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Autor Thema: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik  (Gelesen 62107 mal)

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #30 am: 08. April 2013, 22:19:33 »
Guten Abend Bernd :)
Ich habe endlich auch meinen Weg hierher gefunden und mal sehen ob mir irgendwelche Fragen einfallen...ähm:

1. Warum hast du dich dazu entschieden deine Bücher unter Pseudonym zu veröffentlichen und wie bist du auf die Pseudonyme gekommen ich finde sie haben ja doch Gemeinsamkeiten miteinander.
2. Was inspiriert dich zu deinen Projekten?
3. Wie lange und genau recherchierst du für Dinge die du brauchst und wie gehst du dabei vor?

Wenn mir noch irgendwelche Fragen ins Gesicht springen wollen werden es hier sicherlich noch ein paar mehr werden aber das war es jetzt erst einmal von meiner Seite.
Liebe Grüße

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #31 am: 08. April 2013, 23:47:35 »
1. Warum hast du dich dazu entschieden deine Bücher unter Pseudonym zu veröffentlichen und wie bist du auf die Pseudonyme gekommen ich finde sie haben ja doch Gemeinsamkeiten miteinander.
Als ich meine ersten "richtigen" Geschichten schrieb, war ich etwa 16 Jahre alt. Ich war schon ein Fan von Science Fiction und Fantasy, und beinahe alle Romane, die ich las, stammten von Autoren aus dem englischsprachigen Raum. Irgendwie verband ich das damals mit dieser Art von Geschichten, und ich fand Englisch als Sprache interessant. Es hatte damals noch einen gewissen "Coolness-Faktor" - die Generation meiner Eltern ist nicht besonders gut in Englisch, es war so eine Umbruch-Geschichte - junge Leute waren fit in Englisch, spielten Computerspiele auf Englisch, besorgten sich Fantasy-Rollenspiele (mangels Übersetzung) im englischen Original. Ich wollte cool sein, und dazu gehörte ein englisch klingendes Pseudonym.
Ich hatte gerade "The Crow" gesehen, einen Film, der mich beeindruckt hatte. Ich wandelte "Crow" lautmalerisch zu "Craw" ab, und Bernard ist natürlich eine englische Form meines ersten Vornamens "Bernd".
Es wurde dann schnell zu einer Gewohnheit, "Bernard Craw" unter meine Geschichten zu setzen, also blieb ich dabei. Auf dem Buchmarkt hat das Pseudonym aber einige Nachteile, insbesondere den, dass es oft falsch geschrieben wird. In den "Bernard" verirrt sich oft ein "h", und "Craw" schreiben viele Leute mit "o". Wenn der Buchhändler auf diese Weise nach meinen Büchern sucht, findet er sie nicht.
Die Veröffentlichung in einem Publikumsverlag (in meinem Fall Piper) war eine "natürliche Schwelle", bei deren Überschreiten ich das korrigieren konnte. Mein bürgerlicher Name, "Robker", ist aber auch sehr selten, eher ungewöhnlich und wird ebenfalls oft falsch buchstabiert - mit u, mit p, mit g, mit a statt er ... Der hätte also das Problem nicht gelöst. Also ein neues Pseudonym. "Robert" ist immerhin ein bisschen ähnlich zu "Robker" - Leute, die mich siezen, wenn sie mich kennenlernen, und dann irgendwann zum Du übergehen, nennen mich manchmal versehentlich "Robert" statt "Bernd", weil sie das durcheinanderbringen, also bin ich diese Anrede gewohnt.  ;) "Corvus" lässt sich leicht buchstabieren und ist zudem das lateinische Wort für "Rabe", womit sich gut spielen lässt, was die Zeichnungen auf meiner neuen Homepage und solche Dinge angeht.

2. Was inspiriert dich zu deinen Projekten?
Grundsätzlich kann mich alles inspirieren: Gute Geschichten, die eine Wendung nehmen, die mir nicht gefällt, oder die Nebenfiguren haben, deren Geschichte ich gern lesen würde. Monotone Tätigkeiten. Nachrichten im Fernsehen. Sachbücher mit interessanten Themen. Artikel über historische Ereignisse.
Am besten funktioniert bei mir aber laute Musik. Hier in Köln gibt es eine Heavy-Metal-Kneipe, die ich ab und zu besuche. Dennoch kenne ich kaum einen der anderen Gäste dort, weil ich regelmäßig ungesellig neben den Boxen stehe und die Fetzen von inneren Filmen gucke, die dann zu Ideen für meine Romane werden.

