Phantastatur - Das Autorenforum für Kinder und Jugendliche

Werkstatt => Sprachbasteleien => Thema gestartet von: KaZuko am 11. November 2013, 13:03:50

Titel: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: KaZuko am 11. November 2013, 13:03:50
Hallo, Phanta-Menschen.

Ich habe eine kleine Aufgabe für euch: Beschreibt das Unbeschreibbare. Aber was genau ist unbeschreibbar? Nun, meiner Meinung nach dürfte eigentlich niemand davon schreiben, zu sterben, man hat es ja nicht erlebt und dürfte daher kaum wissen, wie es sich anfühlt, den letzten Atemzug zu tun. Oder, um es von der anderen Seite anzugehen, vom Tod zurückgeholt zu werden bzw. eine Nahtoderfahrung zu machen: Wer hat so etwas denn schon erlebt?

Nun, ob erlebt oder nicht - genügend Autoren packen ihre Sprachkoffer aus und schustern Absätze über den Tod, das zum-Leben-Erwachen, Krankheiten (die sie nie hatten) und Reisen in die Psyche, die sonst nur erfahrenen Psychologen gelingen. Seid ihr auch solche Meister der Fantasie über Dinge, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann? Wie beschreibt ihr ähnliche Dinge in euren Projekten?


Ich werde einmal den Anfang mit zwei Beispielen machen, die in meinen Schreibereien vorkommen:

Das Sterben
Sie hatte nicht erwartet, wirklich auf einem Grund aufzukommen. Eher, dass das Spiel einfach aufhören würde, ihren Tod akzeptieren würde. Stattdessen spürte sie, wie ihre Schulterblätter mit einem Knirschen auf den Stein trafen. Wie ihr Hals noch während des Aufschießens von Schmerzen splitterte. Wie ihr ganzer Körper zerbrach und Blut sie von innen füllte. Während eines winzigen Augenblicks, der angefüllt war von gar unnatürlichen Qualen – unnatürlich, weil es nicht sein durfte, dass ein Lebewesen die Schmerzen seines Todes in voller Gänze erfassen konnte – war Kaylee klar: Sie war gerade gestorben.
Dann ging alles ganz schnell: So laut, dass es in ihren Ohren schmerzte, hörte sie sich selbst halb erstickt nach Luft schnappen. Lichter, Bilder rasten auf sie ein und Geräusche prasselten nieder, während die Spielliege unter ihr im Takt mit den Krämpfen ihres Körpers bebte. Ihr Hals war noch immer gebrochen! Sie konnte fühlen, wie literweise Blut aus ihrer Kehle sprudelte und sich selbst kreischen hören, als wäre es nicht sie, sondern die Schmerzen selbst, die ihre Grausamkeit in die Welt schickten! – Plötzlich war es dunkel.


Eine Seele beginnt, auf einem Planeten zu existieren
Es fühlte sich an, als packe das Leben selbst zu, mit kühler, kräftiger Hand. Keine Erinnerung an ein Davor, keine Kenntnis von  Diesseits und Jenseits, von Licht und Schatten, von jeder möglichen Ordnung oder Chaos, ein scheinbar grundloses Erwachen aus … woraus? Die ersten Fragen entfachten als erste Gedanken und zwischen dem Wirrwarr an Worten, die es erst als Worte zu erkennen und verstehen galt, gab es doch etwas, eine einzige Sicherheit: Plötzlich und ohne weiteres existierte ich. – Ich? Etwas wuchs in mir, ein Selbstbewusstsein, das sich noch an meine inneren Wände klammern musste, um nicht wieder zu zerfallen. Es ermöglichte mehr und mehr, mein Selbst zu begreifen, während die Schwärze, die sich mittlerweile als solche benennen ließ, allmählich zurückzog. Und hinter der Schwärze, indessen meine Gedanken um Grund, Zweck und Art meiner Existenz kreisten, erwachte das tiefdunkle Grün eines Waldes bei Nacht.


Ich bin gespannt, welche Unmöglichkeits-Schöpfungen ihr hervorgebracht habt. :)
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 12. November 2013, 18:42:21
Bin mir gerade nicht sicher, ob das genau in dieses Board gehört, weil es ja eigentlich was mit Schreiben zu tun hat  :-\
Aber eine schöne Idee!
Zitat
Nun, meiner Meinung nach dürfte eigentlich niemand davon schreiben, zu sterben, man hat es ja nicht erlebt und dürfte daher kaum wissen, wie es sich anfühlt, den letzten Atemzug zu tun. Oder, um es von der anderen Seite anzugehen, vom Tod zurückgeholt zu werden bzw. eine Nahtoderfahrung zu machen: Wer hat so etwas denn schon erlebt?
Genau das habe ich mich auch schon öfter gefragt ;) Aber die Fantasie macht uns Autoren aus, also wieso sollte man dann nicht auch das Unmögliche beschreiben können? Jeder tut es anders, aber vorstellen kann man es sich später trotzdem :) Etwas, auf das ich ehrlich gesagt schon ein bisschen stolz bin ;) Und darauf kann man auch stolz sein!
Aber das ist ja kein Quassel-Thread, also stelle ich mal meine selbstverfasste Sterbeszene vor (ich muss noch etwas daran feilen, aber an sich sagt sie schon viel aus) :

[...] Als ich Sophias Ruf hörte, war es schon zu spät. Ich sah etwas Silbriges aufblitzen, dann traf mich Leons Messer mit voller Wucht.
Schmerz explodierte in meinem Kopf, während alles vor meinen Augen verschwamm und ich fiel. Tiefer und tiefer. Ich konnte nicht mehr atmen, konnte mich nicht bewegen, nicht sprechen. Jemand rief meinen Namen, verzweifelt schluchzend. Eine verschwommene Gestalt beugte sich über mich, schüttelte mich und rief meinen Namen wieder. Es war Benni. Plötzlich tat mir das, was ich zu ihm gesagt hatte, dass ich ihn geschlagen hatte, so leid. Aber etwas in meinem Innern sagte mir, dass es zu spät war. Ich würde mich nie bei ihm entschuldigen können.
Am Rande meines Blickfeldes tauchte eine weitere Gestalt auf. "Lia! Bitte, sei nicht tot!", flehte Sophia, "Benni tu doch was!"
"Beiseite!", mischte sich eine andere Stimme ein.
"Alex...Lia! Hilfe!", stieß Sophia mühsam hervor.
Plötzlich drehte sich alles und ich glitt in die Dunkelheit hinab. Das Letzte, was ich hörte, war Sophias Schrei, der sich mit Leons Lachen vermischte.

