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[Februar 2012] Thomas Plischke - Fantasyautor

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Gneis:
Eine Gruppe von Schreiblingen hat jetzt eine Facebookseite gegründet http://www.facebook.com/feathergames , auf der wir andere Autoren interviewen wollen. Würden Sie sich von einem unserer Teammitglieder interviewen lassen (via Facebook oder E-mail)? Auf diese Weise werden die Antworten auch unserer Fangemeinde zugänglich gemacht  :). Wahrscheinlich werden sich einige der Fragen mit den auf Phantastur bereits gestellten überschneiden, aber das macht ihnen hoffentlich nichts aus.

Janika:
Entschuldigen Sie, Herr Plischke, momentan ist hier irgendwie kaum etwas los. Ich gehöre mit zum Feathergames-Team, den Phantastauranern unter uns ist das auch schon schmerzlich aufgefallen ...  :-\

Auch, wenn die Fragen im Interview ebenfalls vorkommen, falls sie Ja sagen, hier doch mal meine Lieblingsfragen ;)

Was Sie inspiriert, haben sie ja bereits beantwortet, aber was inspirierte Sie dazu, mit dem Schreiben überhaupt erst anzufangen?

Wie schätzen Sie die Chancen für jugendliche Schreiberlinge ein, bei einem Verlag überhaupt erst ernstgenommen zu werden, und wissen sie vielleicht Verlage, bei denen man mit erwachsenen Autoren auf Augenhöhe betrachtet wird?

Hilft Ihnen jemand beim Schreiben, hört sich zum Beispiel Probleme oder Situationen an?

Was halten Sie, gerade bei Jugendlichen, vom Selbstverlag, geht das Werk da wegen der höheren Kosten und dem "Ansehen" von BoD, epubli und Co nicht neben Verlagsbüchern unter?

Ich freue mich auch Antworten!
LG Janika

Thomas Plischke:
Hallo Gneis und Janika,

toll, dass ihr euch meldet. Natürlich würde ich auch für ein separates Interview an anderer Stelle zur Verfügung stehen. Schickt mir doch einfach die Fragen per E-Mail an thomas (at) im-plischke.de

Untenstehend aber erst mal die nächsten Antworten! Und selbstverständlich könnt ihr und andere Interessierte auch hier weitere Fragen stellen (und insbesondere gerne auch Nachfragen, falls ich mich mal zu unklar ausdrücken sollte).

Beste Grüße, Thomas Plischke

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 Was inspirierte Sie dazu, mit dem Schreiben überhaupt erst anzufangen?

TP: Einer der zentralen Auslöser war für mich der schlichte Gedanke: "Das würde ich anders machen." Bevor ich wirklich schreiben konnte, habe ich schon mit großer Begeisterung Comics gelesen und diese dann gerne auch unter Einsatz von Filzstiften ganz dreist nach meinem eigenen Geschmack abgewandelt (man könnte vielleicht auch von verschandelt sprechen): Der glatzköpfige Professor X aus den X-Men-Comics bekam von mir prinzipiell volles Haupthaar verpasst, und Kämpfe wurden mit reichlich Blut aufgepeppt. Frisuren und dieser hohe Realismusanspruch in Sachen Gewalt (hüstel) waren nur zwei Aspekte dieses frühen "Andersmachens". Und so erfand ich dann bald Geschichten, die sich in größere Universen (wie etwa das von John Sinclair) einfügten - heutzutage nennt man das wohl Fanfiction. Daraus wurden dann schließlich irgendwann ganz eigene Geschichten.
Heute ist es ab und zu auch ein vollkommen anderer Auslöser, der mich zum Schreiben treibt: Manche Ideen bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf (oder aus dem Herzen). Sie setzen sich regelrecht in einem fest und lassen einen nicht mehr los - und früher oder später muss man sie zu Papier bringen.

Wie schätzen Sie die Chancen für jugendliche Schreiberlinge ein, bei einem Verlag überhaupt erst ernstgenommen zu werden, und wissen sie vielleicht Verlage, bei denen man mit erwachsenen Autoren auf Augenhöhe betrachtet wird?