3. Wie lange und genau recherchierst du für Dinge die du brauchst und wie gehst du dabei vor?
Ich schreibe beinahe nur über Themen, deren Umfeld mich ohnehin schon interessiert. Ich habe mich deswegen noch nie "von Null" in einen Bereich eingearbeitet, weil ich dort einen Roman schreiben wollte. Ich hatte also immer ein generelles Wissen über das Gebiet, um das es ging.
Wenn ich dann beschließe, ein Projekt ernsthafter zu verfolgen, steige ich tiefer ein. Bei Das schwarze Auge ist das am leichtesten zu beschreiben. Ich finde eine Region, die optimal zu meiner Geschichte passt. Zu jeder dieser Regionen gibt es für das Rollenspiel, das sich mit der Romanreihe die Hintergrundwelt teilt, eine "Regionalspielhilfe". Die lese ich komplett durch. Dabei finde ich dann Elemente, die gut zu meiner Geschichte passen, die schreibe ich raus. Manchmal gibt es auch andere dominierende Elemente, etwa den Kult einer bestimmten Gottheit. Auch dazu gibt es Quellenbücher, die ich lese, und wieder schreibe ich Motive heraus, die ich verwenden möchte. Es gibt auch die "Wiki Aventurica" im Netz, dort suche ich nach den wichtigsten Elementen, die ich in meiner Geschichte verwenden möchte, und schaue nach, in welchen Publikationen, zum Beispiel anderen Romanen oder Abenteuerspielbüchern, diese auftauchen. Ich besorge mir dieses Material, ergänze meine Liste von Motiven.
Dabei bastele ich auch schon an meinem Szenenplan. Durch die Recherche können Szenen dazukommen (vielleicht ergibt sich ein spezielles Hindernis für meine Protagonisten, das die Dramatik steigern könnte), und durch das Basteln an der Handlung können neue Fragen auftauchen, zu denen ich mich im Quellenmaterial kundig mache.
Manchmal kenne ich auch jemanden, der sich besonders gut auskennt, dann befrage ich den. Ich habe allerdings ein sehr gutes Gedächtnis für Quellenmaterial, deswegen bin ich schnell sattelfest, wenn ich solches Material einmal gelesen habe.
Wie lange das dauert? Bei der Isenborn-Tetralogie war es vielleicht ein Monat, eher weniger. Bei meinen anderen Romanen noch kürzer.
Natürlich schlage ich auch während des Schreibens Details nach, sobald sie wichtig werden. Da ich vorher aber alles komplett gelesen habe, ist das nur noch ein Auffrischen.
Für einen historischen Roman, den ich schreiben wollte, zu dem ich aber nie gekommen bin, habe ich einen Professor angeschrieben, der einen Lehrstuhl für die Ausgrabungsstätte hat, deren Vergangenheit die zentrale Rolle spielen sollte. Er hat mir gegen Erstattung der Kopie- und Portokosten umfangreiches Material geschickt.
Bei einer Reise in eine andere Stadt hatte ich die Idee, dort einen historischen Roman spielen zu lassen. Ich machte Fotos von den wichtigsten potenziellen Schauplätzen und nahm eine Menge Prospekte von den historischen Sehenswürdigkeiten mit.
Für alles, was mit unserer realen Welt zu tun hat, kommt man an Wikipedia nicht vorbei, zumindest als Startpunkt.
Bei Sanguis B. gab es einige medizinische Fragestellungen, weil ich den Vampirismus dort als Krankheit, als sich rasend ausbreitende Seuche beschreibe. Bei diesen Fragen half mir ein befreundeter Arzt.
Im Vergleich zu Kollegen recherchiere ich eher wenig. Allerdings sagt man mir eine sehr umfangreiche Allgemeinbildung nach, und ich bin sowohl beruflich als auch privat einigermaßen rumgekommen, sodass ich viel aus dem schöpfen kann, was ich ohnehin habe - in meiner Buchsammlung, meinen Reiseaufzeichnungen oder in meinem persönlichen Erfahrungsschatz.

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #32 am: 09. April 2013, 18:39:41 »
Dieses Problem habe ich trotzdem, weil man als Schriftsteller nicht nur mehr schreibt, als man veröffentlicht, sondern auch noch mehr Ideen hat, als man in Romane umsetzen kann. In solchen Fällen hilft es mir oft, die Idee schriftlich zu fixieren. Das ist meistens nur eine halbe Seite, aber damit ist sie dann erst einmal "gebannt". Ich kann sie zur Seite legen in dem Wissen, sie irgendwann wieder hervorholen zu können
Das versuche ich auch immer - funktionieren tut es leider nur in ca 20% der Fälle! ::)

Ich habe am Freitag meinen neuen Roman begonnen, schreibe jetzt also dreieinhalb Tage daran und bin aktuell auf Seite 100. Ich halte es für sehr wichtig, dass man als Schriftsteller begreift, dass das völlig unwichtig ist. Zuallererst musst Du mit dem, was Du tust, zufrieden sein. Wenn Du einen Vertrag für das Projekt unterschrieben hast, musst Du ihn einhalten. Alles andere ist irrelevant. Du wirst die Zufriedenheit in Dir finden und in dem, was Du schreibst, nicht im Vergleich mit anderen Autoren. Es wird immer jemanden geben, der schneller schreibt, der mehr verkauft, der in der Kritik höher gelobt wird, den Du liest und bei dem Du Dich fragst: "Wow, wie kann man so etwas mit Sprache machen?" Aber es wird niemals jemanden geben, der Deine Geschichte erzählen kann.
Wow, das ist echt eine Menge! [Rose, zu deinem Kommentar: Seit diesem Jahr versuche ich, nicht nur regelmäßig, sondern wirklich täglich zu schreiben, so tausend Wörter mindestens. Ich merke selbst schon, dass ich dadurch viel flüssiger ins Schreiben reinkomme und mein "Pensum" mir viel schneller aus den Fingern getippt kommt. Um so richtig viel zu schreiben, braucht man also vieeeeel Übung, würde ich vermuten! ;) ]
Ja, dass die Seitenzahl eigentlich unbedeutend ist, ist mir auch klar. Dennoch ertappe ich mich dabei, dass ich unzufrieden bin, wenn ich mal weniger als zumindest 500-1000 Wörter in einem Rutsch tippe, schon, weil ich merke, dass ich unter dieser Zahl nicht in die Szene reinkomme. Und eine Szene in fünf Anläufen zu schreiben, das schadet dem Lesefluss, zumindest bei mir ...

Was mir etwas Sorge bereitet: Ich habe momentan zwei Projekte im Schreiben. Aktuell schreibe ich hauptsächlich an einem Einzelband, mit dem ich noch "völlig frei" bin. Ich merke, dass mir der zunehmend die Gedanken vereinnahmt und nicht mehr viel Raum für meinen zweiten Trilogie-Band lässt. Letzterer ist aber bereits unter Vertrag. Ich habe zwar (noch) keine Abgabefrist, würde die Rohfassung allerdings gerne bald durchhaben, um noch ausführlich korrigieren zu können, ohne gleich ein oder zwei ahre verstreichen zu lassen - Lektorat, Covererstellung, Redaktion, Satz etc. dauern ja auch nochmal ihre Zeit!
Ich versuche mich immer damit zu ermuntern, dass, je eher ich fertig bin, desto eher die Coverkünstlerin auch die ersten Skizzen anfertigen wird, aber irgendwie hat das Projekt mich aus der Handlung geworfen. Ich versuche daher aktuell, mein anderes Projekt möglichst weit voranzutreiben, um es aus dem Kopf kriegen zu können, aber ich habe Angst, dass die Qualität darunter leidet und ich die Szenen nur so aneinanderklatsche, ins "Quatschen" verfalle etc. ... :-\

