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Autor Thema: Helden-Ecke  (Gelesen 15597 mal)

Yanosch W.

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Helden-Ecke
« am: 14. August 2011, 21:06:23 »
Ein herzliches Hallo an alle Phantasten.

Bei den vielen Diskussionsrunden, die wir hier haben, fehlt eines bisher: Ein Thread, der sich den Helden unserer Geschichten widmet. Das Wort Helden sei hier, nur nebenbei gesagt, als Synonym für 'zentrale Hauptfiguren der Geschichte' benutzt. ;)

Da die Helden (zumindest in meinen Augen) die Essenz eines Buches sind, gibt es hier natürlich auch viele Dinge, über die man sprechen kann. Außerdem könnt ihr hier über eure eigenen Erfahrungen mit euren Helden sprechen.
Habt ihr vielleicht Heldenstereotypen? Wie erschafft ihr eure Helden? Sind eure Helden überhaupt 'Helden' im klassischen Sinne?
Euch fallen sicher noch viel mehr kreative Themen ein.

Ich kann ja einfach mal mit einem Beispiel von mir selber anfangen.
Bei den Helden meiner verschiedenen Geschichten zeigt sich eine ganz klare Linie. Ich schreibe am liebsten über Figuren, die am Anfang sehr unscheinbare, harmlose Personen sind. Wenn bei mir von Anfang an ein typischer 'Held' auftaucht, also eine Figur, die stark und edel und vom Guten überzeugt ist, kann man sich sicher sein, dass dieser Held ziemlich, ziemlich tief fallen wird.
Mein aktueller Held Schneebringer aus 'Ihre Spiegelbilder im Abgrund' ist, auch wenn ich das nur ungern zugebe, wahrscheinlich ziemlich stark eine Selbstprojektion von mir. Viele seiner wichigen Eigenschaften treffen auch auf mich zu, und er klaut sich gerne ganze Gedankengänge von mir.  :P
Auf der anderen Seite finde ich es aber auch immer wichtig, sehr verschiedene Hauptfiguren auftreten zu lassen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Geschichte dann am Besten läuft, wenn mehrere Helden miteinander interagieren können. Das führt dazu, dass ich ein weites Spektrum an wichtigen Hauptfiguren habe und nur sehr wenige meiner Figuren als Nebenfiguren bezeichnen würde.
Außerdem habe ich eine Vorliebe dafür, meinen Helden keine offensichtliche Gesinnung zu geben. In vielen Büchern sind die Helden 'gut', in manchen auch betohnt 'böse', aber ich mag am liebsten die Helden, bei denen man nicht so genau vorraussagen kann, wie sie als nächstes reagieren und die sehr unberechenbar sind. Dadurch ergibt sich beim Lesen eine gute Spannung, und genau das versuche ich auch in meinen eigenen Büchern zu erreichen.

So, das war erst einmal ein kleiner Einstieg von mir. Jetzt würde mich aber interessieren, wie es mit euch und eueren Helden steht.

Mit freundlichen Grüßen, Yanosch

Creaty

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #1 am: 19. August 2011, 08:38:47 »
Hallo,

bei mir ist es ganz ähnlich wie bei Yanosch. Meine Helden sind am Anfang eher unscheinbar, haben das Gefühl, sie können fast nichts erreichen und leben einfach so in den Tag hinein, wie es ihnen gegeben wurde, bis irgendetwas passiert, dass ihre Welt dramatisch auf den Kopf stellt und sie am Schluss über sich selbst hinauswachsen.
Meine Protagonistin Scarlett aus meinem aktuellen Projekt "Die dritte Generation" ist sozusagen das verbesserte Selbst von mir :P Ich habe ihr sogar meine Angst vor Hunden verpasst...und ab zu könnte es sogar sein, dass meine Persönlichkeit ab und zu durchkommt... ;)

Ansonsten habe ich es für persönlich eher am liebsten, wenn der Held fast schon am Anfang weiß, worum es geht, und nicht aufgeklärt wird, sondern aufklärt. Außerdem liebe ich es, starke Personen zu kreieren, die sich in Wahrheit aber eigentlich nur vor "Schwäche" und so schützen wollen. Und ich habe ein Faible für dramatische Vergangenheiten. Scarlett (oben schon genannt) zum Beispiel hat gehört, wie ihr Vater ermordet wurde, und will seitdem seinen Tod rächen.

