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Wir und unsere Antagonisten

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Thiod:
Oh, der Arme. Da hat mein Xelbot doch ehrlich gesagt noch deutlich mehr eigene Schuld. Allerdings glaube ich daran, dass uns zu einem großen Teil unsere Umwelt, zu einem kleinen Teil unsere Gene und vielleicht noch das Schicksal prägen. Wir selbst können, wenn wir an einen Punkt kommen, dass wir bemerken, welche Richtung es mit uns nimmt, vielleicht noch etwas versuchen, auf uns selbst einzuwirken. Deshalb kann jeder, der den falschen Weg geht in gewisser Weise noch immer ein Opfer der Umstände und vielleicht auch seiner selbst sein - was nicht heißt, dass er für seine Taten entschuldigt wäre, nur, dass man ihn verstehen kann und nicht vergisst, dass er eine Person mit Gefühlen und einer Geschichte ist.
Dein Leon scheint auch so ein Opfer der Umstände zu sein, nach allem, was du erzählt hast. Erfährt der Leser das bei dir auch, oder ist das eine Hintergrundinfo, die du nur selbst hast, um ihn zu verstehen?
Mir selbst geht es häufig so, dass ich die Geschichte ja aus Sicht der Protas erzähle, und da die ein sehr einseitiges Bild vom Anta haben, erfährt der Leser dessen Hintergrund bestenfalls in einer Geschichtsbuchartigen Zusammenfassung. Natürlich könnte der Anta selbst erzählen - aber ich stehe nicht auf Antas, die das Gefühl haben, dem Prota ihre Seele ausschütten zu müssen - und daher befürchte ich, dass gerade der emotionale Teil der Geschichte des Antas eine Sache zwischen ihm und mir bleibt. Ich habe daher den Vater des Protas zu einem ehemals nahen Freund des Antas gemacht, um ein wenig Licht darauf zu werfen. Viele Details wird aber trotzdem wohl niemand außer mir erfahren. Obwohl ich überlege, ein paar Oneshots mit Xelbot zu schreiben, sozusagen "Bonusmaterial".

Viele Grüße,
Thiod.

Writing_Chrissi:

--- Zitat ---Dein Leon scheint auch so ein Opfer der Umstände zu sein, nach allem, was du erzählt hast. Erfährt der Leser das bei dir auch, oder ist das eine Hintergrundinfo, die du nur selbst hast, um ihn zu verstehen?
--- Ende Zitat ---
Bis jetzt habe ich vor, dass das alles zum Ende hin aufgedeckt wird und ich habe letztens festgelegt, dass Leon noch die Chance bekommt, sich zu entschuldigen, bevor er stirbt. Er wird nämlich vom Einfluss der Wolfsseele in ihm befreit und dadurch kommt dre Mensch zum Vorschein, der er eigentlich ist :'(

Tintenflügel:
Ich liebe meine Antagonisten, deswegen wird ihnen auch so mancher Ruhm bei mir eingeräumt. Nur leider müssen sie am Ende dann immer scheitern, damit die Geschichte weitergehen kann. Denn irgendwie kann man eine Geschichte gar nicht aus der Sicht eines Antagonisten erzählen, denn wenn man es tut, ist er ein "Anti-Held", was ihn schon wieder ein bisschen gut macht.
Aber ich steh auf meine Antagonisten. Meistens hat sich ihr Hass und Zerstörungswahn aus Enttäuschungen aus ihrer Vergangenheit entwickelt und ich kann ihren Hass auf die Welt gut nachvollziehen (Nein, diese Aussage soll jetzt keinen Anstoß zu psychologischen Gesprächen geben!  ;D)

Thiod:
Keine Sorge, wir schicken dich nicht auf die Couch ;D.
Was die Antas als Hauptfiguren angeht, glaube ich, dass es sehr schwer ist, dann noch darzustellen, dass sie böse sind. Der Anta sind sie dann ja sowieso nicht mehr. Und wenn man die Welt durch ihre Augen sieht, dann sieht man ja auch ihre Betrachtungsweise. Man würde sehr leicht ihre Weltsicht für die Richtige halten. Denn so ganz nett sind normale Portas ja teils auch nicht. Vorallem in der Sorte Fantasy, in der viele Schalchten geschlagen werden und noch Könige herrschen, sind ja im Grunde die Guten und die Bösen gleichermaßen am Leute metzeln und absolutistisch herrschen - da ist es ja nur die Ideologie, die den Unterschied macht. Aber irgendwann will ich mich doch an so eine Dark-Prota-Geschichte wagen, einfach, um es auszuprobieren und weil ich meine Antas so mag.

Viele Grüße,
Thiod.

Thea:
Ich schätze, ich rühre tatsächlich mal ein bisschen die Reihenfolge hier durch und belebe sehr alte Sachen wieder ^^
Das Projekt, an dem ich gerade schreibe, ist so eine Art Experiment für mich: Ich habe nur "einen" Ort (es ist ein Zeltlager an einem See, also ein bisschen kann ich schon variieren. Ich habe ein Waschhaus, eine Hütte für falls es regnet, und eben Zelte und den Strand, aber im Großen und Ganzen ist es ein Ort), zwölf Hauptfiguren, zwei Nebencharaktere, die tot sind, aber häufig erwähnt werden, weil sie für die Geschichte wichtig sind, und um die fünf Perspektiven. Ja, Perspektiven. Ja, das war wahrscheinlich nicht die beste Idee. ^^ Eigentlich finde ich es nicht mal schlecht, wie gesagt, es ist rundum ein Experiment. Nur ist es eben nun tatsächlich so, dass die meisten dieser Charaktere für einen anderen ein Antagonist sind. Das ist das Spannende daran. Ich habe viele Perspektiven zu schreiben, die sich teilweise gegenseitig nicht mögen, und trotzdem kann ich niemanden als "den Bösen" darstellen. Das mag ich.
Naja, doch, eine hab ich da: Sie heißt Rosemarie und steckt mit ihren Weltansichten irgendwo im Mittelalter fest. Sie ist unterschwellig rassistisch, eindeutig homophob, und Anti-Feministin (Sie findet es fast schon ekelhaft, wenn eine Frau den Heiratsantrag macht, "das gehört sich nicht", oder wenn ein Mann hauptberuflich Vater ist und die Mutter das Geld verdient. Und wenn eine Frau überhaupt keine Kinder will, dann auf den Scheiterhaufen damit, so ungefähr) Sie ist in der Geschichte keine wirkliche Antagonistin, da gibt es für die Geschichte schlimmere, nur ich persönlich habe sehr mit ihr zu kämpfen.
Wie sieht es bei euch aus? Irgendwelche neuen Antagonisten?
Viele Grüße,
Thea

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