Was mir auffällt ist, dass es bei uns Beiden mit der Dunkelheit endet und unsere Figuren den "Sterbeprozess" noch bei halbem Bewusstsein mitkriegen. Sehr interessant, denn das zeigt meiner Meinung nach, dass wir unsere Vorstellungen, wie das Sterben sein könnte, teilen... (Oh, klingt das jetzt seltsam :D ) Ich bin mir aber sicher, dass wir nicht die Einzigen sind, die es so beschreiben würden  ;D

Lg Chrissi

Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 15. November 2013, 23:05:33
Hallo!
Ich muss ehrlich sagen, mir gefällt dieses Thema sehr gut. Allerdings ist mir beim darüber Nachdenken aufgefallen, dass doch sehr viele Elemente - gerade in der Fantasy - solche sind, die man noch nie erlebt hat. Wer von uns ist schonmal durch ein Dimensionstor gegangen? Wer von uns kann Zaubern? Wer hat schon einmal wirklich auf Leben und Tod gekämpft? Wer schon einmal getötet? Nur als Beispiele - selbst im nichtphantastischen Bereich lassen sich viele finden - bestehen unsere Geschichten nicht an sehr vielen Stellen aus diesem "unbeschreiblichen"?
Aber um beim Tod-Thema zu bleiben hier aus dem Epilog von "Der Kampf des Freien Garia":
Es war, als fiele sie durch ein sehr tiefes, dunkles Wasser, während sie fiel lief  ihr Leben an ihr vorüber wie ein Film, den man zurück spult und mit jedem der Bilder, das sie sah, kam sie sich selbst, ihrer Seele ein Stück näher und sah klarer, wer sie eigentlich war.
 Jenn war ihr irdischer Name gewesen, doch der Name, der schon seit ihrer Geburt in ihrer Seele geschlummert hatte und den sie nun als Stern tragen würde, lautete Gaë. Ihr ganzes, kurzes Leben schien ihr nun fern, wie eine Geschichte, die man sehr gut kennt, die aber schon zuende erzählt ist.
Der Sturz durch die Dunkelheit endete an einem Ort blendender Helligkeit. [...]

Vielleicht finde ich auch noch zu einem anderen "unschreibbar"-Thema etwas, aber das war's erst Mal.
Viele Grüße,
Thiod.

P.S. @Kazu: Sind deine eigentlich aus Projekten oder hast du sie eigens für den Thread geschrieben?

Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: KaZuko am 16. November 2013, 08:26:09
Verdammt, das war seltsam. Chrissi, ich hätte schon früher geantwortet, aber irgendwie ist mir total entgangen, dass du in diesem Thema geschrieben hast. o.o

Ich finde eure beiden Sterbeszenen sehr interessant. Was mir im Gegensatz zu meiner auffällt, ist, dass bei euch noch Aspekte des Lebens mit einfließen (die Reue wegen Benni, das Leben, das als Film vorbeizieht). Ich hatte nichts dergleichen eingeflochten - vielleicht, weil ich der Meinung war, dass man beim Sterben nicht unbedingt den Nerv hat, noch groß über Vergangenes nachzudenken, vielleicht weil Kaylee glaubte, dass es nicht endgültig sei (was es schlussendlich auch nicht ist), vielleicht aber auch, weil ihr Tod ein schneller Tod war, der innerhalb von Sekunden vollzogen war und ihr keine Zeit für Gedanken ließ. Wer weiß? Vermutlich würde auch ich mich noch ein oder zwei Aspekten widmen, hätte ich vor dem Abdriften in die Dunkelheit Zeit, mir über ein paar schiefgelaufene (oder schöne?) Dinge Gedanken zu machen.

Was ich bei dir, Thiod, noch überaus interessant finde, ist der Name Gaë, der - wie du sagtest - von Anfang an in der Seele des Charakters gelegen haben soll. Das erinnert mich an eine Idee, die ich für ein längeres Projekt hatte, in dem es sich um eine Art Leben-nach-dem-Tod drehen würde. Mir gefällt die Idee sehr gut, Respekt dafür. Da tut sich mir außerdem die Frage auf, ob diese Gaë im weiteren noch eine Rolle spielt, oder ob diese eine und erste Benennung zugleich auch die letzte war. Lust, davon zu erzählen? :)

Grüße,
Kazu

PS: Meine Sterbeszene kommt aus einer Stargate-Fanfiktion, in der Kaylee auf einer Mission in einem Computerspiel von Außerirdischen bewegt, das allerdings ein wenig schief läuft. Die Szene des Erwachens war Beginn eines abgebrochenen Nebenprojekts, die ich jetzt jedoch für mein neues Großprojekt verwende, weil es einfach zufälligerweise so wunderbar passt. :D Warum fragst du?
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 17. November 2013, 12:34:49
@ Kazu: Oh, aus purer Neugierde. Und was meine Gaé (habe hier kein Tremma für das <e> finden können) angeht: Sie ist in meinem Garia eigentlich nur eine Nebenfigur, die mir zufällig in den Plot gerutscht ist und die ich, weil sie da gar nicht hingehörte, wieder getötet habe, aber sie war mir dann so lieb geworden, dass ich ihr einen Epilog im Jenseits gegönnt habe. Die Stelle hier ist der Anfang des Epilogs. In den geplanten anderen Bänden kommt sie nicht noch einmal vor, auch wenn ich noch ein, zwei Szenen mit ihr im Kopf hatte.
Und das es dich an eine eigene Idee erinnert, ist wirklich ein interessanter Zufall. Manchmal findet man ganz eigenartige Paralellen in einzelnen Details, liegt vielleicht daran, dass man in der selben Kultur lebt, daher etwa die selben Sagenwelten und co. kennt und so bei seiner Ideenfindung auf ähnliche Grundvroraussetzungen zurückgreift, aber ich glaube, bei unseren Ideen ist doch nur ein relativ kleiner Teil ähnlich, denn meines ist wie gesagt keine richtige Geschichte im Jenseits nur ein 4-seitiger Epilog.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Miezekatzemaus am 17. November 2013, 16:20:48
Ich finde, es ist schwierig bis unmöglich, die Reise durch ein Portal zu beschreiben. Hier ein Auszug aus meinem Roman dazu:

