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Wie wird eine Welt authentisch?

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Darkness Claw:
Hallo zusammen!

Da ich nun seit geraumer Zeit an meiner ersten ("richtigen") Welt bastle, beschäftigt mich diese Frage immer wieder und beschert mir so manche schlaflose Nacht, in denen ich nach weiteren Ideen suche, um die Welt so real wie möglich erscheinen zu lassen. Abgesehen von einem kleinen, historischem Überblick und einigen Einzelheiten wie z.B. dem Festlegen einer Währung oder einer Religion, besteht meine Hauptarbeit momentan darin, eine möglichst detailierte Weltkarte anzufertigen (die Karte ist 60cm hoch und 80cm breit, mit einem Maßstab von 1:1.300.000). Das ganze schluckt natürlich eine ganze Menge an Zeit, wobei eigentlich das Wenigste für das Zeichnen drauf geht, meistens sitze ich vor der Karte und mache mir Gedanken über die Namensgebung oder ähnlichs. Bisher bin ich eigentlich relativ zufrieden mit meiner Arbeit, drei von sieben Fürstentümern sind bereits (vorläufig) fertiggestellt und jedes weist seine eigenen Besonderheiten auf (hoffe ich zumindest ^^). Das einzige, was ich bei der Erstellung ignoriert habe, sind irgendwelche geographischen Gesetze, denn sonst müsste ich mir vermutlich über jeden einzelnen Hügel Gedanken machen, nämlich ob er überhaupt entstanden wäre, und wenn, wo genau.
Allerdings genug von mir, denn mich interessiert schließlich, wie ihr euren Welten Tiefe verleiht. Beachtet ihr dabei nur Dinge, die eindeutig für den Plot relevant werden, oder macht ihr euch auch Gedanken über etwas, das im Buch vielleicht nur ein- oder zweimal nebenbei erwähnt wird? Wie haltet ihr eure Ideen fest? Mit Karten, Auflistungen oder vielleicht nur in Gedanken? Und schlussendlich: Was für Erfahrungen habt ihr mit diversen Methoden und Herangehensweisen schon gemacht? Was würdet ihr weiterempfehlen und was erachtet ihr als unnötig oder unpraktisch?

lg,
Claw

Thiod:
Ich persönlich glaube daran, dass abgesehen von der Menge der Informationen vorallen Dingen wichtig ist, dass es die Sorte von Informationen ist, die ein 'Feeling' vermittelt, die dafür sorgt, dass die Welt authentisch wird. Aber was das Geheimrezept dafür ist, weiß ich nicht...
Letztendlich ist es bei mir von Projekt zu Projekt unterschiedlich, welche Dinge ich ausarbeite. Üblicherweise entwickele ich aber nur die Dinge, die entweder plottrelevant sind, oder sich mir von alleine vorstellig machen - wenn ich lange genug mit einer Welt arbeite, lerne ich viele Details ganz von alleine kennen. Was die Karten angeht, habe ich jedoch immer Probleme damit, mir Städte auszudenken, wenn sie in der Handlung niemals vorkommen. Dinge brauchen für mich eine Geschichte, wenn sie die nicht haben, empfinde ich sie als unpassend. Allerdings habe ich viele kleine Hintergrundgeschichten im Kopf, die dann doch zu Details führen, die in der eigentlichen Handlung nicht wirklich relevant werden.
Jeder Versuch bei mir dagegen, planmäßig eine Welt mit allen Details aufzubauen, ist bisher gescheitert, weil sie dann in meinem Kopf zu kontruiert wirkt und nicht zum Leben erwacht.
So kommt es, dass ich Welten mit genauen Karten aber ohne Sprachen habe und andere, die verschiedene Sprachen mit teils sogar Ansätzen ihrer Etymologie haben, aber kaum eine Landschaft, manche bestehen eher aus Stereotypen und werden mir nach einer Zeit zu schal. Nur wenn ich sehr intensiv mit einer Welt arbeite, bekommt sie von allem etwas und wird lebendig. Dort kenne ich dann ein Universum voller Geschichten, die alle auf ein oder andere Weise mit einander in Verbindung stehen. (Ich habe 3 Geschichten, deren Welten in meinem Kopf so weit gediehen sind, eine davon weiter als die anderen beiden).
Wie man merkt, trotz aller Planung, die ich gerne mache und Detailverliebtheit, wenn es mich einmal angebissen hat, bin überzeugt von der 'sich selbst schaffenden' Welt. Jedenfalls für mich selbst funktioniert sie am besten. Aber darin sind wir ja alle verschieden.

