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Perspektivenwechsel

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Darkness Claw:
Hey,

Mich würde mal interessieren ob und wie ihr Perspektivenwechsel einsetzt. Mir hat es schon immer gefallen mehrere Handlungen paralell zu haben, ob ich nun lese oder schreibe. Man kann es ja ganz streng halten und immer nach ein- oder zwei Kapiteln wechseln, ich ziehe es aber eher vor eine "ungezwungenere" Art zu verwenden, sprich das eine Hauptperson auch einmal nur wenige Kapitel eine eigene Rolle haben, weil sie sich nur für kurze Zeit von dem eigentlichen Prota trennen o.ä.
Benutzt ihr Perspektivenwechsel und wenn ja auf welche Weise?

Grüße,
Heldenschmied

Wolkentänzerin:
Hi!
Also ich benutze sie manchmal, aber eher unbewusst. In meinem einen Projekt gibt es ja drei Hauptpersonen, die alle gleichwertig sind. Deshalb schreibe ich aus einer Erzählersicht, die aber auch oft nur von einer Person ausbezogen erzählt. Mir fehlen gerade die Worte um das zu beschreiben. :)
Deshalb verwende ich auch Perspektivenwechsel, und mache das einfach wenn es passt. Ich wähle das so aus, aus welchen Sicht es jetzt interessanter/wichtiger ist es zu erzählen. Dadurch dauert die Perspektive einer Person sehr unterschiedlich lang: Mal nur einige Zeilen, mal ein halbes Kapitel. Im 2.Band der Serie zum Beispiel wurden die Drei am Höhepunkt getrennt, sodass ich stets bei den spannenden Stellen die Perspektive wechselte.
Bei meinem zweiten neueren Projekt mache ich das schon strukturierter. Der Prolog ist aus der allwissenden Erzählerperspektive geschrieben. Vor jedem Kapitel kommt stets statt eines Namens oder Nummerierung, zwei, drei oder auch mal vier Sätze aus der Ich-Perspektive der männlichen Hauptperson die die wichtigsten Gedanken des Kapitels zusammenfasst, aber kaum etwas verrät. Das ganze ist kursiv und zentriert geschrieben um sich vom Rest abzuheben. Danach kommt das Kapitel ganz klassisch erzählt aus der Ich-Perspektive der weiblichen Hauptperson.

Ob das jetzt beide Methoden jeder Manns Sache ist bezweifel ich, aber so "funktionieren" meiner Meinung nach die Geschichten richtig.
LG Wolkentänzerin

ImaginaryFriend:
Als Leserin mag ich Perspektivenwechsel, wenn sie für die Geschichte notwendig sind, sehr gern. Gerade bei einer komplexeren Handlung bringt eine oder mehrere andere Perspektiven noch mal gute neue Aspekte mit rein, die die Handlung interessanter und spannender machen können. Allerdings bin ich kein Fan von allzu vielen und unstrukturierten Perspektivwechseln. Alles was über 4 verschiedene Sichtweisen hinausgeht nervt mich meistens, weil ich dann den Kontakt zu den anderen Figuren verliere. Ist allerdings nur mein persönlicher Geschmack und ich kenne viele Bücher mit riesigen Fankreisen, die noch viel mehr Perspektiven haben.
Wozu allerdings viele Autoren neigen, und was ich eigentlich unverzeihlich finde, ist es, Perspektivwechsel zu nutzen um langweilige Passagen zu "überbrücken" und den Leser quasi zum weiterlesen zu zwingen: Protagonist 1 schwebt in Lebensgefahr/ ist dabei seine große Liebe zu küssen/ steht plötzlich seinem Todfeind gegenüber... das Kapitel ist zu Ende und weiter geht ist mit Protagonist 2, der seit drei Kapiteln allein durch die Wüste zieht. Man will natürlich wissen wie es mit Protagonist 1 weitergeht, muss sich aber erst durch ein 20 Seiten langes Wüstenkapitel mit Protagonist 2 quälen. In solchen Situationen bin ich oft gewillt Kapitel zu überspringen und ich denke, dass ist nicht die Intention des Autors. Jedes Buch hat auch langweiligere Passagen, aber es sollte sich in Grenzen halten und nicht mit "billigen" Cliffhangern kaschiert werden.

Als Autorin hatte ich sowohl Projekte mit mehreren Perspektiven, als auch einige mit einer Perspektive. Ich finde es muss immer begründet sein und auch zum Roman passen. Auf biegen und brechen mehrere Erzähler rein zu quetschen halte ich für schlecht, wenn aber jede Perspektive ihren Zweck erfüllt, ist es ein gutes Mittel.

Darkness Claw:
Von diesen Cliffhangern halte ich auch nicht viel, auch wenn es leider recht weit verbreitet ist. Bücher können auch gut ohne Perspektivenwechsel auskommen (Harry Potter hat ja so viel ich weiß keine, nur als Beispiel).
Ich benutze die Wechsel auch gern um verständlicher und logischer zu zeigen, wie eins zum anderen führt. Willkürliche und unnötige Wechsel mag ich nicht, da sie gerade oft nur dafür da sind, um eben solche "Cliffhanger" zu produzieren. In meinem aktuellen Projekt habe ich bisher nur einen Wechsel eingebaut, doch ich werde eine weitere Protagonistin ebenfalls mit einem Perspektivenwechsel einführen.

Grüße,
Heldenschmied

Thiod:
Harry Potter hat normalerweise nur die 3.Pers.-Harry-Sicht, stimmt. Allerdings beginnt ab dem 4. Band jedes Buch mit einem Kapitel aus einer anderen Perspektive (obwohl ich beim 5. gerade nicht mehr sicher bin). Beim 4. ist es der Gärtner der Riddles, beim 6. der Muggle-Premier und anschließend Narcissa (oder nee, ich glaube eine Allwissender Erzähler, weiß nicht mehr) und im 7. irgendwelche Todesser.
Das mit den Cliffhängern ist mir bei Eragon im 2. Band aufgefallen, da hat es mich schon irgendwie genervt.

In meinem einzigen bisher fertigen Projekt, wechsele ich sehr willkürlich die Perspektive, jenachdem, wessen Gedanken ich gerade besonders interessant finde. Ein klein wenig von dieser Cliffhänger-Sache ist auch dabei, allerdings bin ich überzeugt, dass die jeweils andere Passage auch nicht langweilig ist, von daher... Ich habe ziemlich viele Personen, aus deren Sicht beschrieben wird, auch wenn manche nur wenige Seiten im gesamten Buch haben (meine persönliche Lieblingsfigur etwa hat im ganzen Buch nur 6 Seiten...).

In meinem derzeitigen Projekt (zudem, dass ich kürlich ins Romanboard gestellt habe) versuche ich, ein wenig konsequenter mit den Perspektiven umzugehen. Eigentlich habe ich nur zwei. Allerdings habe ich dann doch an ein paar Stellen eine dritte eingeführt -es musste einfach sein. Und in weiteren Szenen werde ich darauf wohl auch noch mehrmals zurückgreifen. Aber eigentlich will ich die Kapitel halbwegs durchgängig schreiben.

Viele Grüße,
Thiod.

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