TP: Ehrlich gesagt sind die Chancen, auf Anhieb bei einem Verlag zu landen, nicht sehr groß - doch das gilt nicht nur für jugendliche, sondern auch für erwachsene Autoren. Außerdem kann kein Verlag einen Jugendlichen exakt genauso behandeln wie einen Erwachsenen, und das hat einen verblüffend einfachen Grund: Bei Jugendlichen haben immer die Eltern über etwaige Verträge mitzuentscheiden, und das ist nun einmal eine Komplikation, die man als Verlag bei Verhandlungen mit Erwachsenen nicht hat. Es gibt natürlich absolute Ausnahmephänomene wie Jenny Mai-Nuyen oder Christopher Paolini, aber mir persönlich wäre es viel zu unsicher, auf eine solche Ausnahme zu hoffen - da sind wir dann fast schon wieder beim Lotto-Gewinn.
Sehr viel realistischer ist, dass man in den Twens seine erste Veröffentlichung hat. Ich habe drei Jahre lang auf meine erste Veröffentlichung im Publikumsverlag hingearbeitet und hatte ganz viel Glück. Wer wirklich etwas veröffentlichen will, sollte also jede Menge Geduld mitbringen.

Hilft Ihnen jemand beim Schreiben, hört sich zum Beispiel Probleme oder Situationen an?

TP: Ja, ich habe seit einigen Jahren einen Co-Autor, mit dem ich alle meine Projekte genau durchplane und bespreche, der sich zusammen mit meinem Agenten um die Verlagskontakte kümmert und der alle meine Texte vorlektoriert.
Ein solches Gegenüber, das sich mit Büchern und dem Schreiben auskennt, zugleich aber auch bereit ist, viel Arbeit zu übernehmen, ist übrigens unglaublich hilfreich und wertvoll, aber auch sehr schwer zu finden.
Ich habe noch dazu einen Agenten, der mich bei Vertragsverhandlungen berät und mir im Vorfeld von Projekten mit Rat und Tat zur Seite steht. Heutzutage ist ein seriöser Agent der Schlüssel zur Veröffentlichung im Publikumsverlag - und daher sollte das erste Ziel als angehender Autor sein, einen guten Agenten zu finden, der zu einem passt.

Was halten Sie, gerade bei Jugendlichen, vom Selbstverlag, geht das Werk da wegen der höheren Kosten und dem "Ansehen" von BoD, epubli und Co nicht neben Verlagsbüchern unter?

TP: Davon halte ich nichts, weder bei Erwachsenen noch bei Jugendlichen. Publikationen im Eigenverlag sind fast immer nur Geldfresser, und sie verschlingen gewissermaßen außerdem noch Texte, die man anschließend nicht mehr sinnvoll bei einem etablierten Verlag unterbringen kann. Eine solche Veröffentlichung geht zwangsläufig unter und kostet in der Produktion sehr viel Geld.
Das ist zwar nicht ganz so schlimm und teuer wie ein Druckkosten-Zuschuss-Verlag, der einem horrende Kosten in Rechnung stellt, aber für die Autorenkarriere bringt eine solche Publikation eher wenig und wird von Verlagen vielleicht sogar kritisch gesehen (nach dem Motto: "Der Text war so schlecht, dass er nur im Eigenverlag unterkommen konnte" - und das ungeachtet der tatsächlichen Qualität).
BoD (oder ähnliche Dienstleister) halte ich allerdings für eine sinnvolle Option, wenn man sein Buch vor allem an Freunde und Bekannte verteilen, aber nicht anderweitig veröffentlichen möchte.

Yanosch W.:
Hallo Herr Plischke.

Da mir Ihr Name bekannt vorkam, habe ich gleich mal den Bücherschrank meines Bruders gefilzt, und tatsächlich Ihren Zwergenroman dort gefunden. So ein Zufall. Zu meiner Schande muss ich aber gestehen, den Roman selber noch nicht gelesen zu haben. Nichts deso trotz habe ich auch noch eine kleine Frage an Sie:

Mich als Außenstehenden interessiert ziemlich, ob Sie die Themen, über die Sie schreiben, frei aussuchen, oder ob Sie diese von Verlagen vorgegeben bekommen. Wählen Sie Ihre Themen nach Interesse aus, oder eher danach, wie erfolgsversprechend sie sind?

Mit freundlichen Grüßen, Yanosch

Thomas Plischke:
Hallo Yanosch,

freut mich ja zu hören, dass eines meiner Bücher bei euch aufgetaucht ist. Grüß doch Deinen Bruder mal von mir ;-) Mein bekanntestes Buch neben den "Zerrissenen Reichen" (zu denen auch "Die Zwerge von Amboss" gehören) ist aber übrigens "Die Zombies". Darüber stolpert also vielleicht auch der eine oder andere.