Kennst Du das Gefühl zufällig und kannst mir einen Tipp geben? Das Einzelprojekt zurückzustellen, mag mir irgendwie nicht gelingen, es ist mit seinen aktuell ca 95k aber erst zu ca. 2/3 fertig von der Handlung her, würde ich schätzen. Bei meinem Schreibtempo von um und bei 20k im Monat würde es mich da noch eine schicke Weile in Anspruch nehmen ...
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #33 am: 09. April 2013, 19:40:42 »
Das versuche ich auch immer - funktionieren tut es leider nur in ca 20% der Fälle! ::)
Bei mir klappt es auch nicht immer.  :)

Um so richtig viel zu schreiben, braucht man also vieeeeel Übung, würde ich vermuten!
So ist es.
Um richtig gut zu schreiben, übrigens auch.
Schreiben ist die wichtigste Übung, um schreiben zu lernen. Interessanterweise verbessert man sich nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Ab und zu macht es "klick" und man merkt, dass man auf einer neuen Ebene angekommen ist. Allerdings nur, wenn man ab und zu innehält und überlegt, was man da eigentlich macht - unreflektiert die Hände auf die Tasten zu patschen bringt wenig.

Ja, dass die Seitenzahl eigentlich unbedeutend ist, ist mir auch klar. Dennoch ertappe ich mich dabei, dass ich unzufrieden bin, wenn ich mal weniger als zumindest 500-1000 Wörter in einem Rutsch tippe, schon, weil ich merke, dass ich unter dieser Zahl nicht in die Szene reinkomme. Und eine Szene in fünf Anläufen zu schreiben, das schadet dem Lesefluss, zumindest bei mir ...
Bei mir auch. Ich stelle fest: Wir sind uns ähnlich, was das Schreiben angeht, Frau Kollegin.  ;)

Was mir etwas Sorge bereitet: Ich habe momentan zwei Projekte im Schreiben. Aktuell schreibe ich hauptsächlich an einem Einzelband, mit dem ich noch "völlig frei" bin. Ich merke, dass mir der zunehmend die Gedanken vereinnahmt und nicht mehr viel Raum für meinen zweiten Trilogie-Band lässt. Letzterer ist aber bereits unter Vertrag. Ich habe zwar (noch) keine Abgabefrist, würde die Rohfassung allerdings gerne bald durchhaben,
...
Ich versuche daher aktuell, mein anderes Projekt möglichst weit voranzutreiben, um es aus dem Kopf kriegen zu können, aber ich habe Angst, dass die Qualität darunter leidet und ich die Szenen nur so aneinanderklatsche, ins "Quatschen" verfalle etc. ... :-\
Kennst Du das Gefühl zufällig und kannst mir einen Tipp geben? Das Einzelprojekt zurückzustellen, mag mir irgendwie nicht gelingen, es ist mit seinen aktuell ca 95k aber erst zu ca. 2/3 fertig von der Handlung her, würde ich schätzen. Bei meinem Schreibtempo von um und bei 20k im Monat würde es mich da noch eine schicke Weile in Anspruch nehmen ...
Ich kenne Deine Situation nur aus diesem Diskussionsbeitrag, und das ist eine sehr dünne Basis für eine Analyse und für Ratschläge. Es ist also sehr gut möglich, dass ich völlig danebenliege. Daher meine Bitte: Denk über das Folgende nach, aber entscheide selbst, ob es Dir hilft oder nicht. Wenn nicht - ignoriere es. Dieses Vorgehen empfehle ich auch für alle Schreibratgeber und -ratschläge.
Autoren sind im Allgemeinen Meister der Prokrastination. Das bedeutet: Sie schieben gern auf, finden viele Ausreden, um nicht schreiben zu müssen. Wenn sie an einem Manuskript arbeiten, wird plötzlich alles andere (scheinbar) wichtig: Frühjahrsputz, die seit Jahren nicht mehr angeschaute CD-Sammlung muss nach einem neuen System sortiert werden, Freundin Annelie sollte besucht werden, im Kino war man schon viel zu lange nicht mehr und was läuft eigentlich grade im Fernsehen oder was tut sich auf Facebook? Resultat: Das Manuskript kommt nicht weiter. Dieser "siechende Tod" ist nach meiner Überzeugung die Haupttodesursache für Romane, die etwas Großartiges hätten werden können.
Dein Problem ist nicht der Einzelband. Vergiss den Einzelband. Der Einzelband ist eine Ablenkung. In Wirklichkeit geht es um den zweiten Band Deiner Trilogie. Bei dem hast Du das Problem. Er ist nämlich nicht interessant genug.
Zumindest für Dich ist er nicht interessant genug. Er packt Dich einfach nicht, und deswegen schweifen Deine Gedanken zu dem Einzelprojekt ab. Es ist natürlich ein Spezialfall, dass es ein anderes Manuskript ist, das Dich ablenkt, aber im Prinzip könnte es genauso gut ein Kinofilm, ein Diskothekenbesuch oder sonst etwas sein.
Da (meiner Vermutung nach) das Problem beim zweiten Band der Trilogie liegt, musst Du es auch dort lösen. Irgendwas stimmt da nicht. Figuren zu blass? Zu lieb? Zu sehr Klischee? Handlungsbogen zu locker? Schauplätze zu ausgelutscht?
Nein? Alles okay?
Gut, dann probier mal das: Nimm Dein Konzept, schau an die Stelle, an der Du gerade bei Deinem Manuskript/ der Rohfassung angekommen bist, und mach etwas ganz Verrücktes mit dem Konzept. Am besten etwas, das Dir weh tut. Bring die Hauptfigur um und überlege, wie die Geschichte dann weitergehen würde. Oder lass sie eine ganz andere Entscheidung treffen. Oder sie einen Menschen verlieren, den sie liebt. Oder sich in einen anderen Menschen verlieben als den, mit dem sie gerade zusammen ist. Denk das durch.
Aber nicht zu lange. Es dient nur dazu, Dir klar zu machen, dass die Geschichte nicht unbedingt so verlaufen muss, wie Du sie geplant hast. Es gibt tausend Alternativen.
Jetzt, wo Dir das bewusst ist, kannst Du maßvoller "an den Schrauben drehen". Vielleicht ein kleiner Streit zwischen eigentlich befreundeten Protagonisten, in dem ihre unterschiedlichen Ansichten deutlich werden? Ein Zwischensieg für den Schurken?
Irgendwann wird etwas dabei sein, das Dich interessiert.
Mehr interessiert als der Einzelroman.
Dann bist Du wieder drin.
Das war jetzt die harte Methode. Die softe Variante: Da Du noch keinen Termin für den zweiten Band der Trilogie hast, kannst Du natürlich auch zunächst den Einzelroman schreiben und darauf hoffen, dass sich Dein "Kreativspeicher" für den zweiten Band der Trilogie währenddessen wieder auflädt.
Es ist Deine Entscheidung.

