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Streitszenen schreiben

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Thiod:
Hallo,

ich wollte noch Mal ein Thema zur Anregung in die Runde werfen. Ich komme drauf, weil ich mich selbst gerade damit herumschlage, und wollte fragen:
Wie sind eure Erfahrungen mit Streitszenen? Fallen sie leicht? Oder ist es schwer sich in die Positionen der Figuren hineinzuversetzen, wenn sie die Wut übermannt?
Aus eigener Erfahrung kenne ich es, dass es bedeutend leichter ist, sich zu streiten, als einen Streit zu schreiben... denn wie kommt ein Streit eigentlich zu Stande (manchmal eskaliert eine Situation ja auch nicht)? Wie endet ein Streit (meist verträgt man sich ja wieder)? Und was schmeißen sich Leute gegenseitig an den Kopf, wenn sie rot sehen (oft werden die Argumente immer unlogischer je wütender man ist - aber überzeugen die wirren Argumente dann noch den Leser?)?
Ich habe mit einer Freundin darüber gesprochen und ihr Tipp war, im vornherein die Abfolge der Argumente aufzuschreiben, die die Figuren benutzen und dann erst im zweiten und dritten Schritt die ihrem Sprechstil angemessenen Formulierungen und die passenden Beschreibungen hinzuzufügen.
Wie geht es euch mit dem Thema?

Viele Grüße,
Thiod.

KaZuko:
Hi Thiod,

mir fallen allgemein negative Stimmungen sehr viel leichter als positive. Sowohl Trauer und Angst, als auch die Wut gehen mir recht flux von der Hand. Vielleicht, weil diese Stimmungslagen mich eher mitreißen als diese Friede-Freude-Eierkuchen-Szenen. Bisher habe ich noch nie Probleme mit Streitereien gehabt. Ausdrucksweise, Argumente, Gestiken, das alles hat eigentlich nie einen eigenen Szenen-Plot gebraucht.

Dafür kommt mir dieses Argumente-Aufschreiben von einem anderen Problem her bekannt vor: Überzeugungsversuche. Ich tu mich sehr schwer damit, wenn ein Charakter einen anderen von etwas überzeugen muss. Bei solchen Gelegenheiten bin ich immer recht froh, in der Schule Argumentationen geschrieben zu haben - Sanduhr- und Ping-Pong-Effekt, sagt das jemandem noch was?

Aber bei einem Streit? Ehrlicherweise kommt es mir spontan nicht so vor, als bräuchten Argumente in einem Streitgespräch eine sinnvolle Reihenfolge. So, wie die Gefühle und Tonlagen drunter und drüber gehen, so ist es doch auch mit dem, womit man um sich wirft. Meiner Erfahrung nach lösen sich Wortgefechte ohnehin nicht nach dem Wurf eines starken Arguments auf. So funktioniert Wut nicht. Wenn man wirklich irre wütend ist, hilft auch das Verstehen der anderen Partei nichts. Deswegen lasse ich das Gespräch meistens zügellos vor sich hin fließen. Entgegnungen und Erwiderungen kommen als ganz logische Reaktionen auf das, was zuvor gesagt wurde, egal ob ein schwächeres Argument dabei auf ein stärkeres folgt. Darauf legt man im Streit null wert. Wieso sollte man es dann beim Schreiben? Endergebnis wäre die Ideallösung eines Streits. Eine verfälschte Version dessen, was im richtigen Leben passieren würde.

Ergo: Ich empfehle dir kein Argumentationsraster. Lass dich lieber selbst von den Gefühlen mitreißen und schreib so, wie es am realistischsten ist.

Liebe Grüßchen,
Kazu

Iphigenie:
Hi auch von mir!

Ich muss mich eigentlich Kazu anschließen. Ein Argumentationsraster habe ich noch nie außerhalb des Deutsch-, Englisch- oder Französischunterrichts gebraucht und bin - bisher - auch noch der festen Überzeugung, dass das gut so ist. Ich bin ein ziemlicher Bauchgefühl-Mensch und wenn ich mit Formulierungen von vorneherein ausdenken würde (zum Beispiel), dann wüsste ich gar nicht, ob ich sie mit dem vorherigen Text verknüpfen könnte. Ähnlich ist es bei mir Argumenten. Im Streit setze ich viel auf Spontanität.

Was ich allerdings sagen muss, was schwierig ist, ist, wenn der Charakter, gleich auf zwei Sachen des Vorredners eingehen müsste. Zwei wichtige Anschuldigungen (wenn man es jetzt auf den Streit bezieht), die einem vorgeworfen werden, aber man kann schlecht auf beide direkt antworten. Wenn man etwas gegen die erste gesagt hat, kommt direkt die Konter. Ohne, dass man das zweite noch einmal aufgreifen konnte - obwohl man das oft gerne getan hätte! (ich hoffe, man versteht, was ich meine)

Etwas OT, aber ich wollte es eben erwähnen: Wo ich Kazu allerdings widersprechen muss, ist, dass mit traurige Szenen sehr schwer fallen. Dramatisch, ja, aber traurig? Kazu und Lessi wissen, wovon ich da genau spreche. :D

Liebe Grüße und ich hoffe, ich konnte helfen!
Iffi

Thiod:
@ Iffi: Ja, das mit den zwei 'Gegnern' im Streit ist tatsächlich eines der Probleme, das ich auch aktuell habe.

Mit dem Argumentationsraster habe ich mich vll. schlecht ausgedrückt. Ich meinte nicht, dass die Argumentation LOGISCH sein soll. Ganz im Gegenteil, gerade, dass sie nicht logisch ist, ist das, was mir so schwer fällt. Ich finde es im Übrigen sehr interessant, wie unterschiedlich leicht oder schwer einem verschiedene Stellen fallen.

Viele Grüße,
Thiod.

KaZuko:
Aber wenn du die Abfolge der Argumente nicht an Logik festlegst, wonach dann? Was ist es stattdessen, das dir im Streitgespräch schwerfällt? Ich versteh nach deinem letzten Post nicht ganz, wo bei dir das Problemchen liegt.

Grüßchen,
Kazu

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