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Sci-Fi und Fantasy

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Thiod:
Hallo,

in Lady's Thread bei den Fremden Wesen hatten wir festgestellt, dass uns die Verbindungen und Unterschiede zwischen Sci-Fi und Fantasy beide interessieren. Ich habe mich jetzt entschieden, das Thema dazu einfach selbst zu eröffnen.
Erst einmal möchte ich natürlich sagen, dass die Definitionen von Genres für den Autor selbst eigentlich völlig irrelevant sein können - das Gestreite kann man, wenn man will, einfach den Literaturwissenschaftlern und Verlegern überlassen. Wenn eine Geschichte erzählt werden will, muss sie sich nicht in ein Raster pressen lassen.
Dennoch denkt man von Literatur oft in Genre-Kategorien und es kann spannend sein, darüber nachzudenken, was so ein Genre ausmacht - im Falle dieses Threads eben Science Fiction und Fantasy.
Beides sind Genres, in denen Dinge möglich sind, die in unserer realen Alltagswelt so nicht vorkommen können.
Grob gesagt erlaubt die Fantasy das Magische/Mystische, während die Science Fiction den Fortschritt der Technik weiterspinnt.
Aber ist das wirklich alles?
In Star Trek rennen beinahe allmächtige Wesen herum, wie sie selbst die meiste Fantasy-Literatur nicht wagen würde, zu erfinden und oft sind wissenschaftliche Erklärungen bei näherem Hinsehen eher fadenscheinig.
Star wars kennt die Macht und wird doch allgemein als Sci-Fi betrachtet.
Doctor Who? In vielen Folgen auch viel mehr Mystik als Wissenschaft.
Ist Sci-Fi dann also nur eine Frage der Atmosphäre? Ist es Fantasy, wenn sie Burgen und Schwerter haben und Sci-Fi, wenn es Raumschiffe und Roboter gibt? Oder ist es einfach Sci-Fantasy? Und wie sieht es mit der Hard-Sci-Fi aus, die WIRKLICH nur die Technik von heute weiterdenkt? Und spielt es bei unserem Schreiben eine Rolle, oder lassen wir uns von diesen Rastern nicht beeindrucken?
Für diese und weitere Fragen ist das hier der Thread.

Viele Grüße,
Thiod.

Lady:
Hallihallo,
nun, da bist du mir ja glatt zuvorgekommen, Thiod  :P

Deine Unterscheidung zwischen Science Fiction und Fantasy ist auch sehr interessant. Ich hatte es bisher mehr so gesehen, als dass Sci-Fi mehr im Weltraum spielt, während Fantasy sich meist auf nur einen Planeten/eine Welt konzentriert. Auch das liegt ja daran, dass Fantasy viel aus Mythologie, Legenden und Sagen entsteht und Sci-Fi (meist) die Möglichkeiten der Jetztzeit weiterführt und so utopische bzw. dystopische Werke entstehen.
Wie in vielen Arten der Literatur werden auch hier einzelne Konflikte herauskristallisiert und verstärkt, Gesellschafts- und Regierungsformen werden vereinfacht (es sei denn, genau diese sind der Clou an der Geschichte), sodass es für den Leser leichter gemacht wird, sich in die veränderte, fiktionale Welt hineinzudenken und zurechtzufinden. Und genau dieser fiktionale Hintergrund wird als völlig real und normal dargestellt, sodass es dem allgemeinen Genre Phantastik wieder völlig entspricht.