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #34 am: 09. April 2013, 20:30:05 »
Bei mir auch. Ich stelle fest: Wir sind uns ähnlich, was das Schreiben angeht, Frau Kollegin.  ;)
Hupps, diese Bemerkung freut mich gerade total, da werde ich glatt rot! ;)

Deine lange Annahme zitiere ich hier mal nicht ein, sondern gehe einfach so darauf ein, ich hoffe, das ist dir recht.
Ich fühle mich ... ertappt! :-[
Meinen Erstling, den ersten Trilogie-Band, habe ich einfach drauflos geschrieben. Ich wusste damals noch nicht einmal, was "Plot" eigentlich ist. Den zweiten Band habe ich dann genauso gestartet, nur im Kopf ein klein wenig geplant. Erst zu der Zeit begann ich dann, mich allmählich in Autorenforen umzusehen, schlauzulesen - überhaupt erstmal die Reife zu kriegen, so etwas zu verstehen und zu verinnerlichen, denke ich.
Auch danach bin ich am Plotten immer sehr schnell gescheitert, ich versuche noch immer, da für mich die richtige Methode, das richtige Zwischending zu finden - einen lockeren Plan haben, nicht zu viel, um die Spannung und die Möglichkeiten beim Schreiben zu nehmen, nicht zu wenig, sodass ich steckenbleiben könnte.
Ich denke, was ich bislang so geschrieben habe, funktioniert gut so, wie es ist - nur, was nach der "aktuellen" (ähem, also, letztbegonnenen) Szene passieren soll, da ist ein dunkler, nebliger Abgrund, an dessen fernem Ende eine Schlüsselszene winkt. Und das Geheimnis darf auch noch nicht gelüftet werden, sondern erst eine Weile nach der Schlüsselszene, damit Person x das nicht mehr mitbekommt und davon später überrascht wird.
Was im zweiten Handlungsstrang das genaue Ziel ist, weiß ich auch noch nicht. Ich weiß, warum und wohin die Perspektivträgerin muss - aber was genau soll sie denn da finden, um ihren Freunden zu helfen, wie wird das aussehen?
Im Prokastinieren hätte ich Chance auf einen Meistertitel. Wenn selbst Aufräumen interessantr würde, würde ich als das Chaos in Person glaube ich einen Strick nehmen und mich da erschießen, wo das Wasser am tiefsten ist (ich liebe diese Formulierung!), aber es ist schon sehr immens.
Ich habe sogar noch ein paar alte, handgeschriebene Seiten, in der die Szene fortgeführt wird. Ich denke immer, wenn ich das erstmal so roh abtippen würde, würde ich vielleicht wieder in einen Flow kommen, aber ... hach! :-X Da ist sie wieder, die Prokastination!

Und dann ist da halt noch der Einzelroman, der seit dem NaNo tagtäglich nach mir ruft und mich lockt mit Versprechungen, bald Folterszenen schreiben zu dürfen ... :-[
Ich könnte ihn zu Ende schreiben, wie ich es eigentlich wollte, aber wenn das zu lange dauert? Ich habe Angst, dann völlig aus Band II rauszukommen, und außerdem - letzten Monat ist Band 1 erschienen. Ich finde es immer schrecklich, wenn ich mehr als ein Jahr auf einen Folgeband von etwas warten muss, will ich das meinen Lesern denn wirklich antun? und auf die Aufladung des "Kreativspeichers" warte ich jetzt schon mehrere Monate ...

Maja (unsere Administratorin hier und drüben im TiZi, ja, die Maja! ;) ) hat mir, als ich sie letztens traf, den Rat gegeben, mir vom Verlag einfach eine Frist für das Rohmanuskript geben zu lassen. Aber mehr als den Druck des selbstgesetzten Monatspensums halte ich glaube ich nicht qualitativ angemessen durch ... ich habe Angst, dass ich dadurch in eine völlige Blockade rutschen könnte, sobald ich nur an das Schreiben denke! :(

Auch, wenn ich in Wirklichkeit schon genug handlungsrelevante Figuren über's Messer springen lasse, werde ich Deinen Vorschlag gerne mal ausprobieren, danke!
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Bernd Robker

  • Gast
Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #35 am: 09. April 2013, 21:04:55 »
Ich fühle mich ... ertappt!
Hehehe. Da klopfe ich mir erst mal selbst auf die Schulter.

Meinen Erstling, den ersten Trilogie-Band, habe ich einfach drauflos geschrieben. Ich wusste damals noch nicht einmal, was "Plot" eigentlich ist. Den zweiten Band habe ich dann genauso gestartet, nur im Kopf ein klein wenig geplant. Erst zu der Zeit begann ich dann, mich allmählich in Autorenforen umzusehen, schlauzulesen ...
Und das ist ganz genau richtig so! Hervorragend gemacht, Janika!
Man glaubt gar nicht, wie viele Leute alles wissen, was es über das Schreiben zu wissen gibt - theoretisch. Die halten einem dann auch gern lange Vorträge über ihr wissen. Manche schreiben sogar Schreibratgeber oder halten Volkshochschulkurse. Kein Witz: Schaut Euch mal die Kurspläne von Volkshochschulen im Bereich "Kreatives Schreiben" an und dann surft mal auf die Autorenseiten der Dozenten dort. Viele haben nur einige Kurzgeschichten in Anthologien untergebracht, wollen Euch aber erzählen, worauf es beim Romanschreiben ankommt ...
Wer schreiben lernen möchte, muss schreiben. Basta. Nur dann kann man überhaupt einordnen, was in Ratgebern steht.

