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Typen des Bösen und ihre Attribute

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Thiod:
Hallo,

mal wieder Zeit, dass ich einen Thread eröffne... ich hatte ja im Autorenboard schon einmal einen zum Werdegang unserer Bösen aufgemacht... jetzt geht es darum, was einen Bösen (ich denke jetzt besonders an Fantasy, aber andere Genres sind auch willkommen) auszeichnet - vorallem diese Antagonisten, die ohne wenn und aber der Feind sind - , welche Möglichkeiten, sie darzustellen ihr kennt, welche ihr gut oder schlecht findet. Welche besonders überzeugen und einem wirklich den Schauer über den Rücken jagen, den ein ordentlicher Böser verursachen sollte. Oder auch, welche überhaupt nicht funktionieren.

Hier ein paar Beispiele, die man (denke ich) kennt:
 Böser sitzt in einem schwarzen Schloss voller Fledermäuse und Spinnen auf einem schwarzen Thron voller Fledermäuse und Spinnen, trinkt aus schwarzen Kelchen das Blut seiner Feinde und hat eine ungeheuer böse Lache sowie einen Schuppen voller Hausgroßer, metallisch gepanzerter, feuerspeiender Bestien. Natürlich hat der Böse rote Augen und sieht auch ansonsten schaurig aus.
Das war jetzt der seeehr unsubtile Böse, der voll in die Kiste der klischeemäßig bösen Attribute greift.
Ich persönlich finde, dass man all diese Elemente einbauen kann - aber eher nicht alle auf einmal - und vorallem kann man auch ruhig ein wenig mit ihnen spielen.

Ein anderer Typus wäre dieser aalglatte Böse. Der immer nur den besten Wein trinkt und Smoking trägt. Quasi der Dandy-Böse. Ich persönlich mag den ein wenig lieber als den ersten, auch wenn die Schmierigkeit leicht übertrieben sein kann.

Oder da wären die bösen Frauen, die immer irgendwelche Männer um den Finger wickeln und dann zum passenden Zeitpunkt abstechen - sehr altes Motiv und nicht immer als böse angesehen, meist sind diese Charaktere aber nur Böse niedrigeren Ranges. Ich finde sie wegen der Geschelchterrollenthematik immer etwas problematisch.

Was für Elemente findet ihr an einem Bösen wichtig oder überzeugend?

Viele Grüße,
Thiod.

KaZuko:
Hey, Thiod. Interessantes Thema.

Ich habe einen Narren an kranken Antagonisten gefressen, das heißt an jenen, die mit der Psychoe der Protagonisten spielen oder selbst einen von der Rolle haben.
Einer meiner Antagonisten ist ein stummer Typ, dessen Gesicht normalerweise vollkommen emotionslos ist, wass ich aber in bestimmten Situationen ändert. Er tritt sehr weird auf, soll heißen, dass er vorzugsweise an seinem Opfer schnuppert, bevor er es zu Boden ringt und ... ihm gottweißwas antut. Vermutlich checkt man es im ersten Moment nicht, doch der Antagonist verhält sich sehr tierisch und beutetriebig, was ihn extrem merkwürdig und angsteinflößend erscheinen lässt. Und vor allem unberechenbar.
Mein zweiter ist ein typischer, von Machthunger zerfressener 'Dämon' (eigentlich ein Gott), der eine ganze Nation niederbrennen und aus ihrer Asche eine neue Entstehen lassen will. Erbarmungslosigkeit, Blutvergießen, Hass, Intriegenspinnen und Gewalt sind bei ihm an der Tagesordnung. Er könnte wie der Fledermaus-Spinnen-Mann von Thiod in ein schwarzes Schloss passen, allerdings zieht er sich in Höhlen zurück und schickt von dort aus seine monströsen Späher aus. Er ist der Inbegriff einer schwarzen Seele und tut alles, um diesem Image treu zu bleiben.

Ansonsten mag ich sehr die Antagonisten mit einer schmerzlichen Vergangenheit. Ich mag es, wenn sie nicht einfach nur böse sind, sondern böse geworden sind und man auch Mitleid mit ihnen empfinden oder zumindest ihre Beweggründe verstehen kann. Immerhin sind Antagonisten auch nur 'Menschen' (je nach Genre) und haben es verdient, verstanden zu werden.

Grüße,
Kazu

Writing_Chrissi:
Oh Kazu, von wem redest du bloß? :D

Nun aber zu meinem Bösen:
Er zeichnet sich vor allem durch seine Unberechenbarkeit aus. So passiert es schonmal, dass er etwas tut, was eigentlich gar nicht in den Zusammenhang passt oder sooooo plötzlich kommt, dass man erst einmal geschockt ist und nicht nachvollziehen kann, wieso er dies getan hat.
Außerdem kann er sich sehr gut verstellen: Als meine Charaktere zum ersten Mal auf ihn treffen, wirkt er freundlich und geradezu entspannt und locker. Bis er im nächsten Moment seine Fassade bröckeln lässt und sein wahres Gesicht zeigt. Er hat sich sehr gut unter Kontrolle und so ist er nicht so leicht zu durchschauen.