Das war's erst mal von mir. Liebe Grüße! :)
Creaty

Rosentinte

  • Gast
Re: Helden-Ecke
« Antwort #2 am: 22. August 2011, 14:12:49 »
Hallo,
Also ich erschaffe meine "Helden" ganz anders. Meistens ist es so, dass sie ein ruhiges, beschauliches Leben hatten (wobei sie nicht unbedingt damit zufrieden sein müssen) und dann werden sie plötzlich aus der Bahn gerissen und ihre Welt steht auf dem Kopf.
Meistens werden die Protagonisten dann mit ihrer Vergangenheit (oder der Vergangenheit der Personen, die ihnen nahestehen) konfrontiert und müssen damit zurecht kommen. Überhaupt hat die Vergangenheit oft sehr großen Einfluss. Und nach und nach arrangieren sich meine Helden dann mit dem Neuen (oder der Vergangenheit) und entwickeln sich bestenfalls dabei.
Die Entwicklung ist sowieso sehr wichtig.

Bei meinem derzeitigen Projekt habe ich drei Hauptpersonen, zwei Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen ist (wie könnte es anders sein...) mir sehr ähnlich. Sie ist ähnlich impulsiv und leicht wütend zu machen wie ich. Aber auch die anderen beiden Charaktere sind mir in bestimmten Eigenschaften sehr ähnlich, wobei ich den, der sich sehr von mir unterscheidet, noch lieber mag, als den anderen. Ich denke, die meisten Charaktere haben zu Beginn eine große Portion von meiner Persönlichkeit - aber sie entwickeln sich auf dieser Grundlage oft noch weiter.
LG, Rosentinte

Offline Janika

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #3 am: 22. August 2011, 20:25:53 »
Hey Leute,
wenn ich mich auf "Die Wandlerin" beziehe, gehts mir da ähnlich wie Yanosch und Creaty: Melina ist anfangs sehr unscheinbar, als sie dann "enttarnt" wird, ist sie sogar Außenseiterin. Später rettet sie dann natürlich aufgrund ihrer Fähigkeiten die Stadt und ... naja ... das übliche halt :D
LG Janika
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Flemming

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #4 am: 22. August 2011, 22:13:40 »
*mitmisch*
Aktuell ist es bei mir ebenso, wie bei euch. Mein Held "weiß" noch nichts von seiner Zukunft und ist dementsprechend laaaaame :D
Gibt sich dann allerdings mit der Zeit. Aber auch dann ist der Held natürlich nicht perfekt, schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und wenn man aus dem Nichts so ins Abenteuer geworfen wird, ist man halt noch etwas unbeholfen dabei.

Außerdem bin ich ein großer Fan der Antihelden. Beispielsweise ist jemand aus meiner Protagonisten-Schublade, ein 40-Jähriger Arbeitsloser mit Übergewicht, welcher Vergeblich um die Liebe zu seinem guten Freund kämpft - tragische Sache, hat aber durchaus Vorteile ^-^ SO hat man in jedem Fall eine "Ausrede" für das Versagen des Helden, der darf das dann.

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Offline Tintenflügel

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #5 am: 29. August 2011, 20:27:14 »
Also ich liebe es, Charaktere zu erschaffen, die einen inneren Konflikt haben. Zum Beispiel Dahlia aus meinem momentanen Projekt "Latanien". Sie hasst nicht mehr als Eitelkeit, ist aber selber wahnsinnig eitel. Dadurch kann der Charakter eine noch größere Wandlung durchmachen, weil er mit sich selbst zu kämpfen hat.
Oder was ich auch gern mache ist erstens, eine Gegenfigur zu einem Charakter erschaffen, der er sich immer wieder stellen muss, oder eine Person, die ihm nahestand, ihm mit der Zeit feindlich gegenübersteht, weil ihn das zutiefst verletzen kann. Das klingt zwar ein wenig sadistisch, aber es macht die ganze Sache spannender.
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Angela