 Jette hatte nur noch einen Gedanken. Warum nur jetzt? Warum nur ausgerechnet jetzt, wo sie Emmeline doch so nahe waren. Sie versuchte vergeblich, die Tränen zurückzuhalten, es gelang ihr einfach nicht, und so schluchzte sie hemmungslos, aber lautlos. Jenny war, wie sie aus dem Augenwinkel erkennen konnte, zwar deutlich blasser als sonst, und auch sie schien sich innerlich zur Ordnung zu rufen. Aber sie weinte nicht. Sie schien sich einzig und allein darauf zu konzentrieren, ihren Körper zusammenzuhalten. Jette zögerte kurz, dann tat sie es ihr nach. Dorothee hatte die Augen weit aufgerissen und ihr Schrei hielt immer noch an, sie konnte ihn nicht stoppen. Der Flug durch das silberne Licht schien diesmal wesentlich länger zu dauern, als beim letzten Mal. Als sie in diese Wüste gekimmen waren, hatte das nur ein paar Sekunden gedauert. Es fing an, die Grenzen des Bewusstseins zu übersteigen. Dorothee kämpfte. Sie war schon immer eine Kämpfernatur gewesen, sie gab nicht nach. Vergeblich arbeitete sie gegen die Bewusstlosigkeit. [...]

Lg, Mieze :D
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 17. November 2013, 19:22:36
Stimmt Mieze :) Ich habe auch eine Portal-Szene, die ich hier schreiben könnte :

„Was zum…“, setzte Cleo neben mir an, doch sie kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden. Funken sprühten durch den niedrigen Gang, dann wurden wir von den Füßen gerissen und in das Licht hineingesogen.

Rasend schnell wirbelten die Farben um mich herum und machten mich ganz schwindelig. Eigentlich hätte ich Angst haben müssen, aber stattdessen war ich von einer seltsamen inneren Ruhe erfüllt.
Ich hatte keine Ahnung wo meine Freundinnen waren. Ich versuchte nach ihnen zu rufen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt, während ich weiter herumgeschleudert wurde.
Rot, blau, grün, gelb, pink; irgendwann hörte ich auf, auf die Farben zu achten, die an mir vorbeischossen. Vielmehr konzentrierte ich mich darauf, wie ich es anstellte, hier herauszukommen. Doch da ich immer noch keine Ahnung hatte, was das hier überhaupt war, wo ich mich befand  und was passiert war, als ich die Lichtwand mit dem Stock berührt hatte, schien mir meine Situation ziemlich ausweglos zu sein.
Jetzt wo ich an den Stock dachte, wurde mir bewusst, dass ich auch ihn nicht mehr spürte. Ich musste ihn wohl fallen gelassen haben, nachdem das hier passiert war. Abrupt wurden meine Gedanken unterbrochen, als die Farben um mich herum immer heller wurden und ich die Augen schließen musste, um nicht geblendet zu werden. Ich hatte das Gefühl, als würde etwas von allen Seiten an mir reißen, dann schlug ich hart irgendwo auf.


So stelle ich mir die Reise durch ein Portal vor ;)
LG
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: KaZuko am 17. November 2013, 19:44:23
Ah, Portale - ja, da so etwas bei mir nicht existiert, könnt ihr euch fröhlich stimmen: Ich konnte mich bei beiden Texten hineinfühlen, und weil sie ungefähr ähnlich sind, weiß ich nun, wie sich eine Reise durch ein Portal anfühlt. Muss ziemlich aufregend sein. :3

Und Mieze: An dich muss ich mal ein diiickes Lob aussprechen. Auch wenn sich ein paar Tippfehler in deinem Text durchgesetzt haben, war ich sprachlos bis schockiert aufgrund deines außerordentlich guten Schreibstils! Ehrlicherweise hätte ich so etwas bisher nicht von dir erwartet, du hast mich ehrlich vor den Kopf gestoßen. Einen großen Respekt meinerseits für eine so junge Person, die schon in diesem Alter einen solchen Stil entwickelt hat. (Ich bin neidisch.)

Grüße,
Servi
Kazu
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: ImaginaryFriend am 17. November 2013, 21:53:21
So viele Portalszenen. :D Da will ich auch eine beisteuern.
Meine ist ein ganzes Stück älter, mindestens drei Jahre. Mein Schreibstil also noch nicht so toll. Aber sie passt gerade so gut hier her, vor allem weil ich zusätzlich noch etwas anderen "Unmögliches" beschreiben musste. Und das hat weniger mit Gefühlswelten, Tod und Magie zu tun, sondern mehr mit tatsächlichen Vorgängen. Die finde ich nämlich meistens noch unmöglicher zu beschreiben, als alles gefühlsmäßige.
Ich hatte eine total bunte Vorstellung von meinem Portal, mit all seinen Zahnrädern und den sich auflösenden Wänden... und bin total daran gescheitert diese Vorstellung aufs Papier zu bannen.
So hat mein 15(?)-jähriges Ich das Ganze schlussendlich gelöst:

Zarana riss die Augen auf. Um das Glas mit dem Elixier lösten sich die Wände immer weiter auf, sie wurden durchsichtig, unsichtbar, als wären sie nie da gewesen. Lediglich ein energetisches Vibrieren und Blitzen verriet, dass sie nicht vollkommen verschwunden waren. Hinter ihnen kam etwas zum Vorschein, das aussah wie ein riesiges Uhrwerk. Goldene Zahnräder drehten sich vor und zurück, griffen in perfekt synchronen Rhythmen ineinander. Schrauben und Federn fügten sich nahtlos in die komplizierte Mechanik und große, durchsichtige Pumpen trieben das Elixier durch den Mechanismus. Es musste die Energie sein, die ihn antrieb.
Die Wand, durchzuckt von Blitzen, begann sich zu drehen. Erst kam sie langsam inBewegung, wurde dann immer schneller und schneller und schneller... Zarana starrte in das Uhrwerk, das hinter den durchscheinenden Wänden zu verschwimmen begann. Sie verlor sich zwischen den goldenen Zahnräder, den Schrauben, Federn und Pendeln, fühlte sich nicht mehr wie sie selbst. Sie fühlte Zypros aufgestelltes Fell unter ihren Fingern, fühlte wie ihr Körper fortgezogen wurde, fort von dieser Welt.
Und irgendwann fühlte sie gar nichts mehr.

Ihr habt alle übrigens wirklich tolle Szenen geschrieben und ich muss auch sagen, von Mieze bin ich immer wieder beeindruckt. Ich konnte mit 11 noch nicht so ausgereift schreiben! Bin echt beeindruckt.
@Kazuko: Deine Erwachen-Szene finde ich total toll, vor allem die ersten paar Sätze!
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 17. November 2013, 22:08:56
Wow Toni!
Dein 15-jähriges Ich hat das ganz fantastisch gelöst ;) Finde ich jedenfalls.
Das ist wirklich eine ganz andere Vorstellung,wie ein Portal zu sein hat. So hätte ich das nie gesehen. Zumindest ist mir der Begriff "Das Unmögliche beschreiben" jetzt ein bisschen geläufiger geworden :D
Wir stellen es uns vor, wollen auf´s Selbe hinaus und doch kommt etwas ganz anderes dabei heraus (Obwohl es das Gleiche aussagt).
*Verwirrung an, nochmal lesen, Verwirrung aus* :D

Lg
 :-X Oh, stimmt hätte ich jetzt total vergessen  :-X Auch ich muss mal ein Lob an Mieze aussprechen! Hätte ich nicht gewusst wie alt du bist, hätte ich nicht erwartet, dass dieser Text von einer 11-jährigen stammt. Du kannst stolz auf dich sein!!!
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 18. November 2013, 15:15:20
Also Mieze, was deinen Schreibstil angeht, kann ich den anderen nur zustimmen. Ich erinnere mich, dass mein Stil zumindest sehr schwankend war und nur etwa alle 10 Seiten mal drei gute Sätze enthielt, so etwa.
Und Portal-Szenen... bei mir gibt es auch einen Weltenwechsel, aber der ist nicht so spektakulär und ein wenig Narnia-inspiriert, daher wäre es wohl nicht so fruchtbar, ihn hier reinzustellen.
@ Toni: Oja, dass man eine ganz genaue Vorstellung von einem Ort hat, es dann aber schwer findet, sie so auszudrücken, dass sie in die Stimmung passt und nicht zu einer Detailbeschreibung ausartet, die dann nurnoch sachlich und wissenschaftlich-akribisch erscheint, dennoch aber auch genug zu sagen, um beim Leser ein Bild zu erzeugen, dass dem vor dem eigenen inneren Auge möglichst nahe kommt - wirklich nicht leicht. Von deinem Portal habe ich eine gute Vorstellung - wie nahe sie deiner ursprünglichen, eigenen ist, kann ich natürlich nicht erraten ;D.

Viele Grüße,
Thiod
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Leseratte am 09. Februar 2014, 17:12:01
Hallo Ihr Lieben,

Ich weiß nicht, ob es unbedingt zu diesem Thema gehört, aber
ich hab mir grade überlegt, wie es ist, wenn man aufwacht und sich an nichts erinnert.

Ich denke, man ist natürlich erstmal verwirrt & hat vielleicht Schmerzen - falls davor ein Unfall war - aber irgendwie finde ich es ziemlich kompliziert, so etwas zu beschreiben...
 
Wie stellt ihr es euch vor? Habt ihr dazu einen Text?

LG
Leseratte

Titel: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Wolkentänzerin am 09. Februar 2014, 18:27:43
Hallo  :)
Ich habe gleich als ich dies gelesen habe, mich an zwei Ausschnitte aus zwei meiner Projekte erinnert. Beide sind nicht sonderlich gut geschrieben, wobei ich mit dem zweiten aber wesentlich mehr zufrieden bin als mit dem ersten. Ich denke, man kann es sicherlich besser lösen, doch vielleicht regt es ja jemanden an... Bei beiden habe ich mich beim Aufwachen ziemlich kurz gefasst, nun würde ich es wohl etwas mehr ausführen.
Hier das erste, aus Die magischen Drei. Geschrieben habe ich es mit zwölf Jahren und ich hoffe behaupten zu können, dass ich mich seitdem gesteigert habe. Lilli nimmt an einem illegalen Drachenrennen gegen ihre Rivalin teil, doch dabei stürzt sie.

Triumphierend hob Lilli die Arme hoch, doch dann verlor sie das Gleichgewicht und fiel und fiel... Auf einmal wurde alles schwarz.

Als sie wieder zu sich kam, hörte sie leises Stimmengemurmel und spürte im rechten Fuß einen pochenden Schmerz. Langsam öffnete sie die Augen.
„Wo bin ich? Was ist passiert?“, fragte Lilli schlaftrunken.
„Du bist auf der Krankenstation“, hörte sie Majas Stimme. „Du bist vom Drachen gefallen. Erinnerst du dich?“
Vage konnte sich Lilli an den Sturz erinnern.
„Und was ist mit meinem Fuß?“, wollte sie wissen.