Nun aber zu Deiner Frage. Ich teile sie der Übersichtlichkeit wegen in zwei Teile auf. Meine Antworten findest Du untenstehend!

Beste Grüße
Thomas Plischke

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 Mich als Außenstehenden interessiert ziemlich, ob Sie die Themen, über die Sie schreiben, frei aussuchen, oder ob Sie diese von Verlagen vorgegeben bekommen.

TP: Das ist unterschiedlich. In den meisten Fällen überlege ich mir ein Konzept, das ich dann ausarbeite und an meinen Agenten weitergebe. Der Agent überlegt sich anschließend, bei welchem Verlag oder welchen Verlagen das Konzept am sinnvollsten aufgehoben wäre. Wenn mir die Auswahl der Verlage zusagt, gebe ich dem Agenten grünes Licht und er bietet das Konzept diesen Verlagen an. Mit ein bisschen Glück interessieren sich einer oder mehrere Verlage für das potenzielle Buch. Entweder kann ich mir dann einen Verlag aussuchen oder ich lasse das Projekt "versteigern", d.h., die an der Versteigerung beteiligten Verlage geben Angebote ab, die mich und meinen Agenten davon überzeugen sollen, das Buch bei ihnen zu veröffentlichen. Oft bieten die Verlage bei so einer Versteigerung nicht nur einen höheren Vorschuss, sondern auch bessere Prozente, eine bessere Position im Programm oder mehr Werbung, sodass es auch ganz schön knifflig sein kann, genau abzuwägen, was im Endeffekt das beste Angebot ist. Aber dafür hat man ja auch einen Agenten.
Bei der festen Zusammenarbeit mit einem Verlag (zum Beispiel weil ich ein bestimmtes Genre nur bei einem Verlag machen möchte) biete ich dem Verlag immer direkt ein Konzept an, das dem Verlag entweder gefällt oder eben nicht. Häufig spricht man aber schon vorher mit den Lektoren und weiß daher in etwa, was der betreffende Verlag sich wünscht oder erwartet.
In einigen wenigen Fällen wird man auch direkt von einem Verlag (oder einem anderen Autor) für ein bestimmtes Projekt angesprochen: Zum Beispiel veröffentliche ich in diesem Sommer einen Roman in Markus Heitz' Justifiers-Universum ("Autopilot" heißt das gute Stück). Markus hat meinen Co-Autor und mich schon vor einer ganzen Weile angesprochen, ob wir da mitmachen wollen - und wir haben sehr gerne zugesagt. Aber dieses Angesprochenwerden ist wirklich der seltenere Fall, nur bei Kurzgeschichten und kürzeren Beiträgen für andere Bücher ist das üblich.

Wählen Sie Ihre Themen nach Interesse aus, oder eher danach, wie erfolgsversprechend sie sind?

TP: Von beidem ein bisschen: Wir haben neulich mal nachgeschaut und festgestellt, dass auf unseren Computern noch zwischen 30 und 40 Ideen herumliegen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht weiter angefasst wurden und unterschiedlich weit gediehen. Bei manchen fehlte uns der letzte Kniff für die Idee, bei anderen gehen wir davon aus, dass sich einfach zu wenig Leser finden würden - und bei allen gab es gleichzeitig andere Themen, die uns einfach mehr gereizt haben oder schlichtweg interessanter waren.
Als hauptberuflicher Autor kann man nicht einfach drauflos schreiben und davon ausgehen, dass sich schon irgendwie irgendwo irgendwelche Leser für das fertige Buch finden werden. Man muss ein bisschen überlegen, welches Projekt sich bei einem Verlag unterbringen lässt, denn in ein Buch stecke ich ungefähr drei bis sechs Monate Arbeit - sprich, ich muss also auch genug Geld damit verdienen, um die nächsten drei bis sechs Monate, in denen ich das nächste Buch mache, meine Brötchen kaufen zu können. Würde sich ein Buch als völlig unverkäuflich erweisen, wäre das natürlich ein mittelschweres Desaster (zum Glück ist das aber bei mir auch noch nie vorgekommen).
Zugleich muss man aber natürlich auch hinter seinen Büchern stehen können, denn nur dann kann man auch ein halbes Jahr mit dem Verfassen des Textes zubringen, ohne die Lust zu verlieren. Zumindest ich könnte also kein Buch schreiben, das mir völlig wesensfremd ist - und ich würde das auch niemandem empfehlen.

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