Viele Grüße,
Thiod.

Iphigenie:
Hallo erstmal,
ziemlich interessantes Thema erstmal vorweg!

Ich bin eher ein Typ von Schriftsteller, der sich lieber in Urban Fantasy aufhält - wo es also gar nicht so viel zu erschaffen gibt, außer ein paar grundlegenden Dingen, die ich mit vollem Herzen ausarbeite. Trotzdem gibt es das ein oder andere Projekt, indem ich mich auf andere Welten berufe, bisher sind die meisten noch nicht so wichtig geworden, sie wirklich anzufangen (oder das zu einer falschen Zeit), aber an dem Hintergrund arbeite ich eigentlich immer. Es macht mir unendlich viel Spaß (fast noch mehr Spaß als das eigentliche Schreiben), mir solche Sachen auszudenken und diese zu verbinden. Außer den Namen zumindest.

Ich glaube, dass ist der Grund, warum meine Geschichten immer so komplex sind, besonders die in Urban Fantasy (aber das ist, glaube ich, ein wenig OT).

Nun direkt zu der Frage:
Meine Welten werden erst dann authentisch (zumindest hoffe ich, dass sie das sind ^^), wenn ich mir selbst alles im Kopf vorstellen kann. Alles malen könnte (wenn ich denn so gut im Zeichnen wäre) und in die Welt abtauchen kann, alles ein wenig weiter ausschmücken. Aufschreiben tue ich das aber erstaunlich selten. Wieder nur die wichtigsten Informationen, bei den anderen verlasse ich mich darauf, dass sie in meinem Kopf bleiben.
Eine Landkarte zu entwerfen habe ich auch schon Mal überlegt, doch bisher ist es nur eine Stadtkarte geworden, die ich zusammen mit einem freund gemalt habe. Diese wiederum hilft wirklich sehr! Gerade was das authentische angeht! So habe ich gar nicht die Chance dafür zu Sorgen, dass sich im Plot etwas widerspricht. Außerdem bin ich nicht wirklich gut darin, Namen zu erfinden und dann zusammen mit einem Freund die Straßen- und Geschäftstitel auszuarbeiten ist schon eine riesige Hilfe, die allem noch mehr Leben einhaucht, wenn es nicht so halbherzig wie bei mir ist.

Ich hoffe, die Antwort ist nicht zu sehr am Thema vorbei :)
LG, Iffi

Thiod:
Ich selbst schreibe selten Urban-Fantasy. Allerdings habe ich in meiner Elves' Century - Urban-Fantasy auch ziemlich viel Weltentüftelei betrieben, da die Elfen zwar in der gewöhnlichen, menschlichen Welt herumrennen und interagieren, aber auch ihre eigene Kultur haben und trotzdem sie seit Jahrtausenden unter Menschen leben auch erhalten. So habe ich mir dann eigene Festtage und Spiele, Musikstile und Tänze ausgedacht, eigene Buchklassiker, elfische Rockmusiker und Filmregisseure, die alle Wert darauf legen, elfische Kultur zu leben und in ihrer Kunst auszudrücken. Und außerdem das Magiesystem...
Aber das kommt natürlich auf die Art der Urban-Fantasy an. Es gibt ja schließlich viele Geschichten, in denen das Phantastische Element in Menschen besteht, die besondere Kräfte haben und selbst aus normalen Familien stammen - dementsprechend also keine eigene Kultur haben, wie bei mir die Elfen.

Viele Grüße,
Thiod.

Iphigenie:
Das stimmt wohl ... Bei mir gibt es nur selten eine eigene Kultur - wenn ich genauer darüber nachdenke, sogar nur bei einem und da kommt sie so gut wie gar nicht vor.

Und wow. Ich war gerade ziemlich ... platt, als ich mir durchgelesen habe, was du alles ausarbeitest. Und ich dachte, ich würde viel ausdenken/-arbeiten. Hast du das recherchiert und was ausgesucht, was passen könnte, oder alles komplett ausgedacht?

LG, Iffi

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