Ich stimme dir zu, Kazu! Ich zum Beispiel, muss immer nachvollziehen können, was denjeneigen dazu veranlasst hat, so zu werden, wie er im Buch in Erscheinung tritt. Mir passiert es nicht selten, dass ich den bösen Antagonisten mehr verstehe, als die eigentlichen Protagonisten. Wenn ich als Leser weiß, was vorgefallen ist, fällt es mir sehr schwer, zu lesen, wie Protas über "Tötungspläne" diskutieren, obwohl der besagte Antagonist doch eigentlich eher bemitleidet werden sollte...

Lg Chrissi ;)

Thiod:
Ja, Sympathie für die Bösen habe ich auch. Und das mit der Hintergrundgeschichte finde ich selbst auch sehr wichtig. Ich habe es hier nur nicht noch einmal erwähnt, weil wir da schon ein Thema für haben.
Böse, die mit der Psyche spielen, sind in der Tat beängstigend, und vorallem kann ich mir lebhaft vorstellen, dass du das überzeugend darstellst, KaZu.

An meinem aktuellen Bösen feile ich noch. Momentan stelle ich ihn mir mit so Teilen des Spinnen-Fledermaus-Gruftis und des Dandy-Typs vor. Wobei glaube ich, Fledermäuse und co nicht wirklich zu seinem Stil passen. Aber er hat eine riesige, sehr dunkle Burg mit vielen Wällen und schwarzen Marmor auf dem Grund eines verloschenen Vulkans (dahin hat er sich nur verlegt, um unentdeckt bei seiner Aufrüstung zu bleiben, Feuer ist definitiv nicht sein Element). Die Architektur bei ihm stelle ich mir ein wenig so vor, wie diese gigantomanischen Bauvorhaben der Nazis- nur halt obendrein noch in schwarz vor dem Hintergrund eines fast vollkommen abgetöteten Landes und ewig trübem Himmel. In den inneren Bezirken seiner Burg lebt er dagegen auf seine dunkle Art stilvoll. Für die gröberen Sachen hat er seine Handlanger. Da er schon einmal durch die "Hölle" (bei mir: die Schatten) gegangen ist, sieht er auch selbst ziemlich gruselig, da er keine normale Gestalt mehr annehmen kann. Er ist sozusagen wie ein Negativbild seines früheren selbst (im Wortsinn), also mit fahlweißem Haar, und Haut wie kalter, schwazrer Marmor, von weißen Mustern durchzogen und in seinen Augen hat mein einen ziemlich guten Blick in die Dunkelheit der Hölle selbst. Sein großes Ziel ist es, die ewigen, lichten Oberlande zu stürmen, um sich zu nehmen, was er für sein Geburtsrecht hält (bzw. was sein Geburtsrecht ist, das ihm aber auf Grund seines Verhaltens entzogen wurde). Dazu möchte er vorerst den Rest seines Volkes auf der Erde vernichten, damit sie seinem Vorhaben nich tim Wege sind und die Menschen versklaven, da er mit Hilfe von Menschenseelen eine Untotenarmee aufstellen möchte, die fähig wäre, einen solchen Sturm auf die Oberlande durchzuführen. Wie genau das funkionieren soll...
Von diesem seinen Plan erfährt man in der Geschichte aber nicht sonderlich viel, da er ihn nicht ausplaudert.

Viele Grüße,
Thiod.

Esora:
Also ich bevorzuge jene 'Bösen', die eigentlich nicht wirklich 'böse' sind. Ich mag dieses Wort nicht. Viel lieber verwende ich die Bezeichnung Anta oder Gegenspieler. Ich finde, es ist so klischeehaft, einfach immer einen 'Bösen' zu haben. Eigentlich ist er ja nur anderer Meinung, als die Hauptperson oder allgemein die meisten Protas des Buches. (jaja, das würde weiteres Diskussionsmaterial bereithalten :D )
Deshalb habe ich gern eine schöne Vorgeschichte bei meinen Antas.
Dein aktueller 'Böse', Thiod, gefällt mir. Besonders der Teil, dass er durch die Hölle gegangen ist... das wäre durchaus auch etwas, das ich verwenden würde, wobei die Sache mit der Hölle wiederum nicht meins wäre.
Meine Gegenspieler müssen immer einen nachvollziehbaren Grund vorzuzeigen haben, der sie antreibt, das zu tun, was sie 'böse' macht, bevor sie in die Geschichte aufgenommen werden.
Und unter diese Gründe fallen auch eine psychische Störung (was ja durchaus sehr gut einsetzbar ist) oder ein Trauma durch ein Erlebnis (das ist absolut meins).
Gut finde ich auch einen Konflikt zwischen nur zwei Personen, die diesen irgendwann vergessen und sich viel zu weit in etwas hineinsteigern. Und dann wird irgendwie versucht, einen zum Anta, den anderen zum Prota zu machen.
Was jedoch ein eindeutiges Attribut des Bösen ist, ist die Macht. Irgendwie braucht es immer Macht und Einfluss. ...Wobei... kleine Mäuse als Antas wären doch auch mal etwas... hmm... interessant...

LG
Esora

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