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[April 2013] Bernd Robker / Bernard Craw / Robert Corvus - Phantastik

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Schattenfeuer:
Wird bestimmt lustig! ;)

Bernd Robker:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, diesen Monat bei Euch zu Gast zu sein.
Ich bin vierzig Jahre alt und lebe in Köln. In der Schule hatte ich Deutsch und Geschichte als Leistungsfächer, aber dann habe ich etwas ganz anderes studiert, nämlich Wirtschaftsinformatik. Mit meinem Diplom in der Tasche wurde ich erst Unternehmensberater, später Projektleiter. Zum 31. Dezember 2012 habe ich einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, sodass ich derzeit keinen anderen Beruf ausübe als die Schriftstellerei. Ich habe noch nicht entschieden, ob das so bleiben soll, oder ob ich lieber wieder nebenberuflich schreiben möchte.
In der Schule waren Aufsätze meine Lieblings-Hausaufgabe. Die erste Geschichte, die ich hauptsächlich deswegen verfasst habe, damit andere sie lesen, entstand, als ich sechzehn Jahre alt war. Meine Texte veröffentlichte ich anfangs im nichtkommerziellen Bereich, später kamen Beiträge in Anthologien dazu. Seit 2005 schreibe ich primär Romane, inzwischen haben es zwölf Stück auf den Buchmarkt geschafft. Geschrieben habe ich aber noch mehr, auf meiner Festplatte schlummern also noch einige Manuskripte, dazu Exposés und Ideen. Nicht alle davon gehören zu den Bereichen Fantasy und Science Fiction - ich lese so ziemlich alles, was ich in die Finger bekomme, und probiere auch beim Schreiben gern Neues aus. Allerdings wird auch bei mir mehr abgelehnt als angenommen. Dafür schreibe ich allerdings recht flott, im Schnitt 25 Seiten pro Tag, wenn ich mitten in einer Schreibphase bin. Ich habe einen halben Regalmeter mit Schreibratgebern gefüllt. Aus jedem habe ich etwas gelernt, auch wenn ich mit keinem vollkommen einverstanden bin.
Meine Romane sind bei vier Verlagen erschienen und ich durfte dabei mit sechs Lektoren zusammenarbeiten. Für die sechsteilige Romanreihe Die Türme von Taladur war ich Fachlektor. Einer meiner Romanzyklen wurde in einer Hörbuchversion umgesetzt. Ich gestalte meine eigenen Homepages, habe einen Literaturagenten, mache gern Lesungen und besuche ohnehin gern Veranstaltungen, die etwas mit Literatur, Fantasy oder Science Fiction zu tun haben. Ich war in einigen Schreibgruppen, aber nie lange. Gemeinsam mit meinem Agenten habe ich einige Verlage besucht und bin noch immer überrascht, wie klein diese Branche ist - im Bereich Fantasy, noch mehr bei der Science Fiction, kennt in Deutschland jeder jeden.
Ich hoffe, aus diesem Elaborat könnt Ihr ersehen, zu welchen Themen ich eventuell kluge Sachen beitragen kann. Jetzt bin ich gespannt auf Eure Fragen!

Bernd

Schattenfeuer:
Hallo Herr Robker! 
Vorab vielen dank, dass sich zeit für "Buchmensch des Monats" nehmen.
Ich habe natürlich aber auch eine Menge an sie Fragen los zu werden:

Im Phantastik bereich sind sie nun ja schon ziemlich erfolgreich, können sie sich auch eines Tages vorstellen etwas nicht Phantastisches zu schreiben?
 
25 Seiten pro Tag, das ja ziemlich viel, bleibt denn da noch Zeit für andere Hobbys und Freizeitaktivitäten?

Gibt es Zeiten, in denen sie das Gefühl haben, dass es beim Schreiben nicht gut läuft? Was machen Sie dann, um sich zu überwinden und zu motivieren?

Hören Sie beim Schreiben Musik oder brauchen Sie absolute Ruhe?

Haben sie eine bestimmte Tageszeit in der sie besonders Kreativ sind?

Gibt es etwas, dass sie jungen, aufstrebenden Autoren mit auf den weg geben möchten?

Was macht ihnen an ihrem Beruf am meisten spaß?