Auch danach bin ich am Plotten immer sehr schnell gescheitert, ich versuche noch immer, da für mich die richtige Methode, das richtige Zwischending zu finden - einen lockeren Plan haben, nicht zu viel, um die Spannung und die Möglichkeiten beim Schreiben zu nehmen, nicht zu wenig, sodass ich steckenbleiben könnte.
Bis jetzt habe ich es in diesem Forum geschafft, den Leuten nicht mit den Weisheiten auf den Keks zu gehen, die ich in einem Lebensabschnitt gesammelt habe, der mich bis heute prägt. Jetzt muss ich aber doch mal davon erzählen.
Ich war einmal Karatelehrer. Einer der ganz wichtigen Grundsätze dort: Du darfst keine Angst vor dem Tod haben, wenn Du kämpfst. Auch nicht davor, dass Dir jemand im Training eine Rippe bricht. Wenn Du auf den Boden schlägst, schlägst Du auf den Boden, spuckst ein bisschen Blut, stehst auf und machst weiter. Wenn Du Angst davor hast, geh nicht in den Dojo. Das ist okay. Nicht jeder ist ein Kämpfer, und Kämpfer sind keine besseren Menschen. Aber wenn Du ein Kämpfer sein willst - dann kämpfe.
Wenn Du eine Autorin sein willst, darfst Du keine Angst davor haben, Schrott zu schreiben. Wenn Du Schrott schreibst, schmeiß ihn weg und fang neu an. Wenn Du Dich in der Planung verzettelst, hör auf mit dem Planen. Aber nur, weil Du merkst, dass Du Dich verzettelst, nicht, weil Du Angst davor hast, dass Du Dich verzetteln könntest. Wenn Du in Deinem Manuskript merkst, dass Du Dich verirrt hast, dann geh einen Schritt zurück und hämmere Deinen Plan zurecht. Aber Du darfst nicht hinter dem sicheren Ofen hocken bleiben, nur weil Du fürchtest, dass Du Dich verirren könntest.
Die Angst ist Dein Feind. Nicht das Überplanen oder das Verirren - mit beidem wirst Du fertig werden, wenn Du erst mal an den Punkt kommst.

... würde ich ... einen Strick nehmen und mich da erschießen, wo das Wasser am tiefsten ist (ich liebe diese Formulierung!)
Ich schmeiß mich weg! Den Spruch kannte ich noch nicht!  :D

Ich könnte ihn zu Ende schreiben, wie ich es eigentlich wollte, aber wenn das zu lange dauert? Ich habe Angst, dann völlig aus Band II rauszukommen,
Da kann ich Dich beruhigen: Wenn ich das so lese, kannst Du nicht mehr aus Band II rauskommen. Du bist bereits aus Band II raus. Du musst wieder rein.

und außerdem - letzten Monat ist Band 1 erschienen. Ich finde es immer schrecklich, wenn ich mehr als ein Jahr auf einen Folgeband von etwas warten muss, will ich das meinen Lesern denn wirklich antun? und auf die Aufladung des "Kreativspeichers" warte ich jetzt schon mehrere Monate ...
Mumpitz. In der Fantasy ist im Moment die große Erfolgsserie "Das Lied von Eis und Feuer". Da warten die Fans zwischen den Büchern Jahre auf den nächsten Band.

Maja (unsere Administratorin hier und drüben im TiZi, ja, die Maja! ;) ) hat mir, als ich sie letztens traf, den Rat gegeben, mir vom Verlag einfach eine Frist für das Rohmanuskript geben zu lassen.
Wer bin ich, dass ich Maja widersprechen dürfte? :)
Allerdings wird Dich Dein Verlag vermutlich fragen, welcher Termin denn realistisch wäre, und dann bist Du auch nicht weiter.
Noch eine der harten Wahrheiten aus meiner Karatezeit: Wenn es wirklich ernst wird, bist Du immer allein. Immer. Kein Räuber/ Vergewaltiger/ Schläger ist so dämlich, Dich anzugreifen, wenn Du mit Deinen Freunden unterwegs bist. Also bist Du völlig auf Dich allein gestellt, wenn es hart auf hart kommt.
Und Schriftsteller sind am Ende des Tages auch immer allein. Du kannst entscheiden, aber Du musst auch mit den Konsequenzen Deiner Entscheidung leben.
Einzelroman schreiben oder den zweiten Teil der Trilogie? -> Deine Entscheidung. Der andere Roman wird sich nicht von allein schreiben.
Überhaupt schreiben oder sich mit Freunden treffen? -> Deine Entscheidung. Du wirst als Schriftstellerin stagnieren oder Freunde verlieren. (Anekdote: Der Schreiblehrer James N. Frey wurde von einer Studentin gefragt, was sie tun könne, da ihr Ehemann kein Verständnis dafür habe, dass sie sich so oft zum Schreiben zurückziehe. Sein Ratschlag: Lassen Sie sich scheiden.)
Konzept überarbeiten oder einfach weiter? -> Deine Entscheidung.
Viel planen oder wenig? -> Deine Entscheidung.
Das bisher Geschriebene wegschmeißen und neu beginnen oder auf die Überarbeitung vertrauen? -> Deine Entscheidung.
Auf Onkel Bernd/ Bernard/ Robert hören oder den alten Zausel reden lassen? -> Deine Entscheidung.  ;)

André Wiesler hat mich einmal eingeladen, bei einem Workshop mit ihm gemeinsam (angehenden) Autorinnen und Autoren Rede und Antwort zu stehen. Meine Antworten fielen recht martialisch aus, die Leute sackten immer weiter in die Stühle. André war für die aufbauenden Statements zuständig, damit die Leute am Ende nicht völlig fertig aus dem Saal krochen.
André Wiesler hat mich nie wieder zu einem solchen Workshop eingeladen.  :D

Offline Janika

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #36 am: 09. April 2013, 21:11:43 »
Ich glaube, ich lasse mir das alles erst einmal ein paar Tage Nächte durch den Kopf gehen, ja? Vielen Dank, ich glaube, du hast mir mental sehr geholfen!

Ach, und Leute? Ich wollte euch hier nicht mit diesem speziellen Thema verschrecken, ihr dürft ruhig weiter Fragen stellen! ;D
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben!

Bernd Robker

  • Gast
Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #37 am: 10. April 2013, 15:25:11 »
Wenn es Euch interessiert, könnt Ihr mir beim Schreiben meines aktuellen Romans über die Schulter schauen. Mindestens einmal täglich gebe ich auf meiner Robert-Corvus-Facebookseite einen Status. Ich bin mir nicht sicher, aber ich vermute, man kann die Seite auch anschauen, wenn man keinen Facebook-Account hat.