Um ehrlich zu sein ist es mir völlig egal, welchem Genre meine Geschichten zugeordnet werden, da sie sich auch viel überschneiden. Science Fiction, Fantasy und auch Horror zu trennen ist, meiner Meinung nach, sehr schwierig, da es oft Elemente von allen enthält (Zum Beispiel Die Zeitmaschine von H. G. Wells: Die Zeitmaschine weist auf Sci-Fi hin, die Welt und auch die Eloi würde ich in der Fantasy ansiedeln und die Morlocks kommen aus der Horrorliteratur).
Der wohl wesentlichste Unterschied besteht darin, dass in der Science-Fiction möglichst alles einen wissenschaftlichen oder technischen Hintergrund bzw. Erklärung haben muss. In der Fantasy müssen phantastische Dinge einfach so hingenommen werden bzw. basieren sie auf Magie oder Göttern. (Zum Beispiel in Sci-Fi hat die Figur eine Maschine, mit der er die Struktur seiner Moleküle und damit seiner Zellen umstellen kann, sodass sie sich in jede Gestalt verwandeln kann. In der Fantasy würde er einfach zaubern können.)

Daher präferiere ich den Begriff Space Fantasy oder besser: Science Fantasy.
Das gefällt mir und das schreibe ich auch hauptsächlich. Da fällt mir am meisten ein  :P

Und wie ist das bei euch so? Was gefällt euch? Wie würdet ihr es abgrenzen? Würdet ihr es überhaupt abgrenzen?

Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Abend  :D
Bis dann,
Lady

Thiod:
Ja, das Weltraum-Kriterium. Ich würde sagen, im allgemeinen Sprachgebrauch ist alles, das Weltraum enthält irgendwo Sci-Fi. Aber nicht alles, was Sci-Fi ist, enthält Weltraum. Matrix ist ja z.B. auch Sci-Fi, und das spielt nur auf/unter der Erde (wenn ich mich da nicht falsch erinnere).

Ich selbst schreibe Fantasy und nur selten Sci-Fi. Mein Problem, wenn ich Sci-Fi schreiben will, ist immer, dass ich naturwissenschaftlich korrekt sein will und mir die Recherche zu anstrengend ist. Ich persönlich finde es immer blöd, wenn ich Technobabble benutze und weiß, dass es nicht funktionieren kann. Dann nehme ich lieber Magie, wo JEDER weiß, dass es eigentlich nicht funktionieren kann. Technik vor zu schieben, wenn es doch bloß Magie ist, liegt mir nicht so - obgleich ich kein Problem damit habe, das genau das in der populären Sci-Fi ständig passiert.

Viele Grüße,
Thiod.

Lady:
Ja, stimmt, jetzt wo du es sagst: Sci-Fi spielt nicht immer im Weltraum. Das ist mir so genau noch gar nicht aufgefallen  :o

--- Zitat ---dass ich naturwissenschaftlich korrekt sein will und mir die Recherche zu anstrengend ist
--- Ende Zitat ---
:D Oh ja, davon kann ich ein Liedchen singen   :P Mir jedoch macht es Spaß, mich mit solchen Themen zu beschäftigen. Ich könnte Stunden damit verbringen  8) Leider leiden vor allem meine Hausaufgaben darunter  ???
Magie verwende ich sehr ungern und auch dementsprechend wenig; ich schiebe meist außerirdische Technologie und Materialien davor. Und wenn ich in die Zwangslage komme, da einen Vorgang zu erklären zu müssen, lasse ich einfach einen nicht so technikbegeisterten Charakter fragen und der andere muss es dann vereinfacht erklären.
(Wenn einer Stargate bzw. Stargate Atlantis kennt, dem wird dieses Konzept wohl sehr bekannt vorkommen.)

Wenn ich Fantasy lese, habe ich auch keinerlei Probleme damit, wenn jemand Magie etc. verwendet, solange es in den Kontext passt. In einigen Romanen fand ich es etwas zu leicht, wenn es extrem in die Richtung ging: Fesseln? Abrakadabra - gelöst. Abgeschlossene Tür? Abrakadabra - offen. Feinde? Abrakadabra - besiegt.
Da frage ich mich immer, warum die Figur sich überhaupt fangen lässt...
Wie gesagt, wenn es in einem nachvollziehbaren Maße ist, habe ich überhaupt nichts gegen so etwas. Mir fällt es einfach leichter zu schreiben, dass der mal schnell das Programm hacken soll als wenn jemand die Tür aufzaubert ;)
Jedem das Seine - nur so kann Phantastik entstehen.
Denn was wäre ein Autor ohne die kleinen Wörtchen: Was wäre, wenn...?