Nun ich will sie nicht mit noch mehr fragen überhäufen.
Ich denke von mir ist das erst einmal genug für den anfang. ;)
Ihr Roman "Feind" hat mir übrigens sehr gut gefallen.
Ich freue mich auf Antworten!  :)

Bernd Robker:

--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Im Phantastik bereich sind sie nun ja schon ziemlich erfolgreich, können sie sich auch eines Tages vorstellen etwas nicht Phantastisches zu schreiben?
--- Ende Zitat ---
Das habe ich bereits.
Ich habe eineinhalb Sachbücher veröffentlicht, nämlich gemeinsam mit einem Kommilitonen, der inzwischen Professor ist, Betriebswirtschaftliche Formeln, Schemata und Tabellen (eine Formelsammlung, die er ab der zweiten Auflage allein weiterentwickelt) und Bei Regen und bei Sonnenschein, einen Bericht über eine Weltreise, die ich 2004 unternommen habe.
Mit Raubtiere habe ich einen kurzen Roman auf der Festplatte, der keine fantastischen Elemente hat.
Einige meine Kurzgeschichten sind ebenfalls nicht fantastisch, und es gibt einige Exposés oder Romanideen ohne fanastische Elemente, zum Beispiel für historische Romane (ich bin in Zentralemerika auf gut zwei Dutzend Maya-Pyramiden herumgeklettert, diese Kultur lässt mich seitdem nicht mehr los).
Also: Mein Schwerpunkt sind sicher Science Fiction und Fantasy, aber letztlich kommt es immer darauf an, ob mich eine Geschichte fasziniert. Wenn diese Geschichte dann einen Troll, einen Vampir oder einen Schattenherrn braucht, dann bekommt sie einen. Wenn nicht - dann nicht.
 

--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---25 Seiten pro Tag, das ja ziemlich viel, bleibt denn da noch Zeit für andere Hobbys und Freizeitaktivitäten?
--- Ende Zitat ---
Nein, wenn ich in einer Schreibphase bin, hängt an meiner Tür ein Schild mit der Aufschrift: "Vorübergehend verstorben".
Wenn ich allerdings nicht gerade in einer Schreibphase bin, gehe ich gern tanzen (Standard, Latein und Tango Argentino) und ins Kino.
Ich lebe generell "in Schüben", das heißt: Ich mache Sachen über längere oder kürzere Perioden hinweg sehr intensiv und dann wieder gar nicht. Das ist bei der Schriftstellerei auch recht gut möglich, weil es etwas völlig anderes ist, wenn man eine Rohfassung schreibt, ein Manuskript überarbeitet oder sich auf eine Buchmesse vorbereitet.


--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Gibt es Zeiten, in denen sie das Gefühl haben, dass es beim Schreiben nicht gut läuft? Was machen Sie dann, um sich zu überwinden und zu motivieren?
--- Ende Zitat ---
Es klingt wahrscheinlich etwas ulkig, aber die Wahrheit ist: Ich werde sauer auf mich. Wenn ich finde, ich hätte schreiben sollen und habe es nicht getan, schimpfe ich mich in Gedanken aus. Irgendwann kann ich das Gemecker nicht mehr hören, setze mich hin und schreibe. Wenn ich einmal angefangen bin, habe ich das Problem nicht mehr. An einem schlechten Tag habe ich dann mal nur 5 Seiten geschafft, aber auch so kommt man vorwärts, und an einem normalen Tag werden es die genannten 25 Seiten.


--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Hören Sie beim Schreiben Musik oder brauchen Sie absolute Ruhe?
--- Ende Zitat ---
Am liebsten schreibe ich mit aufgesetztem Kopfhörer. Meistens gibt es eine Handvoll Musikstücke, die in mir die Stimmung erzeugen, die ich bei einem bestimmten Roman haben möchte. Die höre ich dann in Endlosschleife. Je besser es läuft, desto lauter ist in der Regel die Musik. Ich habe da einen Lautstärkeregler, der von 0 bis 100 geht. Den Schreibtag beginne ich in der Regel bei 25. Bei den Tagen, bei denen ich die 100 erreiche, übersteige ich in der Regel auch die 30-Seiten-Marke.
Übrigens schreibe ich auch umso besser, je schneller ich schreibe. Die Passagen, die ich am flottesten schreibe, sind zugleich diejenigen, bei denen das Lektorat am wenigsten Korrekturwünsche hat.