Also ich denke man merkt, das Aufwachen an sich ist sehr kurz geschildert, vor allem weil ich Angst hatte, etwas falsches zu schreiben. Die Szene an sich ist noch länger, doch jetzt beim Durchlesen fällt mir auf, dass LIlli schon sehr schnell wieder bei klarem Verstand ist und sich gleich mit allen streitet... Nun gut.

Die zweite Szene stammt aus einem weitaus neueren Projekt, das aber im Gegensatz zum ersten nicht vollendet ist. Damals war ich vierzehn, als ich das geschrieben habe. Die Hauptperson, die in der Ich-Form erzählt, ist dabei, wie der Assistent ihres Vaters durch einen Unfall stirbt. Durch den Schock fällt sie in Ohnmacht.

Plötzlich spürte ich einen Brechreiz in mir aufsteigen und ein Schwindelgefühl durchfuhr meinen Körper. Dann wurde alles schwarz.
(...)
Vorsichtig öffnete ich die Augen. Der Raum vor mir war in strahlend helles Licht getauscht, durch ein großes Fenster über dem Bett kamen die warmen Sonnenstrahlen in volller Pracht.
Während ich mich in dem Zimmer umsah, wurde mir von Sekunde zu Sekunde klarer, dass es mir hier fremd war. Das Bett, in dem ich lag, war aus hellen Holz gemacht und mein Körper war von einer weißen Bettdecke bedeckt.  (...) Auf dem kleinen Kästchen neben dem Bett stand eine bemalte Vase mit einem Strauß Blumen, daneben lag mein Convita. Über dem Sessel hing mein grünes Kleid und auf dem Boden stand mein Koffer. Trotz dieser vertrauten Gegenstände wusste ich nicht, wo ich war. Schemenhaft konnte ich mich an den Besuch auf Ebene 10, die Abreise meines Vaters, den Ausfall des Systems und an Quintus Tod erinnern. Doch wo war ich jetzt?


Auch diese Lösung finde ich nicht die beste, aber ich mag es gerne, wenn man aus einer Ohnmacht so aufwacht, als hätte man nur lange geschlafen. Jedoch würde ich beide meiner Varianten nicht mehr so schreiben. Doch ich fand es ganz interessant, mal in meinen alten Dokumenten zu kramen, und vielleicht ist es ja trotzdem für jemanden eine Inspiration.  Trotzdem musste ich peinlicherweise feststellen, dass ich mich bei beiden Ausschnitten damals nicht sehr lange mit den Gefühlen beschäftigt habe, wodurch diese nicht zu meinen besten Szenen zählen. Aber jetzt habe ich wieder etwas gelernt.  ;)
LG Wolkentänzerin
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Leseratte am 09. Februar 2014, 19:04:09
Hallo Wolkentänzerin und vielen Dank für deine Antwort,

Die beiden Situationen sind - finde ich  - nicht schlecht geschrieben.
Doch sie spiegeln noch nicht ganz wieder, was ich meinte. Ich hatte mir eher ein Aufwachen mit völligem "Nichts-Wissen" vorgestellt, also irgendwie auch ganz alleine.
Das ist eher der zweite Teil, doch da würde ich es sogar auch so schreiben, dass sie nicht einmal weiß, dass es ihr Kleid und ihr Koffer ist.

Aber natürlich stellt sich das jeder anders vor & schreibt es dementsprechend auch unterschiedlich. :)

LG
Leseratte
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 09. Februar 2014, 23:03:08
Ich weiß nicht, ob dir das hilft, aber einen Versuch ist es wert. Wir haben hier ein "Folge-Geschichten-Spiel" und Layla, eine Hauptperson, wacht gerade auf, nachdem sie lange bewusstlos war. Ihre Erinnerungen kommen zwar zurück, aber erst weiß sie nicht, was los ist:

1.Teil von Heldenschmied geschrieben:
Layla kam zu sich. Wieder einmal lichtete sich ihr Verstand und ihre Sicht langsam. Wie oft hatte sie nun schon das Bewusstsein verloren? Kraftlos erhob sie sich und begann durch den dunklen Gang zu trotten. Zu ihrer eigenen Verwunderung war sie sehr ruhig und dachte kaum an etwas. Einige Male kam sie an merkwürdig gestalteten Räumen vorbei, doch alle waren leer. Immernoch in Seelenruhe erreichte Layla eine Leiter am Ende des Tunnels. Mit zitternden Händen ging sie die Sprossen hinauf und stieß die Klappe am oberen Ende zur Seite. Licht strahlte ihr entgegen.


2. Teil von mir:
 
Geblendet hielt sie sich die Hand vor die Augen und ließ dabei die Leiter los. Hart landete sie auf dem Boden des Ganges. "Verdammt!", entfuhr es ihr, dann stutzte sie. Sie war nicht alleine gewesen, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Irgendetwas war geschehen. Sie erinnerte sich dumpf an gellende Schreie und... einen Jungen? Eine Welle von Angst durchfuhr sie. Was ging hier vor?
"Ganz ruhig bleiben!", ermahnte sie sich selbst, "Denk nach!"
Da war etwas wichtiges, was sie nicht hätte vergessen dürfen. Sie zermaterte sich das Hirn, versuchte sich irgendetwas in Erinnerung zu rufen. Dabei nahm sie ihre Umgebung, die vom Licht der Luke erhellt wurde, genauer in Augenschein.
Sie war geflohen, daran erinnerte sie sich nun.
Ihre Augen glitten über kalte, graue Wände. Sie waren zu zweit gewesen. Sie und noch jemand.
War das dort ein Holzbalken? Sie schaute näher hin. Nein, da lag ein menschlicher Körper, halb im Schatten verborgen, mit dem Gesicht zur Wand. In einem plötzlichen Anflug von Furcht, krabbelte sie unbeholfen auf ihn zu und erstarrte. Gesichter und dazugehörigen Namen fügten sich in ihrem Kopf zu einem Bild zusammen. Crow, Adrian, David.
David! "Oh, nein, nein, nein, nein, nein!", flehte Layla stumm, als sie erkannte.