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #6 am: 29. Oktober 2011, 13:45:22 »
Mir geht es so ähnlich wie Rosentinte. Bei meinem derzeitigen Projekt "Die Wandlerin zwischen den Welten" ist Claudia die Hauptperson, so wie zwei andere Jungen, die aber zurzeit noch keine wichtige Rolle spielen. Claudia ist so, wie ich gerne sein möchte und sieht auch so aus. Ein paar Grundeigenschaften habe ich ihr von mir verliehen. Mit der Zeit wird sie mit der anderen Welt (Traumwelt) konfrontiert. Sie erliegt beinahe dem Bann dieser Welt, ehe ihr klar wird wie gefährlich es dort doch ist. In dieser Zeit verändert sie sich und weicht immer mehr ab, von dem was ich mir eigentlich vorgestellt habe.

Offline Tintenflügel

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #7 am: 28. Dezember 2011, 00:28:57 »
Und was ich auch mache, und das macht die Figuren erst so richtig lebendig, und ich habe gesehen, dass ihr das auch alle so macht, ich gebe jedem wichtigem Charakter ein Stück von mir selbst mit. Dadurh kann man besser schlussfolgern und auch nahcvollziehen, was diese Person in eine bestimmten Situation macht.
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-Erik Satie-

Sternchen

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #8 am: 28. Dezember 2011, 16:20:27 »
Ich bin auch ein sehr großer Fan von Antihelden! *MUHAHA* :D In meinem derzeitigen Projekt gibt es mehrere Hauptpersonen, ich versuche nämlich zu schildern, wie sich ein... ich nenn's mal Ereignis, sich auf verschiedene Leben auswirkt, wie verschiedene Menschen darauf reagieren. Und da gibt's auch einige, bei denen ich versuche, sie dem Leser so unsympathisch wie möglich zu machen. Gar nicht so leicht, macht aber wahnsinnig Spaß!

Offline Tintenflügel

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #9 am: 29. Dezember 2011, 02:22:26 »
@Sternchen: Finde ich auch! Hat schon was, mal aus der Sicht des Bösen zu schreiben? *Ebenfalls MUHAHA*
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-Erik Satie-

Yanosch W.

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #10 am: 09. Januar 2012, 14:31:15 »
Hallo in die Runde.

Antihelden haben wirklich ihren ganz eigenen Reiz. Aus der Rolle des passionierten Lesers ist mir aufgefallen, dass Antiheld nicht unbedingt gleich Antiheld ist. Was sehr interessant sein kann. Es gibt Antihelden, die so präsentiert werden, dass sie dem Leser unsympatisch sein sollen (zum Beispiel durch Arroganz und Eitelkeit), aber auch Antihelden, die ihren 'Anti-Zusatz' ganz eindeutig deswegen haben, damit sie interessanter erscheinen. Letzteres ist wohl häufig der Fall bei den aktuell so angesagten Dark-Fantasy-Romanen, wo häufig kalte, abweisende Figuren auftauchen, die immer irgendwie von Geheimnissen umgeben sind. Früher fand ich diese Art von Helden toll. Heute hat sich das wohl etwas verschoben. Obwohl ich immer noch gerne den einen oder anderen finsteren Helden in meinen Geschichten habe.
Lieber mag ich im Moment skurrile Helden. Nicht unbedingt 'skurril' im Sinne von 'lustig'. Was ich meine sind eher Helden, die groteste Eigenheiten haben (und sich dessen durchaus bewusst sind) oder auch mit einer grotesken Welt konfrontiert werden. Wie gesagt, Hauptfiguren, bei denen man nicht gleich weiß, was sie tun werden. Bei denen alles oder nichts passieren kann. Wobei es auch nicht schlecht ist, wenn man gelegentlich über die Figur schmunzeln kann.