--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Haben sie eine bestimmte Tageszeit in der sie besonders Kreativ sind?
--- Ende Zitat ---
Ich habe zwei "Höhepunkte". Den ersten direkt nach dem Aufstehen (zwischen 7 und 8 Uhr) und mittags, den zweiten von 16:00 - 21:00 Uhr.


--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Gibt es etwas, dass sie jungen, aufstrebenden Autoren mit auf den weg geben möchten?
--- Ende Zitat ---
Das kann ich so allgemein nicht beantworten, weil es darauf ankommt, wohin dieser Weg führen soll, also welches (Zwischen-)Ziel der junge, aufstrebende Autor erreichen möchte.
Ein paar Sachen, die vermutlich auf viele Lebenssituationen passen, sind aber in jedem Fall richtig:
"Sei ehrlich zu dir selbst." - Wenn Sie reich und berühmt werden wollen, dann stehen Sie dazu und reden Sie sich nicht ein, dass Sie "nur für sich schreiben wollen". Genauso umgekehrt - wenn Ihnen die Vorstellung unangenehm ist, dass fremde Leute Ihre Texte lesen, dann lassen Sie sich nicht von Ihren Freunden überreden, sie irgendwo einzuschicken. Seien Sie auch ehrlich mit Ihren Texten. Wenn sie Schrott sind, dann sind sie Schrott - auch, wenn Sie selbst den Fehler vielleicht (noch) nicht finden. Aber reden Sie nicht Ihre eigenen Texte schlecht, nur weil Sie glauben, sich dadurch in einer Schreibgruppe Sympathiepunkte zu erwerben.
"Beharrlichkeit und Disziplin zahlen sich aus." - Es gibt unheimlich viele Leute, die gern Tennisprofi wären und in Wimbledon auf dem Rasen stünden. Aber es gibt unheimlich wenige Leute, die das Trainingspensum absolvieren können, das notwendig ist, um dorthin zu kommen. Bei Schriftstellern ist das ähnlich.
 

--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Was macht ihnen an ihrem Beruf am meisten spaß?
--- Ende Zitat ---
Das Schreiben an sich mag ich nicht besonders. Nur sehr selten habe ich Freude daran, vermutlich deswegen möchte ich die Schreibphasen auch schnell hinter mich bringen. Letztlich ist es eine öde Tätigkeit: Man sitzt allein irgendwo herum und niemanden interessiert's.
Was diesen Ärger wieder aufwiegt, ist der erste Korrekturgang. Die Rohfassung der Geschichte ist fertig, ich habe sie für mich ganz allein, kann sie in einem Zug durchlesen und damit machen, was immer ich will. Das ist der Lohn der Mühen.
Mit weitem Abstand auf Platz Zwei folgt das Auspacken von Belegexemplaren.


--- Zitat von: Schattenfeuer am 01. April 2013, 11:29:54 ---Ihr Roman "Feind" hat mir übrigens sehr gut gefallen.

--- Ende Zitat ---
Das freut mich.  :D

Jayda-Rose:
Hallo herr Robker :)
es freut mich wirklich sehr, endlich mal selbst einen "Buchmensch des Monats" kennenzulernen.
Ich möchte natürlich auch ein paar Fragen loswerden:

 Lesen auch im gleichen Genre, wie sie schreiben?

 Gibt es Phasen, indenen sie die halbfertige Geschichte einfach nicht mehr interessiert und sie das ganze Buch einfach langweilig finden? Wenn ja, was machen sie dann?

 Diese Frage bezieht sich jetzt eher, auf den Teil, nachem ein Buch angenommen wurde. Was passiert dann? Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Bekommt man einen Lektorat zugeteilt? Wie steht es mit der Kommunikation mit dem Verlag? Mit wem arbeitet man alles?

 Tut mir leid... einen schritt zurück :) Wie genau war das Gefühl, als sie die Zusage zu ihrem ersten Roman bekommen haben?

Ich hoffe, dasss wird jetzt nicht zu viel Schreibarbeit :D Ich freue mich schon auf die Antworten :)
Grüße, Rose

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