Offline Thiod

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #38 am: 15. April 2013, 19:07:18 »
Hallo Bernd,

mir sind doch noch Fragen eingefallen:
Kennst du einen Tipp, was man machen kann, wenn man Hemmungen hat, Szenen zu schreiben, bei denen man weiß, dass man es im ersten Anlauf vielleicht nicht so gut hinkriegt?
Und noch eine ganz andere Frage:
Wie begegnest du der weitverbreiteten Meinung, das Fantasy als Genre nicht ganz "voll" zu nehmen ist oder begegnest du ihr gar nicht?

Viele Grüße
Thiod.
Wissen ist Macht - Phantasie ist Freiheit

Bernd Robker

  • Gast
Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #39 am: 15. April 2013, 22:42:56 »
Kennst du einen Tipp, was man machen kann, wenn man Hemmungen hat, Szenen zu schreiben, bei denen man weiß, dass man es im ersten Anlauf vielleicht nicht so gut hinkriegt?
Das hängt davon ab, worauf diese Hemmungen zurückzuführen sind.
Die erste Frage wäre, ob die jeweilige Szene optimal konzipiert ist. Vielleicht sagt ja das Bauchgefühl, dass irgend etwas noch nicht stimmt. Kann das Geschehen durch eine andere Perspektivfigur besser vermittelt werden? Oder ist die Handlung an den Haaren herbeigezogen? Die Kardinalfrage natürlich: Hat die Szene in dem Buch überhaupt eine Berechtigung?
Wenn das Konzept gut, aber die Hemmung noch immer vorhanden ist, zieht mein Credo "Schizophrenie ist ein Qualifikationsmerkmal für Autoren". Jeder Autor vereint in sich mehrere Rollen, die in einem normalen Betrieb von unterschiedlichen Personen ausgefüllt werden. Er ist Marketingleiter, Finanzvorstand, bis zur Abgabe des Manuskripts der eigene Lektor und Redakteur, er ist auch ein Leser, ein Marktforscher und so weiter. In jeder dieser Rollen ist eine etwas andere Einstellung zum Werk zielführend. In dem von Dir angesprochenen Fall brauchen wir zwei Rollen: den Schreiber, also den Typen, der an der Tastatur sitzt und tippt, und den Chef, also den Boss mit der Zigarre, dem miesen Lächeln und den beiden Typen mit den Vorschlaghämmern hinter sich, die er mit einem Fingerschnippen herbeizitieren und auf den Schreiber hetzen kann, damit sie ihn ordentlich vermöbeln. Je fieser Du als Chef bist, desto besser. Für Dich als Chef bist Du als Schreiber eine unwürdige Bazille, die Du ordentlich rund machst, wenn sie nicht richtig spurt. Um Deine Hemmung zu überwinden, musst Du nun gleichzeitig der Chef sein, der den Schreiber antreibt und ihn am Schreibtisch festkettet, und der Schreiber, der schlicht und ergreifend keine Wahl hat und einfach schreiben muss. Der Schreiber in Dir wird um Gnade winseln. Den Chef in Dir wird das nicht interessieren. Der Schreiber wird anführen, dass er unter Druck nichts Vernünftiges zu Papier bringen wird, dass er das Meer sehen muss, um zu schreiben, dass es zu warm  ist, heute Abend ein Film im Kino anläuft, ihn eine andere Geschichte viel mehr interessiert ... Der Chef wird sagen: "Ich will es nicht gut - ich will es heute Abend!" Damit ist für den Chef die Diskussion beendet. Er geht dazu über, sich Strafmaßnahmen für den Fall auszudenken, dass die Szene heute Abend nicht fertig sein sollte: Der Kinobesuch fällt aus, es gibt keinen Nachtisch, der Teddybär darf heute Nacht nicht mit ins Bett. Der Schreiber wird schreiben. Vielleicht, sogar meistens, wird die Szene sehr viel besser sein, als er befürchtet hat. Selbst wenn sie grottenschlecht ist, ist die gute Nachricht, dass er seine Pflicht getan hat und erlöst ist. Für Dich selbst ist diese Nachricht allerdings nur begrenzt gut, denn Dein nächstes Ich, der Lektor/ Redakteur, wird bereits vom Chef am Ohr gepackt und an den Schreibtisch gezerrt. Der kann jetzt aber arbeiten, denn im Gegensatz zu einer leeren Seite kann er mit einer schlechten Seite etwas anfangen.
Ansonsten kannst Du Dir einige generelle Weisheiten ins Gedächtnis rufen. Wenn Du keine gute Erotik-Szene schreiben kannst, dann schreibe einhundert schlechte. Die schmeißt Du natürlich weg. Die einhunderterste wird zumindest besser sein als die allererste. Und wenn Du auf diese Weise etwas Erfahrung mit Erotik-Szenen hast, dann kaufst Du Dir mal einen Erotik-Roman, den Du dann ganz bewusst liest und schaust, was in diesem Text anders ist als in Deiner Szene.

Wie begegnest du der weitverbreiteten Meinung, das Fantasy als Genre nicht ganz "voll" zu nehmen ist oder begegnest du ihr gar nicht?
Hierbei handelt es sich nach meiner Erfahrung eher um einen Minderwertigkeitskomplex als um eine weitverbreitete Meinung. Sprich: Diese Befürchtung wird primär von Leuten empfunden, die selbst als Konsumenten oder Macher mit der Fantasy verbunden sind. Außerhalb ist die Haltung, der ich begegnet bin, entweder "kenne ich nicht" oder "interessiert mich nicht".
Diejenigen, für die Fantasy tatsächlich minderwertig ist, dehnen diese Wertung in der Regel auf die Unterhaltungsliteratur im Ganzen aus. Mit Ausnahme der Hochliteratur ist für sie also jeder Roman minderwertig. Das ist eine verschwindend geringe, meist literaturwissenschaftlich gebildete Minderheit. Angeblich gibt es sie in Verlagen überproportional häufig (sie machen dort also vielleicht 5% der Belegschaft aus). Ich hatte keinen persönlichen Kontakt, weiß aber von einer Fantasylektorin, dass sie das ultimative Argument auf den Tisch gelegt hat, das in jedem Verlag sofort zieht: die Verkaufszahlen.
Ich selbst würde eher mit der psychologischen Kraft der in der Fantasy gepflegten Archetypen argumentieren, die letztlich Seelenbilder sind und damit universell aussagekräftig und jenseits des Tagesgeschehens aktuell. Aber wie erwähnt bin ich eigentlich noch nie jemandem begegnet, der die These der Minderwertigkeit der Fantasy ernsthaft vertreten hätte (hey, mal im Ernst: Goethes Faust wäre heute ein Drehbuch für einen Horror-Film), sodass ich meine niederschmetternde Argumentation noch nicht anbringen konnte.
Eine letzte Bemerkung noch: Kollegen aus dem Historischen Roman und dem Krimi haben sich bei mir auch schon darüber beklagt, dass ihr Genre in der öffentlichen Wahrnehmung als minderwertig dargestellt würde ...