Ich hoffe, das macht es vielleicht etwas klarer.
Lg
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Leseratte am 11. Februar 2014, 17:04:18
Dankeschön für das Text-Beispiel!!  :)
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 13. Februar 2014, 18:33:58
Kein Problem ;) Ich hoffe, es hilft dir!
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Esora am 24. Februar 2014, 21:14:43
Ich hab auch mal was zu diesem Thema:

Und zwar ist meine Hauptperson Louisa gerade im Schlamm/Morast versunken und findet sich nun in Eamand wieder.


Und dann war ihr Bewusstsein nicht mehr. Es war im Nichts. 

[...]

Licht. Hell. Nass. Tief. Immer tiefer. Was war das? Was ließ sie immer tiefer sinken? Bewusstsein? Was? Was sollte das sein? Nass. Plötzlich nass. Alles nass. Kalt. Seltsam. Durchlässig. War nur ein Hauch. Sie spürte es nicht. Was befand sich da? Alles schwarz. Alles durchlässig. Sie sank tiefer. Gefühl. Es kehrte zurück. Begann aufzutauen. War wie Feuer. Es brannte. Bewegung? Hatte sie das je gekannt? Was konnte sie damit tun? Was waren das für Dinge, die sie bewegen konnte? Warum war alles so kalt. Was war kalt? Augen? Ein Wort. Was bedeutete es? Öffnen.
Sie riss sie auf. Es begann zu brennen. Vor ihr war es dunkel. Sie sah nach oben. Etwas Weiches schwebte vor ihrem Gesicht umher. War ein Hauch auf ihrer Haut. Dort oben war es heller. Sollte sie dorthin? Aber wie?
Gefühl! Bewegung! Etwas vor ihr änderte seinen Platz. Sie spürte es. Sie fühlte das. Es drang durch etwas hindurch. Etwas um sie herum. Nass. Wasser! Sie erzeugte Bewegung. In dem Wasser.
Sie bewegte sich. Unter ihr erwachte etwas anders. Mehr Bewegung. Mehr Feuer. Mehr Bewusstsein. Mehr Gefühl.
Schneller. Sie bewegte sich nach oben. Das Helle kam näher. Es wurde heller. Die Dunkelheit blieb unter ihr zurück. Weit unter ihr.
Die Bewegungen wurden gleichmäßig. Sie kannte diese Bewegungen. Sie hatte sie schon einmal gemacht. Körper. Ihr Körper hatte sie schon einmal gemacht.
Körper. Sie sah ihren Körper. Hände. Hände an ihren Armen. Sie waren es, die sich bewegten. Füße. Dort unten, in die Dunkelheit waren Füße. An Beinen. Sie sah nach unten. Sie wollte sie sehen. Sie beugte sich. Sah sie. Drehte sich. Die Welt war umgedreht. Das dunkle war oben, das helle unten. Sie drehte sich weiter. Es war wieder richtig. Die Welt hatte sich gedreht. Sie hatte sich gedreht. Im Wasser konnte sie sich drehen, frei bewegen.
Ihr Gesicht regte sich. Es bewegte sich. Noch mehr Bewegung. Mehr Leben. Ihr Mund verzog sich. Ein Gefühl. Sie war glücklich.
Sie sah wieder nach oben. Das Helle. Dort hin!
Mehr Bewegung! Schneller! Jubel in ihr! Gefühle in ihr! Leben in ihr!
Ihre Hände streckte sie nach oben, sie war schnell. Ihre Finger durchbrachen das Wasser, fühlten etwas anders. Fühlten nichts. Doch! Sie fühlten einen sehr sanften Hauch. Plötzlich Schmerz. Schmerz in ihrer Brust. Ein Drang. Ein Drang, den Mund zu öffnen.
Ihr Kopf durchbrach die Oberfläche. Sie öffnete den Mund. Sie sog etwas in sich hinein. Etwas, das sie nicht sehen konnte. Erleichterung in ihr. Luft. Das war Luft. Sauerstoff. Sie brauchte ihn zum Leben.
Ihr Kopf war kalt. Wind. Er machte ihren Kopf kalt. Sie paddelte. Das Wasser wollte sie wieder nach unten ziehen. Sie musste oben bleiben. Sie brauchte Luft. Sie musste paddeln.
Dort! Land. Ufer. Dort paddelte sie hin. Sie schwamm und dann war Boden unter ihren Füßen. Sie stand. Sie stand im Wasser und kletterte an Land.
Da war ein seltsames Gefühl in ihr. Sie musste husten. Und ihr war kalt. Sie fröstelte.
Orientierungslos setzte sie sich an das Ufer des Sees, hustete und machte sich ganz klein.
Dann war da noch ein Geräusch. Sie sah auf. Hustete. Neben ihr kletterte etwas aus dem Wasser. Nein, jemand. Sie kannte dieses Wesen. Es hustete, wie sie. Vielleicht war es genau so, wie sie?
Ein Name. Patrick.
Ihr Mund öffnete sich: »Patrick?«, ihre Stimme war hoch, brach.
Er sah zu ihr, setze sich neben sie. »Louisa.«
Louisa. Ihr Name. Das war sie. Wirklich? Es fühlte sich nicht so an.


Louisa hat so gut wie jede Erinnerung an unsere Welt verloren und fängt nun quasi sozusagen in Eamand neu an (für weitere Infos siehe Mein Roman "Die Aufzeichnungen von Eamand - der Eisenstein".


LG
Esora
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Leseratte am 25. Februar 2014, 10:43:34
Hallo,  :)

Ich finde, dass war mal ein ganz anderer Schreibstil, also ich meine diese kurzen Sätze. Das ist wirklich ein Nichts-Wissen, noch krasser, als ich es mir vorgestellt habe.