Vale vale,
Lady

KaZuko:
Tatsächlich ein interessantes Thema, das ihr zwei da losgetreten habt.

Ich persönlich tu mir auch nach langer Überlegung schwer damit, ob ich Sci-Fi und Fantasy ins selbe Bücherregal stellen würde oder nicht. Im Grunde löst sich beides von unserer heutigen Realität und ist damit Fantasie, andererseits gibt es ja auch unter den 'realen' Genres ihre Unterteilungen wie Krimi oder Romantik. Deswegen finde ich es absolut in Ordnung, Sci-Fi und Fantasy deutlich zu trennen. Nur bleibt da dieses Problemchen der Trennlinie - ansonsten gäbe es diesen Thread nicht.

Für mich hat Sci-Fi zwei wichtige Aspekte: Das sind Technologie und Zukunft, wobei nicht immer beides prägnant auftreten muss. So kann eine Geschichte 2016 spielen, aber einen Menschen beinhalten, der nicht von der Erde stammt und die Welt mit fortschrittlicher Technologie durcheinander bringt. Oder aber in der Zukunft, wo die Technik zwar weiterentwickelt ist, was aber für den Autor nicht weiter wichtig, sondern zwangsläufig logisch ist. Der Aspekt der Weltraumgeschichten ist zwar das Vorhängeschild für die Sci-Fi, aber wie Thiod schon sagte, macht das lange nicht das ganze Genre aus.
Was mir an Science-Fiction sehr gefällt, ist der Ernst. Ich habe das Gefühl, dass die Atmosphäre in diesen Geschichten direkt so starr und kühl ist wie die Maschinen, die darin vorkommen. Wenn ich an solche Filme und Bücher denke, stellts ich automatisch ein Gefühl von Distanz, Strenge und ... mir fällt kein anderes Wort als 'Sterilität' ein. Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass Politik hier mehr Aufmerksamkeit bekommt als in der Fantasy.

In der Fantasy fühle ich mich größtenteils wohler - einfach, weil ich mich besser hinein versetzen kann. Sogar in die High-Fantasy-Geschichten mit ihrem Mittelaltersetting. Da finde ich Raumschiffe und dergleichen schon ein wenig mühevoller.

Was Science Fantasy angeht, habe ich einen leicht verdrehten Kopf. Zwar ziehe ich die Fantasy vor, habe aber da immer das Verlangen, alles möglichst physikalisch und biologisch logisch zu erklären. Bei Gestaltwandlern spielen daher Gene eigentlich immer eine Rolle, und auch verschiedene Aspekte ihrer Wandlerfähigkeiten bekommen eigene wissenschaftliche Erklärungen. Beispielsweise warum offene Wunden des einen Körpers zu blaue Flecken auf dem anderen werden, wenn der Wandler die Gestalt wechselt. Beispiel Nummer zwei ist die Magie in meinem ... äh, ich glaube, dass es ein High-Fantasy-Projekt ist. Und zwar wirken Magier da nicht einfach Magie - Punkt, Ende -, sondern benutzen Energieströmungen, um Veränderungen ihrer Umwelt vorzunehmen. Klingt vielleicht weniger wissenschaftlich, als ich es für mich ist, aber mir ist einfach wichtig, dass auch phantastische Gegebenheiten nicht einfach so hingestellt werden.

Also im Fazit bin ich dafür, Fantasy und Sci-Fi voneiander zu trennen. Auch wenn beide teilweise auch mit einem Fuß im anderen stehen.

Liebe Grüße,
Kazu

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