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #40 am: 17. April 2013, 21:54:14 »
Uhh hatte gerade noch ein paar Ideen... hoffe sie sind noch nicht gestellt worden. Habe sie jedenfalls  nicht gesehen.

1. Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben.

2. Wie sicherst du deine Dateien? Hast du Sicherheitskopien, eine extra Festplatte, druckst du es einfach aus oder machst du nichts der Gleichen?

Liebe Grüße

Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #41 am: 17. April 2013, 22:33:31 »
1. Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben.
Es gibt nichts, was ich unbedingt brauche, ohne das ich also überhaupt nicht schreiben kann. Es gibt aber Elemente, die es mir erleichtern.
1) Einen Computer. Ich kann prinzipiell auch mit der Hand schreiben und später abtippen, aber das empfinde ich als mühselig.
2) Genug Schlaf. Ich bin besonders kreativ, wenn ich ausgeschlafen und gerade aufgewacht bin. In einer intensiven Schreibphase fange ich direkt nach dem Aufstehen mit dem Schreiben an, mache nach dem Essen einen Mittagsschlaf und lege danach direkt wieder los.
3) Frische Luft. Ich lüfte oft und lange durch. Wenn es warm genug ist, schreibe ich gern bei offenem Fenster.
4) Laute Musik. Ich höre beim Schreiben gern einige wenige Stücke in Endlosschleife. Welche Stücke das genau sind, wechselt von Buch zu Buch. Ich habe mir einen guten Kopfhörer zugelegt, damit ich hemmungslos aufdrehen kann.
5) Schokolade.
6) Duschen. Das mache ich gern vor einer neuen Szene. Während des Duschens lenkt mich nichts davon ab, die Szene zu durchdenken. In einer intensiven Schreibphase dusche ich deswegen oft mehrmals täglich.

2. Wie sicherst du deine Dateien? Hast du Sicherheitskopien, eine extra Festplatte, druckst du es einfach aus oder machst du nichts der Gleichen?
Erst mal versioniere ich. Immer, wenn ein signifikantes Stück geschafft ist, mache ich "Speichern unter ..." und vergebe eine neue Versionsnummer im Dateinamen, oben am Anfang der Datei und in der Fußzeile der Datei, damit ich Ausdrucke sofort zuordnen kann (wobei ich selten ausdrucke, das ist eher relevant, wenn ein Manuskript von anderen gelesen wird und wir sichergehen wollen, dass wir vom gleichen Entwicklungsstand sprechen). Außerdem mache ich immer eine neue Version, wenn ich den Computer wechsle, in der Regel vom stationären PC auf mein NetBook oder zurück. Dadurch haben die frühen Versionen alle einen unterschiedlichen Umfang. Version 1 hat vielleicht 50 Seiten, Version 2 hat 65 Seiten,  bei Version 3 sind es 100 Seiten und so weiter. Diese Versionierungen mache ich primär, weil eine Textverarbeitung zwar selten, aber doch ab und zu die Sachen durcheinanderhaut (vermutlich, weil der Benutzer eine originelle Tastenkombination verwendet hat). Dann kann ich immer auf einen "sauberen" Stand zurück.
Irgendwann ist das Manuskript fertig, dann versioniere ich jede Überarbeitung. Jede dieser Versionen hat also in etwa die gleiche Seitenzahl, denn jede enthält die komplette Geschichte, aber eben etwas anders, hoffentlich besser. Wenn ich mit einer Änderung im Nachhinein unglücklich bin, kann ich aus einer älteren Version die vorige Variante herauskopieren. Das kommt zwar selten vor, ist aber ein Trick, der ganz gut funktioniert, um sich zu überwinden, wirklich heftige Überarbeitungen zu machen (eine komplette Szene aus einer anderen Perspektive zu schreiben, zum Beispiel).
Echte Sicherungskopien ziehe ich auf einen Stick und schiebe sie von dort auf meinen anderen Computer. Das mache ich auch ab und zu mit meinem kompletten Manuskripte-Ordner, sodass mein stationärer PC und mein NetBook dann auf dem gleichen Stand sind.
Wenn ich meine fertige Rohfassung abgebe, läuft das immer über eMail an das Lektorat. Dabei nehme ich meinen Agenten in Kopie. Falls dann der Super-Gau eintreten sollte (das Haus, in dem ich wohne, brennt ab und beide Computer sind drin) hat mein Agent immer noch eine Fassung. Das Material zu meinen noch nicht verkauften, aber halbwegs marktfähigen Projekten hat er natürlich auch, damit geht er ja hausieren.
Generell gilt natürlich, dass häufige Sicherungskopien zu empfehlen sind. Ich halte mich allerdings selbst nur unzureichend an diese Empfehlung, wie ich zu meiner Schande gestehe.

Offline Jayda-Rose

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #42 am: 18. April 2013, 16:49:43 »
Hallo :)

Schreiben ist die wichtigste Übung, um schreiben zu lernen. Interessanterweise verbessert man sich nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen. Ab und zu macht es "klick" und man merkt, dass man auf einer neuen Ebene angekommen ist. Allerdings nur, wenn man ab und zu innehält und überlegt, was man da eigentlich macht - unreflektiert die Hände auf die Tasten zu patschen bringt wenig.
Bei mir auch.