Mit freundlichen Grüßen, Yanosch

Poeche

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #11 am: 19. Januar 2012, 21:02:44 »
Wie Yanosch sagt:Der Held muss wirklich etwas haben was einem unsympathisch vorkommt.
Es ist ja langweilig wenn der Held immer PERFEKT ist.
Er muss stur oder dickköpfig sein. Wie mein Held Lafro. So wie Damone ist er total stur. Alles muss nach seinem
Plan gehen. Das ist nicht immer für seine Freundin Poeche gut.

feelingSouldream

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #12 am: 14. Februar 2012, 19:46:56 »
Hi,

also bei mir ist das ziemlich unterschiedlich.
Manchmal sind sie am Anfang ganz unscheinbare Personen, die ins Geschehen hineingeraten, manchmal sind sie schon Helden, die einfach ein neues Abenteuer erleben oder deren Leben ein Abenteuer ist, das fortgeführt wird. Bei dem Buch an dem ich gerade schreibe, ist es letzteres, nur kommen noch ein paar Helden hinzu, die von unserer Welt in die der eigentlichen Heldin, einer Elfe, hineingeraten.

Bei anderen Romanen ist es halt immer verschieden. Ich will nicht immer an einem Strang fest halten und mal andere Richtungen ausprobieren.
Falls diese nicht funktionieren, versuche ich es halt anderweitig.

Bis dann

Marie

Offline Thiod

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #13 am: 10. Dezember 2012, 20:35:40 »
Noch ein altes Thema, aber ein superinterssantes!
Meine Helden haben eigentlich immer mehr oder weniger stark Eigenarten von mir. Und ja, auch manchmal Gedankengänge. Am stärksten trifft das bei meiner Ich-Erzählerin von Elves' Century zu. Sie hat ähnlich wirre Gedankengänge wie und den gleichen speziellen Humor, genauso einen Hang zu düsteren Stimmungen. Sie hat sogar den gleichen ersten Leistugnskurs in der Schule, wie ich. Sie hat aber auch ein paar Eigenschaften, die mir ganz und gar nicht eigen sind - allerdings fällt es mir sehr schwer, die überzeugend darzustellen, gerade aus der Ich-Sicht. Auch in der Geschichte, an der ich gerade hauptsächlich arbeite, ist mir die Hauptperson stark ähnlich - vorallem, weil Virko wie ich ziemlich abgeschottet vom Rest der Welt aufwächst und dann plötzlich mit der Gesellschaft konfrontiert wird, allerdings ist es bei ihm extremer als bei mir.
Generell haben die meisten meiner Helden Fähigkeiten, die sie vom Durchschnitt unterscheiden und haben meist eine sehr kämpferische Ader. Außerdem sind fast alle sturzehrlich. (In meinem "Garia" wird, glaube ich, auf 597 kein einziges Mal gelogen).
Antihelden habe ich nicht so richtig, auch wenn ich mit dem Gedanken spiele, die Jugend meines Erzbösewichtes aus Garia zu erzählen und wie er auf die dunkle Seite kam. Außerdem habe ich ein paar Figuren, die sich nicht vorbildlich verhalten, die zum Beispiel einen übertriebenen Rachedrang haben oder Dinge sehr verbittert und einseitig betrachten. Oder ziemlich egoistisch sind.

Viele Grüße,
Thiod.
Wissen ist Macht - Phantasie ist Freiheit

Offline Wolkentänzerin

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Re: Helden-Ecke
« Antwort #14 am: 10. April 2013, 18:05:59 »
Oh ein altes Thema, aber es gefällt mir. :)
Meine Helden haben so ziemlich alle die Eigenschaft, dass sie sehr schnell eifersüchtig werden, was dann meist zu kleineren Konflikten führt. Außerdem lernen alle im Laufe der Geschichte etwas dazu, wäre ja schade, wenn alles umsonst wäre. Ich denke wenn man meine drei wichtigsten Hauptpersonen mischen würde, würde ich am Ende dabei rauskommen :) Wichtig ist mir auch noch, dass man das Handeln des "Bösen" nachvollziehen kann, weil keiner ist ja von Grund auf böse.
Insgesamt mag ich alle meine Helden, auch meinen Antiheld, ich weiß nicht warum aber seine Geschichte fasziniert mich.
LG Wolkentänzerin
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
Rosa Luxemburg