilmittel. Vielleicht gibt es aber auch manche Autoren, die sich tatächlich hinsetzen und sagen - ha, jetzt verwende ich eine Metapher! ;D Ich  persönlich mache soetwas nur in Gedichten und wenn ich ein Mittel ganz bewusst ausprobieren möchte.

Viele Grüße,
Thiod.

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