Dazu hätte ich auch noch eine Frage an dich. Wie meinen sie, dass man innehalten soll? Was soll man sich da fragen? Kannst du mir das vielleicht erklären?
Ich habe mir noch nie richtig Gedanken darüber gemacht, aber trotzdem merke ich, dass ich besser werde, habe aber nicht das Gefühl, dass es sprunghaft ist.
Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, was ich besser machen könnte und was ich vielleicht noch nicht so gut kann.
Deswegen hat es mich auch etwas erschrocken, zu lesen, dass man nur besser wird, wenn man innehält :o
Wie meinten sie das denn? Ich bin jetzt nämlich etwas verwirrt.
Vielleicht mache ich das, was sie meinen, ja auch unbewusst, ohne zu wissen, dass es wichtig ist und dass sie es meinten :D

Grüße ♥ Rose
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Bernd Robker

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #43 am: 18. April 2013, 17:17:04 »
Dazu hätte ich auch noch eine Frage an dich. Wie meinen sie, dass man innehalten soll? Was soll man sich da fragen? Kannst du mir das vielleicht erklären?
Ich meine damit nichts Dramatisches.
Für das Wichtigste halte ich nach wie vor das Schreiben. Wenn man sich verbessen möchte, muss man schreiben, schreiben, schreiben.
Wenn jemand Marathon laufen möchte, muss er laufen, laufen, laufen.  ;) Dadurch bekommt er Kondition, der Körper stellt sich auf das Laufen ein und die Bewegungsabläufe werden immer mehr zu Routine, bis er einen eigenen Rhythmus hat und die Bewegungen leicht und rund werden.
Unser Marathonläufer läuft also und läuft und läuft.
Irgendwann schlägt er eine Sportzeitschrift auf und liest einen Artikel über einen neuen Sportschuh mit besonderer Sohle. Der Artikel ist sehr positiv, der Schuh führe dazu, dass man als Marathonläufer später ermüde. Er geht in eine Sportgeschäft und probiert den Schuh an. Vielleicht nimmt er ihn, vielleicht auch nicht. In jedem Fall trifft er eine bewusste Entscheidung. Er hat die Erfahrung von vielen Läufen, er kann nach einer kurzen Testphase beurteilen, ob ihm der Schuh etwas bringt oder nicht.
Diesem Lesen in einer Sportzeitschrift und dem Anprobieren des Schuhs entspricht bei einem Schriftsteller die Lektüre eines Schreibratgebers und das Absolvieren der darin vorgeschlagenen Übungen. Einige davon werden dem Schreiber etwas bringen, andere Sachen wird er für sich verwerfen. Er kann diese Sachen aber erst beurteilen, wenn er selbst mal etwas geschrieben hat.
Du hast Dich in einem Schreibforum registriert. Das ist auch so ein "Innehalten". Du schreibst ja keinen literarischen Text, wenn Du hier am Forengeschehen teilnimmst, sondern Du diskutierst über das Schreiben. Du hältst inne, trittst einen Schritt zurück und denkst über das Schreiben nach. Einige Sachen, von denen Du hier erfährst, werden Dir plausibel erscheinen, andere passen nicht auf Deine Situation.
Auch das bewusste Lesen von Büchern ist ein solches Innehalten. Bestimmt hast Du ein Buch, dass Dir sehr gut gefällt. Wenn Du Dir die Frage stellst: "Warum gefällt mir das eigentlich?", dann hältst Du inne. Wenn Du eine Vermutung hast, warum das Buch so gut ist, dann kannst Du direkt prüfen, ob Du dieses Element in Deinen eigenen Texten auch verwendest. Ein Tipp: Wenn Du auf diese zweite Frage mit "ja" antwortest, hast Du wahrscheinlich gemogelt.  ;) Vermutlich wird Deinen Texten etwas fehlen, damit sie so gut werden wie Dein Lieblingsbuch. Irgend etwas ist da, und wenn Du herausfindest, was das ist, dann kannst Du Deinen eigenen Text umschreiben oder es beim nächsten berücksichtigen.
Das ist am Anfang sehr schwierig, weil man sich in einem Roman leicht verliert. Ein guter Einstieg, der auch recht flott zu machen ist, ist das Lesen von ersten Sätzen. Nimm ein paar gute Bücher aus dem Regal und schreib jeweils den ersten Satz ab. Wenn sie alle untereinander stehen, überlege dir, welcher der packendste ist. Sind sie vielleicht unterschiedlich, weil die Bücher so unterschiedlich sind? Ein Thriller muss anders beginnen als eine Romanze. Welcher hätte die beste Wirkung für eine Geschichte, wie Du sie gerade schreibst? Ist Dein eigener Eröffnungssatz so ähnlich? Wenn nicht, warum nicht? Wäre er besser, wenn Du ihn so ähnlich aufbauen würdest wie den aus dem guten Buch?
Das Schwierigste in dieser Richtung ist die kritische Lektüre eines eigenen Textes, den man gerade beendet hat. Da man wenig Abstand hat, kann man die Fehler und Schwächen kaum erkennen. Aber da muss man hinkommen, wenn man veröffentlichen will. Man muss den eigenen Text verbessern können, damit er so gut wird, dass ein Verlag ihn nimmt. Erst mal nur die Leseprobe, später das ganze Manuskript. Verbessern kann man aber nur das, bei dem man die Schwächen sieht. Weil das so schwierig ist, haben viele Autoren Testleser, die einen frischen Blick auf einen Text werfen können.

Summa summarum:
Schreiben, schreiben, schreiben. Und ab und zu nachdenken, was man da eigentlich macht.

Offline Jayda-Rose

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Re: [April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik
« Antwort #44 am: 18. April 2013, 17:35:05 »
Jetzt verstehe ich das, danke!
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass zum "innehalten" auch da Forum gehören kann.
Aber, da musst du wohl recht haben. Seit ich im Forum bin, schreibe ich kontinuierlich.
Vorher kam mir mein Text immer zu schlecht vor. Da wird wohl was dran sein...

Meine eigenen Fehler zu erkennen, fällt mir schwer. Von einigen Testlesern habe ich auch schon das ein oder andere gute Feedback bekommen, dass mich auf Schwächen hingewiesen hat.
Kannst du deine Fehler selber gut erkennen? Oder brauchst du dazu Testleser?

Grüße ♥ Rose
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