Phantastisches > Weltenbau

Wie wird eine Welt authentisch?

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Thiod:
Naja, ich habe immer mal hier und da mir was einfallen lassen. Oft bin ich dabei von Dingen inspiriert die ich gerade in der Schule (bzw. jetzt in der Uni) kennengelernt habe. Aber in Elves' Century habe ich dann meist schon eigene Sachen entworfen (wenn man einmal davon absieht, dass ich das Brettspiel Mühle zu einer elfischen Erfindung erklärt habe...). Und was die Regisseure, Schriftsteller und so in Geschichte angeht... ich finde es einfach lustig, Fake-Rezensionen zu schreiben und meine Figuren Zitate aus Sachen, die es gar nicht gibt, herumwerfen zu lassen, sonst hätte ich mir die Mühe auch nicht gemacht. ;)

Viele Grüße,
Thiod.

KaZuko:
Sehr spannendes Thema. Ich warte schon lange darauf, dass so eins wieder einmal in der Phanta aufgeworfen wird. c:

Im Augenblick kann ich noch nicht sagen, ob meine Projekte sich auf lange Sicht eher im Urban- oder im High-Fantasy-Bereich ansiedeln.
Bisher habe ich mich an die Erschaffung von drei komplett phantastischen Welten herangetraut: Orsus, Nicis Welt und die Kolonien.

Orsus war mein erster Versuch, überhaupt eine Geschichte in einer anderen Welt zu schreiben. Dieses Land hat mich etwa dieselben Mühen wie dich gekostet, Claw: eine Karte mit unnötig vielen Städten, eine relativ ausgereifte Kultur (bei mir vor allem an die Thematik des Feuers angelehnt), einen Haupthandlungsort. Die meiste Aufmerksamkeit haben bei mir die zwei Städte erhalten, in denen die Protagonistin vorbei gekommen ist, sowie die dort lebende Bevölkerung. Aber vor allem habe ich mich auf die Bewohner konzentriert, auf ihr Verhalten, ihre Lebensweise und ihre Grundeinstellung. Orsus ist ein gefährlicher Ort für Menschen. Ich habe versucht, alles in dieser Welt eher bedrohlich wirken zu lassen. Alles andere - Landschaft, Stadtdetails, Technologie - war für mich eher nebensächlich.
Priorität: Volk und Kultur.

Nicis Welt danach hat mich sehr viel Aufregung gekostet, obwohl ich das Projekt schon nach den ersten 50k aufgegeben habe. Die Arbeit daran begann ca. zwei Jahre nach meinem ersten Versuch und während Orsus nur aus einem Land bestand, habe ich für Nicis Geschichte eine komplette Welt mit Kontinenten, Ländern und verschiedenen Volksgruppen erstellt. Diesmal war mir die Landschaft ebenso wichtig wie die Kultur, denn Nici sollte in der Handlung einmal quer durch fünf oder sechs verschiedene Länder reisen. Jede Landschaft besaß am Schluss ihre Eigenheiten und eigenen Gefahren: kannibalistische Urstämme in den Wäldern, einbruchsgefährdete Ebenen, monströse Ungeheuer in den Bergen. Völker hatten ihre politischen Vergangenheiten, Kriege, Eigenarten. So hatten die ehemaligen Brudervölker Alandir und Assir ihre gegenwärtigen Hass aufeinander, der im Zentrum der Handlung steht. Assir besaß eine eigene Sprache, jedes Volk seine eigene Kultur. Allem zu Grunde lag die Sonnen-Mond-Religion, der Ursprung von Nici als Tochter der Mondgöttin.
Wie in Orsus war die Priorität: Volk und Kultur.

Die Kolonien sind schließlich mein derzeitiges Augenmerk: Sie sind außerweltliche Planeten, auf denen sämtliche Götter, Dämonen und andere transzendente Geschöpfe aus den Erdkulturen zusammen leben. Vermutlich wird es die komplizierteste Welt sein, an die ich mich bisher herangewagt habe. Alle Transzendenten zusammen zu bringen, den Göttern aus den Religionen heraus richtige Berufe zu geben, auf möglichst viele Religionsaspekte einzugehen und dabei den Geschichten aus den heiligen Schriften nicht zu widersprechen, wird eine richtige Herausforderung werden. Bisher gibt es noch kaum Informationen zu Landschaften und Städten, aber ich stehe auch erst am Anfang.
Priorität: die Kreaturen und ihr Handeln. Sprich: Volk und Kultur.