Vielen Dank für dein Beispiel! :D

Liebe Grüße
Leseratte
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 01. März 2014, 23:38:28
Ich kann Leseratte nur zustimmen! Und durch die vielen Wortwiederholungen hört es sich so an, als wollte sie die Wörter durch wiederholen in Erinnerung behalten ;) Mein Kompliment!
Lg
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: KaZuko am 01. März 2014, 23:41:55
Heftig gut.
Warum hab ich das erst jetzt bemerkt? Der Text ist tatsächlich ein wundervolles Beispiel, wie man solche Situationen lösen kann. Ich bin ... schwer beeindruckt! So findet man definitiv schnell in's Geschehen!

Grüße,
Kazu
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Esora am 09. März 2014, 19:54:51
Hey Leute!

Danke euch allen für die Komplimente :D *etwas rot werden*

LG
Esora
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Bydysawn am 10. März 2014, 16:57:31
Dafür brauchst du nicht gleich rot werden. Ich mag den Text auch sehr gerne. War nur zu faul ihn in grün zu markieren. Du weißt was ich meine.  ;)

LG Byd
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Miezekatzemaus am 10. März 2014, 18:20:55
Ich finde deinen Text auch sehr gelungen.
Lg, Mieze :D
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: LisaLoveLife1911 am 12. April 2014, 19:04:05
Ich mache es immer so, dass ich beschreibe, wie ich es mir vorstelle zu sterben.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 13. April 2014, 13:06:24
Hallo Lisa (benutze das jetzt einfach Mal als Abkürzung),

meinst du das auf Todesszenen oder auf "Weltenwechsel"-Szenen bezogen? Und wie stellst du dir vor, zu sterben? Am Anfang dieses Threads haben ein paar von uns ja auch schon Todessequenzen vorgestellt - ist deine Vorstellung da so ähnlich oder vielleicht ganz anders?

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 15. April 2014, 23:23:06
Zitat
Ich mache es immer so, dass ich beschreibe, wie ich es mir vorstelle zu sterben.

So machen das, glaube ich, alle Autoren. Ich zumindest denke immer erst darüber nach, wie ich mich in der Situation fühlen, wie ich handeln und denken würde. Da gehören Todesszenen auf jeden Fall dazu und das ist meiner Meinung nach auch der Grund, wieso jeder so eine Szene anders schreibt. Weil eben jeder eine andere Vorstellung hat, was während des Sterbens und danach passiert. Wenn man von der Todesursache einmal absieht, dann kann bei dem einen die Figur ins Dunkel gleiten, bei einem anderen ist das Bewusstsein noch vorhanden, aber es ist quasi als Geist gefangen, usw.
Jeder hat seine eigene, andere Vorstellung und beschreibt es demnach auch so.
Lg ;)
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Miezekatzemaus am 15. April 2014, 23:28:19
Ich nicht. Ich habe beispielsweise gestern eine Kussszene geschrieben, und mich dabei zwar in meine Prota hineinversetzen können, aber nicht mit ihr fühlen. Vielleicht bin ich, was küssen angeht aber auch noch zu jung... *grübel* Und vielleicht war die Äußerung, dass Ravons Lippen wie Erdbeeren schmecken etwas zu klischeehaft... *noch mehr grübel*
Lg, Mieze :D
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 15. April 2014, 23:32:37
Zitat
und mich dabei zwar in meine Prota hineinversetzen können, aber nicht mit ihr fühlen
Mhm... Das mit dem Hineinversetzen meinte ich eigentlich auch :D Aber zum Hineinversetzen gehört doch immer auch "fühlen" dazu, oder? Sich in jemanden hineinzuversetzen heißt doch eigentlich "mit ihm fühlen" und wissen, wie es ihm gerade geht.
Jetzt bin ich verwirrt :D
Lg
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Miezekatzemaus am 15. April 2014, 23:36:13
Ich wusste wie es ihr geht und ich wusste, was sie tat, und ich wusste, was ich schreiben musste. Ich wusste nur nicht, wie es sich anfühlt, weil ich noch nie heimlich um zwei in der Nacht einen Jungen geküsst habe. Geschweige denn überhaupt.
Lg, Mieze :D
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Writing_Chrissi am 15. April 2014, 23:42:18
Achso :D
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 16. April 2014, 09:07:53
Ich muss sagen, ich verstehe dein Problem, Mieze. Ich kenne es.
Und so etwas wie Sterben oder durch Portale gehen, dass lässt sich fast leichter beschreiben als etwas, mit dem man selbst genauso wenig Erfahrung hat - aber weiß, dass viele der Leser höchst wahrscheinlich eine haben.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 25. März 2017, 12:01:38
Hi, ich habe einmal eine Reise durch den Raum - nicht durch die Zeit - in einen geheimen Unterschlupf schreiben müssen und mich sehr schwer damit getan. Rein Wissenschaftlich wird der Prota ja entweder "gebeamt", also die komplizierte Variante oder einfach unglaublich schnell bewegt. Letzteres müsste dann glaube ich einfach sehr viel sehr grelles Licht haben. Oder das ganze wird magisch angegangen, wie ich es getan habe. Dann habe ich einfach die Fantasie spielen gelassen, und das hier kam heraus:

Dann kramte er eine abgewetzte lederne Feldflasche aus seinem beigen Trenchcoat. „Gut festhalten!“ raunte er und man sah, das es ihm Spaß machte „Amaroq“ 
Der Schuttplatz wurde in gleißend helles Licht getaucht. Ginny schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, waren um sie herum rote, blaue und gelbe Linien, die sich harmonischen Kreisen bewegten.
Langsam wurden die Farben blasser, bis nur noch ein angenehm dunkler Blauton zu sehen war.
Der Blauton wurde zum Grau, und in diesem hellen Grau konnte Ginny die Schattenhaften Umrisse zweier Menschen sehen. Als das Grau sich nun verflüchtigt hatte, konnte sie ungetrübt sehen. Ein Mann, Herr Roland, und eine Frau die Ginny nicht kannte beugten sich über sie. Sie sprachen etwas in einer ihr unbekannten Sprache, die leicht an Russisch errinnerte.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 27. März 2017, 09:54:22
Blendendes Licht, sodass der eigentliche, unerklärbare Vorgang nicht beobachtet werden kann, ist ein guter Kunstgriff. Generell kann das Nicht-Zeigen sehr effektvoll sein.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 27. März 2017, 14:38:43
Danke! Mann, über so Sachen mach ich mir eigentlich nie Gedanken, wenn ich aber darüber nachdenke, scheint es mir so logisch! Ich mein - man kann ja einfach sagen: "Daran, was genau dann passierte, errinnerte sich Ginny nicht genau, doch als sie wieder zu Bewusstsein kam..". Dann wäre dieses Problem ansatzweise gelöst. Ja, man will es manchmal beschreiben, aber wenn man mal keine Lust hat ... obwohl ein Autor natürlich (immer) Lust hat!