Und das ist es auch, was für mich am wichtigsten ist, wenn es um neue Welten geht: Ich denke nicht, dass Städtenamen oder Landschaften eine Welt ausmachen. Was Farben, Thiods 'Feeling' und Spannung bringt, ist die Kultur. Städte können noch so pompös beschrieben sein - es ist langweilig, wenn die Bewohner farblos und platt sind. Krieger, Priester, Geister, Kannibalen, Elben, Gelehrte, Söldner, Bauern, Lumpenhunde ... die machen es aus. Was wäre ein Planet ohne Differenzen zwischen Ländergrenzen? Ohne die Konflikte zwischen den körperlichen Kriegern und den geistigen Gelehrten? Ohne eine praktizierte Religion und ihrer Gegner?
Ich finde, darauf sollte man sich am meisten konzentrieren. Alles andere sind Rahmenbedingungen, die das 'Feeling' zwar unterstützen, es aber nicht ausmachen.

Jemand anderer Meinung? c:

Liebe Grüße,
Kazu

Thiod:
Natürlich kommt es letztendlich auf die Bewohner der Welt an und auf ihre Eigenarten und Konflikte.  Aber Kultur schlägt sich ja auch in vielen 'technischeren' Details nieder und ich denke, diese gewissen Flavour schaden auch nicht und können auch dazu beitragen, die Eigenarten zu unterstreichen.
Tatsächlich bin ich aber immernoch im Kopf verschiedene Geschichten, die ich gelesen habe, zu vergleichen und herauszufinden, weshalb ich die eine überzeugend fand und die andere nicht. Gerade in Berlin in unserer Stadtteilbibliothek standen sehr viele schlechte Fantasy-Geschichten und ich überlege immernoch, WARUM sie so auf mich gewirkt haben. Die Welten darin waren glaube ich, immer sehr schablonenhaft - die Städte darin waren nicht mehr als das: Eine Stadt. Kopfsteinpflaster, stinkender Unrat, Bettler... aber irgendwie unpersönlich. Schwer zu beschreiben.
Noch schwerer finde ich es fast, zu sagen, warum mir eine Welt GUT gefällt. Vll. hängt es mit dem richtigen Maß zwischen Beschreiben, Andeuten und dem Leser selbst überlassen zusammen, ich bin nicht sicher.

Viele Grüße,
Thiod.

Darkness Claw:
Auf diesen kulturellen Aspekt bin ich (leider) erst recht spät bei meiner Weltenbastelei gekommen. Anfangs war mein Ziel eigentlich nur, eine Karte zu zeichnen, damit eben eine da ist (war auch noch auf einem wesentlich kleineren Format). Allerdings musste ich dann ziemlich schnell feststellen, dass die Karte trotz der Orte irgendwie leer wirkte. Alles sah so gleich aus und es stach einem nichts ins Auge. Darum habe ich dann auf einem größeren Papier eine neue angefangen und mir ist aufgefallen, dass diese "technischen" Details oft auch von einer Kultur abhängen. So ist es mir viel leichter gefallen, mir zuerst über die Geschichte des Fürstentums Gedanken zu machen und es erst dann mit den ganzen Namen zu versehen, die mir sonst immer immense Probleme bereiten. Es wirkt dann auch gleich alles viel persönlicher und aus einem Volk wird eben mehr als nur ein Volk, denn man kann es von den anderen unterscheiden. Sodass man eben beim Lesen z.B auf solche Sachen stößt wie "...als ein alberanischer Kaufmann zu ihnen trat..." und denkt "ein Kaufmann aus Albera? Jetzt muss er aber aufpassen, was er sagt." An solchen Dingen merke ich dann, dass mir eine Welt gefällt. Wenn sie quasi anfängt, für sich selbst zu leben.

lg, Claw

Thiod:
Dito! :D

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