Viele Grüße,
Yona
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 28. März 2017, 12:50:51
Wie bei allem gilt natürlich Fingerspitzengefühl. Ich würde eher sagen, dass Nicht-Beschreiben nicht den Autor entlasten, sondern die Mysteriosität erhöhen sollte. Obwohl es im Idealfall natürlich beides tut. Die alte Weisheit ist ja: In einem guten Horror-Film wird das Monster nicht gezeigt. Dann wächst die Angst, weil jeder sich ein namenloses Grauen vorstellt. So ähnlich ist es mit anderen Sachen auch, besonders mit magischen. Du kannst dir ein exaktes Magie-System für alles (inklusive Portale) erdenken und beschreiben und das wird vielen Lesern große Freude bereiten - aber es macht die Magie greifbar, beinahe wissenschaftlich. Oder du kannst die Magie passieren lassen, andauernd Hinweise streuen, wie sie passiert - aber das wirklich WIE wird nie gezeigt. Man kann sich auch anderen Erklärungen entziehen. Ich denke da an die Adams-Family. Diese Familie scheint ja mit keinem Mittel tot zu kriegen zu sein - aber als Zuschauer weiß man nie wirklich, WIE Adamses alles überleben - denn man sieht nie, wie sie von einer Axt/Explosion etc. getroffen werden (oder ihr ausweichen). Man sieht immer nur die drohende Attacke und die unbeeindruckten Adamses - und gewinnt den Eindruck, dass sie wohl unverwundbar sind.
Natürlich ist sowas im Buch etwas schwieriger als im Film, da man nicht ganz so dezent mit Schnitt und Kamera nicht-zeigen kann.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 28. März 2017, 15:28:22
 Natürlich, ein Kunstgriff ist es allemal. Eine fehlende Beschreibung kann es auch einfach machen. Also ich sage einfach "da war das Monster nun, es sah anderst aus, als er es sich vorgestellt hat". Der Leser kann sich den Rest einfach vorstellen. Das kann aber mich jedenfallst total irritieren und, bei den bekannten Büchen störte ds mich bei der Verfilmung, die bei den Szenen meist in die Hose gingen.

Viele Grüße,
Yona
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 28. März 2017, 22:37:56
Was genau hat dich gestört? Dass es gezeigt wurde, oder dass es nicht gezeigt wurde?

lg,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 29. März 2017, 13:48:16
Was gezeigt wurde. Die Sachen werden ja oft ganz anderst gezeigt, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Viele Grüße,
Yona
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 30. März 2017, 11:48:47
Naja, das ist ja ein normales Problem bei Verfilmungen, irgendwas ist immer anders, als man es sich vorgestellt hat.
Aber ich finde es doch immer am Ärgerlichsten, wenn die Verfilmung dann etwas direkt zeigt. Das ist zum Beispiel einer der wenigen Kritikpunkte, die ich an der Herr-der-Ringe-Verfilmung habe: Sauron, groß und bedrohlich, ist irgendwie auf dieses alberne Auge reduziert - einen Typen, der ein Auge ist, KANN man doch nicht ernst nehmen. Im Buch ist das Auge zwar ein zentrales Thema, wenn es um Sauron geht, aber es wird nie behauptet, das sei alles, was er hat (wirds im Film auch nicht explizit, aber es kommt so rüber) - aber eigentlich bleibt er eine völlige Schattenfigur, der du kein Gesicht und keinen Charakter zuordnen kannst, er wird von anderen charakterisiert, aber niemals durch sich selbst - das ist einer der Gründe, weshalb er so bedrohlich wirkt, denke ich.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 30. März 2017, 15:48:47
Ich muss zugeben, ich habe die Herr-der-Ringe-Filme nicht gesehen, den ersten Teil von "Hobbit" habe ich abgebrochen weil es an dem Abend schon ziemlich spät geworden ist und am nächsten Tag Schule war, seit dem habe ich Hobbit und Herr der Ringe ausgelassen. Bei schon gesehenen Verfilmungen bin ich nämlich seeehr lesefaul. Sprich: Dazu kann ich nichts sagen.
Aber, auf Verfilmungen kann man sich eigentlich nie verlassen. Vor allem Eragon hat mich enttäuscht. Aber, wie immer, ich weiche ab vom Thema.

Viele Grüße,
Yona
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Thiod am 01. April 2017, 18:49:04
Kein Problem, die nicht zu kennen (ich habe sie auch erst nach Jahre langer Überredung durch Freunde gesehen). Und zu Verfilmungen haben wir irgendwo einen Thread - falls wir das Gespräch weiter verfolgen wollen.

Viele Grüße,
Thiod.
Titel: Re: Unmögliches beschreiben
Beitrag von: Yona am 01. April 2017, 20:09:10
Da ich den von meinem Bruder viel gelobten Film nicht gesehen habe, bringt eine Weiterführung des Gespräches nicht sonderlich viel (Meine Fresse, was für ein Beamtendeutsch :D)
Und zu dem Thema hier habe ich glaube ich auch nichts mehr zu sagen/schreiben.
Also, wir sehen uns dann höhstvermutlich (gibts das Wort?) bald wo anderst

Viele Grüße,
Yona